Wir schwimmen in einem Meer von Lügen

von Alfred de Zayas -- Übernommen von counterpunch.org und übersetzt mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Im Juni 1971, auf dem Höhe­punkt des Viet­nam­kriegs, ver­öf­fent­lich­te Dr. Dani­el Ells­berg in der New York Times und der Washing­ton Post die so genann­ten “Pen­ta­gon Papers”.

Ells­berg war ein Mili­tär­be­ra­ter der US-Regie­rung (als sol­cher lang­jäh­rig für den Thinktank Rand Cor­po­ra­ti­on tätig) und Pro­fes­sor am Mas­sa­chu­setts Insti­tu­te of Technology.

Die „Pen­ta­gon Papers“ beinhal­ten 47 Bän­de ver­trau­li­cher Unter­la­gen, die etwa 7000 Sei­ten gehei­mer Regie­rungs­be­rich­te umfas­sen. Hier­in wird die Ver­wick­lung der USA in “schmut­zi­ge Tricks” und ille­ga­le Aktio­nen unter den Prä­si­den­ten Tru­man, Eisen­hower, Ken­ne­dy, John­son und Nixon dokumentiert.

Die Doku­men­te beleg­ten, daß die­se in ihren Amts­zei­ten auf­ein­an­der­fol­gen­den US-Prä­si­den­ten das ame­ri­ka­ni­sche Volk belo­gen hat­ten, daß Des­in­for­ma­ti­ons­kam­pa­gnen orga­ni­siert, “Fake News” ver­brei­tet und von den jewei­li­gen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­tern gefälsch­te Berich­te her­aus­ge­ge­ben wor­den waren.

Wie ein Redak­teur der New York Times schrieb,

hat­te die John­son-Regie­rung nicht nur die Öffent­lich­keit, son­dern auch den Kon­greß sys­te­ma­tisch über ein The­ma von über­ge­ord­ne­tem natio­na­len Inter­es­se belogen.

Die logi­schen Aus­wir­kun­gen der Pen­ta­gon Papers wur­den dem dama­li­gen Prä­si­den­ten Richard Nixon von sei­nem Stabs­chef H.R. Hal­de­man kurz und bün­dig dar­ge­legt. Im End­ef­fekt wür­de das ame­ri­ka­ni­sche Volk durch sol­che Ent­hül­lun­gen das Gefühl bekom­men wür­de, daß

man der Regie­rung nicht trau­en kann; man kann nicht glau­ben, was sie sagt; und man kann sich nicht auf ihr Urteils­ver­mö­gen ver­las­sen; … das unaus­ge­spro­che­ne Ver­trau­en in die Unfehl­bar­keit von Prä­si­den­ten, das in Ame­ri­ka eine vor­herrsch­te, wird dadurch schwer ver­letzt, weil es zeigt, daß … der Prä­si­dent im Unrecht sein kann.

Dar­auf­hin bean­trag­te Nixon eine einst­wei­li­ge Ver­fü­gung, um die wei­te­re Ver­öf­fent­li­chung zu ver­hin­dern, ver­lor den Fall jedoch vor dem Obers­ten Gerichts­hof der USA, der mit sechs zu drei Stim­men ent­schied, daß die Ver­öf­fent­li­chung recht­mä­ßig sei, da die Pres­se­frei­heit eine der “moder­nen Säu­len” der Rech­te des Ers­ten Ver­fas­sungs­zu­sat­zes sei.

Im Nach­hin­ein erken­nen wir, daß Dr. Ells­berg ethisch kor­rekt gehan­delt und dem ame­ri­ka­ni­schen Volk einen Dienst erwie­sen hat, indem er Ver­bre­chen auf­deck­te, die in unse­rem Namen began­gen wur­den, die aber von den nach­fol­gen­den Regie­run­gen ver­tuscht oder geleug­net wur­den. Wie Dr. Ells­berg sag­te, als er sich am 28. Juni 1971 dem US-Bezirks­ge­richt für den Bezirk Mas­sa­chu­setts stellte,

war mir, als ame­ri­ka­ni­schem Bür­ger, als ver­ant­wor­tungs­be­wuß­tem Bür­ger, klar, daß ich die­se Infor­ma­tio­nen vor der ame­ri­ka­ni­schen Öffent­lich­keit nicht län­ger ver­ber­gen konn­te. Ich habe dies ein­deu­tig auf eige­ne Gefahr hin getan und bin bereit, für alle Kon­se­quen­zen die­ser Ent­schei­dung einzustehen.

Wie ich selbst in einem Buch über Geheim­hal­tung in der Regie­rung geschrie­ben habe, ermög­licht Geheim­hal­tung Ver­bre­chen und erleich­tert Geschichtsklitterung.

Ells­berg wur­de unter dem archai­schen Espio­na­ge Act (1917, erlas­sen nach dem Ein­tritt der USA in den Ers­ten Welt­krieg) wegen Spio­na­ge, Dieb­stahls und Ver­schwö­rung ange­klagt, was 115 Jah­re Gefäng­nis hät­te bedeu­ten kön­nen. Wäh­rend sei­nes Pro­zes­ses im Jahr 1973 ver­such­te Ells­berg, sei­ne Hand­lun­gen zu erklä­ren: Die Doku­men­te sei­en unrecht­mä­ßig als geheim ein­ge­stuft wur­den, und zwar nicht, um sie vor einem feind­li­chen Zugriff, son­dern vor dem der ame­ri­ka­ni­schen Öffent­lich­keit zu schüt­zen. Das Gericht erklär­te die­ses Begrün­dung jedoch für “irrele­vant” und Ells­berg wur­de zum Schwei­gen gebracht, bevor er über­haupt damit begin­nen konn­te, sich zu verteidigen.

2014 schrieb Ells­berg in The Guar­di­an, daß sein

Anwalt ver­är­gert sag­te, er habe noch nie von einem Fall gehört, in dem ein Ange­klag­ter den Geschwo­re­nen nicht sagen durf­te, war­um er tat, was er tat. Der Rich­ter ant­wor­te­te: “Nun, jetzt ken­nen Sie einen”.

Den­noch gelang es Ells­bergs Anwalt, dem Har­vard-Pro­fes­sor Charles Nes­son (bei dem ich selbst übri­gens 1967–68 stu­dier­te), nach­zu­wei­sen, daß die Regie­rung ille­ga­le Abhör­maß­nah­men durch­ge­führt und die Staats­an­walt­schaft der Ver­tei­di­gung ent­schei­den­de Bewei­se vor­ent­hal­ten hatte.

Der Pro­zeß dau­er­te vier Mona­te und ende­te mit der Abwei­sung aller Ankla­ge­punk­te. Dr. Ells­berg wur­de zum berühm­tes­ten Whist­le­b­lower in der Geschich­te der USA, und eini­gen Leu­ten wur­de lang­sam klar, daß der Geheim­hal­tung und dem, was Regie­run­gen tun dür­fen, kla­re Gren­zen gesetzt sei­en. Whist­le­b­lower waren kei­ne Ver­rä­ter, son­dern Bür­ger mit Gewis­sen und staats­bür­ger­li­cher Ver­ant­wor­tung, ech­te Menschenrechtsverteidiger.

Wer heu­te die „Pen­ta­gon Papers“ liest, dürf­te ein “Déjà-vu”-Gefühl haben – aber als ich vor 50 Jah­ren die Berich­te las, emp­fand ich erst Ent­täu­schung über unse­re Regie­rungs­be­am­ten, dann Trau­rig­keit, dann Wut. Mei­ne Ide­al­vor­stel­lung von einer rechts­staat­li­chen Regie­rung, einer Regie­rung, die sich für das Wohl des ame­ri­ka­ni­schen Vol­kes ein­setzt und eine gerech­te Welt schaf­fen will, brach in sich zusammen.

Ob es mir nun gefiel oder nicht, ich muß­te ein­se­hen, daß Per­so­nen, denen ich bis dahin ver­traut hat­te, mich und ganz Ame­ri­ka im Stich gelas­sen hat­ten. Der Krieg in Viet­nam war kein “Bür­ger­krieg”, son­dern eine ein­deu­ti­ge Aggres­si­on der Ver­ei­nig­ten Staa­ten gegen das viet­na­me­si­sche Volk, nicht zu des­sen oder unse­rem Wohl, son­dern zur Befrie­di­gung der Ideo­lo­gen in den ame­ri­ka­ni­schen Denk­fa­bri­ken, des mili­tä­risch-indus­tri­el­len Kom­ple­xes, den Eisen­hower bereits 1961 ver­ur­teilt hat­te, und der­je­ni­gen, die die “Domino”-Theorie erfun­den hatten.

Die Lügen und Des­in­for­ma­ti­ons­kam­pa­gnen wur­den von sämt­li­chen Medi­en ver­brei­tet, und vie­le mei­ner Freun­de aus der High School und dem Col­lege hat­ten sich frei­wil­lig gemel­det, um in Viet­nam für die “Demo­kra­tie” zu kämp­fen. Drei mei­ner Freun­de wur­den getö­tet. Sie opfer­ten ihr Leben nicht für “Demo­kra­tie” oder “Gerech­tig­keit”, son­dern für die geo­po­li­ti­schen Illu­sio­nen eini­ger grö­ßen­wahn­sin­ni­ger und fehl­ge­lei­te­ter “Intel­lek­tu­el­ler” in Washington.

Ich fühl­te mich an das Sprich­wort erin­nert:  “Der Weg zur Höl­le ist mit guten Absich­ten gepflastert”.

Spu­len wir nun vor zum „Desert Storm“, dem Krieg gegen den Irak 1991 wegen sei­ner Erobe­rung Kuwaits im Jahr davor, die Sad­dam Hus­sein unter den Auge von US-Beam­ten ange­ord­net hat­te; spu­len wir vor zu den Pro­pa­gan­da­lü­gen, mit denen das ame­ri­ka­ni­sche Volk davon über­zeugt wer­den soll­te, daß Sad­dam ein wei­te­rer Hit­ler sei; den­ken wir an die Bom­bar­die­rung Jugo­sla­wi­ens durch die NATO im Jahr 1999, an die geziel­ten Über­trei­bun­gen bezüg­lich der eth­ni­schen Säu­be­run­gen im Koso­vo, den­ken wir an die Ver­su­che, die nach dem Krieg unter­nom­men wur­den, um die­sen Angriff zu recht­fer­ti­gen.

Ändern Sie die Namen und die Orte, und wir haben ähn­li­che Sze­na­ri­en von Regie­rungs­fehl­ver­hal­ten, Geheim­hal­tung, Ver­tu­schung, Des­in­for­ma­ti­on, gefälsch­ten Berich­ten und Gräu­el­ge­schich­ten wie in den Pen­ta­gon Papers.

Wir kön­nen auf den anhal­ten­den Infor­ma­ti­ons­krieg bli­cken, der dar­auf abzielt, den Anspruch der USA auf die Welt­herr­schaft zu recht­fer­ti­gen, ihn in den Augen des ame­ri­ka­ni­schen Vol­kes zu recht­fer­ti­gen, damit es plau­si­bel erscheint, daß das, was unse­re Regie­rung sagt, wahr ist und das, was die Regie­rung tut, gerecht. Die Bewei­se fin­den sich über­all im Inter­net und in wis­sen­schaft­lich recher­chier­ten Büchern.

Wir müs­sen nur unse­re Augen öff­nen, lesen und mit unse­ren Freun­den dis­ku­tie­ren. Aber zuerst muß es uns wie Schup­pen von den Augen fal­len und wir müs­sen kapie­ren, was das ame­ri­ka­ni­sche Volk 1971 kapiert hat: daß unse­re Regie­rung sys­te­ma­tisch lügt.

Wir haben es mit ähn­li­chen Sze­na­ri­en in unse­ren Krie­gen in Jugo­sla­wi­en und in Afgha­ni­stan zu tun, in Liby­en (2011), in Syri­en (lau­fend), bei den Ereig­nis­sen auf dem Mai­dan im Jahr 2014, auf der Krim und im Don­bass sowie beim Stell­ver­tre­ter­krieg der USA/NATO in der Ukrai­ne seit 2022.

Wir schwim­men in einem Meer von offi­zi­el­len Lügen. Am auf­schluß­reichs­ten ist die Betei­li­gung der USA an der Spren­gung der Nord­stream-Pipe­lines und deren Leugnung.

Aber zurück zur hoch­amt­li­chen Mani­pu­la­ti­on der öffent­li­chen Mei­nung, die in den Pen­ta­gon Papers auf­ge­deckt wur­de. Wie kann es sein, daß wir aus die­sen Ent­hül­lun­gen nichts gelernt haben? Und wie kön­nen wir nach den spek­ta­ku­lä­ren Lügen, die uns unse­re Regie­run­gen über Sad­dam Hus­sein und sei­ne Mas­sen­ver­nich­tungs­waf­fen erzählt haben, nach der unver­hoh­le­nen Lüge vor dem UN-Sicher­heits­rat, nach der Ent­hül­lung von Kriegs­ver­bre­chen und Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit im Irak und in Afgha­ni­stan durch Wiki­leaks noch irgend­et­was glau­ben, was das Außen­mi­nis­te­ri­um oder das Pen­ta­gon uns erzählt?

War­um wol­len vie­le Ame­ri­ka­ner immer noch die unglaub­li­chen Demen­tis des Außen­mi­nis­te­ri­ums und des Pen­ta­gons glau­ben, wenn es um Nord­stream geht? Wor­an liegt es, daß die Main­stream­m­e­di­en heu­te kei­ne Wäch­ter mehr sind, son­dern als Echo­kam­mer für die Regie­rungs­pro­pa­gan­da fun­gie­ren, oder schlim­mer noch, wenn die Medi­en zu Kampf­hun­den wer­den, die die­je­ni­gen ein­schüch­tern und zen­sie­ren, die von der offi­zi­el­len Dar­stel­lung abwei­chen? Was ist in den letz­ten 50 Jah­ren aus der New York Times, der Washing­ton Post und dem Groß­teil der “Qua­li­täts­pres­se” geworden?

Es scheint, als habe nur die US-Regie­rung aus den Pen­ta­gon Papers gelernt. Sie haben gelernt, das Risi­ko von Ver­öf­fent­li­chun­gen bes­ser zu kon­trol­lie­ren, Ver­bre­chen bes­ser zu ver­schlei­ern und die Main­stream-Medi­en nicht von der Lei­ne zu lassen.

Das führt dazu, daß ein pro­mi­nen­ter Har­vard-Pro­fes­sor, Jef­frey Sachs, aus der Sen­dung gewor­fen wird, als er der offi­zi­el­len Linie wider­spricht und das Offen­sicht­li­che sagt – daß die USA hin­ter der Spren­gung von Nord­stream stecken.

Obgleich die Ent­hül­lun­gen in den Pen­ta­gon Papers von enor­mer und drin­gen­der Bedeu­tung für unse­re Wahr­neh­mung des Krie­ges in der Ukrai­ne sind, bestimmt die US-Regie­rung die Musik, und die­je­ni­gen, die nicht nach ihrer Pfei­fe tan­zen wol­len, wer­den igno­riert, dif­fa­miert und lächer­lich gemacht.

Dani­el Ells­berg war und ist auf der rich­ti­gen Sei­te der Geschich­te und des gesun­den Men­schen­ver­stan­des, wenn er uns dar­an erin­nert, daß unge­ach­tet des gan­zen Nar­ra­tiv­ma­nage­ments unse­rer Regierung

ein schei­tern­der Krieg genau­so pro­fi­ta­bel ist wie ein gewon­ne­ner … Es ist der alte latei­ni­sche Slo­gan, Cui Bono, wer pro­fi­tiert? … Wir sind schließ­lich kei­ne euro­päi­sche Nati­on und wir haben kei­ne beson­de­re Rol­le in der Euro­päi­schen Uni­on. Aber in der NATO – das ist, wie die Mafia sagt, Cosa Nos­t­ra, unse­re Sache – kon­trol­lie­ren wir die NATO ziem­lich genau, und die NATO gibt uns einen Vor­wand und einen Grund, jetzt enor­me Men­gen an Waf­fen an die ehe­ma­li­gen War­schau­er-Pakt-Staa­ten zu ver­kau­fen … Russ­land ist ein unver­zicht­ba­rer Feind.

Heu­te brau­chen wir mehr denn je eine freie Pres­se, aber wir haben sie nicht. Wir brau­chen Ent­hül­lungs­jour­na­lis­ten wie Sey­mour Hersh, aber sie sind eine fast aus­ge­stor­be­ne Spe­zi­es. Wir brau­chen eine star­ke alter­na­ti­ve Pres­se, die uns die Infor­ma­tio­nen lie­fert, die von der “Qua­li­täts­pres­se” unter­drückt werden.

Wir brau­chen Aka­de­mi­ker mit Mut und intel­lek­tu­el­ler Red­lich­keit wie die Pro­fes­so­ren Nils Mel­zer, John Mears­hei­mer, Jef­frey Sachs, Richard Falk, die genau wis­sen, wel­chen Preis sie ihr Ein­ste­hen für Wahr­heit und Rechts­staat­lich­keit kos­tet. Wir brau­chen Whist­le­b­lower, die genau wis­sen, was bei der Spren­gung der Nord­stream-Pipe­lines pas­siert ist.

Schwei­gen in sol­chen Fäl­len ist nicht ehren­haft. Es bedeu­tet, ter­ro­ris­ti­sche Akti­vi­tä­ten zu ver­tu­schen. Wir brau­chen Doku­men­ta­tio­nen und Hol­ly­wood-Fil­me, die die Öffent­lich­keit dar­über auf­klä­ren, was heu­te geschieht und wie sich das auf die Zukunft nicht nur der Ame­ri­ka­ner, son­dern auch der übri­gen Welt aus­wir­ken wird.

Wir brau­chen einen neu­en 20th Cen­tu­ry Fox-Block­bus­ter wie The Post, mit einer Geschich­te über die Lügen und die Ver­tu­schung im Vor­feld der Krie­ge in Jugo­sla­wi­en, Afgha­ni­stan, Irak, Liby­en, Syri­en und der Ukrai­ne. Wir brau­chen seriö­se Doku­men­tar­fil­me über das “extra­or­di­na­ry rendition”-Programm, über Fol­ter in Abu Ghraib und Guan­ta­na­mo, über die Spren­gung der Nordstream-Pipelines.

Wer wird die Rol­len von Geor­ge W. Bush, Barak Oba­ma, Donald Trump, Joe Biden, Ant­o­ny Blin­ken und Vic­to­ria Nuland spie­len? Wer wird die Rol­len von Juli­an Assan­ge, Edward Snow­den, Chel­sea Man­ning, Jef­frey Ster­ling, John Kiria­kou spielen?

Ich schla­ge kei­nen Film mit einer ein­fa­chen Schwarz­weiß-Hand­lung vor – das Gute gegen das Böse. Ich mei­ne einen Film mit all den kom­ple­xen Zusam­men­hän­gen, die ein Inter­es­sen­aus­gleich erfor­dert, der die Gewis­sens­kri­se von Regie­rungs­be­am­ten ver­deut­licht, die die Wahr­heit der Zweck­mä­ßig­keit opfern, von “Patrio­ten”, die nur “right or wrong – my coun­try” sehen und die nicht in der Lage sind zu ver­ste­hen, daß Patrio­tis­mus auf lan­ge Sicht Wahr­heit und Klug­heit erfordert.

Ein sol­cher Film soll­te die exis­ten­zi­el­le Angst von Whist­le­b­lo­wern spür­bar machen, die gro­ße per­sön­li­che Risi­ken ein­ge­hen – weil sie es müs­sen, weil ihr Gewis­sen sie zum Han­deln zwingt. In die­sem Zusam­men­hang ist es auch wich­tig, die Ver­fol­gung von Juli­an Assan­ge und die Mit­schuld der Medi­en an sei­ner Ver­fol­gung zu the­ma­ti­sie­ren. Ist irgend­et­was von den Grund­satz­ur­tei­len des Obers­ten Gerichts­hofs übrig­ge­blie­ben, die 1971 in der Sache New York Times Co. gegen die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ent­schie­den und im Frei­spruch-Ver­fah­ren für Dani­el Ells­berg 1973?

Zu den Lek­tio­nen, die wir noch ler­nen müs­sen, gehört, daß wir, weil alle Regie­run­gen lügen, man­che mehr, man­che weni­ger, von allen unse­ren gewähl­ten Beam­ten und Insti­tu­tio­nen Trans­pa­renz und Rechen­schafts­pflicht ver­lan­gen müs­sen. Und selbst dann müs­sen wir eine gesun­de Skep­sis gegen­über dem pfle­gen, was wir in den Medi­en lesen.

Wir wis­sen, dass wir schon ein­mal belo­gen wur­den, und wir müs­sen damit rech­nen, auch in Zukunft belo­gen zu wer­den. Wir sind es uns selbst und unse­rer Zivi­li­sa­ti­on schul­dig, wach­sam zu blei­ben, wenn es um die Kor­rup­ti­on bestimm­ter Insti­tu­tio­nen und den all­ge­mei­nen Ver­trau­ens­ver­lust infol­ge von Ver­stö­ßen gegen die Rechts­staat­lich­keit geht.

Wir brau­chen mehr Whist­le­b­lower, nicht weni­ger. Wir brau­chen auch eine Char­ta der Rech­te von Whist­le­b­lo­wern, damit sie nicht län­ger der Ver­fol­gung und bös­ar­ti­gen Straf­ver­fol­gung aus­ge­setzt sind. Wir müs­sen den Mut haben zu begrei­fen, daß die glei­chen Kräf­te, die uns die Kata­stro­phen in Viet­nam und Afgha­ni­stan beschert haben, uns wahr­schein­lich auch in der Ukrai­ne und anders­wo wei­te­re Kata­stro­phen besche­ren werden.

Wir müs­sen ler­nen zu akzep­tie­ren, daß die uni­po­la­re Welt ein Dino­sau­ri­er ist und daß das Über­le­ben der Mensch­heit einen Kom­pro­miß erfor­dert, einen ver­nünf­ti­gen Modus viven­di, der auf der UN-Char­ta beruht und von einem Gefühl der Brü­der­lich­keit in inter­na­tio­na­ler Soli­da­ri­tät getra­gen wird.

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Kommentare (59)

t.gygax

7. März 2023 13:14

Ein sehr guter Artikel. Und ohne weiteres auf Deutschland übertragbar, auch wir leben seit Jahrzehnten unter "der Herrschaft der Lüge"
Es stimmt schon:"Die Wahrheit wird euch frei machen".

Allnichts

7. März 2023 14:13

Als Leser ziehe ich aus dem Text: Nur die USA lügt, vielleicht noch "der Westen", sonst niemand. Nur diese tragen Schuld an Kriegen, sonst niemand. Hersh liegt mit seinem Artikel zu 100 % richtig, es gibt keinerlei Widersprüche darin, seine Theorie ist auch nicht schlecht belegt. Gegen die USA zu sein, das ist ausreichend, eine ernsthafte und umfassende Analyse ist nicht erforderlich, um die Zusammenhänge zu verstehen.
Ich denke, den Lesern der Sezession kann ruhig mehr zugetraut werden als solche offensichtlich einseitigen Darstellungen.

kommentar kubitschek:
Ich weiß nicht, warum Sie so lesen. Es geht in diesem Beitrag um die Infragestellung der moralischen Gloriole des Westens, der soeben "das Böse" zu bekämpfen vorgibt - wie schon so oft in den vergangenen Jahrzehnten. Dabei könnte es doch sein, daß diese Gloriole Kriegspropaganda ist, oder? Darum geht es, alles andere ist Ihre Projektion.

Andreas Walter

7. März 2023 14:22

Was hat Jeffrey Sachs denn gesagt? Autobahn? (kleiner Scherz)
Was Zayas da beschreibt entspricht zu 100% auch meinem Eindruck.
Seine Lösungsansätze halte ich allerdings für naiv und auch nicht alle unbedingt für richtig.

Laurenz

7. März 2023 15:08

Alfred de Zayas begeht denselben Fehler, wie die meisten us amerikanischen Journalisten & Historiker, was eigentlich einem Exil-Kubaner, wie Herrn de Zayas auffallen müßte. Bei allen beginnt die "Bad-Guy-Story" der USA mit dem Vietnam-Krieg, welch bombastische Ignoranz der eigenen, doch relativ kurzen Geschichte gegenüber. Vor Jahren wies ich Jim W. Dean von der klandestinen VT-Butze Veterans today exakt auf dieses Thema hin. Als ich Dean auf alle nennenswerten militärischen US-Konflikte vor den Weltkriegen hinwies, beginnend mit der Invasion von Britisch-Kanada, über den Krieg mit den Babaresken, Mexikanern, Spaniern, Philippinos, Bananen-Staaten, Indianern, Südstaaten, Deutschen, die Bedrohung Japans durch Perry, die Okkupation der Hawaii-Inseln, gab Dean zu, diesen Teil der eigenen Geschichte nie wirklich ernst genommen zu haben. Ich forderte Ihn auf, zu recherchieren, ob sich in der politisch medialen Herangehensweise ein Unterschied zu den Post-Vietnamkrieg-Konflikten finden ließen. Ich verneinte das & Dean kam nie mit einem Gegenbeweis zurück. Die gesamte USA basiert auf dem gewalttätigen, konter-kolonialen Geschäftsmodell seit der Unabhängigkeitserklärung, die sonst nirgendwo im globalen Herrschaftsraum gilt.

das kapital

7. März 2023 15:08

Mit diesem Artikel habt ihr euch selbst übertroffen.Ihr sprecht mir damit ganz und gar aus dem Herzen.Da hier nun "Allnichts" euch und dem Artikel eine Einseitigkeit / Eindimensionalität vorwirft, mal folgende Anmerkungen.Die USA haben im Irak etwa eine Million Tote produziert.Putin hat in der Ukraine derzeit etwa 270.000 Tote zu verantworten.Putin wird dämonisiert. Der us-amerikanische Massenmord im Irak wird vergötzt.Ist ein irakisches oder vietnamesiches Menschenleben weniger wert, als ein russisches oder ukrainisches ?Gilt das Völkerrecht immer nur dann, wenn es amerikanischen imperialistischen Ansprüchen dient, und niemals dann, wenn es dem amerikanischen Massen-mord weltweit im Wege steht ?Warum sind den Amis zur Strafe für den Vietnam und den Irakkrieg keine Pipelines weggesprengt worden ?Warum gibt es deswegen keinen Energieboykott gegen die USA ?Wo bleiben die 10 Sanktionspakete gegen die USA zur Sühne für die ermordeten Iraker und Vietnamesen ?Ist d a s nicht ein bisschen einseitig, dass die Amerikaner den Rest der Welt totschlagen dürfen, aber niemals dafür Buße tun müssen ?

RMH

7. März 2023 15:38

"Es geht in diesem Beitrag um die Infragestellung der moralischen Gloriole des Westens, der soeben "das Böse" zu bekämpfen vorgibt"
Bitte dann versuchen, dass Ding als Flugblatt zu verteilen etc. oder als Live- Hack in die Tagesschau zu streamen. Hier in diesem Debatten- und Leserraum weiß doch wirklich jeder, dass die USA, seitdem sie sich über ihren Kontinent hinaus bewegen (damals nicht ganz freiwillig - das sollte man berücksichtigten, da waren auch andere tatkräftig dabei, um Uncle Sam zu ihrem vermeintlichen Vorteil zu entfesseln), wenn schon, denn schon sagten und dabei ihre eigenen Interessen "first" bedienen. Nichts ernsthaft Neues, aber manche Details in dem Beitrag sind eben auch nicht belastbar/ nachweisbar.
@das kapital,
dünn wird das Eis immer dann, wenn man Gegenseitig aufrechnet und des einen Schweinerei als fast schon Entschuldigung für die Schweinereien des anderen benützt bzw. dessen Schweinereien dann für erklärbar oder bitteschön zu verstehen verlangt. 
Da mach ich - und vermutlich ist @Allnichts Beitrag ähnlich zu verstehen gewesen - nicht mit. Russland vollzieht eine falsche Politik, die mit der falschen Politik der anderen nicht rechtfertig- oder gar relativierbar ist. Aber genau das machen offenbar Sie und so viele eigentlich laufend. Bitte: Mut zur Abstraktion - auch wenn es selbstverständlich Zusammenhänge gibt.

Le Chasseur

7. März 2023 16:11

"Wir wissen, dass wir schon einmal belogen wurden, und wir müssen damit rechnen, auch in Zukunft belogen zu werden."
Wir müssen nicht damit rechen, auch in Zukunft belogen zu werden, nein, wir müssen davon ausgehen, ständig belogen zu werden. Es ist eine einzige, große Lüge.
Oder wie es Roger Köppel in diesem Vortrag sagt: "Gehen Sie immer davon aus, dass das Gegenteil stimmt." https://www.youtube.com/watch?v=r7uhx8hvd0o

Le Chasseur

7. März 2023 16:29

Man lese diesen Artikel über die NATO-Kriegsführung gegen Serbien (vom ersten Tag an) und vergleiche sie dann mit der russischen Kriegsführung in den ersten Monaten des Krieges in der Ukraine: https://www.berliner-zeitung.de/open-source/der-ungesuehnte-chemiekrieg-gegen-serbien-wer-verurteilt-endlich-die-nato-li.165044
Und im nächsten Schritt vergleiche man die Berichterstattung der westlichen Qualitätsmedien über den Jugoslawien-Krieg mit der Berichterstattung derselben Medien über den Ukraine-Krieg. Den Russen wurde unterstellt, was die NATO machte: Gezielt lebensnotwendige zivile Infrastruktur zu zerstören.
Obama ließ während seiner achtjährigen Amtszeit insgesamt rund 100.000 Bomben auf sieben verschiedene Länder abwerfen, das sind im Durchschnitt 34 Bomben pro Tag. Trotzdem gilt er in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch als Friedensengel. Dass es bei diesen Bombardierungen Tausende zivile Opfer gab und nach wie vor gibt - who cares? https://www.spiegel.de/ausland/usa-nahmen-offenbar-systematisch-zivile-opfer-bei-drohnenkrieg-in-kauf-a-fa06deec-917a-4f50-b321-5a13452bceab

Le Chasseur

7. März 2023 16:39

Jeffrey Sachs: "Das gewalttätigste Land der Welt im 19. Jahrhundert war das Vereinigte Königreich. Das gewalttätigste Land der Welt seit 1950 waren die Vereinigten Staaten." https://www.youtube.com/watch?v=qKpw2nDCJaA

Hajo Blaschke

7. März 2023 16:44

Vorerst Mal eine kurze Replik auf @ RMH. Bringen Sie doch einfach Mal ein belastbares Argument für Ihre ständigen Behauptungen, dass Russland eine falsche Politik betreibt. Genau wie @ Allnichts betreiben Sie hier nur argumentfreie Propaganda.

Gustav

7. März 2023 16:57

Wie Frank Zappa einmal sagte: „Politik ist die Unterhaltungsabteilung der Rüstungsindustrie“, allerdings nicht nur auf diese beschränkt. Politik ist das Kasperletheater einer Finanzoligarchie und einer Korpokratie, die sich Politiker „kauft“ (und sie in ihren Denkfabriken ausbildet), um den Anschein einer „demokratischen Teilhabe“ aufrecht zu erhalten. Bevor dieses Fundamentalproblem nicht gelöst ist, hat sämtliches Herumdoktern an den bloßen Symptomen keinen Sinn.

Gustav

7. März 2023 17:38

"einen vernünftigen Modus vivendi, der auf der UN-Charta beruht.."
Die Rockefellers und ihre Partner – ein „Netzwerk“, wenn Sie so wollen – entwarfen die UN, um eine echte globale Governance über die „kleineren Einheiten“ – regionale Blöcke – auszuüben:
Die Vereinten Nationen [sind] die internationale Organisation, die heute die berechtigte Hoffnung hegt, immer mehr Funktionen und immer größere Verantwortung übernehmen zu können. [. . .] Geist und Buchstabe der Charta [. . .] ist mehr als nur ein Lippenbekenntnis zur unverzichtbaren Weltordnung[.] [PfA, S. 33]   Und:
Die UN steht schließlich als Symbol der Weltordnung, die eines Tages errichtet werden wird. [PfA, p. 35]
Die Rockefellers und ihre Partner haben erklärt, wie diese Weltordnung entstehen wird. Der Schlüssel zur globalen Governance, so betonten sie, sei die multilaterale „Regionalisierung“ (eine Behauptung, die das WEF und andere Befürworter der multipolaren Weltordnung später wiederholen würden).
Die multipolare Weltordnung ist nicht neu. Es steht auch nicht im Widerspruch zum sogenannten Great Reset. Beides sind nur zwei weitere Etappen auf dem Weg zum uralten Ziel der Global Governance.
 

das kapital

7. März 2023 17:52

@RMH Die transatlantische Gutmenschenerzählung bestimmt das Narrativ.Das i s t einseitig.Die USA sind genauso mies wie Putin.Sie fügen der Welt und aktuell auch Deutschland mehr Schaden zu als Russland.Gorbatschow hat den Kalten Krieg beendet und dem Westen ein echtes und ernstzunehmendes Friedens- und Kooperationsangebot gemacht.Er hat freiwillig und ohne Blutvergießen die Rote Armee zurückgezogen.Wie hat es ihm der Westen gedankt ?Indem er dem russischen Kernland militärisch massiv auf die Pelle gerückt ist.Vergleichen Sie die Karte von 2023 einfach mal mit der Karte von 1990.Die Frage, die ich hier stelle ist:Die USA verhalten sich wie offene Hose. Z.B. Pipeline sprengen.Wir tun nichts dagegen.Die USA bringen im Irak eine Million Menschen um.Wir tun nichts dagegen.Beim ersten Irakkrieg haben wir den Amis sogar noch etwa 10 Milliarden Mark aus Steuermitteln als Belohnung für das Bombenwerfen überwiesen.Die USA haben dafür ihren Bombenschrott, den sie noch aus Vietnam übrig hatten über dem Irak abgeschmissen.Beim Massenmord der USA machen wir mit und zahlen wir mit.Den Krieg in der Ukraine organisieren und bezahlen wir mit.Obwohl uns das wirtschaftlich massiv schadet.Wir handeln gegen unsere eigenen Interessen.Und wir machen bei den Schweinereien der Amis mit.Und dann machen wir auch noch dabei mit, dass die einen Schweine die anderen Schweine zu Schweinen erklären  und leugnen, dass sie selbst Schweine sind.Dabei mache ich nicht mit.

Leander

7. März 2023 18:55

Das letzte Drittel des Artikels ließt sich wie ein Wunschzettel ans Christkind, mindestens an Disney.
In den USA wurde gelogen, in der Sowjetunion wurde gelogen, in der DDR wurde gelogen, in der BRD wird gelogen (welcher politische Machtapparat lügt eigentlich nicht?). Die Russen dürfen richtig böse sein, weil die Amerikaner immer böse waren und die Russen jetzt sogar in einen Krieg gegen die Ukraine (Putinsprech "den verkommenen Westen") gelockt haben ... und jetzt?
Man kann die USA aus vielen Gründen ablehnen, aber merkt hier noch jemand wie verkommen und dämlich Putin und seine Speichellecker (Lawrow!) sind?
Was nun, ausser der Aufregung in einer Filterblase?

Hajo Blaschke

7. März 2023 19:47

@ das kapital Bevor Sie Stäbe über Russland brechen, beschäftigen Sie sich doch einfach mal mit der Geschichte dieses Krieges. Ende 2022 hat Russland infolge von Kenntnissen einer Vorbereitung der NATO mittels der Ukraine einen Krieg gegen Russland den USA und der NATO Vertragsangebote für verbindliche gegenseitige Sicherheitsgarantien gemacht. Die wurden ignoriert. Im Gegenteil hat die Ukraine den Beschuss des Donbass vervielfacht. In UNO-Dokumenten ist die Ermordung von etwa 14 000 Bewohnern des Donbass nachgewiesen. Wem schieben Sie diese Toten zu? Putin verteidigt sein Land und mehr als 80% des Volkes stehen hinter Putin.
Putin hat als Präsident seines Landes die Aufgabe, sein Land zu verteidigen und das ist es, was er tut.

t.gygax

7. März 2023 20:00

@Leander
"Seine Speichellecker  ..Lawrow.."
Mit Verlaub: wenn ich Lawrow sehe und anhöre, und dann im Vergleich Annalena Bärbock , ist mir Ihr harsches Urteil unverständlich. Wer von den beiden ist souverän und setzt sich für  die Interessen seines Landes ein, was ja die Aufgabe eines Außenministers ist?
 
 

Hajo Blaschke

7. März 2023 20:17

@ Leander Vielleicht lesen Sie den Artikel von de Zayas noch mal. Da geht es um Lügen der US-Regierung, um Konkurrenten niederzuhalten, um seinen Status als Weltgendarm zu behalten und um die Opferbereitschaft der eigenen Bevölkerung und der Verbündeten aufrechterhalten.
Wo hat in diesem Zusammenhang die DDR gelogen?
Was de Zayas gar nicht angesprochen hat, dass die Yankees die autochthonen Einwohner des Kontinents Nordamerika fast komplett ausgerottet haben. Damit beginnt die Mörder- und Lügengeschichte dieses Staates.

Waldgaenger aus Schwaben

7. März 2023 21:01

Die Presse lügt, ja sogar die Regierung! Unglaublich.
Meine US-Verwandtschaft meint in solchen Fällen immer:what else is new?
 (wikipedia) A rhetorical request for some real news, on hearing a report that was not news because it represents a continuing predictable and unsatisfactory situation. 
Das Problem für mich als Selbst-Denker ist nur, dass Regierung und Presse nicht immer lügen.
So frage ich mich nun. Ist das gelogen , oder nicht:
Beim Nord-Stream2-Anschlag führen Spuren in die Ukraine
 
Mit einem einfach strukturierten Weltbild täte ich mich da leichter. Dann wäre für mich klar: Es muss gelogen sein, weil es von deutschen Ermittlungsbehörden kommt und in den MSM berichtet wird. Ein Ablenkungsmanöver. Die USA stecken dahinter (oder Israel). Aber leider habe ich kein einfach strukturiertes Weltbild und muss jetzt grübeln. 
 

ede

7. März 2023 21:52

Alfred de Zayas ist schon eine bemerkenswerte internationale Ausnahmeerscheinung mit gleichfalls bemerkenswerter Affinität zum Deutschen . Er hat diverse Ehrenpreise/Auszeichnungen von deutschen Vertriebenenverbänden erhalten.
Es gibt viele Gründe, ihm zunächst für für das Recht zur Veröffentlichung hier auf Sezession zu danken. Adressiert ist "Wir schwimmen in einem Meer von Lügen" an seine amerikanischen Landsleute. Er appelliert an Hollywood, quasi an den verblassenden amerikanischen Traum. Ich finde das überhaupt nicht naiv, sondern sehr sympathisch. 
Das gilt auch für sein Resümee:
"Wir müssen lernen zu akzeptieren, dass die unipolare Welt ein Dinosaurier ist und dass das Überleben der Menschheit einen Kompromiß erfordert, einen vernünftigen Modus vivendi, der auf der UN-Charta beruht und von einem Gefühl der Brüderlichkeit in internationaler Solidarität getragen wird."
Ja, was denn sonst. 
 

RMH

7. März 2023 22:09

"dass die Yankees die autochthonen Einwohner des Kontinents Nordamerika fast komplett ausgerottet haben. Damit beginnt die Mörder- und Lügengeschichte dieses Staates."
@H.B.,
wenn Sie schon beim Pflegen der white-guilt Narrative und des bösen, europäischen Kolonialismus (die USA ist die Fortsetzung davon) sind, dann darf man natürlich - denn die russische Expansion ging ja von weißen, europäischen Russen aus - bspw. auch nicht den Kaukaususkrieg vergessen und man frage einmal einen Tscherkessen, ob er sich nicht etwas unbeachtet fühlt, im Gegensatz zu Nordamerikas Indigenen, die sich über die weltweite Anerkennung ihres Schicksals nicht beschweren können. Und die Tscherkessen sind nicht die einzigen, die unter der russischen Expansion gelittten haben. Es ist wie immer: Wenn man mit einem Finger auf jemanden anderen zeigt, zeigen drei auf einen zurück.
Dieses sich gegenseitig die Verbrechen vorbeten ist genau das, was weiße Patrioten brauchen, um ihre Position zu stärken. Man betreibt damit das Geschäft der Wokeness-Industrie.

Adler und Drache

7. März 2023 22:09

@ Hajo Blaschke: Was de Zayas gar nicht angesprochen hat, dass die Yankees die autochthonen Einwohner des Kontinents Nordamerika fast komplett ausgerottet haben.
Das ist aber eher ein linkes "Narrativ", nicht wahr? Wie sollte das denn rein praktisch zugegangen sein? Wie sollte die Bevölkerung eines ganzen Kontinents "ausgerottet" werden können? So viele Kugeln hatten die "Yankees" doch gar nicht.  

der michel

7. März 2023 22:39

tja.
was soll man dazu noch sagen?
"die beste und sicherste tarnung ist immer noch die blanke und nackte wahrheit.
die glaubt niemand!" 
max frisch

frdnkndr

7. März 2023 22:54

"Mit einem einfach strukturierten Weltbild täte ich mich da leichter. Dann wäre für mich klar: Es muss gelogen sein, weil es von deutschen Ermittlungsbehörden kommt und in den MSM berichtet wird. Ein Ablenkungsmanöver. Die USA stecken dahinter (oder Israel). Aber leider habe ich kein einfach strukturiertes Weltbild und muss jetzt grübeln."
 
Ich denke, dass man gut damit beraten sein dürfte, den üblichen Verlautbarungen gegenüber kritisch zu sein. Ebenso dem suggerierten Gegenteil, sowie dem meisten von dem, was vermeintlich dazwischen, daneben, obendrüber und untendrunter liegt.
Oft liegt die einzige Möglichkeit, das (nicht selten falsche) Spiel nicht zu verlieren, darin, es erst garnicht mitzuspielen.
Solange die Möglichkeit hierzu noch besteht, sollte man sie meines Erachtens nach ruhig ab und an nutzen.
 
 

Le Chasseur

7. März 2023 23:23

@Waldgaenger aus Schwaben
"So frage ich mich nun. Ist das gelogen , oder nicht:Beim Nord-Stream2-Anschlag führen Spuren in die Ukraine"
Echt jetzt?
„Nach Überzeugung der deutschen Sicherheitsbehörden", so Der Spiegel, "waren für die Unterbrechung der Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee hochwirksame Sprengsätze nötig“. Man habe berechnet, „dass für die Zerstörung der Röhren jeweils Sprengsätze eingesetzt worden sein müssen, deren Wirkung mit der von 500 Kilogramm TNT vergleichbar ist“. Das Bundeskriminalamt hielt Anfang Oktober 2022 „vor dem Hintergrund der hohen Komplexität der Tatausführung sowie einer entsprechenden Vorbereitung das Agieren staatlicher Akteure wahrscheinlich“.
https://youtube.com/shorts/FVbEoZXhCrM?feature=share

Andreas Walter

8. März 2023 01:41

@Waldgaenger aus Schwaben
Natürlich gelogen. Bei den Mengen an Sprengstoff, die für so einen Anschlag nötig sind, wären Spuren davon im ganzen Schiff gefunden worden, und nicht nur auf einem Tisch. Das war doch kein Päckchen Koks, mit dem sogar 4 so starke Explosionen ausgelöst wurden, dass diese sogar von seismische Stationen zumindest in Europa registriert wurden:
https://www.vulkane.net/blogmobil/erdbebensignale-in-der-ostsee-bei-nord-stream/
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/aussenpolitik/id_100058804/nord-stream-erdbebenstationen-registrierten-explosionen.html

Rheinlaender

8. März 2023 07:06

Die Glaubwürdigkeit der deutschen Rechten hat durch deren Umgang mit den Pipelinesprengungen m.E. schweren Schaden genommen. Man hat sich auf eine einzelne Hypothese festgelegt und dann jede Behauptung ungeprüft als Beleg dargestellt, der diese scheinbar bestätigte. Warnungen bzgl. der zahlreichen offensichtlichen Fehler im Aufsatz von Hersh, der vermutlich zum Ziel von Desinformation wurde, wurden beharrlich ignoriert.

Gustav

8. März 2023 08:50

@ Waldgaenger aus Schwaben
"Aber leider habe ich kein einfach strukturiertes Weltbild und muss jetzt grübeln."
Wer focus, Spiegel, Welt, FAZ und den Süddeutschen Beobachter liest, ist selbstverantwortlich für sein unstrukturiertes Weltbild.
Luise Neubauer ist vermutlich mitgetaucht..  

Heinrich Loewe

8. März 2023 09:23

Unterschreib ich zu 100%. Die reine Informations-Front ist die wichtigste überhaupt. "Einfach" die Wahrheit schreiben/sagen, enthüllen und verbreiten; Lügen, Verdrehungen, Irreführungen, Ablenkungen aufdecken. Und die Menschen ihre eigenen Schlußfolgerungen ziehen lassen.
Im Unterschied dazu ist auf der Rechten (wie natürlich auf der Linken) oft zu viel Agenda, theoretische Konzepte, Programme und man wundert sich, warum diese keine Traktion als verändernde Kraft bekommen.

Hajo Blaschke

8. März 2023 09:39

@ RMH @ Adler und Drache Wieso ist es ein linkes Narrativ, dass die Ureinwohner Nordamerikas von den europäischen Neusiedlern fast komplett ausgerottet wurden? Hatten Sie schon jemals mit einem Indianer, so nennt man üblichweise die Ureinwohner, Kontakt. Ich habe die Papago-Indianer bei Tucson, Arizona, kennengelernt und mich auch mit einigen von ihnen unterhalten. Die werden bis heute in einem Reservat wie in einem Freiluftzoo gehalten und fühlen sich heute noch von ihrer Kultur und Heimat getrennt. Woher wollen Sie, @ Adler und Drache wissen, dass man Völker ausschließlich mit Patronen und Pulver ausrotten kann?

RMH

8. März 2023 10:18

@H.B,
Der Verweis auf die Indianer ist spätestens seit den Altnazis ein beliebtes Spiel, vom eigenen Rauch abzulenken. Auch der als Autor geschätzte Fernau beteiligte sich daran. Sie machen auch nichts anderes, als eine Nebelkerze zu zünden und Strohmänner zu bauen. Die gesamte Expansion des weißen Europas, und dazu zählte auch Russland, verlief für alle betroffenen Indigenen zum erheblichen Teil nicht positiv ab (Krankheiten, Kriege etc.), zum Teil profitierten sie aber auch davon. Nur den negativen und lediglich aus heutiger Sicht verbrecherischen Teil in schwarz-weiß Malerei zu zeichnen, ist eben genau das Geschäftsmodell der linken Woke-Industrie. Russland wird das auch noch erleben, wenn dessen Kolonialgeschichte einmal breiter "aufgearbeitet" wird. Und Sie, H.B., laden laden mit ihrer Argumentation dazu regelrecht ein. 
PS: Natürlich kennen Sie, wie auch Taiwan Chinesen zuvor, selbstverständlich auch indianisch- stämmige US- Bürger, klar ... 

Adler und Drache

8. März 2023 10:18

1
Regierungen lügen also. What's new, pussycat? Eine Regierung kann sich nicht in eine endlose Diskussion um die Wahrheit begeben. Sie muss als Voraussetzung für politisches Handeln "Wahrheitssysteme" annehmen (halb übernehmen, halb setzen). Man steckt einen provisorischen Bereich ab, das ist dann der Boden, auf dem getanzt und auf dem sich geschlagen wird. Dass es hier Beharrungstendenzen gibt und nicht jede neue Information zum Abbruch der Zelte und zum Weiterziehen der Karawane führt, ist nachvollziehbar. 
Beispiel C: Man sah doch wirklich erschreckende Bilder aus China - Leute, die auf der Straße umfielen, ganze Straßenzüge, die desinfiziert wurden. Jeder wusste um das Biolabor in Wuhan. Man musste noch nicht mal 1 + 1 zusammenzählen, das Risiko genügte. Und dann wurden alle hysterisch, setzten "Maßnahmen" durch. Wer sollte da nicht mitmachen, bei einem solchen Risiko? Wer hat das am Anfang gewusst? Am Anfang war die AfD für stärkere "Maßnahmen". Es brauchte wohl ganz dicke Eier, um sich dieser Welle zu entziehen. Respekt an die Schweden! 
Das soll kein Plädoyer sein, sondern ein Versuch, nachzuvollziehen und zu erklären. Dass die Regierungen später (!) die mit dem Hygienediktat verbundene Ausweitung ihres Handlungsspielraums ausschöpften und alles taten (und tun), um ihn beizubehalten, ist doch klar. 
 

Adler und Drache

8. März 2023 10:18

2
Eltern belügen ihre Kinder. Gemeinderäte die Bürger. Kirchenvorstände die Gemeinde. Manches ist vertraulich zu behandeln, das geht das Volk gar nichts an (Personalfragen). "Sprachregelungen" werden vereinbart. - Lügen gehört zum Geschäft des Regierens. Die Lüge ist hier im außermoralischen Sinn aufzufassen.
Seit dem Internet ist es für Regierungen ungleich schwieriger geworden, ihre Wahrheitssysteme aufrecht zu erhalten. Es ist viel leichter geworden, sie zu destruieren. Die Regierungen befinden sich im Zugzwang. Logische Folge: Die Regierungen ziehen die Schrauben an, bewehren die Wahrheitssysteme mit Sanktionen, bringen die Leitmedien auf Linie, haben aber keinen dauerhaften Erfolg damit, sodass es ihnen die Wahrheit nun langsam egal wird, selbst, ob es noch nach Wahrheit aussieht. Die Regierungen sind so wenig souverän wie die Völker, und wer nicht mehr souverän ist, wird erst populistisch, dann zynisch.
Glaubt irgendjemand im Ernst, dass es unter einer AfD-geführten Regierung anders wäre? Wie soll das denn gehen? Sie hätte doch mit denselben Dynamiken zu kämpfen, und wenn ich mir den innerparteilichen Streit anschaue, bin ich mir ziemlich sicher: Sie würde dieselben Mittel anwenden.   

Waldgaenger aus Schwaben

8. März 2023 10:34

Ich wiederhole:
Man kann aus dem Strom der Nachrichten das für wahr, was in das eigene Weltbild passt und das andere für falsch.
ODER
Man prüft, hält manches für wahr  und formt sein Weltbild danach.
 
Wer anstrebt sich seines eigenen Verstandes ohne Lenkung durch einen anderen zu benützen, muss den mühevollen zweiten Weg gegen.
Konkret: Entweder die Meldungen über die Spuren, die in die Ukraine führen sind falsch oder Seymour Hersh hat falsche Nachrichten verbreitet. 
Der Ansatz Seymour Hersh deshalb zu glauben, weil es besser ins eigene Weltbild passt, bedeutet den Verzicht auf selbständiges Denken. 
 
Ich persönlich sehe jetzt starke Indizien, die gegen die Russen als Urheber der Sprengung sprechen. Warum hätten sie all den Aufwand mit Jacht in Rostock mieten, falschen Pässen, etc. treiben sollen. Die hätten einfach ein neutrales Boot geschickt, das sprengt und dann zurückkehrt.
Ich zweifele aber auch an der USA-These.
Man muss weitere Erkenntnisse abwarten. Woher stammt der Sprengstoff, falls er professioneller Herkunft ist, ist er vielleicht markiert oder es lässt sich auch ohne Markierung die Herkunft feststellen (anhand von Isotopen).
siehe auch
https://www.fedlex.admin.ch/eli/cc/2002/532/de
und 
https://de.wikipedia.org/wiki/Plastiksprengstoff
 

Adler und Drache

8. März 2023 10:36

@ Hajo Blaschke
Erstens: Sie sind ja nicht "ausgerottet", sonst hätten Sie sich ja nicht mit ihnen unterhalten können. Zweitens: Die Indianer haben einander mit äußerster Vehemenz bekämpft. Mit wie vielen Männern ist Cortez gen Tenochtitlan gezogen? 400? Das ist lächerlich, die Spanier hätten ohne Federlesens aufgerieben werden können. Eine Muskete ist kein Henrystutzen. Die von den Azteken unterdrückten Stämme verbündeten sich aber mit den Spaniern gegen die Azteken. Drittens: Der überwiegende Teil der Opfer ging aufs Konto der eingeschleppten Infektionskrankheiten. Die Beschreibung der Konquistadoren, "leeres Land" vorgefunden zu haben, wurde oft als Lüge zur Rechtfertigung der Eroberung verstanden, aber es war wohl doch so. Weite Gebiete waren entvölkert, bevor die Weißen sie überhaupt betraten. 
Es gab viele Kriege gegen die Indianer, und der Blutzoll war auf Seiten der Indianer insgesamt zweifellos höher, aber von "Ausrottung" zu sprechen ist doch absurd. Dieses "Narrativ" beleuchtet eine Seite grell, verzerrt ihre Dimensionen ins Gigantische und macht alle Details, die nicht passen, unkenntlich. Die Deutschen haben in Texas mit den Comanchen einen Friedensvertrag geschlossen, der nie gebrochen und bis heute feierlich begangen wird. (Ach so, das waren ja keine "Yankees" ...)
Ausgerottet war der Auerochse, als 1627 die letzte Kuh eines natürlichen Todes starb. 
 

Majestyk

8. März 2023 10:40

Zu den großen Lügen gehört aber auch, die Behauptung der Westen habe den Kalten Krieg gewonnen, nicht umsonst sieht die EU aus wie eine Wiedergeburt der Sowjetunion.
Zudem war das kreditbasierte Geldsystem und die regelbasierte internationale Ordnung noch nie etwas anderes als eine Verschwörung zur Zerstörung von Nationen mit allen daraus resultierenden Folgeerscheinungen.
Die USA sind ein besetztes Land und dadurch automatisch alle von den USA abhängigen Staaten. Das ist das eigentliche Problem. Eine Ordnung faktisch in den Händen einiger weniger, die Ideologien wie Ökosozialismus oder Feminismus zur Steuerung von vielen nutzen. Genau deswegen leben wir in Zeiten die von totalitärem Denken beherrscht sind. 

RWDS

8. März 2023 11:42

Solange wir noch belogen werden, ist nicht alles verloren. Richtig problematisch wird es doch dann, wenn unsere Feinde es nicht mehr für nötig halten zu lügen, weil sie ihre Agenden bereits als unverhinderbar betrachten.
Obwohl, das wiederum würde vielleicht auch manche uns dazu bringen, etwas ehrlicher mit unser eigenen Situation umzugehen.
Der Ami könnte auch ganz klassisch sagen: "Natürlich hab ich die Pipelines gesprengt. Whatcha gonna do 'bout it f**got?"
Und die kleinlaute Antwort könnte nur lauten: "Nichts."

Jan

8. März 2023 11:51

@Waldgänger
"Entweder die Meldungen über die Spuren, die in die Ukraine führen sind falsch oder Seymour Hersh hat falsche Nachrichten verbreitet"
Selbst wenn es die Ukraine war, stecken die USA dahinter, da Selenskyj eine Marionette der USA ist und im Krieg keine alleinige Entscheidungsgewalt hat. Schon gar nicht darüber, ob man die Pipeline eines Nato-Verbündeten der USA einfach so sprengen darf.
Monatelang herrschte Funkstille in der Causa Nordstream. Dann kam Hersh Anfang Februar mit seinen Enthüllungen um die Ecke. Dann flog Scholz vor ein paar Tagen überstürzt nach Washington und nun...täteräää: Die Ukraine soll es gewesen sein. Springer-Blatt WELT (man denke an die US-Beteiligung durch KKR) berichtet gerade fast exklusiv. 
Mit der Ukraine-Theorie sind die Amis fein raus. Die Norweger auch. Die Deutschen sowieso. Es herrscht wieder traute Eintracht im Nato-Block. 
Ich halte die Ukraine-Theorie eher für unglaubwürdig. Vermutlich werden wir gerade wieder belogen.
 

Hajo Blaschke

8. März 2023 11:53

@ Adler und Drachen Wer lesen kann (wozu natürlich auch gehört, das Gelesene zu verstehen) ist immer im Vorteil. Ich habe geschrieben "fast ausgerottet" und mich ausschließlich auf Hordamerika bezogen. Da gibt es keine Azteken.
@ RMH  Es tut mir aufrichtig leid, dass Sie Ihre umfassenden und tiefgründigen Beiträge immer schreiben müssen, ohne die Objekte bzw. Territorien Ihrer Besprechungen selbst je leibhaftig gesehen oder gesprochen zu haben.

Kositza: Im Vorteil auch der, der weiß, wo genau Hordamerika liegt.

Karl Otto

8. März 2023 11:58

Roger Scruton schreibt irgendwo über den Antiamerikanismus, dass es im Grunde schlichter Neid ist, Neid der unfähigen, die selber nichts  auf die Reihe bekommen. Bestätigt sich immer wieder.

Le Chasseur

8. März 2023 12:16

@Waldgaenger
"Ich zweifele aber auch an der USA-These. Man muss weitere Erkenntnisse abwarten. Woher stammt der Sprengstoff, falls er professioneller Herkunft ist, ist er vielleicht markiert oder es lässt sich auch ohne Markierung die Herkunft feststellen"
Die Ostsee ist eines der bestüberwachten Gewässer der Welt. Acht der neun Anrainerstaaten sind NATO-Mitglieder bzw. im Fall Finnland Beitrittskandidaten. Da sprengt man als nicht-staatlicher Akteur nicht einfach so mit ein paar hundert Kilo Sprengstoff eine Pipeline in die Luft, ohne dass jemand etwas davon mitbekäme. Ich vermute, dass alle NATO-Staaten eingeweiht waren (auch Deutschland) und dass der Befehl aus Washington kam. Ausführende Kräfte mögen andere gewesen sein. Ich könnte mir bspw. vorstellen, dass die Briten eine größere Rolle gespielt haben.

wolfdieter

8. März 2023 12:25

Dass die Regierung lügt (wie gedruckt) ist – pardon – eine Binse. 
Interessanter ist der Fakt, dass sie dies nicht aus eigener Souveränität tut. Sondern sie tut es als Handlanger des Kapitals. 
Sei es der Militärisch-Industrielle Komplex der Staaten, sei es der Medizinisch-Industrielle Komplex (Stichwort Corona- und Impf-Schwindel), sei es im Soros (nach Erinnerung sind 30% des fruchtbare Ackerlandes der Ukraine aufgekauft durch nominell amerikanische Investoren).
Klingt das wie von irgendsoʼm Altlinken? (Weia.)

Le Chasseur

8. März 2023 12:32

„Wir können die Herrschenden und ihre Handlanger nicht zwingen, die Wahrheit zu sagen. Wir können sie aber dazu bringen, immer dreister zu lügen.“

t.gygax

8. März 2023 13:19

@adler und drache
 
Bitte lesen Sie in Dee Browns Buch "Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses " das Kapitel über wounded knee. Es müsste antiquarisch noch zu haben sein. Sollten Sie Zugang zu einfacher Musik haben, hören Sie sich mal die 1964 erschienene LP "bitter tears " von Johnny Cash an. Bei youtube verfügbar.
Es dürfte-obwohl Sie in manchen Punkten richtig liegen- Ihnen deutlich  machen, dass der Begriff "Ausrottung" leider zutrifft. Leider.
Nebenbei: ich habe im Geschichtsstudium Hausarbeiten über die Philippinen und die Geschichte dieses Landes geschrieben. Beim Lesen der Sekundärliteratur war ich entsetzt, daß die US-Soldaten gegenüber den Dorfbewohnern vieler Gegenden genauso vorgingen, wie 1968 Leutnant Calley gegenüber den Vietnamesen , eine Sache, die damals zum Glück nicht vertuscht wurde.
In der mündlichen Magisterprüfung ( Mission und Kolonialismus am Beispiel der Philippinen ) vor vielen Jahrzehnten erwähnte ich das dann, der Professor ( hochberühmter "etablierter"  Historiker) nickte nur , ja, da berühren Sie einen dunklen Punkt.......

Martin Lichtmesz

8. März 2023 13:41

@t.gygax & Adler & Drache
Bin mir nicht mehr so sicher, was Wounded Knee angeht... auch hier sind viele historische Mythen drübergewuchert.
https://counter-currents.com/2023/02/the-truth-about-wounded-knee/

Waldgaenger aus Schwaben

8. März 2023 13:46

@Le Chasseur
Vermuten kann man viel. 
Staatliche Akteure hätten dafür gesorgt, dass keine Sprengstoffreste gefunden werden oder diesbezügliche Ermittlungsergebnisse nicht öffentlich werden. Nun ist es aber bekannt geworden, dass Sprengstoffreste gefunden wurden. Sind sie markiert, wird sich der Hersteller und vielleicht der Weg zu Käufer ermitteln lassen. Sind sie unmarkiert, dann muss ein staatlicher Akteure dahinter stehen, der Zugang zu Produktionsstätten hat.
Jetzt wird man abwarten müssen, welche Erkenntnisse noch folgen.

Le Chasseur

8. März 2023 13:58

@Karl Otto
"Roger Scruton schreibt irgendwo über den Antiamerikanismus, dass es im Grunde schlichter Neid ist, Neid der unfähigen, die selber nichts  auf die Reihe bekommen."
Scheint ja ein ziemlicher Idiot gewesen zu sein.
Ich halte es da mit Wolfgang Harich:
"Befürchten muß man von den USA das Schlimmste. Sie sind die destruktivste Macht der Welt, durch ihren Rohstoff- und Energieverbrauch für die Biosphäre tödlich, durch ihre militärische Stärke, bei Abwesenheit einer ernstzunehmenden politischen Arbeiterbewegung, zugleich eine ständige Gefahr für den Weltfrieden. Wahrscheinlich werden Europa, Asien, Afrika, Lateinamerika gemeinsam, Schritt für Schritt, diesen Pestherd isolieren müssen."

Adler und Drache

8. März 2023 14:46

@Martin Lichtmesz: Kannte ich nicht, interessant, danke!
@t.gygax: Habe das Buch in Jugendjahren gelesen. Ist lange her. Ich will das Geschehene nicht bagatellisieren oder die Weißen "in Schutz nehmen". Meinetwegen kann man von inhumaner oder verbrecherischer Aneignungspolitik reden, der Begriff "Ausrottung" wird der Sache aber nicht gerecht. Man konnte mit den damaligen Mitteln nicht einen ganzen Kontinent ausrotten. Ich weiß nicht recht, wie ich es formulieren könnte, dass es nicht zynisch klingt, aber Fakt ist doch, dass nicht mal die Nationalsozialisten es geschafft haben, die Juden auszurotten, obwohl dies erklärtes Ziel war und beträchtliche Mittel dafür aufgewendet wurden.
Es kommt mir übrigens auch falsch vor, den Yankees "Ausrottung" ins Konto zu schreiben, den deutschen Ausrottungsversuch dagegen zu verharmlosen. Hat H.B. nicht getan, ist mir aber anderswo schon begegnet. Der Hass auf die USA ist wegen der Greuel, die sie Deutschen angetan haben, nachvollziehbar, dennoch muss man historisch sachlich bleiben. Der Yankee als Killernatur von Geburt an ist nicht weniger Verzerrung als der Deutsche als Faschist von Geburt an, oder der Weiße als Kolonialist von Geburt an, etc. pp. 
Anthropologische Grundsatzerklärungen sind Sache der Theologie, nicht der Historie. 
 

Le Chasseur

8. März 2023 15:09

Allein die Tatsache, dass behauptet wird, man hätte auf der gemieteten Jacht zwei gefälschte Pässe gefunden, ist der Beleg dafür, dass die ganze Story erstunken und erlogen ist. Seymore Hersh hat übrigens angekündigt, in den nächsten Tagen neue Details zur Sprengung der Pipelines zu veröffentlichen.
 

RMH

8. März 2023 15:30

Manchen würde schon die Lektüre von J. Fenimore Coopers "Lederstrumpf" helfen.
Aber der mordende, die weltverderbende Ami ist oft nur der legal mögliche Ersatzsündenbock für andere angebliche Weltverderber, bei denen man sich es nicht mehr traut, sie öffentlich als solche zu bezeichnen. Alleine Formulierungen wie Pest etc zeigen, aus welcher Schule mancher ist. 
Wie auch immer, ich bin mir so langsam ziemlich sicher, dass ich weitgereister und mehr nichtdeutsche Kontakte habe, als H.B.
PS: Hersh muss nachlegen! Bislang konnte er nicht überzeugen und das Motiv war ja bereits vorher schon bekannt. Die aktuellen Enthüllungen halte ich nicht für unplausibel und sprechen, solange die Auftraggeber der Truppe nicht bekannt sind, nicht gegen die üblichen Verdächtigen. Keiner macht sowas schließlich mit eigenen Leuten.

Hajo Blaschke

8. März 2023 15:30

Hallo, Frau Kositza! Ich bin immer sehr erfreut, wenn Sie mit mir kommunizieren. Danke für den Hinweis. Ich bewundere Menschen, die sich nie verschreiben. Vor solchen Menschen ziehe ich ganz tief meinen Hut.

Kositza: Keine Ursache.Nur, ich ziehe nicht den Hut vor Leuten, die andere permanent unhöflich abbügeln, nur weil`s einen sachlichen Disput gibt. Nicht mal Laurenz ist so krawallig wie Sie.

Hajo Blaschke

8. März 2023 15:36

Zur momentan in den Umlauf gebrachten US-Show über die Sprengung von NordStream nur soviel. Ein Sporttaucher taucht maximal bis zu 40 Meter. Und das für eine relativ kurze Zeit, die nie ausreichen würde, mehrere viele Kilogramm schwere Bomben an unterschiedlichen Stellen anzubringen. Selbst der Transport dieser Sprengbomben mit einer Segeljacht taugt nicht mal für ein Märchen alá Brüder Grimm.

Waldgaenger aus Schwaben

8. März 2023 15:44

https://www.merkur.de/politik/nord-stream-sprengung-news-pipelines-sabotage-usa-russland-ukraine-krieg-putin-selenskyj-zr-92130569.html
 
da steht nur: Für die Anreise hätten die Täter gefälschte Reisepässe genutzt, um Boote anmieten zu können. 
Es wird nicht behauptet, dass gefälschte Reisepässe gefunden wurden. Nur dass sie benutzt wurden. Vermutlich hat die Verleihfirma sie kopiert oder die Passnummern plus Namen aufgeschrieben. 
Dass nun daraus ein "man hätte auf der gemieteten Jacht zwei gefälschte Pässe gefunden" wird, ist ein Beispiel für selektive Wahrnehmung. 

Umlautkombinat

8. März 2023 16:29

> Ein Sporttaucher taucht maximal bis zu 40 Meter.
Unsinn (ich hatte hier vor einiger Zeit schon einmal etwas dazu geschrieben).
 
Allerdings denke ich aus anderen Gruenden nicht, dass hier Sporttaucher oder generell Akteure aus dem Amateurbereich irgendeine Rolle spielen.
 

Karl Otto

8. März 2023 16:55

@Le Chasseur: Dass ein DDR-Kommunist wie Harich und die hiesigen Rechten der gleichen Meinung sind, zeigt wie Recht Scruton hat.

Adler und Drache

8. März 2023 17:20

@Hajo Blaschke: Ich will nicht kleinlich sein, aber: Nordamerika – Wikipedia

Hajo Blaschke

8. März 2023 18:11

@ Waldgaenger aus Schwaben Der Glaube an diesen Fake mit den Touristen, die mal so nebenbei unbemerkt in der total überwachten Ostsee ein paar Pipelines in die Luft sprengen und der übrigens genau auf der Linie dessen liegt, was de Zayas beschreibt, zeugt von selektiver Wahrnehmung.

Mitleser2

8. März 2023 18:43

Ich finde eigentlich eine andere Fragestellung viel interessanter: Die Sprengung war, zumindest in Deutschland, in letzter Zeit totgeschwiegen, Hersh war nur ein kurzes Aufflackern. Warum wird jetzt die Ukraine lanciert, und das Thema ist wieder aktuell? Nur um von den USA abzulenken, scheint mir zu banal.

FraAimerich

8. März 2023 19:25

@Waldgaenger aus Schwaben
Es wurde gestern sehr wohl behauptet, daß zwei professionell gefälschte Reisepässe gefunden worden seien, u.a. in der "Tagesschau". Wo, ist "in einem Meer von Lügen" wohl relativ belanglos. Wichtig ist höchstens, ob man damit zu einem späteren Zeitpunkt noch die große Wende verkünden kann, nämlich, daß hinter der "pro-ukrainischen Gruppe" in Wahrheit doch "nachweislich" irgendwelche Agenten und Handlanger Putins standen.
Im übrigen ist das ganze Nordstream-Thema doch längst erledigt. Der Versuch, es auf die "Metaebene" zu hieven, offenbar leider auch. Also weiterhin Lk 9,60 - wer will, darf dabei auch gern "weitere Erkenntnisse abwarten".
 

FraAimerich

8. März 2023 20:05

@RMH: "Aber der mordende, die weltverderbende Ami ist oft nur der legal mögliche Ersatzsündenbock für andere angebliche Weltverderber, bei denen man sich es nicht mehr traut, sie öffentlich als solche zu bezeichnen."
 
Politische Gegner auf diese indirekte Weise als Spinner und Antisemiten zu markieren, wie man das sonst von Faktencheckern und Antifa im Kampf für Wallstreet und Globalismus kennt, haben Sie das - trotz Ihrer vielen internationalen Kontakte - wirklich nötig?

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