Gott strafe England (2)

Der von der konservativen Tageszeitung Daily Telegraph aufgedeckte Plan der Labour-Regierung unter Tony Blair, den Multikulturalismus in Großbritannien durch forcierte Einwanderung durchzusetzen, ...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

… um die “diver­si­ty” zu stei­gern und die Oppo­si­ti­on zu schwä­chen, wur­de nun auch in der alt­ehr­wür­di­gen Times the­ma­ti­siert. Vor­erst nur als Kom­men­tar­spal­te, aber immer­hin. Die Kolum­nis­tin Minet­te Mar­rin stellt dar­in die Fra­ge, “ob der jüngs­te Erfolg der Bri­tish Natio­nal Par­ty mit der fehl­ge­lei­te­ten Ein­wan­de­rungs­po­li­tik der Regie­rung erklärt wer­den kann”.

Im Ver­lauf der BBC-Sen­dung Ques­ti­on Time, in der Nick Grif­fin zu Gast war, sei der ehe­ma­li­ge Innen­mi­nis­ter Jack Straw die­ser “Kil­ler-Fra­ge” gan­ze vier­mal aus­ge­wi­chen. Die Sen­dung, die eigent­lich als öffent­li­che Erle­di­gung Grif­fins auf­ge­zo­gen war, ging also auch für die Kom­men­ta­to­rin nach hin­ten los. Ihrer Ansicht nach hat Straw seit die­sem Auf­tritt jeg­li­che Glaub­wür­dig­keit ver­lo­ren.  Die Glos­se ver­dient es, aus­gie­bi­ger zitiert zu wer­den. Mar­rin schreibt:

Bis­her hielt ich Straw für einen eini­ger­ma­ßen anstän­di­gen Kerl. Für einen Mann, der eine sol­che Bedeu­tung für das New Labour Pro­jekt hat­te, der im Kabi­nett von Tony Blair und Gor­don Brown gedient hat, ist ein sol­ches Aus­wei­chen schockierend. (…)

Als David Dim­ble­by ihn zum drit­ten Mal frag­te: “Wol­len Sie behaup­ten, es gäbe kei­ner­lei Sor­gen über das Aus­maß der Ein­wan­de­rung in die­sem Land? Ist das ihr Punkt? Ich ver­ste­he nicht, was Sie sagen wol­len!”, ant­wor­te­te Straw, daß die neu­en Zah­len einen Migra­ti­ons­rück­gang ver­zeich­nen und füg­te etwas über das neue Punk­te-Sys­tem hin­zu. All das war belei­di­gend irrelevant.Also dräng­te ihn Dim­ble­by ein vier­tes Mal, die Fra­ge zu beant­wor­ten. Straw wich erneut aus,  schloß aber mit den Wor­ten: “Ich glau­be nicht daran.” (…)

Wäh­rend ich mir Straws Gesicht ansah, rät­sel­te ich dar­über, was er wirk­lich dach­te. War er absicht­lich unehr­lich, oder hat­te er es geschafft, sich selbst gan­ze zehn Jah­re lang über die Fak­ten und Kon­se­quen­zen der Mas­sen­ein­wan­de­rung hinwegzutäuschen?

Am nächs­ten Tag konn­te Mar­rin die Ant­wort im Dai­ly Tele­graph nachlesen:

Mir wur­de klar, daß ich naiv gewe­sen war, Straw einen Irr­tum zuzu­ge­ste­hen: die Hin­ter­grün­de sind noch weit­aus zwie­lich­ti­ger. In einem erstaun­lich unbe­küm­mer­ten Ton­fall offen­bar­te Andrew Nea­ther – ein ehe­ma­li­ger Bera­ter von Blair, Straw und David Blunkett – daß die Minis­ter der Labour Par­tei die gehei­me Agen­da betrie­ben,  das Land mit Ein­wan­de­rern zu überfluten. (…)

Die Ent­hül­lun­gen wur­den immer schlim­mer: “Es gab einen Wider­wil­len in der Regie­rung, dar­über zu dis­ku­tie­ren, was für Fol­gen gestei­ger­te Ein­wan­de­rung haben könn­te, ganz beson­ders für den Kern­wäh­ler­stamm von Labour, die wei­ße Arbei­ter­klas­se.” Die ein­zi­gen sozia­len Fol­gen, über die sich die Minis­ter Sor­gen mach­ten, waren die­je­ni­gen für die Einwanderer. (…)

Wenn Nea­thers Anschul­di­gun­gen zutref­fen, dann ist es schwer zu ent­schei­den, wel­ches davon das schlimms­te Ver­bre­chen gegen die Moral und gegen die Demo­kra­tie ist. Eine radi­ka­le Sozi­al­po­li­tik mit weit­rei­chen­den Kon­se­quen­zen in die Wege zu lei­ten, nur um die Oppo­si­ti­on zu beschä­men und aus­zu­schal­ten, ist gro­tesk unreif und ver­ant­wor­tungs­los. Das ist das Ver­hal­ten von scha­den­fro­hen Kin­dern, die   mit unse­rem Schick­sal spie­len, nur um ima­gi­nä­re Rech­nun­gen zu beglei­chen. Das ist schlimm, aber eben­so schlimm ist es für die Labour Par­tei, der­art ihre tra­di­tio­nel­le Wäh­ler­schaft  im Stich gelas­sen und hin­ter­gan­gen zu haben (…)

Es ist kein Wun­der, daß vie­le wei­ße Wäh­ler aus der Arbei­ter­klas­se sich von einer Par­tei ange­zo­gen füh­len, die ihre Sor­gen aner­kennt. Bewußt eine trans­for­ma­ti­ve Poli­tik ohne Trans­pa­renz auf der Sei­te der Regie­rung und ohne die Zustim­mung des Vol­kes  durch­ge­setzt zu haben, das war ganz ein­fach Faschis­mus  – und daß dies mit einer dümm­li­chen Pro­pa­gan­da über Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus und unge­recht­fer­tig­tem Hohn über Ras­sis­mus ein­her­ging, macht das Gan­ze umso bitterer.

Das alles klingt für deut­sche Ohren ver­däch­tig bekannt.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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