… um die “diversity” zu steigern und die Opposition zu schwächen, wurde nun auch in der altehrwürdigen Times thematisiert. Vorerst nur als Kommentarspalte, aber immerhin. Die Kolumnistin Minette Marrin stellt darin die Frage, “ob der jüngste Erfolg der British National Party mit der fehlgeleiteten Einwanderungspolitik der Regierung erklärt werden kann”.
Im Verlauf der BBC-Sendung Question Time, in der Nick Griffin zu Gast war, sei der ehemalige Innenminister Jack Straw dieser “Killer-Frage” ganze viermal ausgewichen. Die Sendung, die eigentlich als öffentliche Erledigung Griffins aufgezogen war, ging also auch für die Kommentatorin nach hinten los. Ihrer Ansicht nach hat Straw seit diesem Auftritt jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Die Glosse verdient es, ausgiebiger zitiert zu werden. Marrin schreibt:
Bisher hielt ich Straw für einen einigermaßen anständigen Kerl. Für einen Mann, der eine solche Bedeutung für das New Labour Projekt hatte, der im Kabinett von Tony Blair und Gordon Brown gedient hat, ist ein solches Ausweichen schockierend. (…)
Als David Dimbleby ihn zum dritten Mal fragte: “Wollen Sie behaupten, es gäbe keinerlei Sorgen über das Ausmaß der Einwanderung in diesem Land? Ist das ihr Punkt? Ich verstehe nicht, was Sie sagen wollen!”, antwortete Straw, daß die neuen Zahlen einen Migrationsrückgang verzeichnen und fügte etwas über das neue Punkte-System hinzu. All das war beleidigend irrelevant.Also drängte ihn Dimbleby ein viertes Mal, die Frage zu beantworten. Straw wich erneut aus, schloß aber mit den Worten: “Ich glaube nicht daran.” (…)
Während ich mir Straws Gesicht ansah, rätselte ich darüber, was er wirklich dachte. War er absichtlich unehrlich, oder hatte er es geschafft, sich selbst ganze zehn Jahre lang über die Fakten und Konsequenzen der Masseneinwanderung hinwegzutäuschen?
Am nächsten Tag konnte Marrin die Antwort im Daily Telegraph nachlesen:
Mir wurde klar, daß ich naiv gewesen war, Straw einen Irrtum zuzugestehen: die Hintergründe sind noch weitaus zwielichtiger. In einem erstaunlich unbekümmerten Tonfall offenbarte Andrew Neather – ein ehemaliger Berater von Blair, Straw und David Blunkett – daß die Minister der Labour Partei die geheime Agenda betrieben, das Land mit Einwanderern zu überfluten. (…)
Die Enthüllungen wurden immer schlimmer: “Es gab einen Widerwillen in der Regierung, darüber zu diskutieren, was für Folgen gesteigerte Einwanderung haben könnte, ganz besonders für den Kernwählerstamm von Labour, die weiße Arbeiterklasse.” Die einzigen sozialen Folgen, über die sich die Minister Sorgen machten, waren diejenigen für die Einwanderer. (…)
Wenn Neathers Anschuldigungen zutreffen, dann ist es schwer zu entscheiden, welches davon das schlimmste Verbrechen gegen die Moral und gegen die Demokratie ist. Eine radikale Sozialpolitik mit weitreichenden Konsequenzen in die Wege zu leiten, nur um die Opposition zu beschämen und auszuschalten, ist grotesk unreif und verantwortungslos. Das ist das Verhalten von schadenfrohen Kindern, die mit unserem Schicksal spielen, nur um imaginäre Rechnungen zu begleichen. Das ist schlimm, aber ebenso schlimm ist es für die Labour Partei, derart ihre traditionelle Wählerschaft im Stich gelassen und hintergangen zu haben (…)
Es ist kein Wunder, daß viele weiße Wähler aus der Arbeiterklasse sich von einer Partei angezogen fühlen, die ihre Sorgen anerkennt. Bewußt eine transformative Politik ohne Transparenz auf der Seite der Regierung und ohne die Zustimmung des Volkes durchgesetzt zu haben, das war ganz einfach Faschismus – und daß dies mit einer dümmlichen Propaganda über Multikulturalismus und ungerechtfertigtem Hohn über Rassismus einherging, macht das Ganze umso bitterer.
Das alles klingt für deutsche Ohren verdächtig bekannt.