…höhnisch, alarmistisch, investigativ und um Witzigkeit bemüht. Dafür lassen sich die 14 Fragen an Bischof Williamson und dessen Antworten im Wortlaut nachlesen. Der Spiegel mußte die Fragen nach Argentinien faxen, die Antworten kamen per ePost.
Williamson sieht sich als Werkzeug, mit dem gegen den Papst agiert werde (Wir erinnern uns: Der in Argentinien lebende Brite wurde in Deutschland von einem schwedischen Fernsehsender interviewt.): “Offenbar hat der deutsche Linkskatholizismus es Ratzinger noch immer nicht verziehen, daß er Papst geworden ist.” Ganz ähnlich hatte der Journalist Peter Seewald in der Zeit (!) argumentiert. Auf die Frage, was für ihn die Aufhebung der Exkommunikation bedeute, antwortet Williamson:
Wir wollen immer nur katholisch sein, nichts anderes. Wir haben ja keine eigenen Lehren entwickelt, sondern bewahren nur das, was die Kirche immer gelehrt und praktiziert hat. Und als in den sechziger und siebziger Jahren alles im Namen dieses Konzils verändert wurde, da war das plötzlich ein Skandal. So sind wir an den Rand der Kirche gedrängt worden, und nun, wenn das Scheitern dieser Veränderungen an den leeren Kirchen und dem überalterten Klerus deutlich wird, rücken wir wieder in die Mitte. Das ist so bei uns Konservativen: Wir behalten recht, wir müssen nur lange genug warten.
Als “bekennender Katholik” und “Anhänger der lateinischen Messe nach dem tridentinischen Ritus” darf Martin Mosebach im Spiegel Partei für den Papst ergreifen: “Warum der Papst tun mußte, was er tat”. Er sieht die Piusbrüder als Bewahrer des “größtes Schatzes der Kirche” (eben der Liturgie), die durch ihre völlige Abschottung in den Narrensaum abzuruschen drohten. Durch den Akt der Gnade habe der Papst sie davor bewahren wollen und die liturgische Identität der katholischen Kirche ermöglicht. Zu den Folgen der daraus folgenden Kampagne heißt es:
Natürlich könnte es durchaus soweit kommen, daß Staat und Gesellschaft die Lust verlieren, in ihren Grenzen eine Korporation zu dulden, die ersichtlich unter einem anderen Gesetz steht und andere Werte verteidigt als die säkulare Mehrheit. Die Grobheit der wahlkämpfenden Kanzlerin gibt dafür einen Vorgeschmack.
Der Gang nach Canossa könnte sich demnach in Zukunft unter umgekehrten Vorzeichen wiederholen.