Nolte, Nexus und Nasenring

47pdf der Druckfassung aus Sezession 47 / April 2012

von Thor v. Waldstein

Über die Späten Reflexionen und die Italienischen Schriften Ernst Noltes ist es zwischen Siegfried Gerlich, Thorsten Hinz und Stefan Scheil zu einer Debatte gekommen (Sezession 45 und Sezession 46). Sie hat deutlich gemacht, wie ambivalent der Blick auf das Werk des im 90. Lebensjahr stehenden Geschichtsdenkers sein kann. Das spricht nicht zuletzt für den Autor Nolte, dessen Feder es offensichtlich gelungen ist, geistige Attraktion für ganz unterschiedliche historische Denkansätze zu entfalten.

Die­ser Befund deckt sich mit der Erfah­rung des Ver­fas­sers die­ser Zei­len, der fast jedes Werk Nol­tes gera­de wegen des­sen nüch­tern-sezie­ren­dem Stil mit Gewinn gele­sen hat, obwohl er die Anhäng­lich­keit Nol­tes zu dem »libe­ris­ti­schen Indi­vi­du­um« bzw. zu dem von die­sem ver­kör­per­ten »libe­ra­len Sys­tem« weder teilt noch ver­steht. Was aber bei jedem, der Nol­te gerecht wer­den will, bleibt, ist der Respekt vor der sou­ve­rä­nen Stoff­be­herr­schung, vor einer bewun­derns­wür­di­gen Lebens­leis­tung und vor der Unbe­irr­bar­keit, mit der Nol­te die eige­nen wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­se und The­sen gegen das Meer der bun­des­deut­schen Anfein­dun­gen spä­tes­tens seit dem Haber­mas-Skan­dal 1986 (dem soge­nann­ten »His­to­ri­ker­streit«) ver­tei­digt hat.

Und damit sind wir schon bei dem, was bei dem »Sezes­si­on-Autoren­streit« viel­leicht etwas zu kurz gekom­men ist: näm­lich der Erfor­schung der – emi­nent poli­ti­schen – Fra­ge, wes­we­gen Ernst Nol­te heu­te in der Bun­des­re­pu­blik ein his­to­rio­gra­phi­scher Paria ist, der unter dem Ver­dacht des »Ver­fas­sungs­fein­des« steht (Ste­fan Breu­er) und des­sen Wer­ke wert­frei oder gar posi­tiv zu zitie­ren der bes­te Weg sein dürf­te, die eige­ne aka­de­mi­sche Kar­rie­re gegen die Wand zu fah­ren. Hat die­se Stig­ma­ti­sie­rung allein mit miß­li­e­bi­gen wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen Nol­tes zu tun oder offen­bart die Cau­sa Nol­te nicht viel­mehr polit-psy­cho­lo­gi­sche Wirk­me­cha­nis­men, die für das Ver­ständ­nis des Staa­tes, in dem wir leben, von nicht unmaß­geb­li­cher Rol­le sind? Hat Nol­te mit sei­ner zen­tra­len The­se von dem Kau­sal­ne­xus zwi­schen Bol­sche­wis­mus und Natio­nal­so­zia­lis­mus mög­li­cher­wei­se an Tabus der »Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung« gerüt­telt, die in tie­fe­ren Bewußt­seins­schich­ten der homi­nes bun­des­re­pu­bli­ca­nen­ses fest ver­an­kert sind?

Bekannt­lich war es Armin Moh­ler, der sich 1968 – pikan­ter­wei­se ver­an­laßt durch einen Auf­trag der Bon­ner Minis­te­ri­al­bü­ro­kra­tie – erst­mals gründ­lich mit dem Phä­no­men der Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung befaß­te. 1989 wid­me­te er sich dem­sel­ben The­ma erneut und leg­te im ein­zel­nen dar, wie die Deut­schen seit 1945 am Nasen­ring der Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung vor­ge­führt wer­den. Aus­gangs­punkt Moh­lers war zunächst die Fest­stel­lung, daß es weder mög­lich noch wün­schens­wert sei, daß ein Volk sei­ne Ver­gan­gen­heit bewäl­ti­ge. Nicht nur jedem Indi­vi­du­um, son­dern auch einem Volk sei ein Recht auf Ver­ges­sen zuzu­bil­li­gen. Die­je­ni­gen, die gleich­wohl die Maschi­ne­rie der unab­läs­si­gen Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung in Gang gesetzt hät­ten, wür­den dies in der Absicht tun, sozi­al­psy­cho­lo­gisch deter­mi­nier­te Kom­ple­xe her­an­zu­züch­ten, um die­se anschlie­ßend in den Dienst bestimm­ter poli­ti­scher Zie­le zu stel­len. End­stu­fe sei der entor­te­te Deut­sche, der ange­sichts der NS-Kata­stro­phe nach und nach ein per­ver­ses Ver­hält­nis zu den Tra­di­tio­nen sei­ner Vor­fah­ren ent­wick­le, und des­sen Deutsch­sein man am Ende vor allem dar­an erken­ne, daß er alles sein wol­le: Euro­pä­er, Welt­bür­ger, Pazi­fist usw. – nur kein Deut­scher mehr. Damit erwies sich die Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung als kon­se­quen­te Fort­set­zung der nach 1945 von der US-ame­ri­ka­ni­schen Besat­zungs­macht ins Werk gesetz­ten »Re-edu­ca­ti­on«, also des »Ver­suchs, den deut­schen Volks­cha­rak­ter ein­schnei­dend zu ändern, auf daß die poli­ti­sche Rol­le Deutsch­lands in Zukunft von außen kon­trol­liert wer­den kön­ne« (Cas­par von Schrenck-Notzing).

Man braucht kei­ne beson­ders gute Beob­ach­tungs­ga­be für die Fest­stel­lung, daß die­ser Ver­such einer »Cha­rak­ter­wä­sche« der Deut­schen heu­te als weit­ge­hend gelun­gen ange­se­hen wer­den kann. Der Pro­to­typ des fern­ge­steu­er­ten, von his­to­ri­schen Kom­ple­xen regel­recht auf­ge­bla­se­nen Deut­schen begeg­net einem auf Schritt und Tritt. Es gibt kei­ne Talk-Show, kein Leh­rer­zim­mer, kei­ne Redak­ti­ons­stu­be, kei­nen Semi­nar­raum, wo man sich nicht lau­fend der zu Tode gerit­te­nen Distan­zie­rungs­vo­ka­bel »Nazi« bedient, um die Kap­pung der his­to­ri­schen Ent­wick­lungs­li­ni­en Deutsch­lands als »demo­kra­ti­sche Errun­gen­schaft« zu fei­ern. Kurio­ser­wei­se läßt sich der Bun­des­bür­ger durch die­ses per­ma­nen­te »Stramm­ste­hen vor den poli­ti­sier­ten, mytho­lo­gi­sier­ten Begrif­fen« (Frank Lis­son) nicht in sei­ner höchst­per­sön­li­chen Glück­se­lig­keit stö­ren, was Johan­nes Gross ein­mal zu der para­dox-tref­fen­den Bemer­kung ver­an­laß­te, »die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land (sei) ein übel­ge­laun­tes Land, aber ihre Ein­woh­ner sind glück­lich und zufrieden«.

Jen­seits die­ser pri­va­ten Par­ty­dau­er­stim­mung, in der man die eige­ne Vita der Amü­se­ment­stei­ge­rung wid­met, weiß der Deut­sche von heu­te aber sehr genau, wo und auf wel­che Schlüs­sel­wor­te hin er auf Moll umzu­schal­ten hat: beim Befas­sen mit dem Düs­ter­deutsch­land der Jah­re vor Neun­zehn­hun­dert-Sie-wis­sen-schon. Gerät man auf die­sem kon­ta­mi­nier­ten Gelän­de auch nur unter Ver­dacht, die geschichts­po­li­ti­schen Dog­men nicht hin­rei­chend ver­in­ner­licht zu haben oder offen­bart man gar Ermü­dungs­er­schei­nun­gen bei dem Distan­zie­rungs­volks­sport Num­mer eins, dem Ein­prü­geln auf die herr­lich toten »Nazis«, darf man sich nicht wun­dern, wenn man eines schö­nen Tages als »Rechts­extre­mist« o.ä. auf­wacht. Die­sem Umstand ist es zu ver­dan­ken, daß sich zwi­schen­zeit­lich die meis­ten NS-For­schungs­fel­der in poli­tisch-psy­cho­lo­gi­sche »No-go-are­as« ver­wan­delt haben, in denen nicht Erkennt­nis­drang, son­dern pene­tran­ter Dog­ma­tis­mus den (Buß-)Gang der Din­ge bestimmt.

Der Natio­nal­so­zia­lis­mus ist daher wei­ter der zen­tra­le »Nega­tiv-Maß­stab der poli­ti­schen Erzie­hung« (Mar­tin Bros­zat) und darf im Sin­ne derer, die sich der poli­ti­schen (Ver-)Bildung von bald drei Gene­ra­tio­nen in Deutsch­land gewid­met haben und wei­ter zu wid­men sich anschi­cken, gera­de nicht his­to­ri­siert wer­den. Gefragt ist mora­lisch-ver­schwom­me­ne Befind­lich­keit, nicht wis­sen­schaft­lich-prä­zi­se Ana­ly­se. Auf die­sem Ter­rain herrscht ein zivil­re­li­gi­ös auf­ge­la­de­ner Macht­an­spruch, der hin­ter Kant und die Auf­klä­rung zurück­fällt und der in der Geschich­te der euro­päi­schen Neu­zeit ohne Bei­spiel ist. Auf die­sem, von Psycho-Patho­lo­gien beherrsch­ten Feld ist »sou­ve­rän …, wer über die Ein­hal­tung von Tabus und Ritua­len ver­fügt« (Frank Lisson).

Es geht also um Macht und nicht um Wahr­heit, um Deu­tungs­ho­heit und nicht um his­to­ri­sche Erkennt­nis, um Kam­pa­gnen­fä­hig­keit und nicht um seriö­se wis­sen­schaft­li­che Metho­de. Es geht dar­um, jeg­li­chen jen­seits des auf­ok­troy­ier­ten Neu­sprechs lie­gen­den, ori­gi­nä­ren geis­ti­gen Denk­an­satz zu dem his­to­ri­schen Phä­no­men des Natio­nal­so­zia­lis­mus sofort zu skan­da­li­sie­ren und damit sei­ner Wir­kung zu berauben.

Der seit 1986ff. in der Öffent­lich­keit der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land geführ­te »Streit um Nol­te« ist also in sei­nem Kern kei­ne his­to­ri­sche Fach­dis­kus­si­on, er ist – neben vie­len ande­ren Bei­spie­len die­ser Art – ein beson­ders sig¬nifikanter Aus­druck eines gesteu­er­ten Debatten¬ablaufs in einem unfrei­en Land. Nol­tes Nexus-Theo­rie ist den Polit­ge­winn­lern der deut­schen his­to­ri­schen Tra­gö­die 1914ff. ein Dorn im Auge, weil sie durch ihren actio-reac­tio-Ansatz das NS-Sin­gu­la­ri­täts­dog­ma und den dar­auf auf­bau­en­den Macht­an­spruch der Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung gefährdet.

Daß Lenin und erst recht Sta­lin kei­ne rus­si­schen Dalai Lamas waren, wis­sen zwar alle; die Bedro­hung Euro­pas durch den bol­sche­wis­ti­schen Ideo­lo­gie­staat aus dem Osten muß aber aktiv beschwie­gen wer­den, um den dia­lek­ti­schen Pro­zeß, von dem die Geschich­te des Zwei­ten Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges 1914–1945 wie kaum eine ande­re Epo­che zuvor bestimmt wur­de, zu ent­kop­peln. Das dient zwar nicht dem his­to­ri­schen Ver­ständ­nis, beför­dert aber den Tun­nel­blick auf die deut­schen Unta­ten, mit dem sich auch im 21. Jahr­hun­dert gute Geschäf­te und kon­kre­te Poli­tik machen läßt.

Die­se selek­ti­ve, dau­er­prä­sen­te Ver­gan­gen­heit darf nicht ver­ge­hen. Sie stellt ein wich­ti­ges Instru­ment dar, auf das auch mor­gen nicht ver­zich­tet wer­den kann, soll die Bun­des­re­pu­blik wei­ter als ein poli­tisch des­ori­en­tier­ter Staat erhal­ten blei­ben, dem die Pfle­ge der deut­schen Neu­ro­sen wich­ti­ger ist als die Gestal­tung der deut­schen Zukunft. Des­we­gen kann es nicht ver­wun­dern, daß eben die­ses sozi­al­psy­cho­lo­gi­sche Neu­ro­sen­feld gro­tes­ker­wei­se an Umfang und an Anste­ckungs­kraft in dem Maße zunimmt, wie sich der zeit­li­che Abstand zum 8. Mai vergrößert.

Die seit bald 70 Jah­ren wäh­ren­de Dau­er­be­sie­gung des Zom­bies aus Brau­nau hat frei­lich ihren Preis: Es ist ein – von dem unab­läs­sig rotie­ren­den Freizeit‑, Unter­hal­tungs- und Urlaubs­ka­rus­sell nur müh­sam zu über­tö­nen­des – Kli­ma der Zukunfts­lo­sig­keit in Deutsch­land ent­stan­den, das durch nichts bes­ser gekenn­zeich­net wird als durch die Kin­der­lo­sig­keit eines Lan­des, in dem die Attri­bu­te deutsch und alt immer häu­fi­ger zusam­men­fal­len. Man­ches spricht dafür, daß die eth­ni­sche Abwärts­spi­ra­le, in der sich die Deut­schen heu­te befin­den, viel zu tun hat mit der men­ta­len Todes­sehn­sucht, von deren süß­li­chem Ver­we­sungs­duft das unab­läs­si­ge Rat­tern der Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gungs­ma­schi­ne­rie umschlei­ert wird.

Die Abwick­lung der Deut­schen (demo­gra­phi­sche Implo­si­on und »Umvol­kung«) ist dabei nur die letz­te Kon­se­quenz eines Geschichts­bil­des, das den (Auto-)Genozid der Deut­schen seit ca. 1970 als gerech­te Stra­fe für das Gesche­hen vor 1945 auf­faßt. Schließ­lich kann das abs­trakt-mora­li­sche Gebot, von deut­schem Boden dür­fe nie wie­der Krieg aus­ge­hen, am bes­ten dadurch erfüllt wer­den, daß die Deut­schen von eben die­sem Boden ihrer Väter und Vor­vä­ter ver­schwin­den, und zwar end­gül­tig. Bei der Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung geht es somit um alles ande­re als um his­to­ri­sche Erkennt­nis oder um wis­sen­schaft­li­che Serio­si­tät, es geht um Zukunfts­ver­hin­de­rung, »um die Ver­nich­tung alles des­sen, was deutsch ist – was deutsch fühlt, deutsch denkt, sich deutsch ver­hält und deutsch aus­sieht« (Armin Mohler).

Wer als jun­ger Deut­scher zu einem solch aber­wit­zi­gen »mour­ir pour Ausch­witz« nicht bereit ist, wird gna­den­los mit der »Hit­ler-Schei­ße« (Mar­tin Wal­ser) zuge­deckt und läuft Gefahr, als »Hei­de der Gedenk­re­li­gi­on des Holo­kaust« (Peter Furth) über Nacht sei­ne sozia­len Bezie­hun­gen zu ver­lie­ren. Denn wer ein Tabu über­tre­ten hat, wis­sen wir seit Freud, wird selbst tabu. Die dazu erfor­der­li­che brau­ne Lava wur­de und wird von den Niem­öl­lers, Eschen­burgs, Weh­lers, Benz’, Knopps e tut­ti quan­ti seit Jahr­zehn­ten am Blub­bern gehal­ten. Ein Soli­tär wie Nol­te, der – ganz ohne den Mund­ge­ruch der Bewäl­ti­gungs­tech­no­kra­ten – die his­to­ri­schen Abläu­fe 1917ff. nüch­tern und mit luzi­den Zwi­schen­tö­nen ana­ly­siert, könn­te bei die­sem Sim­pli­fi­zie­rungs­ge­schäft nur stören.

Es spielt dann auch kei­ne Rol­le mehr, daß es gera­de Nol­te war, der, weil er Hit­ler ver­stan­den und nicht zu »bewäl­ti­gen« ver­sucht hat, das geschichts­phi­lo­so­phisch Ein­zig­ar­ti­ge des NS-Juden­mor­des prä­zi­se her­aus­ge­ar­bei­tet hat (Der Euro­päi­sche Bür­ger­krieg, S. 514–517). Um die jüdi­schen Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus – dar­un­ter eine gro­ße Zahl patrio­ti­scher Reichs­deut­scher, für die das Deutsch­land des Jah­res 2012 einen Alp­traum dar­ge­stellt hät­te – geht es den Mata­do­ren der Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung ohne­hin nicht. Ihr Andenken miß­brauchen sie genau­so, wie sie jenes an die Män­ner schän­den, die für das Land der Deut­schen als Sol­da­ten ihren Kopf hin­ge­hal­ten haben.

Das selek­ti­ve Erin­nern und das Nicht­ver­ges­sen­wol­len erweist sich dabei als der sichers­te Weg, eine Zukunft der Deut­schen zu ver­hin­dern. Denn die Kraft zur geschicht­li­chen Exis­tenz eines Vol­kes setzt stets vor­aus, daß es den Wil­len hat wei­ter­zu­le­ben. Und die­sen Wil­len kann ein Volk nur dann behaup­ten, wenn man ihm ein Recht zubil­ligt, nicht nur mit ande­ren, son­dern zual­ler­erst mit sich selbst in Frie­den zu leben. Das wie­der­um setzt vor­aus, daß Wun­den ver­hei­len und irgend­wann ein men­ta­ler Neu­an­fang statt­fin­det. Die­ser ist indes nur denk­bar, wenn zuvor der an allen Orten und zu allen Zei­ten aus­schla­gen­de »Nazo­me­ter« (Harald Schmidt) end­lich aus­ge­schal­tet wird. Das Geheim­nis der Ver­söh­nung ist eben nicht die Erin­ne­rung, schon gar nicht die sakra­li­sier­te und instru­men­ta­li­sier­te Erin­ne­rung der heu­ti­gen Hüter unse­rer Ver­gan­gen­heit, die sich anma­ßen, noch die deut­schen Jahr­gän­ge 2000ff. nach dem Paw­low­schen Takt­stock der Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung tan­zen zu lassen.

Deren Zweck erschöpft sich heu­te nicht nur in »der tota­len Dis­qua­li­fi­ka­ti­on eines Vol­kes« (Hell­mut Diwald); Ziel die­ser 27. Janu­ar-Kul­tur (aus­ge­rech­net Mozarts Geburts­tag!) ist es, das see­li­sche Immun­sys­tem der Deut­schen – auch an den 364 übri­gen Tagen des Jah­res – so weit(er) zu zer­stö­ren, daß die Deut­schen schließ­lich die eth­ni­sche Ver­ab­schie­dung von ihrem eige­nen Grund und Boden, die Zwei­te Ver­trei­bung der Deut­schen, die in vie­len Stadt­tei­len deut­scher Groß­städ­te schon weit fort­ge­schrit­ten ist, min­des­tens gleich­gül­tig hin­neh­men, wenn nicht gar als »Urteil« der Geschich­te begrüßen.

Ein altes Kul­tur­volk Euro­pas, dem die Mensch­heit in der Musik fast alles, in der neu­zeit­li­chen Phi­lo­so­phie das wesent­li­che und in den Natur- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten sehr viel zu ver­dan­ken hat, wäre dann ver­schwun­den. Ob die­se »End­lö­sung der deut­schen Fra­ge« (Robert Hepp) ein­tritt oder nicht, liegt nicht zuletzt an den Deut­schen selbst, denen es frei­steht, mor­gen den Nasen­ring abzu­le­gen und das zu tun, was für jeden Kir­gi­sen, jeden Kata­la­nen und jeden Kur­den selbst­ver­ständ­lich ist: näm­lich als Volk frei über die eige­ne Zukunft zu bestimmen.

Lite­ra­tur:
Sieg­fried Ger­lich: Ernst Nol­te. Pro­fil eines Geschichts­den­ker, Schnell­ro­da 2010
Ernst Nol­te: Spä­te Refle­xio­nen, Wien 2011
Ernst Nol­te: Ita­lie­ni­sche Schrif­ten, Ber­lin 2011

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Kommentare (12)

Petrus Urinus Minor

4. Mai 2012 17:17

"Wer als junger Deutscher zu einem solch aberwitzigen »mourir pour Auschwitz« nicht bereit ist, wird gnadenlos mit der »Hitler-Scheiße« (Martin Walser) zugedeckt und läuft Gefahr, als »Heide der Gedenkreligion des Holokaust« (Peter Furth) über Nacht seine sozialen Beziehungen zu verlieren".

Das betrifft ausdrücklich nicht nur Deutschland...

Death camp exhibit opens in Shanghai
https://www.chinadaily.com.cn/china/2012-04/27/content_15154788.htm

Die Geschehenisse des 2. Weltkrieges haben offenbar zu einen weltweiten Elitenreligion geführt, die diese "Eschatologie des ultimativen Bösen" zur Basis der Erkenntnis gemacht hat, daß der Außenkrieg als solcher, der Krieg selbst nunmehr abgeschafft gehört.

Wie schön.

Freilich zum hinzunehmenden Preis des ewigen Weltbinnenkrieges.

Freidenker

4. Mai 2012 17:54

Sehr guter Beitrag,der gut die Funktion der Bewältigungsmaschinerie und ihre Folgen herausarbeitet.
Allerdings hätte man erwähnen können,dass keinesfalls nur Deutschland (das jedoch besonders stark) von dieser zukunftraubenden Krake befallen ist,sondern fast alle westlichen Länder,sofern sie wichtig genug sind.
In Frankreich und Großbritannien ist es die koloniale Vergangenheit,in Spanien und Italien die faschistische,in den USA Sklaverei und Indianerausrottung und in den osteuropäischen Ländern wird früher oder später etwas ähnliches mit Hilfe der Verbrecheb des Kommunismus installiert werden.
Und egal in welches dieser Länder man schaut,das Resultat dieses Mechanismus ist immer das Gleiche:Erosion der "alten" Werte,Masseneinwanderung und Privilegierung von Minderheiten,Zerfall der Gesellschaft durch Auflösen ihres Kitts.
All dies lässt eigentlich nur eine Schlussfolgerung zu,nämlich die Existenz eines globalen Planes.Doch wer steckt mit welchen Zielen dahinter?Das zu recherchieren wäre doch ein spannendes Sujet für einen Folgebeitrag!?

Gottfried

4. Mai 2012 18:37

"Hat Nolte ... an Tabus der »Vergangenheitsbewältigung« gerüttelt, ..."
(Da kommt die rhetorische Nachtigal, man hört sie trapsen ...) Nun gut: Ja.

"Der Nationalsozialismus ist daher weiter der zentrale »Negativ-Maßstab der politischen Erziehung« (Martin Broszat) und darf ... nicht historisiert werden.
Über allen weißen Populationen herrscht das "white guilt"-Dikat.
In BUNT-Land speziell das "Additainment", "unsere tägliche Schuld gib uns heute..."
Man sollte nie den Blick über den Tellerrand vergessen, wichtiger als eine Deutschlandstudie wäre die Frage, wie z.B. die Norweger oder Schweden in so eine effeminisierte Wehrlosigkeit geraten konnten.

"Diejenigen, die gleichwohl die Maschinerie der unablässigen Vergangenheitsbewältigung in Gang gesetzt hätten, ... um diese anschließend in den Dienst bestimmter politischer Ziele zu stellen."
Nach Nicolas Gomez Davila gibt es in der Geschichte keinen Kausalnexus.
Es passiert das Ereignis A. Dann wird das Ereignis A von den Herrschenden interpretiert. Diese Interpretation leitet das Ereignis B ein.
Wenn heute noch ein partikularistischer Widerstand geleistet werden kann, dann muß dieser sich mit der Interpretation, als mit dem "Additainment" und der "white guilt" überhaupt (Euphemismus "Aufarbeitung") und deren katastrophalen Folgen auseinandersetzen.

"... wo man sich nicht laufend der zu Tode gerittenen Distanzierungsvokabel »Nazi« bedient, um die Kappung der historischen Entwicklungslinien Deutschlands als »demokratische Errungenschaft« zu feiern."
Ob man ein Volk überhaupt beherrschen kann, wenn dieses Volk sich seine Muttersprache nicht nehmen ließe? Hat überhaupt schon einmal jemand die verheerenden Wirkungen von wohlfeilem Vulgärlatein analysiert ("Frustration", "Diskriminierung", "Integration", "Differenzieren" ...)
Wie hieße der obige Satz in unsere deutsche Muttersprache übersetzt:
"... um die Kappung der geschichtlichen Entwicklungen Deutschlands als volksherrschaftlich Errungenschaft zu feiern."
Hier gelänge der im Grund unglaublich einfache Betrug mit Sicherheit nicht!

"Es spielt dann auch keine Rolle mehr, daß es gerade Nolte war, der, weil er Hitler verstanden und nicht zu »bewältigen« versucht hat, das geschichtsphilosophisch Einzigartige des NS-Judenmordes präzise herausgearbeitet hat."
Nolte gilt als Vergleichs-Natzieh. Der Anschlag gilt dem abendländischen Denken schlechthin. Man kann nur Äpfel und Birnen vergleichen. Oberbegriff bei Nolte "Totalitarismus." Dann stellt man die Unterschiede z.B. zwischen dem deutschen Apfel und der sowjetrussischen Birne fest. Z.B. hat der Sozialismus in der Sowjetunion mehr Todesopfer gefordert. Z.B. war die Vernichtungslogistik in Deutschland besonders technisch-modern durchorganisiert.
Wie beim Apfel, der keine Birne ist, ist der GULAG einmalig, das gilt genauso für Auschwitz, die Massenmorde der nationalen Sozialisten waren so einmalig wie die Massenmorde Stalins.

"Ob diese »Endlösung der deutschen Frage« (Robert Hepp) eintritt ..."
Diese "Endlösung" der deutschen Frage ist die Ausführung des letzten Befehl des Föhrers im Angesicht der Niederlage im WKII. Das deutsche Volk sei ob seiner Schande dem Verschwönden vom Erdboden, der endgöltigen Vernöchtung anheimgegeben.
Alle großen geistigen und praktischen Föhrer unserer "Additainment"-Zivilreligion folgen mit Kadavergehorsam dem Kommando ihres unverzichtbaren Schickelgrubers.

Der "Ausdünner" Josef Fischer, der BUNTES-Philosoph Nummer Eins, Professor Habermas in seinem weitgehend feinen monokulturellem Ambiente am Starnberger See, der EU-Fanatiker Helmut Schmidt, Helmut Kohl, der am meisten Fremde in dieses Land gelassen hat, die nicht bereit sind, sich hier einzugliedern, Gerhard Schröder, der dem Aufmarsch der "anständigen Demokraten und Demokratinnen" einen ganz enormen Anschwung gegeben hat, und selbstredend auch die jetzige BUNTES-Kanzlerein, die sich lieber dafür engagiert, die Welt neu zu ordnen, als bei Vertretung des Souveräns ("Alle Macht geht vom Volke aus") mit den Hohenpriestern des "Additainment" in Konflikt zu geraten.

Asenkrieger

4. Mai 2012 23:35

Ich habe Nolte immer mit einem gewissen Unbehagen gelesen. Zuviele Details stießen auf meinen Widerspruch. Doch sein letztes Buch ist ein Schritt in die richtige Richtung, wenngleich immer noch zu zaghaft. Nolte hat es nie zum Status eines Revisionisten geschafft. Trotzdem meinen Respekt.

Der Niedergang des Weißen Mannes ist nur zu verstehen, wenn man die tiefschürfenden Analysen der letzeten vier Bücher von Prof. Andrew MacDonald (im Internet bei The Occidental Observer erhältlich) dazu liest. Er fängt da an, wo Frank Lisson und Prof. Paul Edward Gottfried aufhören.

Es gibt eine Gruppe, die die bisher erfolgreichste evolutionäre Gruppenstrategie der bekannten Menschheitsgeschichte entwickelt hat, was letztlich zum (Auto?-)Genozid der Weißen führt, die damit als potentielle und tatsächliche Konkurrenten im Kampf um die Verteilung von Ressourcen immer mehr ausscheiden. Andrew MacDonald zeigt, warum alles so gekommen ist und warum ausgerechnet ein gewisser Aspekt aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges weltweit hierfür immer mehr an Bedeutung gewinnt.

rosenzweig

5. Mai 2012 15:45

Die Sieger haben das gleiche Gift geschluckt, daß sie uns verpasst haben. Und aufgrund ihres ambivalenten Schuldbewusstseins ist ihr schlechtes Gewissen übermächtig und zerstört noch viel wirksamer als bei uns jegliche gesunden Antikörper. Wie sich das stolze England und WASP Amerika in MultiKulti Höllen verwandeln, darf man doch mit einer gewissen Schadenfreude konstatieren. Wir leben hier momentan im Auge des Sturms und vermeiden jede Form auffälliger Virilität, damit die Dronenschwärme nicht aufmerksam werden. Es wird interessant sein zu beobachten, wie weit sich die Effeminisierung einer Gesellschaft treiben lässt. Wird eine effeminisierte Elite in der Lage sein, mittels Technologie zu herrschen?

Gast

5. Mai 2012 16:27

Dieser Druck, der auf Deutschland liegt und die Zukunftsangst der Deutschen schürt und damit die Geburtenrate senkt, entstand nicht nur durch die fehlgeleitete Vergangenheitsbewältigung. Ich kann mich noch gut an die Zeit des kalten Kriegs erinnern, an die Feindschaft der zwei konkurrierenden Machtsysteme, Amerikas und der Nato gegen die Sowjetunion und ihre Satellitenstaaten und deren atomare Aufrüstung. Schon damals haben viele Deutsche meiner Generation keine Lust mehr gehabt, Kinder in die Welt zu setzen im Angesicht eines atomaren Kriegs, der über Deutschland ausgetragen worden wäre, Millionen Tote gekostet hätte und weite Teile von Deutschland unbewohnbar gemacht hätte. Dieses Damoklesschwert des Atomkriegs hing viele Jahre über Deutschland und hat eine ganze Genaration geprägt.

Nick N.

6. Mai 2012 10:08

Dies zählt ohne Zweifel zu den treffendsten, am besten formulierten Betrachtungen, die ich zum Thema „Vergangenheitsbewältigung" gelesen habe. Die Tatsachen, die im Laufe des Aufsatzes beschrieben und seziert werden, sind meines Erachtens jedem „wachen" Menschen, der in diesem Land lebt, bereits klar. Trotzdem faßt Herr von Waldstein alles hervorragend zusammen und bietet eine Analyse der Lage, der man fast nichts hinzufügen kann.

neocromagnon

7. Mai 2012 03:22

Am Ende wird Adolf Hitler dann also doch recht behalten haben, daß es bei diesem Krieg um die Existenz des deutschen Volkes selber ging, und er desswegen total zu führen sei. Sind damit nicht auch die Vergangenheitsbewältiger Nazis?

Gottfried

7. Mai 2012 15:16

@ neócromagnon

"Sind damit nicht auch die Vergangenheitsbewältiger Nazis?"

Ja.

DIE vollstrecken den letzten Befehl IHRES unverzichtbaren Führers: Daß WIR angesichts der Niederlage 1945 vom Erdboden verschwinden sollen.
Sollten WIR Partikularisten uns dagegen jedoch vehement zur Wehr setzen - z.B. aus der Not von Bürgerkriegen heraus in lebensbedrohlichen Situationen, die WIR alle am Beispiel Serbien bereits studiert haben -, könnten uns DIE Humanisten von jenseits des Atlantiks unschwer als ewige Natziehs enttarnen und Europa wieder einmal von uns befreien.
So kann das "Bewältigungsprogramm" beliebig prolongiert werden.
Der anschwellende Bocksgesang, die Tragödie, das Verhängnis.

Loki

7. Mai 2012 16:19

@ Asenkrieger

Der besagte Professor heißt Kevin MacDonald. Andrew MacDonald war das Pseudonym eines anderen Schriftstellers, der Ihnen zweifellos im Kopf herumspukt. Ich finde aber, daß KM mißverstanden wird, wenn man aus seinen Studien ableitet, daß besagte Gruppe nun "schuld" am Niedergang der westlichen Welt sei. Es gibt übrigens auch ein deutsches Pendant zu MacDonald, Hans-Dietrich Sanders "Die Auflösung aller Dinge".

Asenkrieger

9. Mai 2012 22:32

@ Loki
Danke für die Korrektur (des Namens), den ich im Eifer des Gefechts zu später Stunde falsch geschrieben habe.
Keinesfalls möchte ich eine einzige fremde Gruppe für den Niedergang der Weißen alleine verantwortlich machen.
Man kan aber schon recht deutlich aus den genannten Quellen herauslesen, daß Kevin MacDonald in diese Richtung denkt wenn er von der erfolgreichsten etnischen Gruppe aller Zeiten spricht, zu deren Strategie es gehört die potentiellen Konkurrenten im Kampf um die Ressourcen dieser Erde systematisch zu schwächen. Das geht aus seinen letzten vier Büchern und so manchen Artikeln im TOQ und Occidental Observer hervor.

Asenkrieger

9. Mai 2012 22:50

@Loki

Dr. Sanders Buch hat zweifellos seinen Wert. Es stellt aber keinesfalls eine mit Kevin MacDonald vergleichbare radikale Kritik dar. Dr. Sander
hat nie in derartigen naturwissenschaftlichen Kategorien gedacht. Man wird ihn auch nie einen Antisemiten nennen können. Vielleicht war er seinerzeit zu sehr mit der Analyse grundsätzlichen Dingen, wie z.B. der "Entortung" beschäftigt, um die heute dramatisch sichtbaren Konsequenzen vorausehen zu können. Für mich war sein Buch eher ein Angebot für einen Dialog, während MacDonald das Geschehen mit den kühlen Augen eines Wissenschaftlers betrachtet, für den es eine objektiv nachvollziebare Strategie darstellt, die verständlich, voll innerer Logik und gleichzeitig faszinierend tödlich für uns ist.

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