stolpern kann, ist lebhaft und gut. Ich hatte befürchtet, daß sich bedingungslose Verteidiger dieses Partei-Projekts und Defaitisten bzw. Zyniker unversöhnlich und sehr prinzipiell gegenüberstehen würden. Aber es gibt doch eine erfreuliche Anzahl abgeklärter, nüchterner, realpolitisch denkender Leser, die in der AfD wohl dasselbe sehen wie ich:
1. Die AfD ist ein Resonanzboden: Mich erstaunt seit Monaten, wer alles dieser Partei beigetreten ist aus dem näheren und ferneren Bekanntenkreis, bis hinein in die Spitzenfunktionen auf Landesebene. Die AfD-Mitglieder – das ist im weitesten Sinne jenes Milieu, das ein Abonnement der Jungen Freiheit halten kann, das Konservative Minimum von Karlheinz Weißmann ebenso zustimmend liest wie Günter Scholdts Das konservative Prinzip oder Friedrich Romigs ESM – Verfassungsputsch in Europa, bei Scheils Präventivkrieg Barbarossa, und Lichtmesz’ Verteidigung des Eigenen allerdings die Grenze des Vermittelbaren für erreicht hält und bei Kubitscheks Provokation (vergriffen!) ebenso aussteigt wie Willms Identität und Widerstand oder Mohlers Gegen die Liberalen.
Aber das darf man ja auch: aussteigen, sich nicht belasten mit Fragestellungen, die im Durchschnittsgespräch nicht vermittelbar sind, während das mit dem Euro-Thema, den Staatsfinanzen, dem Schulkollaps und einem Anpacker-Konservatismus doch ziemlich reibungslos klappt. Also: ein Resonanzboden auch für die Geräusche, die wir machen …
2. Die AfD ist eine Energiepumpe: Ich weiß nicht, wieviel zigtausende ehrenamtliche Stunden diese neue Partei bereits auf ihr Konto verbuchen kann – jedenfalls sind landauf, landab Heerscharen von Unterschriftensammler, Plakatkleber, Infostand-Aufsteller, Demonstranten und Veranstaltungsbesucher unterwegs, die plötzlich Zeit, Geld und Kraft für ein gemeinsames Ziel einzusetzen bereit sind. Dieser Energiestrom verläuft in beide Richtungen: Wenn es die Helfer sind, die diese junge Partei in die Fläche tragen, so ist es die Idee dieser Partei, die den Leuten Hoffnung, Einsatzfreude und Altruismus ins Gemüt pumpt.
Diese Energiebündelung muß man erst einmal hervorrufen können. Die AfD hat es geschafft. Daß das mit der Wahl in einem furchtbaren Kater enden kann, ändert nichts am derzeitigen Schub.
3. Die AfD ist eine Partei: Daß sie kein Fußballverein ist, hat sich herumgesprochen. Daß sie indes auf Gedeih und Verderb eine Partei ist, scheint bei ihren Anhängern indes ausgeblendet zu sein. Dabei ist das doch ganz wichtig. Denn eine Partei arbeitet, hat Erfolg und macht Politik nach den Gesetzen, denen jede Partei unterworfen ist: Seilschafts- und Postenpolitik im Innern, Abschwächung aller revolutionären Positionen im selben Moment, da eine Teilhabe an der Macht in Aussicht steht (siehe die Grünen), Oligarchisierung und Korrumpierung aufgrund einer Überversorgung der Parteien durch den Staat, Teilhabe am politischen Theater innerhalb jener post-demokratischen Zeit, in der keine wesentliche Entscheidung mehr von einer Partei getroffen wird.
Und dennoch ist die Partei der beste Weg zur ausgleichenden Gerechtigkeit: Warum nicht ein paar Dutzend mehr oder weniger konservative AfD-Funktionäre an die Fleischtöpfe heranwählen, samt den Beraterstäben, Gutachtern, Zuarbeitern, die daran hängen? Auch das mag den Resonanzraum für Verlage und Zeitschriften wie die unseren erweitern.
Also: ich habe keinen Grund, jetzt schon zu verkünden, daß im Großen und Ganzen alles beim Alten bleiben wird – trotz des Energieschubs durch die AfD und die Unruhe, die sie im Lager der etablierten Parteien stiftet.
FdF!
Der Beitrag bringt es auf den Punkt, die AfD verbreitert das konservative Millieu. Fundis werden mit dieser Partei allerdings wenig Spass haben.
Die Vorstellung, dass bspw. Frau von Storch im Bundestag ausspricht, was sie bislang kund tut, motiviert mich schon zum Plakatieren. Ein bischen Praxis schadet nicht.
Alle sollten mithelfen, ein "blaues" Lager zu schaffen. Über Einzelheiten unterhalten wir uns noch.