Felix Menzels Einwanderungskritik

In der Reihe „BN-Anstoß“, die der Verein für Journalismus und Jugendkultur Chemnitz e. V. herausgibt, ist nach vier Titeln...

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

zu unter­schied­li­chen The­men  eine neue Stu­die aus der Feder des Ver­eins­vor­sit­zen­den Felix Men­zel erschie­nen. Der wohl bewußt gewähl­te pla­ka­ti­ve Titel Die Aus­län­der. War­um es immer mehr wer­den führt aber all die­je­ni­gen in die Irre, die ein bana­les Pro­pa­gan­da­werk erwar­ten: Men­zels Büch­lein bie­tet auf­schluß­rei­che Dis­kus­si­ons- und Lösungs­an­sät­ze zugleich; der Ton ist durch­ge­hend unauf­ge­regt und wohl­tu­end sachlich.

Die Ana­ly­se ist in drei Tei­le gegliedert:

+ Ers­tens wer­de die Anzahl der Aus­län­der des­we­gen stei­gen, weil wir in einer Welt leben, die ver­netzt ist wie nie. Mit­ge­fühl und Empa­thie wer­den fort­wäh­rend geweckt, Natur­er­eig­nis­se und mensch­li­che Kata­stro­phen in Nah und Fern lan­den in kür­zes­ter Zeit als Schlag­zei­le oder visu­el­ler Moment­auf­nah­me auf den Smart­phones und im Inter­net. Gut­mei­nen­de den­ken, durch Auf­nah­me mög­lichst vie­ler Men­schen aus kri­sen­be­las­te­ten Regio­nen lösen sich Pro­ble­me von allei­ne. Men­zel prüft, ob die­se Zunah­me mensch­li­chen Mit­lei­dens per se als ein Fort­schritt anzu­se­hen ist.

+ Zwei­tens stei­ge die Zahl der Migran­ten, weil die glo­ba­le Über­be­völ­ke­rung nach wie vor nicht als Kern­pro­blem erkannt wird. Mehr Men­schen heißt weni­ger Raum, heißt bereits auf kur­ze Sicht mehr Krie­ge auf­grund von Ver­tei­lungs­kämp­fen und Ressourcenknappheit.

+ Drit­tens wer­den welt­weit mehr Men­schen zu Aus­län­dern, weil west­lich sozia­li­sier­te Bür­ger zu sehr an die Uto­pie glo­ba­ler sozia­ler Gerech­tig­keit glau­ben. Die Annah­me, man müs­se uni­ver­sel­le Wer­te glo­bal durch­set­zen, um – illu­so­risch genug – recht­li­che Stan­dards für alle Men­schen die­ser Welt zu garan­tie­ren, füh­re zu Bekeh­rungs­ei­fer, Anma­ßung und Krie­gen – mögen sie auch in den Dienst heh­rer Idea­le gestellt wer­den. Das uto­pi­sche Den­ken füh­re daher gera­de­wegs ins Desas­ter und löse direk­te Flücht­lings­strö­me aus.

Nach die­ser drei­ge­teil­ten Dar­le­gung des Anstiegs der Migra­ti­ons­zah­len, wen­det sich Men­zel den ent­spre­chen­den Pro­blem­fel­dern in Euro­pa zu und wid­met jedem der grö­ße­ren einen eige­nen Über­blick: Über­al­te­rung, Fach­kräf­te­man­gel, Fle­xi­bi­li­täts­wahn, Armuts­ein­wan­de­rung, Flücht­lin­ge und Asyl­be­wer­ber, kri­mi­nel­le Aus­län­der und Terroristen.

Men­zel tut dies nüch­tern und aus­ge­wo­gen, ver­tritt sei­nen Stand­punkt aber selbst­be­wußt und deut­lich. Scha­de ledig­lich, daß zwar aber­mals etwa Agam­ben, Bau­man und das Duo Hardt/Negri bemüht wer­den, “non­kon­for­me”, d. h. nicht-lin­ke Ver­öf­fent­li­chun­gen zu die­sem The­men­kom­plex aber nicht ein­mal im Lite­ra­tur­ver­zeich­nis auf­ge­führt wer­den. Dabei hät­te Men­zel sei­ne Aus­füh­run­gen zur Ver­ant­wor­tung des Wes­tens am glo­ba­len Migra­ti­ons­di­lem­ma wie auch zum nöti­gen Abschied vom Wachs­tum wohl mit kei­nem Autoren fun­dier­ter stüt­zen kön­nen als mit Alain de Benoist, und die Bedeu­tung des gro­ßen Ansturms auf Euro­pa wird bei Jean Ras­pail doch etwas ver­ständ­li­cher als durch die Brü­der Comaroff.

Das heißt indes nicht, daß Men­zel Her­aus­for­de­run­gen aus­blen­det oder auf alter­na­ti­ve Lösungs­an­sät­ze ver­zich­tet: Für die Bewäl­ti­gung aku­ter Pro­ble­me hier­zu­lan­de for­dert er – wie bereits auf der Netz­sei­te sei­nes Online­ma­ga­zins Blaue Nar­zis­se ange­mahnt – eine fun­da­men­ta­le Neu­ord­nung des Asyl­sys­tems, um abschlie­ßend die Gret­chen­fra­ge zu stel­len: Brau­chen wir über­haupt Ein­wan­de­rung? Und wenn ja: Wel­che? – Ant­wor­ten gibt es bei:

Felix Men­zel: Die Aus­län­der. War­um es immer mehr wer­den (= BN-Anstoß, Bd. 5), 100 S., 8,50 Euro, Chem­nitz 2015  – hier bestellen 

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (20)

Unke

20. Februar 2015 09:19

Wenn das Werk wirklich so argumentiert wie geschildert ist es nicht lesenswert.
1.

Mitgefühl und Empathie werden fortwährend geweckt

Vorwiegend bei den Frauen (die leider wählen dürfen) und bei den medialen Tränendrüsendrückern. Männer sind rational; nicht zuletzt deswegen, weil sie den ganzen Sch...paß (Heimstätte für die Mühseligen und Beladenen) bezahlen müssen.
2.

globale Überbevölkerung

etc... Seit Malthus nichts wirklich Neues. Und von der Geschichte widerlegt. Die "globale Überbevölkerung" ist eines der widerlichsten zeitgenössischen Meme, es kommt aber den Umvolkern zupass. Letztere beschreiben die sozusagen zwangsläufige Folge, dass die Volksmassen deswegen an Europa "heranbranden" (und nicht 'draußen gehalten' werden könnten) als Naturgesetz, siehe G. Heinsohn.
3.

westlich sozialisierte Bürger zu sehr an die Utopie globaler sozialer Gerechtigkeit

Auch das ist eine typisch weibliche Eigenschaft, bzw.: weibliches Gutmenschentum (gerne auch in der angelsächsischen Version: Abolitionismus und Prohibition gehen auf weibliche Initiativen zurück), verbunden mit Marxismus ist gesellschaftlicher Sprengstoff. "Westlich sozialisiert" heisst also: unter der kulturmarxistischen Weiberknute.
.
Die übrigen Meme "Überalterung" (logo - wenn die Frauen gegen die Männer gehetzt werden und letztere zu Tode besteuert werden geht die Demographie zum Teufel!), "Fachkräftemangel" (das ist nun wirklich pure Propaganda) etc. gehe ich nicht weiter ein.
.
Schade. Anstelle der Ursachen werden Phänome beschrieben, der Erklärungsgehalt ist entsprechend begrenzt.

Simon

20. Februar 2015 09:44

"Abschied vom Wachstum"?

Wenn die Bevölkerung wächst und sich die Welt gleichzeitig vom wirtschaftlichen Wachstum verabschiedet, dann erhöht das doch den sozialen Druck in vielen Ländern noch mehr und damit den Druck in die wohlhabenden Länder auszuwandern.

In den Entwicklungsländern braucht man MEHR Wachstum, da mit die Menschen dort bleiben und nicht nach Europa kommen. Es gibt zum Beispiel kaum Einwanderungsdruck aus China, weil die armen Menschen dort in die innerchinesischen Wachstumsregionen wandern und nicht in die USA oder Europa.

ingres

20. Februar 2015 10:09

@ Unke

Das Wort "Empathie" mag ich nicht, ich benutze das nicht. Ansonsten mag es zwar sein, dass das was dadurch gesagt werden soll bei Frauen realisiert ist, aber ich kenne auch das Problem, dass gerade bei reflektierenden Personen unhinterfragt eine Verpflichtung (mir fällt jetzt nicht der Begriff ein, um diese unterbewußte Verpflichtung näher zu charakterisieren) zur (bedingungslosen) Aufnahme von Flüchtlingen akzeptiert wird. Dabei liegt in der Tat kein Glaube an weltweite soziale Gerechtigkeit zugrunde, sondern das hat quasi Grundgesetzstatus.

Manfred Kleine Hartlage drückt das so aus:

"Damit bekräftigt man das herrschende Politikverständnis, wonach der Staat nicht etwa die Interessen seines Volkes zu vertreten, sondern abstrakte Humanitätsideale zu verwirklichen habe.
("https://www.sezession.de/40375/afd-preist-bereicherung-durch-vielfalt.html)

Daran zu rütteln ist dann genauso wenig möglich (bzw. sehr schwierig) wie an Gefühlsduselei.

Hinsichtlich Fachkräftemangel hätte ich jetzt vermutet, dass eventuell argumentiert wird, dass kein Fachkräftemangel vorliegt, bzw. der selbst verschuldet sei Ich weiß nicht wie da objektiv der Stand der Dinge ist. Da wären exakte Informationen tatsächlich mal sinnvoll, um argumentieren zu können. Wobei man diesen Mangel sicher kaum über Flüchtlinge und Boat People aus Afrika wird decken können.

gerdb

20. Februar 2015 10:13

Man sollte doch darauf hoffen das wenn das Sozialprodukt und die damit vergebenen sozialen Dienstleistungen auf das Durschnittssozialprodukt der Welt (ungefähr Ägyptens) sinkt auch keiner mehr kommt weil es sich schlicht nicht mehr lohnt.
Afrika verdoppelt sich jede Generation und es handelt sicch nicht um Chinesen.

Felix Menzel

20. Februar 2015 10:19

Ganz kurz zur Wachstumsfrage, damit die Diskussion hier nicht in eine völlig falsche Richtung läuft:

Was ich kritisiere, ist der "Wachstumszwang" des Westens. Hier habe ich das mal erläutert: https://www.blauenarzisse.de/index.php/gesichtet/item/4556-wachstumszwang-brechen

Zum Wachstum in den Entwicklungsländern habe ich im Buch einiges geschrieben. Natürlich brauchen die ärmeren Länder "Wachstum" (es ist nur die Frage "welches"). In dem Zusammenhang meines Buches gehe ich aber auch auf das Phänomen des "Migrationsbuckels" nach einsetzendem Wachstum ein. Siehe hier ein paar einführende Gedanken dazu: https://www.blauenarzisse.de/index.php/anstoss/item/4683-neuordnung-des-asylwesens-iv

Jacobi

20. Februar 2015 12:34

Wie F.M. ja schon aufgeführt hat - die Frage nach welchem Wachstum sollte gestellt werden - qualitativ oder quantitativ? Und weiterhin: Wachstumszwang oder -paradigma - ist das wirklich notwendig? Nach Studienlage ab einem gewissen Grade eben nicht. Aber dieses Paradigma ist es u.a., das den vorpolitischen Raum ausfüllt - auch unter nicht wenigen Konservativen.

Wachstumskritische Debatten und alternative Konzepte bzw. Überlegungen zu diesen werden in der Regel von eher linksgerichteten oder ökologischen Bewegungen geführt.

Hier sehe ich Potenzial für die neue Rechte, dass sie sich auch mit dieser Thematik weiterhin beschäftigt und eigene Lösungsansätze entwickelt, vorschlägt und diskutiert. Benoists Vorliebe zum Kommunitarismus sollte weiter aufgegriffen werden, sodass dieses (meta-)politische Feld auch von uns beackert werden kann.

Der Kommunitarismus aber wird ja auch von linksgerichteten Milieus aufgegriffen und auch praktisch umgesetzt. Ich erinnere mich an eine Reportage über eine Dorfgemeinschaft, die freiwillig auf "ihr altes Leben" verzichtete und sich in dieser Gemeinschaft so weit wie möglich selbstversorgt. Ist diese Regionalisierung die Zukunft? Eins berücksichtigt diese Form des Lebens und Wirtschaftens eben nicht - und zwar die in "organischen" Zusammenhängen stehende Gemeinschaft. Also könnte dort quasi jeder hinziehen. Wenn aber eine Inkompatibilität der verschiedenen Anhänger unterschiedlicher Kulturen zu groß ist, kommt auch dann das Konfliktpotenzial zum Tragen.

Langer

20. Februar 2015 12:59

@Unke

Und von der Geschichte widerlegt. Die „globale Überbevölkerung“ ist eines der widerlichsten zeitgenössischen Meme, ...

Argumentation, bitte!
Dieser Planet ist nicht nur biologisch vom Menschen ueberbevoelkert, besonders, wenn man beachtet, welchen Lebensstandard jeder dieser Menschen letztlich anstrebt und welcher verwirklichbar ist.
Dieser Planet ist vor allem auch inhaltlich vom Menschen ueberbevoelkert. Die meisten braucht es nicht, brauchte es nie und wird es noch weniger je brauchen. Wir laichen wie die billigen Fische blind ins Wasser. Wo ist die Besinnung auf den wesentlichen Mensch?

Unke

20. Februar 2015 13:49

@Langer
Bereits für den Nationalökonomen Thomas R. Malthus (1766-1834) war das größte Problem das Bevölkerungswachstum, das in der "Malthusianischen Katastrophe" enden müsse. Die irische Hungersnot (1845-52) war die scheinbare Bestätigung für seine Theorie.
Die wissenschaftlich*-technische Entwicklung gerade im 19. Jahrhundert hat Malthus jedoch Lügen gestraft; die Fähigkeit der Spezies Mensch zu reflektieren und effektive Lösungen zu erarbeiten hat zu einem beispiellosen Anstieg des Lebensstandards -gerade auch für die Massen- in Europa bis 1914 geführt - und das bei einem nie dagewesenem Bevölkerungswachstum (in D bsp.weise Verdopplung innerhalb zweier Generationen; alleine Frankfurt/Main etwa wuchs von 1866-1914 von 60.000 auf 600.000).**
Was Sie anführen, Langer, ist Gegreine warum denn das Schlaraffenland noch nicht ausgebrochen sei. Na, da empfehle ich Ihnen etwas aus der linksgrünen Wünschdirwas- Liste anzukreuzen und entsprechend zu wählen (und dann immer noch auf das Schlaraffenland zu warten).
Derweil können Sie über Esotherik-Geschwurbel wie

Besinnung auf den wesentlichen Mensch

bei einem Tässchen Lindenblütentee nachdenken.
.
*und damit meine ich nicht Gender- oder Sozial-"Wissenschaft"
** und wenn's dem Esel zu wohl wird... reisst er mit einem Weltkrieg sozusagen mit dem Hintern ein, was er mit den Händen aufgebaut hat...
Oder anders: ohne den sozialistischen Wahn, der seit 1918 dominiert und (humanitär mehr als 100 Millionen Menschenleben gekostet und) ökonomisch Kapital in großem Stil vernichtet (hat) würden wir uns heute eines Wohlstandes erfreuen den Sie, Langer, selbst in Ihren kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten hätten.

gerdb

20. Februar 2015 15:05

@unke

Lieber Herr Unke, diese Argumentation stammt aus einer Zeit in der die menschliche Arbeitskraft noch etwas wert war.
Und wenn der japanische Pflegeroboter Sie windeln wird ,werden Sie feststellen das selbst die polnische Pflegerin zu teuer geworden ist.

Marcus Junge

20. Februar 2015 15:29

1.

Würde eine verantwortliche Regierung den Bestmenschenspinnern einfach mal erklären das sie so viel Geld spenden dürfen wie sie wollen, nur ihre geistigen Störungen nicht importieren dürfen. Wer am Helfersyndrom leidet mag es doch bitte persönlich am Hindukusch ausleben und nicht den Hindukusch zu uns bringen.

2.

Würde man dann die Grenzen abdichten, nicht öffnen und die Kontrollen innen verschärfen, mit rasantem Rauswurfpaket für aufgegriffene Asylfachkräfte und sehr harten Strafen für Helferlein mit Helfersyndrom.

3.

Der Weg in die Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Hier müßte eine Regierung die eindeutig unmündigen Teile des Volkes an die Kandare nehmen, um solchen Wahn unter Kontrolle zu halten. Sie regulieren doch ständig unnütze Dinge und immer mehr, nur da wo es nötig wäre, da darf der Irrsinn walten. Der Staat soll schließlich das eigene Land und Volk erhalten, nicht zu Multikultistan umbauen. Und dann könnten die Propagandaschleudern der GEZ jederzeit zu einer anderen Intonation gezwungen werden, als Gegengift zum Bestmenschentum.

Hätte, könnte, müßte - also ganz sicher nicht in der BRD.

Unke

20. Februar 2015 15:47

@gerdb
Ich geb's auf.

der demograph

20. Februar 2015 17:46

im 21. Jahrhunderte geht es meines Erachtens nicht um Ausländer / Inländer, dritte Welt / erste Welt, Islam / nicht Islam. Es wird eine Migration in allen möglichen Richtungen geben sondern ausschließlich eine Migration: die von Subsaharaafrika in den Rest der Welt. Überall sonst herrschet eine Geburtenrate zwischen 1 und 2,5 ausschließlich in Subsaharaafrkka leiert si bei 6-7. Die Khoisan / San / Buschmänner sind wohl die ersten die in dem subsaharaafrikanischen Bevoelkerungsdrück untergehen werden, der ja vor allem von den Bantus ausgeht. Dann folgen Europa, der arabisch/nordafriaknisch/nahöstliche Raum. Schließlich Südasien, Ostasien und Amerika. IN Subsaharaafrika werden soviele Kinder geboren dass es durchaus möglich ist dass Subsaharaafrikaner in jedem Land der Welt (in klusive Pakistan, Indien, China, Indonesien) die Bevölkerungsmehrheit stellen.

Simon

20. Februar 2015 17:47

"Man sollte doch darauf hoffen das wenn das Sozialprodukt und die damit vergebenen sozialen Dienstleistungen auf das Durschnittssozialprodukt der Welt (ungefähr Ägyptens) sinkt auch keiner mehr kommt weil es sich schlicht nicht mehr lohnt."

Sie wollen, dass in Deutschland das Sozialprodukt auf das Niveau von Ägypten zurückfällt?

"Die meisten braucht es nicht, brauchte es nie und wird es noch weniger je brauchen."

Was heißt "brauchen"? Gebraucht wird nicht einmal die menschliche Spezies an sich, oder?

"Natürlich brauchen die ärmeren Länder „Wachstum“ (es ist nur die Frage „welches“). "

Danke für die Richtigstellung!

jack

20. Februar 2015 18:51

@ gerdb

Sie berücksichtigen nicht, dass sich die europäische Bevölkerung entsprechend den Erfordernissen freiwillig reduziert. Mit der Produktivität weniger Menschen als noch vor 50 Jahren, könnten Europäer ALLE Kosten, selbst die für das Windeln derer, die es benötigen, mit Leichtigkeit finanzieren. Sobald man nämlich Pflegekräfte nach ihrer Leistung für die Gesellschaft, und auch die zu windelnden gehören zu unserer Gesellschaft, honoriert, werden wir weder Roboter noch Leute aus anderen europäischen Ländern anheuern müssen.

Was wird den Europäern stattdessen zugemutet? Masseneinwanderung aus Armutsländern, die Europa kostenmässig an den Rand der eigenen Existenz bringen, ohne in einem überschaubaren Zeitrahmen eine Gegenleistung für die deutsche/europäische/weisse Bevölkerung erwarten zu dürfen. Die Folge davon Verarmung.

Darüber hinaus wird den "Armutsländern" durch die Massenauswanderung das Potential entzogen, welches diese Länder selbst dringend brauchen. Im Prinzip ist die Masseneinwanderung Rassismus gegenüber den Armutsländern in Hochpotenz.

Carl Sand

20. Februar 2015 19:21

Ein paar allgemeine Worte:

Was mich am Kommentarbereich der Sezession, die ich für eine der besten Publikationen in Deutschland halte und deren Autoren unter den verdienstvollsten und intelligentesten Schreiber gerechnet werden können, am meisten abstößt, ist die zwanghafte Mitteilungssucht einiger Kommentatoren, bei jeder Gelegenheit darzustellen, was sie doch für tolle Hechte sind.
Egal welches Thema: Bei Houellebecqs Analyse der Totalvermarktung des Sexuallebens muss natürlich ein Kommentator und versichern, das ER selbstverständlich Alphamännchen des guten alten Paarungsspiels ist und sexueller Notstand nur Würstchen, also allen anderen passiert -
Bei PEGIDA fehlt selbstverständlich nicht - und im Stile serviler Ergebenheitsaddresse geschrieben - der Hinweis, was man doch für ein Mehrleister ist, so dass man leider, leider nicht aus Zeitgründen zur Demo kommen könnte -
Und auch in diesem Strang fehlt nicht - gemischt mit ein wenig populärverstandenem Malthus der Hinweis auf Minusmenschen und die "Zuvielen"...
Aus irgendeinem Grund habe ich nach der Lektüre der "Roten Fahne" immer etwas bessere Laune als hier.

gerdb

20. Februar 2015 21:01

@Simon

Ich wollte lediglich daraif hinweisen das wirtschaftliche Anreize die Menschen um die Welt treiben und nicht Reiselust oder Multikultispass.
Das trifft auf eine erneute Digitalisierungswelle der modernen Gesellschaft die gerade im Anrollen ist und die vor allem den Nitteelstand betreffen wird. Sie werden bald vom Computer eine bessere Diagnose erhalten als vom Arzt und gibt es noch Bankangestellte in der Zukunft?
Malthus und Minusmenschen beiseite wird man sich um eine moderne Eugenik nicht herumdrücken können.
Der Preis für Pflegekräfte ,Roboter ;Maschinen etc. wird in einer Marktwirtschaft im übrigen am Markt gebildet.

jack

20. Februar 2015 21:43

Aus irgendeinem Grund habe ich nach der Lektüre der „Roten Fahne“ immer etwas bessere Laune als hier.

Das kann aber nur an dieser Karikatur liegen. :-)
https://rotefahne.eu/2015/01/islamistische-terroristen-sind-nato-soeldner/

Simon

22. Februar 2015 18:31

gerdB: Das ist ein Denkfehler. Rationalisierung führt dazu, dass Menschen gekündigt werden, die bisher in dem Bereich gearbeitet haben. Gleichzeitig sinken die Preise. Das bedeutet, dass Verbraucher weniger Geld für diese Produkte ausgeben müssen als in der Vergangenheit. Das heißt, sie haben mehr Geld, um es für andere Dinge auszuben und so entstehen an anderer Stelle wieder mehr Arbeitsplätze. Zum Beispiel hat die Technisierung in der Landwirtschaft zwar dazu geführt, dass heute nur noch zwei Prozent und nicht mehr 90 Prozent wie im Mittelalter in der Landwirtschaft arbeiten, dass hat aber nicht dazu geführt, dass insgesamt weniger Arbeitsplätze da waren.
Das kann man ja auch empirisch sehen. Seit dem Rationalisierungsschub in den siebziger Jahren ist die Zahl der Beschäftigten ja nicht zurückgegangen, sondern auf ein neues Rekordhoch gestieben.

gerdb

22. Februar 2015 20:41

@Simon
Arbeitslosenquote 1970:0,7 Prozent!

Die Beschäftigetenverschiebung in der Landwirtschaft über Jahrhunderte und die Verdrängung in das Dienstleistungsgewerbe der 70ger ergreift nun auch das Dienstleistungsgewerbe selber. Wohin jetzt ausweichen?

Urwinkel

23. Februar 2015 01:17

"Wohin jetzt ausweichen?" Eine etwas etwas hilflos wirkende Frage. Mit Betonung auf "jetzt". Was ich schon mehrere Jahre beobachte ist, daß es eine Schattenwirtschaft gibt und sich die Tüchtigen und Talentierten selbst helfen. Dienstleistungen tragen ihren Sinn schon im Namen "Dienste". Jeder Erfinder und Querdenker wird auf diesem Feld was finden. Auch das Wissen darum, daß Geld am Ende nur "bedrucktes Papier" ist, hat sich bis in die unterste Bürgerschicht durchgesetzt und ist konsensfähig. Auch daß man sich nicht länger für einen Hungerlohn ausbeuten lässt. Ich wage sogar die Behauptung, daß es mehr Leute werden, die sagen: ich brauche gar nicht viel Geld. Aus dem Mund eines gewerbetreibenden Singles ist das natürlich glaubhafter als aus dem eines unterhaltspflichtigen Vaters. Also blühen Geschäfte, die man als "unter der Hand" bezeichnet. Im Selbstverständnis der Leute, die über die Runden kommen müssen, ist das kein Verbrechen mehr. Schwarz geschlachtet wurde auch schon immer. Wer abgebrüht genug ist, wird Parteimitglied und hofft einen Posten. Aber ich will euch nicht weiter stören. Das ist ein interessantes Thema. Bitte dranbleiben.

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