Chronik des Bombenkriegs: 3. Mai 1945 – Die Trägodie in der Lübecker Bucht

Heute vor 70 Jahren, fünf Tage vor der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht,...

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

flog die Roy­al Air Force (R. A. F.) noch über Hun­dert Ein­sät­ze in Nord­deutsch­land. Dabei kommt es zu einem Angriff bri­ti­scher Flug­zeu­ge auf über­la­de­ne deut­sche Schif­fe in der Lübe­cker Bucht. Tau­sen­de vor­ma­li­ge KZ-Häft­lin­ge ster­ben eben­so wie deut­sche Sol­da­ten und Matro­sen. Ein mili­tä­ri­scher Sinn der letz­ten Bom­bar­de­ments war wie­der­um nicht erkennbar.

Zwar gaben R.A.F.-Vertreter bekannt, daß vor allem der Groß­an­griff von 200 Flug­zeu­gen auf Schif­fe, die in der Kie­ler und Lübe­cker Bucht vor Anker lagen, even­tu­el­len Absetz­be­we­gun­gen deut­scher Sol­da­ten galt. Tat­säch­lich erfolg­ten sol­che aber nicht. Statt des­sen ord­ne­te der bri­ti­sche Pla­nungs­stab an, die “feind­li­che Schiffs­an­samm­lung” zu zer­stö­ren. 23 Schif­fe wur­den am frü­hen Nach­mit­tag des 3. Mai 1945 ver­senkt und mehr als 100 beschä­digt. Am bekann­tes­ten dürf­te das gemein­sa­me Schick­sal des vor­ma­li­gen Luxus­schiffs “Cap Arco­na” (330 Meter lang) und des Damp­fers “Thiel­bek” sein.

Mehr als 4500 Per­so­nen, die zuvor in einem KZ bei Ham­burg inter­niert waren, dräng­ten sich auf bzw. in die­sem Koloß, fer­ner hun­der­te deut­sche Matro­sen und Flak­hel­fer. Vier Angriffs­wel­len der bri­ti­schen Luft­waf­fe zer­stör­ten “Cap Arco­na”, das Schiff sank aber auf­grund der dort gerin­gen Tie­fe des Mee­res nicht. Die etwas klei­ne­re “Thiel­bek”, wo eben­falls meh­re­re Tau­send dar­ben­de Häft­lin­ge fest­ge­hal­ten wur­den, sank inner­halb weni­ger Minu­ten. Vie­len Men­schen der “Thiel­bek” gelang – unter Beschuß der Alli­ier­ten, die immer noch dach­ten, es mit Sol­da­ten zu tun zu haben – das Errei­chen des ret­ten­den Ufers.

Aber des­sen unge­ach­tet: Bis zu 8000 Men­schen aus 24 Natio­nen star­ben ins­ge­samt in den Flam­men des Schimpf­rumps der “Arco­na”, gin­gen mit “Thiel­bek” unter oder ertran­ken in der kal­ten Ost­see, die Mehr­zahl – deut­lich über 6000 – KZ-Häft­lin­ge. Nur 400 über­leb­ten. Ohne die­ses Bom­bar­de­ment wären sie weni­ge Tage spä­ter aus ihrer Gefan­gen­schaft befreit worden.

Damit endet die­se Chro­nik des Bom­ben­kriegs gegen Deutsch­land, der – das sei abschlie­ßend fest­ge­hal­ten – um so hef­ti­ger geführt wur­de, je näher die deut­sche Nie­der­la­ge rückte.

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Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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