70. Geburtstag Gerd Schultze-Rhonhof

Gerd Schultze-Rhonhof ist gestern siebzig Jahre alt geworden. Die Junge Freiheit hat ihn in einem Beitrag gewürdigt,...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

ansons­ten bin ich nicht fün­dig gewor­den. Das wun­dert mich nicht, denn der Gene­ral a. D. sitzt zwi­schen allen Stühlen.

Er hat die Bun­des­wehr ver­las­sen, weil er mit der Unpro­fes­sio­na­li­tät der Wehr­pflicht-Pla­nung nicht ein­ver­stan­den war. Er hat über sei­ne Beweg­grün­de das zehn­tau­send Mal ver­kauf­te Buch Wozu noch tap­fer sein? geschrie­ben. Seit­her darf er in Kaser­nen nicht mehr referieren.

Dann beschloß er, His­to­ri­ker zu wer­den – nicht so neben­bei, son­dern akri­bisch kon­zen­triert auf ein The­ma: Wie ist das mit der Allein­schuld der deut­schen Poli­tik am Zwei­ten Welt­krieg? Nach Jah­ren inten­si­ven Quel­len­stu­di­ums und dem Vor­teil, kei­ner Denk­schu­le anzu­ge­hö­ren, erschien Der Krieg, der vie­le Väter hat­te – belä­chelt von Fach­wis­sen­schaft­lern, igno­riert von der gro­ßen Pres­se, bis­her quel­len­kri­tisch aber nicht ausgehebelt.

Schult­ze-Rhon­hof hat viel­mehr etli­che Fehl­über­set­zun­gen oder sinn­ent­stel­len­de Aus­las­sun­gen in Zita­ten nach­ge­wie­sen, sei­ner­seits also Schlam­per über­führt. Unfaß­ba­re 35000 Exem­pla­re sind bis­her ver­kauft, das liegt auch dar­an, daß Schult­ze-Rhon­hof ein her­vor­ra­gen­der Refe­rent ist und einen Vor­trags­ma­ra­thon bewältigte.

Seit einem hal­ben Jahr ist nun eine Detail-Unter­su­chung erhält­lich: Das tsche­chisch-deut­sche Dra­ma folgt dem Prin­zip der Revi­si­on schein­bar zemen­tier­ter Geschichts-Erzäh­lung, wie­der­um in gut ver­ständ­li­cher Spra­che geschrie­ben. Über­haupt: Die Ver­brei­tung weit über mög­li­che Fach­kol­le­gen hin­aus ist Schult­ze-Rhon­hofs Anlie­gen. Des­halb hat er sei­ne Ergeb­nis­se auch fürs Inter­net auf­be­rei­tet: Unter vorkriegsgeschichte.de fin­det sich eine nach Kapi­teln geglie­der­te Kurz­fas­sung von Der Krieg, der vie­le Väter hat­te.

Wer die The­sen, die Beweg­grün­de und die bio­gra­phi­schen Anknüp­fungs­punk­te des Gene­rals nach­le­sen möch­te, kann zu einem Gesprächs­bänd­chen grei­fen, das die JF zu erwäh­nen ver­gaß: Deutsch­land auf Augen­hö­he ist die Abschrift eines mehr­stün­di­gen Inter­views, das ich mit Gerd Schult­ze-Rhon­hof vor zwei Jah­ren führ­te, und im Titel steckt schon die Inten­si­on: Gera­de beim genau­en und unver­stell­ten Blick auf die Geschich­te muß sich Deutsch­land nicht verkriechen.

Ich selbst habe den Gene­ral nie befeh­len hören, ich lief ihm wäh­rend mei­ner Sol­da­ten­zeit nicht über den Weg. Ich ken­ne ihn nur als Zivi­lis­ten: begabt mit einer kon­struk­ti­ven und geschick­ten Hart­nä­ckig­keit und immer bemüht, ein Gan­zes zu schaf­fen und etwas zusam­men­zu­hal­ten – als Autor oder auch als Orga­ni­sa­tor und Antrei­ber einer Publi­zis­ten-Ver­ei­ni­gung wie der Stim­me der Mehr­heit. Beson­ders fiel mir Schult­ze-Rhon­hofs vor­neh­me Art auf, den man­geln­den Kom­fort einer Unter­brin­gung oder die Unzu­läng­lich­keit einer Mahl­zeit nicht zum The­ma zu machen. Dar­in: ganz Sol­dat. Glück­wunsch also!

(bei Sezes­si­on: ein Inter­view mit Gerd Schult­ze-Rhon­hof und Scheils Anmer­kun­gen zu einer FAZ-Rezension)

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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