Auf der ganzen Welt strömen Farbige in die Kinosäle, um sich die bisher wohl auffälligste Anpassung des Filmmarktes an sein sich veränderndes Publikum zu bestaunen. »Wie ›Black Panther‹ den Blick auf Afrika verändert« weiß man bei den jugendlich frischen Erklärbären von bento, »Oh, wie schön ist Wakanda« frohlockt man in der FAZ und der Spiegel geht gleich aufs Ganze: »Das Kino erlebt seine schwarze Revolution«.
Die Geschichte von der heimlichen afrikanischen Techno-Zivilisation in dem als Dritte-Welt-Land getarnten Königreich Wakanda ist an den Kinokassen innerhalb kurzer Zeit zum Hit geworden, für abgehängte Ghetto-Kids gleichsam wie für den von der Erbschuld des Kolonialismus gepeinigten Berliner Bobo. Mehr soll an dieser Stelle gar nicht verraten werden, ich bin mir sicher Kollege Lichtmesz sitzt bereits an einer ausführlichen Rezension dieses filmgewordenen Schokoladenfondues.
Die kühne Vision des afroamerikanischen Regisseurs Ryan Coogler ist ohnehin längst Realität geworden: Nicht ganz so fernab von den Gefilden der Bleichgesichter, wie man das vielleicht erwarten würde, lebt und wirkt König Togbui Ngoryifia Céphas Kosi Bansah. Seit über dreißig Jahren lenkt er von Ludwigshafen am Rhein die Geschicke seines 200.000 Untertanen umfassenden Volkes, das allerdings gut 6000 Kilometer entfernt im Osten des zauberhaften Landes Ghana lebt.
Wie er das macht? Natürlich wie der »Black Panther« im Film: Mit modernster Technologie, wie sie so wohl nur ein Afrikaner beherrschen kann. Per Skype, E‑Mail oder Fax regelt der in die Jahre gekommene Monarch seine Geschäfte. Dabei hat er sich eine raffinierte Tarnung zugelegt: Um seine Arbeit an der maschinellen Verwirklichung des Afrofuturismus nicht durch unnötige Neider gestört zu sehen, machte er kurzer Hand eine Ausbildung zum Landmaschinenmechanikermeister und richtete sich eine eigene Werkstatt ein. Von dort aus nutzt er nicht nur die Magie von Nockenwelle und Verbrennungsmotor, sondern beschwört den afrikanischen Geist schon in jungen Jahren in den Clubs von Mannheim und Ludwigshafen durch das Vortragen exotischer Gesänge. Früher trieb ihn das vor Allem in die Arme junger Frauen, heute dient er ganz seinem Volk und seiner dritten Ehefrau, oder, wie er es ausdrückt:
»Ich habe Polygamie meine Leben lang gehabt, und seit ich Deutschland kam habe ich viel von die Deutsche gelernt. Wenn man nur eine Frau hat, dann es ist die Beste und hat man auch Ruh in die vier Wände.«
Wie der Superheld im Film kann auch Céphas Bansah kräftig zulangen – als Jugendlicher war er Bezirksmeister im Amateurboxen. Im prosperierenden Ghana sind solcherlei Brutalitäten zum Glück nicht nötig; während die Ghanaer die Weltöffentlichkeit mit gezielt lancierten Fake-News über Unterernährung und dem gewieften Einsatz scheinprimitiver Agent Provocateurs über die Hochkultur ihres Landes hinwegtäuschen, arbeitet Bansah fleißig daran, den Vorsprung seines Heimatlandes vor dem Rest der Welt auszubauen. Sein jüngster Erfolg: Mithilfe von deutschen Spendengeldern konnte er das erste Frauengefängnis in seiner Heimatstadt Hohoe bauen. In den luxuriös gefliesten drei Zellen sind die weiblichen Insassen nun sicher vor den sexuellen Übergriffen der männlichen Häftlinge, so lautet zumindest die offizielle Begründung für den Bau der Haftanstalt.
Als aufgeklärte Kinobesucher wissen wir jedoch: Die Wahrheit sieht ganz anders aus. Vermutlich handelt es sich bei dem Bau in Wirklichkeit um ein Ausbildungszentrum der »Dora Milaje«, der weiblichen Leibgarde des wakandesischen Königs T’Challa. Vergewaltigungen? So etwas passiert nur in Shithole-Countries.
Lotta Vorbeck
Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen.
Michael Klonovsky