Prolog: Als Martin Sellner in seinem Beitrag „Fiume kommt nicht wieder“ von „Raskolnikows Black Pill“ schrieb, mußte ich eine Internet-Suchmaschine bemühen, um zu erfahren, was er damit meinte. Scheinbar giebt es mehrere Pillen (rote, blaue, schwarze). Die Art des Unfugs, die sich mir bei dieser Suche entblätterte, bewog mich, eine kleine Entgegnung zu entbinden. Eine Entgegnung nicht nur auf Sellners Beitrag, sondern auch eine sehr allgemeine Skizze zur Großlage, wie sie sich mir darstellt.
Ich will mit diesem Fragment weder jemanden überzeugen, noch jemanden in seinen Anschauungen bestätigen; ich will niemanden von irgendeinem Thun abhalten, noch will ich jemanden zu einem bestimmten Thun anregen. Es sind nichts als die Selbstgespräche eines Soziopathen. Meine Beobachtungen drängen niemanden zu Resignation, Defätismus oder „schwarzen Pillen“.
Wer solcherlei glaubt, verrät damit, wie sehr er sich und sein Dasein mit den gegenwärtigen Zuständen verbindet. Wir sind weit mehr als nur Staatsbürger, Anwender, Konsumenten, Wähler, Bediener, Angestellte, Fahrer… Wir können weit mehr sein, deshalb ist auch zur Rolle der Technik ein Wort zu verlieren.
Um zu erklären, warum es keine Hoffnung giebt aber auch keinen Grund zum Verzweifeln, muß ich etwas ausholen:
Der Wald
Unsere Vorfahren lebten in Wäldern und Sümpfen, sie sammelten Früchte, jagten Tiere und opferten den Göttern, um zu überleben. Starke Männer führten einen hierarchischen, den Elementen und Feinden vollkommen ausgelieferten Stamm. Sie hatten ihre Sprache, geheimen Zeichen, heiligen Orte und Rituale, sie verstanden sich und glichen einander. Die Gesetzgebungen und Bräuche waren ausgerichtet auf das Fortbestehen der Gemeinschaft in einer gefährlichen und unbequemen Umwelt. Diese Form des menschlichen Gemeinwesens blieb charakteristisch für die steinernen, eisernen und bronzenen Zeitalter. Beflissene streiten, ob diese unfreundlichen und wenig behaglichen Epochen zwei, eine oder eine halbe Million Jahre umspannen. Das soll uns nicht weiter interessieren.
Vergleicht man die ungefähre oder angenommene Lebensdauer, den Ressourcenverbrauch und das Erdvernichtungspotential dieser alten Stammesbünde mit den kaum eintausend Jahren moderner menschlicher Zivilisation, liegt die Vermuthung nahe, diese Ur-Form des Zusammenlebens ist für uns und die Mutter Erde die nachhaltigere, die artgerechtere Möglichkeit.
Die Burg und das Spiel
Irgendwann begannen die Menschen, Trutzbauten zu errichten, um Feinde und Elemente zu bannen. Die neuen Bauwerke, nennen wir sie verallgemeinernd Burgen, boten in ihrem Innern geschützte Räume. Im Burgfried gab es keine Feinde, keine wilden Tiere und keine Stürme. Es entwickelte sich ein eigenes Leben innerhalb der Mauern. Die Männer legten ihre Waffen in Kammern ab und schliefen ohne Stiefel.
Die Bewohner der Burg entdeckten das Spiel zum Zeitvertreib. Und weil sie die strengen Regeln des harten Waldlebens im Innern nicht fortzusetzen brauchten, entstand die Höflichkeit, das Benehmen im Hof der Burg, und ihre freundlichen Lügen.
Die strenge Rangfolge und die ununterbrochene Abwehrbereitschaft waren nur draußen erforderlich; unter dem Dach konnten die Schwachen den Starken spielerisch, auf höfliche Weise, gleichgestellt werden. Das Leben in der Burg wurde zum Spiel, denn das Grausige wurde von den Besatzungen auf den Mauern ferngehalten, das Dach hielt den Wettern stand und die dicken Wände gaben freizügig die Wärme des Feuers zurück.
Von der Burg zur Gesellschaft
Im Laufe der Zeiten wuchsen die Burgen zu riesigen und komplizierten Gebilden heran. Staaten, Gesundheitssysteme, Infrastrukturen, all diese hochkomplexen Systeme sind nichts als geschützte Räume, deren Aufgabe darin besteht, Elemente und Feinde von den einzelnen Menschen fernzuhalten. Je weiter die Grenzen des Schutzraumes von den Menschen entfernt lagen, desto weniger nachvollziehbar wurden die Überreste der alten Ordnungen, Rituale und Bräuche. Es wurde für den Einzelnen immer schwerer, zwischen Innen und Außen, zwischen Spiel und Ernst zu unterscheiden.
Der Mensch verlor langsam jede Verbindung zu seiner unzivilisierten Vergangenheit und zur Wirklichkeit an den Grenzmarken seiner Existenz. Unsere Vorfahren lebten und starben Jahrhunderttausende mit der sie umgebenden Natur, aber allmählich wurden sie zu Fremdkörpern in ihrer angestammten Umgebung. Schließlich war es Zeit, das finsterste Kapitel aufzuschlagen. Der Siegeszug der Aufklärung war die logische Folge der Verwechslung des höfischen Spiels mit dem wahren Leben.
Nun wurde ein Weg beschritten, der keinen Zweifel mehr zuließ, jetzt wurden Feinde und Elemente als besiegt oder gar nicht mehr existent angesehen. Die Fremden, der Wolf, der Blitz, Pest und Sumpf wurden wie Drachen als Fabeln aus vergangener Zeit belächelt oder einfach zu ungefährlichen Freunden erklärt. Jene, die warnten, man müsse trotz allem auf einen Angriff von Drachen vorbereitet bleiben, wurden nicht nur ausgelacht, sondern nahmen jetzt eine Rolle als Ersatzfeinde ein, die den unausweichlichen Frieden im Paradies der Zukunft behindern wollten. Und es ist thatsächlich unbestreitbar: die folgende Industrialisierung und Liberalisierung brachten ein Höchstmaß an Sicherheit, Komfort und individueller Freiheit nach Europa.
Die Burg nannte man jetzt Staat, und was sich innerhalb des Staates zutrug, folgte natürlich meist den Regeln des höfischen Spiels und nicht mehr den Regeln des Waldes. Akribisch verlegte und verlegt der Liberalismus den Tod in die unsichtbaren Sphären: in die Gebärmuttern, die Bombenschächte oder auf die Intensivstationen der Altersheime. Alles zur Aufrechterhaltung der industriellen Wohlfühlgesellschaft!
Der Liberalismus wird siegen
Es ist vollkommen klar, daß in einer industrialisierten und noch mehr in einer digitalisierten Welt die traditionellen Ränge, Sakramente und Bräuche unsinnig werden. Ein Bombenflugzeug kann auch von einem Schwächling geflogen, eine Kanüle kann von einer jungen Frau gesetzt und die Buchhaltung der mächtigsten Banken von einem Krüppel erledigt werden. Welche Rolle spielen der Mann und die alte Ordnung noch? In den hochstrukturierten Systemen, zu denen sich unser Burgkonzept entwickelt hat, wird die Schutzfunktion von Schwächlingen, Frauen und Krüppeln völlig gleichwertig oder gar besser erfüllt, als von einem Recken des alten Schlages.
Die Götter, die Sippe, die Familie, das Volk, die Geschlechter und andere rudimentäre Sakramente der menschheitsgeschichtlichen Evolution werden ebenfalls keine herausragende Aufgabe mehr in der Technodemokratie der Zukunft erfüllen, da ihr einst praktischer Wert nicht mehr erkennbar ist und ihre ideelle Strahlkraft immer mehr nachläßt.
Die logische Folge der Industrialisierung, der Verschiebung der Burgmauern bis an den Horizont, muß der totale Liberalismus, die Endbefreiung des Menschen, sein. Und tatsächlich sehen wir seit 200 Jahren eine permanente Liberalisierungsbewegung. Es giebt offensichtlich einen Liberalisierungs-Gradienten, der zur vollkommenen Emanzipation aller Individuen, zur totalen gesellschaftlichen Atomisierung und zum absolut ungeregelten, globalen Markt strebt.
Wir sehen also, warum sowohl die Industrialisierung als auch die vielgestaltigen Emanzipationsbewegungen zu einer Gesellschaftsform führen mußten bzw. müssen, die wir Freiheitlerei, Liberalismus, nennen. Die konservativen und konterrevolutionären Weltanschauungen, die großen Kriege sind nur Randerscheinungen und Meilensteine auf dem Weg zur industrieliberalen Welt.
Alle anderen, nichtliberalen, nichtfortschrittlichen Ideologien sind gescheitert und sie werden weiterhin scheitern. Der Liberalismus und seine verwaltungstechnische Erscheinungsform die Demokratie sind derart beweglich, gestaltlos und an die Wirtschaftsformen und Techniken des Industriezeitalters gekoppelt, daß sie in der Lage sind, innere Konflikte mit erstaunlicher Pufferkapazität abzufedern. Die milliardenschweren Großkonzerne in Hollywood produzieren Filme, in denen milliardenschwere Großkonzerne als Bösewichte aufscheinen und die Gegner milliardenschwerer Großkonzerne bezahlen für diese Filme und machen eben jene Konzerne noch reicher. Das ist der zynische Kreislauf des alles verschlingenden, alles in Geld verwandelnden, Leviathan.
Man bedenke bei der Beurteilung und Einordnung von politischen Oppositionen, Widerständen oder Bewegungen immer den obbesagten Liberalisierungs-Gradienten! Jede Revolution, jede Reform- oder Bürgerrechtsbewegung die entlang dieses Gradienten ihre Forderungen stellte, hatte „Erfolg“ und stärkte schließlich das industrie-demokratische System.
Alle Widerstandsbewegungen, die den Regeln des Systems folgen, also entlang ebenjenes Gradienten wirken (z.B. Soufragetten, Martin-Luther-King, 68er, Friedensbewegung, Anti-AKW, Black Lives Matter, attac, Occupy etc.), sind keine Widerstandsbewegungen, sondern geben neue Impulse auf Weg zum Endziel des technoliberalen Zeitalters!
Ja, der globale Liberalismus wird dank der alles durchdringen Technologien und seiner gummihaften Dehnbarkeit siegen! Und wir sollten ihm diesen Sieg gönnen, denn er wird ihn nicht überleben…
Das Problem
Es besteht guter Grund zu der Annahme, daß unsere zivilisatorische Epoche in mehr oder wenig naher Zukunft an ihr Ende gelangt. Der Sieg des Technischen, sein Übergreifen auf die gesellschaftlichen Prozesse und die Lebensweise der Menschen, läutete die Endphase dieser menschheitsgeschichtlich doch sehr kurzen Episode ein. Als die Maschine nicht mehr nach der Lebensweise der Menschen gestaltet wurde, sondern der Mensch begann, seine Lebensweise im Übermaß an die Maschinen anzupassen, er sich also in unverhältnismäßige Abhängigkeit zu seinen eigenen Kreationen begab, seit diesem Moment schlägt das Pendel zurück.
Die Bereitstellung all der umfangreichen Schutzsysteme (wir nannten sie Burgmauern) der Industrie-Gesellschaft, die Erfüllung der sozialen Verpflichtungen, die sich aus dem Liberalismus ergeben, die zunehmenden Instinktdefizite der Einzelnen und die lebenswichtige demokratische Flexibilität, sind mit gigantischen Kosten verbunden.
Die Tatsache, daß die Industriegesellschaft innerhalb dreier Generationen mehr natürliche Ressourcen verschlingt als die gesamte Menschheit vor ihr, ist ihr Galgenstrick. Die Böden verschwinden, die Meere verseuchen, Tiere sterben aus, Naturräume schrumpfen, Industrieanlagen verbreiten sich, Wälder sterben und so weiter… Die Verbräuche steigen und steigen, weil sich die versprochenen Schutzräume und die Mengen an Schutzbedürftigen immer weiter vergrößern. Ob die Industriegesellschaft und damit die liberale Demokratie stirbt, ist letztlich also kein Gegenstand politischer Diskussionen sondern einfach eine Frage der Physik.
Mehr braucht hier eigentlich nicht diskutiert werden, denn natürlichen Ressourcen sind begrenzt und der beruhigende Hoffnungsbegriff „erneuerbare Energien“ bedeutet nicht „unendliche Energien“. Die kurzfristig Profitierenden wollen uns einreden, diese Annahmen und Kalkulationen seien apokalyptisches Gewäsch, das es zu allen Zeiten gab und die Welt stehe ja schließlich immer noch. Dem bleibt nur zu entgegnen: ein Finale ist immer einmalig und steht am Schluß eines Prozesses. Das Ende kennt keine Erfahrungen!
Außerdem ist das Ende der technischen Zivilisation weder unser Ende noch das Ende der Welt. Der Tod des globalen Industrieliberalismus ist keine Apokalypse, sondern eine Wiedergeburt.
Widerstand?
Das Hauptinteresse der Herrschenden – und der Beherrschten, denn auch sie profitieren kurzfristig! – ist es, das Spiel aufrechtzuerhalten. So lange wir spielen und höflich sind, werden wir keine Forderungen stellen, die das industrieliberale System erschüttern könnten. Schließlich wollen wir ja alle nur das Beste.
Auch als vermeintlich Oppositioneller möchte man nicht als dies oder jenes bezeichnet werden, man bekräftigt seinen Willen zum Dazugehören, zum Mitmachen und Mitbauen an der besseren Welt. Die Todsünden der Jetztzeit (z.B. Beiseitestehen, Unzeitgemäßheit, Fortschrittsfeindlichkeit, Rassismus, Glaube, Ästhetik, Zauber usw.) – niemand will ihrer geziehen werden. Es ist alles ein großes Gemeinsames und jeder kämpft darum, dabei sein zu dürfen. Alles geschieht unter dem gemeinen Banner der Menschlichkeit, hinter dem sich alle Lebensmüden versammeln. (Nicht jeder, der Menschheit sagt, will betrügen. Es giebt auch solche, die Menschheit sagen, weil sie sterben wollen!)
Die Idiotie, die in der konservativen Hoffnung steckt, ein „rechtes 1968“ herbeizuführen, ist offensichtlich, wenn wir den Liberalisierungsgradienten bedenken. Ein konservatives „68“ ist unmöglich! Denn diese angebliche Revolution, dieser sogenannte Widerstand war nur eine Beschleunigung in die Richtung, die der industriebedingte Liberalismus ohnehin eingeschlagen hatte. Die Dummheit, gemäß der Spielregeln der Technoglobalisten zu argumentieren, liegt auf der Hand und jeder, der so verfährt, wird zusehen können, wie sein „Widerstand“ vom Monstrum internalisiert wird.
Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Billiglöhner, Umweltschutz, Gewaltlosigkeit, Frieden, niedrige Kriminalität, Anti-Rassismus, Gleichberechtigung aller Menschen und ähnliche Forderungen bewegen sich auf dem liberalen Gradienten und werden zu einer Stärkung des extrem flexiblen Politsystems beitragen.
Wir sehen also die Zukunft all der migrations- und islamkritischen Widerstandsbewegungen voraus, die sich gegen Antisemitismus, Rassismus, Kopftücher, „religiösen Wahn“, für das Recht auf Miniröcke, Redefreiheit und all den billigen Müll, den wir „westliche Werte“ nennen, engagieren: sie folgen den Regeln des industriedemokratischen Komplexes, sie werden gefressen, sie werden nichts verändern! Das System wird sie verdauen und schließlich stärker sein als vorher.
Wer die Bücher der „gewaltfreien Revolutionäre“ (Popovic, Sharp etc…) liest und glaubt, diese Prinzipien ließen sich auf eine traditionale Wende applizieren, der ist dem System auf den Leim gegangen und hat sich auf den Liberalisierungsgradienten locken lassen. Die Regime-Change-Aktivisten und Internet-Revolutionäre sind nichts als die scheinbar gewaltlosen Speerspitzen des US-Imperialismus, mit der amerikanischen Flugzeugträgerflotte im Rücken. Sie treiben die weltweite Liberalisierung voran. Das ist kein Widerstand, sondern Dienst für das System.
Wenn nun aber Sieg und Ende des globalen Industrieliberalismus unabwendbar, eine stabilisierende Reform nicht möglich und auch eine Beschleunigung des Sturzes des Koloß‘ unwahrscheinlich ist, was bedeutet das für politische Bewegungen?
Widerstand!
Keine Spielregel darf eingehalten und dem industrie-liberalen Komplex keine Chance auf Internalisierung gegeben werden. Kritik an der Massenmigration darf weder von Kriminalität noch von Intelligenzquotienten oder islamischem Antisemitismus sprechen, denn das kann das System ordnungspolitisch oder sozio-ökonomisch (Wohlstand) kontern.
Die Ablehnung des Bevölkerungsaustauschs muß betonen, wie beleidigend für alle Lebenden und Toten diese Herkunftsvergessenheit wirkt, wie häßlich die liberale Technikhölle ist und welche unfaßbare Häresie in all dem liegt. Der Widerstand muß unverdaulich sein.
Die Macht der industriellen Gesellschaft liegt in der Abhängigkeit ihrer Insassen von Netzwerken. Jeder, der sich aus den Netzwerken aller Art zurückzieht, sich unabhängiger von Anschlüssen und Zulieferern macht, so gut er kann, stört die Strukturen, mindert den Zugriff der Technologie auf sein Leben. Eine wirkungsvolle Widerstandsbewegung motiviert ihre Mitglieder und Sympathisanten vom Netz zu gehen.
Es giebt zahlreiche weitere und sehr wirksame Möglichkeiten des Widerstands. Doch hier ist nicht der Ort, sich über solcherlei zu verbreiten. Wer diesen Text versteht, weiß selbst, was zu tun ist!
Im Lichte der Erfahrungen des digitalen Zeitalters sollte uns das Lachen über Don Quichote im Halse stecken bleiben…
Alte, Neue, Identitäre Rechte
Ich bin mir im klaren darüber, daß Überzeugungen nicht so leicht abgeworfen werden. Das können nur wenige. Und letztlich ist das Verhalten der Meisten allein darauf ausgerichtet, das eigene Wohlbefinden zu steigern oder zu erhalten. Ich gönne daher jedem den Spaß der Selbsttäuschung. Da das individuelle Verhalten ohnehin meist vollkommen unrelevant ist, kann es im Grunde auch nicht falsch oder richtig sein. Wessen Lebensinhalt das Revolutionsspiel und der Kampf für mehr Freiheiten, Rechte und Komfort für alle ist; ich werde es ihm nicht ausreden.
Wenn nur ein Mann für einen kurzen Augenblick die Möglichkeit bedenkt, daß die Diskussionen und Kämpfe um die geeignete Instandhaltung der Burgmauern, die fachgerechteste Stärkung der Fortifikationen oder die beste Art, das Leben in der Burg zu gestalten, sinnlose Spielerei sind angesichts der Thatsache, daß die Tiere, Seuchen, Feinde und Unwetter bereits innerhalb der überdehnten und sturmreifen Mauern sind; dann ist der Zweck diese kleinen Zwischenrufs erfüllt.
Ich hoffe, es giebt diese Männer und Frauen, die sich nicht mehr einreden, die Burg wäre noch ein sinnvolles Bauwerk oder könnte irgendwie gerettet werden, oder wäre es wert, gerettet zu werden. Diese wirklich Widerständigen werden sich auf die alte Ernsthaftigkeit besinnen, die Kostüme und Speckschichten abschütteln und sich auf die Herausforderungen des echten Lebens vorbereiten.
Unsere hohlen Mauern brechen. Wir können und wir müssen das Verschwinden der Nationen, der Völker und Familien bedauern. Aber wir dürfen keine sentimentalen Weiber sein, die sich in Jammerei ergehen! Verlassen wir die morsche Burg! Der Wald und die Heide sind unser!
Was wird?
Unsere politischen Kämpfe sind keine Kämpfe, sondern Spiele im Innern des zerfallenden Systems. Ob wir nun links oder rechts würfeln, ist im Grunde gleich.
Unsere politischen Einstellungen, unsere Vorlieben, unsere Religionen und unsere Lebensräume können wir wechseln. Diese beweglichen Gruppenzuschreibungen des liberalen Zeitalters werden nicht von Dauer sein, so es ernst wird, da die Mauern gefallen sind. Wenn die alten Gesetze wieder hereinbrechen, wird der Antifa-Rowdy, die Oma-gegen-Rechts und der engagiert-bunte Pastor nicht von den dunklen Fremden willkommen geheißen, sondern Schutz wird er unter Seinesgleichen finden.
Unsere Eltern können wir uns nicht aussuchen, unsere Vorfahren, unsere DNA sind der feste Grund in einer wankenden Welt. Und daran führt kein Weg vorbei, egal was wir davon halten. In Afrika, im Nahen Osten und in Zentralasien werden politische Bewegungen vor allem ethnisch und religiös definiert. Wenn die Freiheiten der Industriegesellschaft nicht mehr aufrechtzuhalten sind, kehren auch wir dahin zurück… Das Leben ist Schutz durch Ausgrenzung!
Was die Zukunft bringt, kann keiner im Genauen wissen. Eines aber ist sicher: die verbliebenen europäischen Menschen werden sich in neuen Gruppen zusammenfinden und das Merkmal, das Banner, auf das es ankommt, auf das es im Grunde immer ankam, wird das gleiche Antlitz, die gleiche Abstammung, sein. Deshalb wird Fiume wiederkommen, hundertfach… Fiume wird die Lebensform der Zukunft, wenn es eine Zukunft giebt!
Ich glaube fest an eine bescheidenere Zukunft nach dem Verschwinden der liberaldemokratischen Industriehölle…
Schleicht Euch wenigstens einmal für eine Weile aus der Burg! Jeder, der hinter die Mauern gesehen hat, ist für die Herrschenden schon jetzt verloren, denn er weiß:
Es ist alles nur ein verlogenes Spiel! Die wirkliche Welt ist noch da draußen!
Nils Wegner
Starker (guter) Tobak. Wer sich allerdings am meisten eine Spät-1950er-BRD mit Wirtschaftswunder und ohne islamische – dafür aber immer gern asiatische oder christlich-afrikanische – Einwanderung wünscht, sollte besser schon vor dem Lesen eine Papiertüte über den Kopf ziehen, um nicht wegen Hyperventilation mit dem Kopf auf die Tischplatte zu schlagen.