I. Verhaltensähnlichkeiten
Bald nach der konzertierten Aktionswoche der allem Anschein nach aus dem Nichts aufgetauchten Bewegung »Extinction Rebellion« (auf Deutsch:»Rebellion gegen das Aussterben«) vom 7. bis 12. Oktober 2019 sickerte durch, daß diese people-power-Bewegung ihre Aktivisten im Vergleich zu deren sonst durchaus prekären Einkünften ganz gut bezahlt.
Das ist möglich und programmatisch auch so vorgesehen, insofern »Extinction Rebellion« Teil eines umfassenden Netzwerks ist, das auf der Seitesciencefiles.org fein säuberlich auseinandergezupft und in seine Spendenanteile zerlegt worden ist.
Rising Up, der Mutterkonzern von XR, werde via Guerilla Foundation mitfinanziert von Greenpeace und Attac, sowie über Zwischenorganisationen von der Open Society Foundation des George Soros. Im als Gratisdownload erhältlichen XR-Manual steht, der »Klimanotstand ist also ein Notstand von unten: von oben ausgerufen, aber von unten eingefordert«.
Es dürfte sich genau andersherum verhalten. Man gibt vor, etwas von unten einzufordern; dabei ist es längst beschlossene Sache auf sehr viel höherer und ökonomisch durchsetzungsstärkerer Ebene, als es die »Ortsgruppe Hannover« erkennen läßt.
Der Begriff dafür lautet »Astroturfing«. Um die Forderungen »von unten« breitenwirksam von oben unters Volk zu bringen, bedarf es wirkungsvoller Kampagnen. XR ist der »non violent action« verpflichtet. Der amerikanische Collegeprofessor Gene Sharp (zweimal für den Friedensnobelpreis nominiert) hat diese in seiner »Bibel« des regime change entworfen.
Seitdem wurden die Handlungs-anweisungen für den gewaltlosen Widerstand von zahllosen »Befreiungsbewegungen« angewandt: vom Kiewer Maidan, auf dem Tahrir-Platz in Kairo oder in Jugoslawien gegen Miloševićs. Die politische Macht zu unterminieren, bis sie in sich zusammenbricht ist das erklärte Ziel.
Martin Sellner, Kopf der Identitären Bewegung, schrieb auf Twitter:
Ich sehe den ganzen Klimaaktivismus eher gelassen, finde @ExtinctionR_DE sogar interessant. Haben dieselben Bücher gelesen wie wir. Popovic, Sharp, Boyd, Smucker u.v.a. Sogar die berühmten ›3,5% people power‹ kommen bei ihnen vor.
Und im Kontrakultur-Handbuch der Identitären Bewegung gibt es ein Lemma »Regime Change«, das sich genau diesen Bezügen widmet: auch die IB will einen regime change. Auf den ersten Blick liegt es ausgesprochen nahe, XR und die IB in Hinblick auf die Aktionsmittel zu vergleichen.
Martin Lichtmesz überlegte anläßlich einer Kunstblutaktion von XR in London, wie es wohl wäre, hätte »eine identitäre Gruppe mit dem Namen ›Replacement Rebellion‹ das gemacht, um an die ›Rivers of Blood‹-Rede von Enoch Powell zu erinnern«.
Was den einen also ihre Klimakatastrophe, ist den anderen ihr großer Austausch? Sind beide Bewegungen nicht strukturgleich und mithin von Hufeisentheoretikern elegant gegeneinander auszuspielen?
Der entscheidende Unterschied ist, daß der große Austausch real stattfindet, während XR eine Fiktion (»das große Aussterben«) für die Realität hält. Der große Austausch findet statt, es wird aber behauptet, daß er nicht stattfindet. Das große Aussterben findet nicht statt, es wird aber behauptet, daß es stattfindet.
Zwischen XR und der IB ist Strukturgleichheit nur auf der Ebene der politischen Instrumentalisierung zu erkennen, die damit betrieben wird oder betrieben werden kann. Nicht nur der Oberflächenvergleich der Aktionsmittel ist naheliegend, sondern auch der der ideologischen Herkunft, bis hin zu der Befürchtung, die IB könne ebenfalls durch »Astroturfing« instrumentalisiert werden oder worden sein.
Der von Martin Sellner so geschätzte Gene Sharp und dessen Einstein Institution hängen, wie die französische Wikipedia ausführt, mit George Soros, der CIA und dem US-amerikanischen neoliberalen National Endowment for Democracy zusammen, Die Einstein Institution hat weltweit Massenerhebungen für »Demokratie« organisiert, und Srđa Popović »Otpor!« in Serbien erhielt Anweisungen vom Ex-CIA-Agenten James Woolsey.
Die IB will einfach nur die Schriften studieren, ähnlich wie sie in ihren Anfängen 2012 Lenins Was tun? las, ohne gleich eine kommunistische revolutionäre Zelle zu sein, oder Saul Alinskys Rules for Radicals, ohne linkem Anarchismus zu verfallen. Problematisch ist nicht, von Linken zu lernen, und schon gar nicht, den politischen Gegner gut zu kennen.
Problematisch ist der unterstellte »Demokratie«-Begriff der Regime-Change-Ideologie, der sich auch auf die IB auswirkt. Martin Sellner kommt nach erster Faszination in einer Videoanalyse rasch darauf, daß XR doch alles andere als sauber sei:
Sie gehen hier vor nach dem klassischen Schema der CIA-gesteuerten Farbrevolutionen (…) wenn sie es nicht schaffen, dann wollen sie die Regierungen stürzen und Demokratien einrichten, die ›zweckdienlicher‹ sind (›more fit to the purpose‹).
Er zitiert auch den XR-Gründer Roger Hallam mit den inzwischen schon in den Sozialen Medien »viral« gewordenen Worten:
And yes, some may die in the process / Und ja, im Verlauf werden möglicherweise einige zu Tode kommen.
Wenn Sellner die Kunstrasenbewegung XR als »antidemokratisch« kritisiert, hat er sowohl recht als auch unrecht. Selbstverständlich ist sie das, gemessen am formalen Begriff der Demokratie. Denn wenn er die Forderungen der IB im wesentlichen mit gleicher Teilhabe, Meinungs‑, Versammlungs‑, Redefreiheit und Mehrheitsprinzip umreißt, legt er eine Formaldemokratie zugrunde.
Wir haben trotz »freiheitlich demokratischer Grundordnung« nie in einer Demokratie gelebt, wie sie Aristoteles in seiner klassischen Unterscheidung der Herrschaftsformen beschrieben hat. Programmdemokratie ist definierbar als Nutzung des formalen Demokratiebegriffs für inhaltliche politische Programme.
Die real existierenden Gesellschaften soll nun bei XR in geradezu grotesk selbstoffenbarender Art und Weise in eine ganz bestimmte Programmdemokratie umgewandelt werden. XR spricht in ihren ebenfalls seltsamerweise geleakten internen Dokumenten von der »preparation for the coming structural collapse of the regimes of western ›democracies‹ / Vorbereitung auf den kommenden strukturellen Zusammenbruch der Herrschaftsstrukturen westlicher ›Demokratien‹«.
Martin Sellners formaler Demokratiebegriff, den er normativ im Sinne des aktivistischen Eintretens für rechtsstaatliche Prinzipien füllt, rechnet nicht mit der »Zuschauerdemokratie« (Walter Lippmann) oder der »Postdemokratie« (Colin Crouch, Karlheinz Weißmann), in der die Bürger im Theater mitzuspielen aufgefordert sind.
Die schweigende Mehrheit, die hinter der IB stünde, und ihr zu demokratischer Mehrheit verhülfe, »wenn wir nicht solchen brutalen Repressionen ausgesetzt wären«, ist ihrerseits gelenkt und als Masse dazu prinzipiell außerstande. Demokratischer Widerstand befindet sich letztlich in einer unentrinnbaren Zwickmühle: nur im normativen Beharren auf der Demokratie ist Totalitarismuskritik möglich.
Demokratischer Widerstand muß dabei allerdings bestimmte Annahmen teilen, die nur liberal gedacht werden können. Beginnt man, diese in Zweifel zu ziehen, beraubt man sich als »Anti-demokrat« der eigenen Argumentationsgrundlage. An exakt dieser Stelle ist demokratischer Widerstand instrumentalisierbar, weil er im Grunde schutzlos gegen regime-change-Ideologeme der Machart »Make the world safe for democracy«(Woodrow Wilson) ist.
Es gibt noch eine dritte Ebene, auf der XR und IB prima facie Ähnichkeiten aufweisen, nämlich die Letzte-Generation-Rhetorik. Apokalyptik ist die Versuchung, die eigene historische Rolle libidinös zu besetzen: Wir sind die Letzten, die noch handeln können.
Diese Versuchung zu hinterfragen heißt nun keineswegs, den Sachverhalt abzustreiten, daß es demographisch tatsächlich nur noch in dieser jungen Generation eine autochthone Mehrheitsbevölkerung Europas gibt. Wir müssen nur um unsere Verführbarkeit und unsere mögliche Autosuggestibilität wissen.
Auf der politischen Rechten ist der apokalyptische Ton eine genauso gewohnte Stimmlage wie auf der Linken. Die Generation X kennt ihn schon seit früher Kindheit allzu gut (Atomtod! Waldsterben! AIDS! Ozonloch!), um noch empfänglich zu sein.
Und doch reproduzieren wir ihn selber, besonders dann, wenn die liberale Dekadenz wieder einmal besonders grausige Sumpfblüten treibt, die Islamisierung ihren Lauf nimmt und der Große Austausch unaufhaltsam fortschreitet. Wenn Sellner in seinem Identitär!-Buch (2017) die letzte Chance für eine echte rechte Jugendbewegung als Massenbewegung für vermutlich in den 1990er Jahren verpaßt hält, so ruft er doch die letzten Versprengten seiner Generation auf, eine »metapo-litische Spezialeinheit« zu bilden.
Aber wir dürfen uns keine Fehler erlauben. Wenn wir es vergeigen, gibt es keine zweite Chance.
Doch, es gibt sie. Aber vielleicht sieht sie ganz anders aus. Und deshalb kommt es auf den Versuchungswiderstand an. Dieser besteht hier erstens darin, besser zu erkennen, was tatsächlich abläuft und wer und vor allem: welche Kräfte und Prinzipien hinter der Oberfläche die Fäden ziehen, und zweitens darin, der Versuchung zu widerstehen, in einem von übergeordneter Stelle inszenierten Verblendungszusammenhang mitzuspielen.
II. Okkulte Symbole, Täuschung und Offenbarung
Die »Extinction Rebellion« ist ästhetisch und ideologisch anders als Fridays for Future (FFF) konzipiert. Daß XR unangenehm auffällt gehört zur Akzelerationsstrategie: Extremisten vorzuschicken, um auszuloten, wie weit der revolutionäre Umbau der Demokratie gehen kann und welche Geschwindigkeit gerade noch tolerabel ist. Dann: die Mainstreammedien bedenklich das Haupt wiegen lassen – und weitermachen mit dem nächsten Schritt der Eskalation, parallel dazu stetig die Grenze zwischen Politik (regime change), Kunst (okkulter Inszenierung) Religion (Apokalyptik) weiter verwischen.
Postmoderner (d. h. massenmedial abgelutschter, dafür aber um so hilflosere Wesen umgarnender) Okkultismus spielt an dieser Stelle eine große Rolle. Die Performance-Künstlerin Marina Abramovic verbindet Klimakatastrophenpanik, politische Kunst und zur Schau gestellten Satanismus.
Zur Biennale des vergangenen Jahres schuf sie ein klimapanisches VR-Spiel mit dem Ziel, Bewußtsein und Energie der Spieler, besonders von Kindern, zu manipulieren. Das Auskosten von Angst und Schmerz anderer Menschen, wie es Abramovic in ihren performances unentwegt durchspielt, ist der psychologische Urgrund des Bösen.
Daß Kunst immer wieder mit okkulten Symbolen hantiert, ist alles andere als neu. Daß politische Bewegungen auf dieses Sinnarsenal zurückgreifen und daraus Energie ziehen, genausowenig. Gegenwärtig schießen aus den Weiten und Tiefen des Internets entsprechende Symboldeutungen politischer Phänomene wie die halluzinogenen Pilze aus dem Boden.
Im Falle von XR lohnt sich allerdings ein genauerer Blick.Warum werden okkulte Symbole überhaupt sichtbar gemacht? Verrät man sich dadurch nicht selber? Der interessierte Internetnutzer hat schnell heraus, daß FFF nicht nur gleich 666 ist, sondern auch weitere hobbykabbalistische Zahlenspiele ermöglicht.
Daß das X grundsätzlich für Inversion, Umwertung aller Werte, das »fair is foul and foul is fair« der Shakespeareschen Hexen, steht, bedarf für einen im christlichen Abendland Sozialisierten keiner besonderen Deutungsmühe. Wenn der Schrecken aller Verschwörungsleugner, der unverbesserliche Oliver Janich, darauf kommt daß die X‑Gebärde mit vor der Brust gekreuzten Armen der FFF-Demonstranten derjenigen in der Hollywood-Verfilmung von George Orwells 1984 entspricht, kann man das als »Voraussage« verstehen, oder aber einfach als Griff in den popkulturellen Selbstbedienungsladen der Symbole.
Pop-Symbole sind allerdings ihrerseits bis zum Anschlag aufgeladen mit okkulten Bedeutungen. Der Monarchfalter ist neben der Sanduhr (X im Kreis) und dem Totenkopf das wichtigste Symbol von XR. Die Monarch-falter sterben aus, ihr Abbild eignet sich also als Oberflächensymbol für den Kampf gegen das Artensterben, doch eine tiefere Symbolebene deutet auf ein berüchtigtes frühes Gedankenkontrolle-Programm der CIA – »Monarch Mind Control«.
Das soll nun nicht heißen, daß die Teilnehmer von XR allesamt Opfer eines systematischen Gedankenkontrollprogramms sind. Es kann viel offensichtlicher, viel simpler sein: sie sind fasziniert von einer dargebotenen Rebellionsmöglichkeit »gegen das System«, und indem dieses Faszination über uralte Machtsymbole läuft, läuft auch immer die gesamte Bedeutung dieser Symbole mit, egal, ob dies dem einzelnen Teilnehmer aus Wien, Wuppertal oder London klar ist.
Die Schöpfer der XR-Bewegung jedenfalls wußten, wo sie nachschauen müssen im kulturellen schwarzmagischen Arsenal. Wer älter als, sagen wir, 14 Jahre ist und gut gesättigt mit allem Popkulturbilderschrott, braucht mehr Thrill als Hüpfen für das Klima in der Regenbogenwelt bei FFF.
Er ist angezogen vom Nimbus des Gefährlichen, inklusive Fragebogen, ob er bereit wäre, für XR ins Gefängnis zu gehen. Vor allem aber gibt es hier medial gut vorgekauten postmodernen Okkultismus: filmreife Prozessionen in blutroten Gewändern, Schnabelmasken, Nachstellen von Ritualmordszenen, Todeskultelemente, Schamanismus, Gehirnwäsche.
Damit ist eine Jugend zu ködern, die so konsumgesättigt ist wie nie, so medienabgebrüht und so metaphysisch obdachlos ist wie nie, damit aber: so begehrlich, bedürftig, schutzlos wie nie. Das Beste an der Jugend: ihre Fähigkeit zu gesteigertem Enthusiasmus und ihr Überlebens- und Freiheitstrieb, verdankt sich der nämlichen Macht wie das Übelste an der Jugend: ihre Triebhaftigkeit, Verführungssucht und ihr Hang zur Masse.
Okkulte Symbolik ist Ausdruck von Macht. Wer die Symbole offen herzeigt, spielt mit dieser Macht: jeder kann sie sehen, nicht jeder kann sie erkennen. Wer sie erkennt, erfährt sich entweder als Teil der von ihnen ausgehenden Macht oder als ihr Gegner, jedenfalls aber als diffus »Eingeweihter«.
Die Frage, ob nicht XR mit derartig viel Symbolballast zuviel »verrät«, falls die genannten okkulten Bedeutungen denn wirklich auf die korrespondierenden Hintergründe verweisen, läßt sich beantworten: Nichts ist eine bessere Täuschung als die Offenbarung.
Dies gilt nicht nur für die »verborgenen« Symbole, sondern auf ganz ähnliche Weise für die beiden anderen Operationsebenen von XR: Die Demokratie wird am offenen Herzen umoperiert, die eliminatorische Konsequenz angekündigt, das Ende der Vorherrschaft des klimatoxischen weißen Menschen offen eingefordert.
Die Karten liegen dank des Internets alle auf dem Tisch, keiner kann sagen, er hätte sie nicht gesehen. Doch genau diese Offenbarung der Forderungen und Methoden, selbst der »okkulten«, ist die geistige Hürde. Das Ziel von XR ist, politisch das letzte Aufgebot zu beschwören und als vorausgeschickte außerparlamentarische Bewegung alternativlose globale Maßnahmen einzuleiten, und nicht, dem unausbleiblichen Weltuntergang schockstarr entgegenzusehen oder in ernsthafter Weise so zu leben, daß man auf den Tag des Herrn vorbereitet ist.
Weltliche Apokalyptik wird zum Ersatz für die biblische Offenbarung und entkoppelt auf diese Weise die menschliche Existenz vom politischen Zukunftsplan, indem sie so tut, als ginge es um die menschliche Existenz.
III. Geschichtsmanagement
Von »Geschichtsmanagement« (Stephan Siber) kann man sprechen, wenn ein vorausgesagter geschichtlicher Ablauf durch eigenes Agieren vorangetrieben wird, damit dann die eigene Voraussage bestätiget werden kann. Es handelt sich also um die bewußte manipulative Form der selbsterfüllenden Prophezeiung.
Da die Geschichtsmanager nun aber nicht allein über die rhetorische Überzeugungskraft der »schriftstellerischen Prophe-tie« verfügen, sondern auch in die öffentliche Meinung eingreifen bzw. diese überhaupt erst als veröffentlichte Meinung generieren, können sie in einem ersten Schritt Katastrophenszenarien heraufbeschwören, um diese dann im zweiten Schritt zum Wohle der Weltbevölkerung zu verhindern.
Apokalyptik ist Ersatz für die eigentliche Offenbarung. Im Griechischen heißt apokálypsis nichts anderes als: Offenbarung. Rüdiger Safranski begann kürzlich einen bemerkenswerten Vortrag in der Stuttgarter Philharmonie mit Novalis: »Wenn Gott verschwindet, regieren die Gespenster«, nämlich, fuhr Safranski fort, die Gespenster der Ersatzreligionen.
Für Ersatzreligiöse werde alles mögliche mit religiöser Bedeutung aufgeladen. In der Wissensgesellschaft werde eben nicht besonders viel gewußt, sondern besonders intensiv geglaubt:
Über die Klimakatastrophe reden wir wie einst über die Apokalypse.
»Die Erhitzungskatastrophe ist für uns hierzulande (noch) keine hinreichend sinnlich greifbare Wirklichkeit«, droht der Theologe Jürgen Manemann, der vom Katholizismus zur »Extinction Rebellion« konvertiert zu sein scheint. In einer XR-Broschüre führt er aus:
Viele Menschen werden den Temperaturanstieg nicht überleben. Die eintretenden Katastrophen werden gesellschaftliche Eruptionen und die Gefahr des Aufkommens autoritärer Regime, Faschismen und Totalitarismen nach sich ziehen.
Das ist Geschichtsmanagement pur. Die Warnung vor »autoritären Regimen, Faschismen und Totalitarismen« ist der Vorwand, mit dem von eigenen durchaus autoritären Tendenzen und der Errichtung totalitärer Weltrettungsstukturen abgelenkt wird.
Wie käme man denn darauf, XR für totalitär zu halten, warnten doch gerade sie so eindringlich vor dergleichen! Auf ihrer Internetseite fordern sie derweil:
Wir schaffen das nur gemeinsam. In der größten Gruppe, die wir vereinen können: uns alle. No shaming, no blaming einzelner Menschen, wir sind alle Teile dieses toxi-schen Systems, das wir gemeinsam überwinden müssen.
Die Verfahrensträgheit der Demokratie ist nicht der einzige Grund, sie umzuschaffen. Der Grüne Robert Habeck folgert aus der Geschwindigkeit von Turbokapitalismus, Digitalisierung und Klimawandel, daß die Demokratie durch Steuerung gerettet werden müsse.
China macht es vor. Annemarie Botzki, Mitgründerin von XR Deutschland, verlautbarte, XR wolle »die Demokratie erweitern«, um »die Spaltung der Gesellschaft zu überwinden«. Die Bewegung beschreibt ihr Vorgehen ganz offen in einem vierschrittigen Manipulationsverfahren (Botzki: »die öffentliche Meinung bildet sich erst«), das fatal an das Phasenmodell von Kurt Lewin nach dem Zweiten Weltkrieg zur re-education der Deutschen erinnert.
Lewins Phase 3 dient dem Verfestigen der »Umgewöhnung« der Gruppe, der neue Prozeß müsse sich vollständig einpassen und ganz natürlich »dazugehören«. Bei XR heißt die vierte Phase »Handeln« und liest sich so:
Das Handeln: Die revolutionäre Wandlung beginnt. Alte normative Vorstellungen und ihre Träger*innen verlieren an Zustimmung. Neue Regelwerke werden von den Gesellschaften aufgezeigt und schließlich kommt es zu neuen Verhaltens- und Gefühlsmustern.
Wenn es stimmt, was Solé und Chamberlain über Herrschaftsanspruch, Revolution und Apokalyptik geschrieben haben, haben wir es heute mit einer geradezu exemplarischen historischen Situation zu tun. Die Frage nach der Weltherrschaft, der Neuen Weltordnung, steht an.
Ein paar exponierte »Klimaschutz«-Aktivisten, deren baldiges Erlahmen schon herbeigeschrieben wird, haben die Funktion, Absichten zu offenbaren, die dann auf höherer Ebene der Macht durchgesetzt werden können: Es kann ja gar nicht sein, daß das, was diese Extremisten da aufgeführt und angedroht haben, Realität wird.
Eine zugleich soziale und religiöse Revolution wird vorbereitet. Um es zum Schluß apokalyptisch auszudrücken: es wird alles offenbar.