Transgender – eine verheerende Tendenz

PDF der Druckfassung aus Sezession 108/ Juni 2022

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Natür­lich has­sen wir alle hier die­sen über­bor­den­den Trans­gen­der­wahn. Sim­pel gesagt: weil er eine Zei­ger­pflan­ze dafür ist, auf wel­chem Ver­rückt­heits­le­vel wir uns gera­de befin­den. Ein (mus­ku­lö­ser, breit­schult­ri­ger, 185 Zen­ti­me­ter gro­ßer) Mann, der sich als Frau, als »Lia Tho­mas« dekla­riert, gewinnt in den USA einen geschichts­träch­ti­gen Schwimm­wett­be­werb: als Schwim­me­rIn. Flo­ri­das Gou­ver­neur Ron de San­tis erkann­te »ihr« den Titel spä­ter ab. Aller­dings: eine rein sym­bo­li­sche Hand­lung ohne Wirk­sam­keit in der Sportwelt.

Als »Lia« noch ein Mann war, Wil­liam hieß und gegen ande­re Män­ner antrat, ran­gier­te er auf Platz 462 in der Col­lege-Schwim­mer-Rang­lis­te. Erst vor kur­zem aber emp­fand er sich als Frau und unter­zog sich einer ent­spre­chen­den »Hor­mon­the­ra­pie«. Die­se »The­ra­pie« hat­te am Wett­kampf­tag noch nicht soweit gegrif­fen, um an Wil­liams Mus­kel­mas­se und Lungen­volumen Nen­nens­wer­tes zu ändern. Ana­to­misch war »Lia« ohne­hin erkenn­bar ein Mann.

Inter­es­sant ist auch: Noch bis Mit­te März 2022 war im Inter­net rela­tiv leicht her­aus­zu­fin­den, daß »Lia« etwa 20 Jah­re ihres Lebens ganz offen­kun­dig als Mann namens Wil­liam bestrit­ten hat­te. Mitt­ler­wei­le hin­ge­gen bedarf dies bereits einer inves­ti­ga­ti­ven Suche. Sowohl Wiki­pe­dia als auch sämt­li­che Leit­me­di­en (wie Stern, Spie­gel und Dut­zen­de ande­re) fol­gen nun den Sprach­re­gu­la­ri­en der »quee­ren« Bewe­gung: Als Vor­na­me gilt der eben gewähl­te. Der »alte« Name soll nicht ein­mal mehr erwähnt wer­den. Eine sol­che Erwäh­nung gilt als despek­tier­lich und respekt­los. Das alte Ich ist tot. Unter Trans­gen­dern ist es üblich (und über sol­che Üblich­kei­ten infor­miert man / frau sich natür­lich »im Inter­net«, wie ohne­hin das gan­ze Mode­phä­no­men »trans« teil­wei­se unter den Begriff der sozia­len Anste­ckung fällt), von der Per­son, als die man gebo­ren wur­de, nicht als »ich«, son­dern distan­zie­rend als »sie / er« zu sprechen.

Bereits 2021 hat­te die Teil­nah­me von Lau­rel (bis 2012: Gavin) Hub­bard an der Olym­pia­de für Furo­re gesorgt. Die neu­see­län­di­sche, als Mann gebo­re­ne Schwer­ge­wicht­s­ath­le­tin wur­de damals von Tho­mas Bach, dem Prä­si­den­ten des Inter­na­tio­na­len Olym­pi­sche Komi­tees (IOC), als »Zei­chen der Offen­heit und Inklu­si­on« gefei­ert. Wir, also »wir«, die ange­nom­me­ne Mehr­heit der Leser die­ses Medi­ums, fin­den das ver­rückt. »Gott schuf den Men­schen als Mann und Frau« (Gen 1,27), und dar­an rüt­teln eigent­lich nur Sozi­al­kon­struk­teu­re mit ganz bestimm­ten Absichten.

Wir alle hier ver­ab­scheu­en die­se Bil­der, die zu Dut­zen­den die Sozia­len Medi­en flu­ten: Eine »Drag-Queen« (das ist: ein grell geschmink­ter Trans­ves­tit, gern aus Pro­vo­ka­ti­ons­grün­den zusätz­lich mit Teu­fels­hör­nern ver­klei­det) klärt den Kin­der­gar­ten oder die Grund­schu­le auf. Mot­to: »Sex ist nie früh genug, ihr wißt gar nicht, auf wel­che Arten man geil sein kann: Hier wäre mei­ne Asser­va­ten­kof­fer, guckt’s euch mal an, Kin­der!« Das gibt es. Gera­de in groß­städ­ti­schen Gefil­den ist der »Sexkof­fer« samt Plüsch­vagina und Dil­do kei­ne Sel­ten­heit. Es ist kein Verschwörungsgerede.

Es braucht aber gar nicht die­se direk­te Kon­fron­ta­ti­on, also die dezi­dier­te päd­ago­gi­sche Hin­füh­rung zu »non­kon­for­men« und hyper­se­xua­li­sier­ten Lebens­ar­ten. Trans­gen­der­tum ist längst unter der Hand zur Seu­che gewor­den. Die Stars machen es vor. Der pro­mi­nen­te Leicht­ath­let Bruce Jen­ner wur­de zu Cait­lyn, die Töch­ter der Schau­spie­ler War­ren Beat­ty und Cyn­thia Nixon (Sex and the City) sind nun Män­ner, eben­falls »tran­sis­tier­te« die Toch­ter der (selbst dut­zend­fach »schönheits«operierten) Sän­ge­rin Cher. Char­li­ze The­rons Sohn ist nun eine Toch­ter. Lucy, Giu­lia­na, Alex und Pari, sämt­lich als Jungs gebo­ren, waren Teilnehmer»innen« der popu­lä­ren TV-Show Germany’s Next Top­mo­del. In der Haupt­ziel­grup­pe der 14- bis 49jährigen schau­en sich bis zu 25 Pro­zent der Deut­schen die­sen Schön­heits­wett­be­werb an – wahr­haft kein Nischenprogramm.

Per­sön­li­che Anek­do­te: Auf Twit­ter hat­te ich vor Mona­ten erwähnt, daß es im Krei­se mei­ner grö­ße­ren Kin­der (alle Gym­na­si­um, alle 14 plus) rund ein hal­bes Dut­zend Jugend­li­che gebe, die der­zeit »ihr Geschlecht« wech­sel­ten. In der Regel »ftm«, wie es im Slang heißt: fema­le to male. Ich ken­ne mitt­ler­wei­le vier­zehn Per­so­nen, die als Mäd­chen gebo­ren wur­den und gera­de »wech­seln« oder bereits gewech­selt haben. Ich ken­ne drei, die den umge­kehr­ten Weg gegan­gen sind: »mtf Gen­der-Swit­ching«. (Einer davon ist zuletzt in sei­ner Woh­nung ver­brannt – even­tu­ell ein Unfall. Die­ser Mann, der als Frau ging, gehör­te zu mei­ner Hei­mat­ge­mein­de. Unser pro­gres­si­ver Pfar­rer hat­te die »Tran­si­ti­on« damals aner­kannt. So schickt es sich heute.)

Das Echo auf mei­nen Tweet war damals eher sar­kas­tisch: In welch selt­sa­men Krei­sen ich mich bewe­ge? Das sei doch völ­lig über­trie­ben! Nein, ist es nicht. Einer mei­ner dama­li­gen Kri­ti­ker, Vater von drei Prä- und Peri­pu­ber­tie­ren­den, gestand mir das zuletzt ein. Es sei: »die Höl­le pur«, was da in den Klas­sen ablau­fe. Ja, nichts weni­ger als das.

Man soll­te die Sach­la­gen nicht ver­wech­seln. Aber es fällt unge­mein schwer. Die­se Trans-Soße ist dick und brä­sig, und den­noch soll­te man unterscheiden:

Es gibt einer­seits Inter­se­xu­el­le – frü­her sag­te man: Herm­aphro­di­ten –, denen aus ver­schie­de­nen bio­lo­gi­schen und gene­ti­schen Ursa­chen kein ein­deu­ti­ges Geschlecht zuge­wie­sen wer­den kann. Jef­frey Euge­n­i­des hat­te in sei­nem viel­fach preis­ge­krön­ten Roman Midd­le­sex (2002) eine sol­che Geschich­te lite­ra­risch gefaßt. Ein pro­mi­nen­tes Bei­spiel aus dem ech­ten Leben ist Dora Rat­jen (1918 – 2008), die als Hoch­sprin­ge­rin bei den Euro­pa­meis­ter­schaf­ten in Wien im Sep­tem­ber 1938 den Sen­sa­ti­ons-Welt­re­kord von 1,70 Meter auf­stell­te. Tat­säch­lich über­wo­gen ihre bio­lo­gisch männ­li­chen Attri­bu­te, auch wenn sie ab Geburt als Mäd­chen auf­ge­zo­gen wor­den war. Spä­ter nahm sie den Vor­na­men Hein­rich an.

Nach Schät­zun­gen leben in Deutsch­land etwa 150 000 inter­se­xu­el­le Men­schen, die Wis­sen­schafts­li­te­ra­tur geht davon aus, daß 0,007 Pro­zent der Neu­ge­bo­re­nen mit die­ser Anoma­li­tät zur Welt kom­men. Die Betrof­fe­nen spie­len im Trans­gen­der-Dis­kurs kaum eine Rol­le. Sie weh­ren sich, frag­los zu Recht, gegen frü­he ope­ra­ti­ve und ver­eindeu­ti­gen­de Operationen.

Wir haben ande­rer­seits pro­mi­nen­te Leu­te wie Mar­kus Gan­se­rer, Mit­glied (par­don; aber: wört­lich zutref­fend) und MdB der Grü­nen, der behaup­tet, eine Frau zu sein und »Tes­sa« zu hei­ßen. Wir haben einen ARD-Kor­re­spon­den­ten namens Georg Kel­ler­mann, der sich fort­an – 62jährig – ent­schied, sehr vehe­ment als Frau auf­zu­tre­ten: »Geor­gi­na« schmiert sich – nach eige­ner Aus­kunft – Mar­me­la­de in den Schlüp­fer, um einen monat­li­chen Zustand zu simu­lie­ren, von dem der poten­ti­el­le Opa, der jetzt eine Oma sein will, ohne­hin weit ent­fernt wäre. Auf eine noch über­spitz­te­re Art schrill sind Per­so­nen wie Oli­via Jones, eigent­lich vor 53 Jah­ren als Oli­ver Knö­bel gebo­ren. Die­ser Tra­ves­tie­künst­ler (heu­te sagt man: Drag-Queen) ist mitt­ler­wei­le so bekannt, daß wohl selbst sämt­li­che ARD / ZDF-Zuschau­er 70 plus eine sol­che Exis­tenz als höchs­tens unge­wöhn­lich, aber okay erachten.

Geschlecht­sin­kon­gru­en­zen gab es zu allen Zei­ten. Erst recht war das Spiel mit (heu­te) als männ­lich oder weib­lich emp­fun­de­nen Attri­bu­ten seit je kul­tur­über­grei­fend. Män­ner mit ver­schwen­de­risch gelock­ter Allonge­perücke, mit gepu­der­ten Gesich­tern und auf hohen Absät­zen, in mit Schnal­len und Schlei­fen geschmück­ten Schu­hen gäl­ten heu­te als Trans­ves­ti­ten – und doch war all dies über Zei­ten ver­brei­te­te Mode in vor­neh­men Krei­sen. Sogar in Preu­ßen gab es den Sol­da­ten­zopf, und den­ken wir nur an die zier­li­chen Schüh­chen, die Fried­rich der Gro­ße trug.

Es soll­te unter­schie­den wer­den zwi­schen dem Flirt mit Acces­soires und sozia­len Geschlechts­rol­len (ein wei­tes Feld: den­ken wir nur an die gro­ßen Schrift­stel­le­rin­nen Geor­ge Sand und Geor­ge Eli­ot!), zwi­schen Mode, sozia­ler Anste­ckung, Krank­heit und Wahn.

Es gibt seit je Frau­en und Män­ner, die mit ihrer sozia­len Geschlech­ter­rol­le hadern – oder mit ihr spie­len. In man­chen Kul­tu­ren zählt ein »drit­tes Geschlecht« zur Tra­di­ti­on: Wir haben etwa die (bio­lo­gisch männ­li­chen) Hijra in Indi­en, die bereits im anti­ken Kama Sutra als drit­tes Geschlecht erwähnt wur­den und unter der Auf­sicht einer Guru-Mut­ter in (mate­ri­ell meist her­un­ter­ge­kom­me­nen) Wirt­schafts­ge­mein­schaf­ten leben. Sie ernäh­ren sich oft von Pro­sti­tu­ti­on und wer­den als Tän­zer bei (nicht »quee­ren«, son­dern »bür­ger­li­chen«) Hoch­zeits­ge­sell­schaf­ten gebucht.

Unter der bri­ti­schen Herr­schaft ver­such­te man, die­se Grup­pen zu ver­bie­ten. Seit 2009 kön­nen sie sich amt­lich das Geschlecht »E« (wie Eunuch) ein­tra­gen las­sen. Ähn­li­ches gilt für Ban­gla­desch (seit 2013 lega­li­siert), für die Kuschra in Paki­stan (seit 2011 lega­li­siert) und die Methi und Kothi in Nepal. Aber Ach­tung: Vie­len die­ser »drit­ten Geschlech­ter« ist der Fetisch­cha­rak­ter und damit der Waren­wert auf dem Sex­markt bereits ein­ge­schrie­ben. Erst recht, seit­dem sie in den letz­ten zwei Jahr­zehn­ten am Gän­gel­band der soge­nann­ten LGBTQ-Gemein­schaft hängen.

Anders dürf­te das bei bestimm­ten his­to­ri­schen Figu­ren sein. Man darf an Eleo­no­re Pro­chas­ka erin­nern, die als »August Renz« in den Befrei­ungs­krie­gen als Sol­dat kämpf­te, siebund­zwan­zig­jäh­rig im Gefecht ihr Leben ließ und lan­ge als »Pots­da­mer Jean­ne d’Arc« ver­ehrt wur­de. Es gibt eine recht lan­ge, jahr­hun­der­te­über­grei­fen­de Lis­te uni­for­mier­ter Frau­en­fi­gu­ren in Män­ner­ver­klei­dung (sie­he auch: Ellen Kositza, Bespre­chung eines Buchs über Vik­to­ria ali­as Vic­tor Savs: »Jean­ne d’Arc wär heut Trans­gen­der«, ­Sezes­si­on 70, 2015).

Rela­tiv neu im Boot der Geschlechts­wechs­ler ist hin­ge­gen Ben­ja­min Mel­zer. Wir kom­men damit zu den Men­schen, die sich mit einem unge­heu­ren Lei­dens­druck in einem als falsch emp­fun­de­nen Kör­per quä­len. Er wur­de 1987 als Yvonne Mel­zer in Reck­ling­hau­sen gebo­ren. Er ist ein Bei­spiel dafür, was Chir­ur­gie heu­te leis­ten kann. Aus Tei­len sei­ner (ihrer?) Unter­arm­haut (oft wird auch Hüft­haut genom­men) wur­de ein Penis geformt. Der nun »funk­tio­niert« über Pum­pe und Ablaß­ven­til in den Hoden.

Ben­ja­min ist vom Ehr­geiz getrie­ben, als mus­ku­lö­ses Model zu reüs­sie­ren. Er hat zig teils schmerz­haf­te, kom­pli­ka­ti­ons­be­las­te­te Ope­ra­tio­nen (inklu­si­ve Hor­mon­ein­nah­me, die stets lebens­lang erfol­gen muß) über sich erge­hen las­sen, um der­je­ni­ge zu wer­den, der er nun ist. Der Trans­mann wirkt selbst­si­cher, wenn nicht gar selbst­ver­liebt. Man fin­det auf You­Tube Dut­zen­de sol­cher Lebens­ge­schich­ten: Leu­te, die auch noch Jah­re nach ihrer »Tran­si­ti­on« heil­froh sind, ihrem ein­ge­fleisch­ten Geschlecht ent­kom­men zu sein. Die­se Ent­wick­lung ist als Unter­ka­pi­tel zum Trans­hu­ma­nis­mus zu lesen: Die natür­li­che Begrenzt­heit des Men­schen ist auf­ge­ho­ben. Nicht immer und vor­erst nicht mas­sen­wei­se. Aber der Mensch wird zum Neu­schöp­fer – weil er es kann, weil es tech­nisch mög­lich ist.

Es gibt dane­ben zahl­rei­che TV-Repor­ta­gen über, wie es so flott heißt, Tran­s­kids. In der WDR-Doku Ich bin Sophia! etwa begeg­nen wir einem wil­den, ja fast kalt­schnäu­zi­gen Grund­schul­kind mit lan­gen roten Haa­ren, das dem Anschein ent­ge­gen bean­sprucht, ein Mäd­chen zu sein. »Wenn jemand mei­nen alten Namen sagt, werd’ ich aggres­siv«, sagt das Kind. Wenn es bei­spiels­wei­se duscht, setzt es eine Augen­bin­de auf, um den Anblick nicht ertra­gen zu müs­sen. Den Eltern ist klar, daß sie hor­mo­nel­le Puber­täts­blo­cker ein­set­zen werden.

Wie krank ist das? Ist das krank? Das ist die Fra­ge. In die Inter­na­tio­na­le Klas­si­fi­ka­ti­on der Krank­hei­ten (ICD, eng­lisch Inter­na­tio­nal Clas­si­fi­ca­ti­on of Dise­a­ses) wur­de die Dia­gno­se »Trans­se­xua­li­tät« erst­mals in der ICD‑9 (1975) auf­ge­nom­men. Trans­se­xua­li­tät wur­de dar­in den »Sexu­el­len Ver­hal­tens­ab­wei­chun­gen und Stö­run­gen« zuge­ord­net. In der bis vor weni­gen Mona­ten gül­ti­gen ICD-10 wur­de sie immer noch den »Per­sön­lich­keits- und Ver­hal­tens­stö­run­gen« ein­ge­reiht. Klar for­der­te seit lan­gem die LGBTQ-Gemein­de laut­stark, die­se »que­e­re« »Iden­ti­täts­form« zu »ent­pa­tho­lo­gi­sie­ren« und den Betrof­fe­nen zu gewähr­leis­ten, »den eige­nen Kör­per dem bevor­zug­ten Geschlecht soweit wie mög­lich anzu­glei­chen«. (Wort­laut: Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung) Voilá: In der seit dem 1. Janu­ar 2022 gül­ti­gen ICD-11 ist nun von »Gen­der­in­kon­gru­enz« zu lesen. Das heißt: KEINE Krank­heit, son­dern ein Zustand, für des­sen Behe­bung aber den­noch die gesetz­li­chen, soli­da­risch finan­zier­ten Kran­ken­kas­sen blechen.

In Deutsch­land (und damit nach Schwe­den dem zwei­ten Land welt­weit) ist es seit 1981 legal, nach der medi­zi­ni­schen Dia­gno­se »Trans­sexualität« den Per­so­nen­stand zu ändern und das gott­ge­ge­be­ne Geschlecht an das emp­fun­de­ne »anzu­glei­chen«. Die Regu­la­ri­en waren damals recht streng. Unter ande­rem muß­te der Vor­satz nach­weis­lich seit min­des­tens drei Jah­ren bestehen, es gab strik­te medi­zi­ni­sche und psych­ia­tri­sche Prüf­re­gu­la­ri­en. Zehn Jah­re spä­ter, 1991, gab es in Deutsch­land etwa 1100 regis­trier­te Trans­se­xu­el­le. Der Umkeh­rungs­trend hat sich in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten enorm ver­än­dert. In den 1960er Jah­ren kamen auf eine Frau, die als Mann gel­ten woll­te, noch vier­zehn Män­ner, die lie­ber als Frau gebo­ren wor­den wären. Mitt­ler­wei­le hat sich das Ver­hält­nis dras­tisch umge­kehrt. Auf einen Mann kom­men mitt­ler­wei­le zehn Frau­en, die ihr Geschlecht wech­seln wollen.

Noch dras­ti­scher ist die pure Zahl derer, die heu­te »tran­si­tie­ren« wol­len. Ali­ce Schwar­zer (die nie einen Hehl dar­aus gemacht hat, daß sie bur­les­kes, als Spiel mit den Rol­len ver­stan­de­nes »Gen­ders­wit­ching« für akzep­ta­bel hält) bezeich­net es mitt­ler­wei­le als eine »Zah­len­ex­plo­si­on« und ist besorgt: In der west­li­chen Welt habe sich die Zahl der medi­zi­nisch akten­kun­di­gen Trans­se­xu­el­len »um 4000 Pro­zent erhöht«. Es gilt heu­te als aus­ge­macht, daß jeder und jede sei­nen und ihren eige­nen Spleen züch­ten und pfle­gen dür­fen. Näm­lich, so geht die Rede, was büße denn bit­te der cis-Mensch (vul­go: der hete­ro­se­xu­el­le Nor­mal­bür­ger) ein, wenn das neue, von der Regie­rungs­am­pel – jeden­falls von den Grü­nen und der FDP – ange­streb­te »Selbst­be­stim­mungs­ge­setz« lega­le Wirk­lich­keit wer­de? Dem­nach dürf­ten Jugend­li­che ab dem Alter von vier­zehn durch einen Sprech­akt über ihre Geschlechts­zu­ge­hö­rig­keit bestim­men. Laßt sie doch, sagen die Befür­wor­ter: Die­se so inter­es­san­ten zwit­te­ri­gen Wesen gewin­nen, und ihr ver­liert doch gar nichts!

Das stimmt defi­ni­tiv nicht. Über die sport­li­che Sach­la­ge haben wir bereits gespro­chen, ein Rand­aspekt. Gebo­re­ne Män­ner kön­nen Quo­ten­frau­en­plät­ze beset­zen. Ver­lie­rer die­ser Rege­lung sind auch die, die in ande­ren Län­dern dafür bereits blu­ten: Es gibt Dut­zen­de Schlag­zei­len, wonach sich bio­lo­gi­sche Män­ner in Frau­en­räu­me (banal: Umklei­de­ka­bi­nen etc., aber auch Gefäng­nis­se) hin­ein­de­fi­niert habe, um dort als «Trans­Frau­en« hand­fes­ten Scha­den anzurichten.

Sol­che Vor­fäl­le betref­fen den öffent­li­chen Raum. Viel heik­ler wird es aber, wenn man pri­va­te und ver­bre­chens­freie Schick­sa­le anschaut. Mitt­ler­wei­le gibt es eine gro­ße Zahl von Men­schen, die eine »Detran­si­ti­on« begon­nen haben. Das sind Men­schen, die ihren Geschlechts­wan­del bereuen.

Auch deren Ver­laut­ba­run­gen sind zahl­los. Sie bekla­gen den »affir­ma­ti­ven Ansatz«, der heu­te als psy­cho­the­ra­peu­ti­scher Gold­stan­dard gilt. Heu­te geht es the­ra­peu­tisch nicht mehr um Ver­ständ­nis, son­dern unbe­dingt um Ver­stär­kung. Mot­to: »Was du gera­de fühlst, ist ent­schei­dend!« Ein dämo­ni­scher Rat­schlag für psy­chi­sche Übergangsphänomene.

Zahl­rei­che der Trans­gen­der-Kli­en­ten wären mit einer ande­ren (und eben nicht­ideo­lo­gi­schen) Bril­le leicht alt­be­kann­ten Spek­tren zuzu­rech­nen: dem selbst­schä­di­gen­den / selbst­ver­let­zen­den Ver­hal­ten, der Kör­per­dys­mor­phie (die dem For­men­kreis der Eßstö­run­gen zuzu­schla­gen ist, mit dem »Gen­der­dys­pho­rien« oft Hand in Hand gehen) und den viel­ge­stal­ti­gen Aus­for­mun­gen des Autis­mus. Was heu­te als Gen­der­ding gilt, wur­de vor dem chir­ur­gi­schen Quan­ten­sprung mit weit weni­ger ein­grei­fen­den Mit­teln therapiert.

Man kann sich durch zig Repor­ta­gen zum The­ma durch­kli­cken. Es berührt und ver­stört. Meis­tens (nicht immer) zäh­len die Eltern der »Tran­s­kids« nicht unter die übli­chen Ver­däch­ti­gen, die wahn­sin­nig stolz sind, nun so ein moder­nes Kind zu haben. Sie sind über­rannt, über­for­dert, hilf­los. Grauen­haft aller­dings sind die Ärz­te, die die­se Spiel­form eines Trans­hu­ma­nis­mus argu­men­ta­tiv beför­dern oder ihn fak­tisch vor­neh­men und in jedem Fall dar­an ver­die­nen. Es sind, bei aller sons­ti­gen Dif­fe­ren­ziert­heit, Teufelsboten.

Mich packt die­ses The­ma auch ganz per­sön­lich. Im Alter zwi­schen neun und drei­zehn hät­te ich alles dafür gege­ben, ein Jun­ge sein zu kön­nen. Ich sah doch so aus wie einer! Ich freu­te mich, daß ich meis­tens für einen Jun­gen gehal­ten wur­de. Ich dach­te, ich hät­te damit das erreicht, wovon ins­ge­heim doch alle Mäd­chen träum­ten. Ich konn­te so gut klet­tern und rin­gen, war das ein­zi­ge Mäd­chen in der Fuß­ball­mann­schaft (im Tor), war muti­ger und aben­teu­er­lus­ti­ger als die Mädels. Der Puber­täts­be­ginn war für mich: rei­ner Hor­ror, Qual pur. Hät­te es damals Inter­net gege­ben und ent­spre­chen­de Ver­füh­rer: wer weiß, wo ich gelan­det wäre. Zum Glück war die­se bestür­zen­de Pha­se bald über­wun­den. Es ist unend­lich wich­tig zu wis­sen für heu­ti­ge Eltern, daß man man­ches sich aus­wach­sen las­sen muß. Vie­les geht vorbei.

Fatal, wenn aus elter­li­cher Lan­ge­wei­le, falsch ver­stan­de­ner Eman­zi­piert­heit oder Begeis­te­rung über die Extra­va­ganz des Kin­des sol­che Ten­den­zen kata­stro­phal ver­stärkt werden.

 

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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