Natürlich hassen wir alle hier diesen überbordenden Transgenderwahn. Simpel gesagt: weil er eine Zeigerpflanze dafür ist, auf welchem Verrücktheitslevel wir uns gerade befinden. Ein (muskulöser, breitschultriger, 185 Zentimeter großer) Mann, der sich als Frau, als »Lia Thomas« deklariert, gewinnt in den USA einen geschichtsträchtigen Schwimmwettbewerb: als SchwimmerIn. Floridas Gouverneur Ron de Santis erkannte »ihr« den Titel später ab. Allerdings: eine rein symbolische Handlung ohne Wirksamkeit in der Sportwelt.
Als »Lia« noch ein Mann war, William hieß und gegen andere Männer antrat, rangierte er auf Platz 462 in der College-Schwimmer-Rangliste. Erst vor kurzem aber empfand er sich als Frau und unterzog sich einer entsprechenden »Hormontherapie«. Diese »Therapie« hatte am Wettkampftag noch nicht soweit gegriffen, um an Williams Muskelmasse und Lungenvolumen Nennenswertes zu ändern. Anatomisch war »Lia« ohnehin erkennbar ein Mann.
Interessant ist auch: Noch bis Mitte März 2022 war im Internet relativ leicht herauszufinden, daß »Lia« etwa 20 Jahre ihres Lebens ganz offenkundig als Mann namens William bestritten hatte. Mittlerweile hingegen bedarf dies bereits einer investigativen Suche. Sowohl Wikipedia als auch sämtliche Leitmedien (wie Stern, Spiegel und Dutzende andere) folgen nun den Sprachregularien der »queeren« Bewegung: Als Vorname gilt der eben gewählte. Der »alte« Name soll nicht einmal mehr erwähnt werden. Eine solche Erwähnung gilt als despektierlich und respektlos. Das alte Ich ist tot. Unter Transgendern ist es üblich (und über solche Üblichkeiten informiert man / frau sich natürlich »im Internet«, wie ohnehin das ganze Modephänomen »trans« teilweise unter den Begriff der sozialen Ansteckung fällt), von der Person, als die man geboren wurde, nicht als »ich«, sondern distanzierend als »sie / er« zu sprechen.
Bereits 2021 hatte die Teilnahme von Laurel (bis 2012: Gavin) Hubbard an der Olympiade für Furore gesorgt. Die neuseeländische, als Mann geborene Schwergewichtsathletin wurde damals von Thomas Bach, dem Präsidenten des Internationalen Olympische Komitees (IOC), als »Zeichen der Offenheit und Inklusion« gefeiert. Wir, also »wir«, die angenommene Mehrheit der Leser dieses Mediums, finden das verrückt. »Gott schuf den Menschen als Mann und Frau« (Gen 1,27), und daran rütteln eigentlich nur Sozialkonstrukteure mit ganz bestimmten Absichten.
Wir alle hier verabscheuen diese Bilder, die zu Dutzenden die Sozialen Medien fluten: Eine »Drag-Queen« (das ist: ein grell geschminkter Transvestit, gern aus Provokationsgründen zusätzlich mit Teufelshörnern verkleidet) klärt den Kindergarten oder die Grundschule auf. Motto: »Sex ist nie früh genug, ihr wißt gar nicht, auf welche Arten man geil sein kann: Hier wäre meine Asservatenkoffer, guckt’s euch mal an, Kinder!« Das gibt es. Gerade in großstädtischen Gefilden ist der »Sexkoffer« samt Plüschvagina und Dildo keine Seltenheit. Es ist kein Verschwörungsgerede.
Es braucht aber gar nicht diese direkte Konfrontation, also die dezidierte pädagogische Hinführung zu »nonkonformen« und hypersexualisierten Lebensarten. Transgendertum ist längst unter der Hand zur Seuche geworden. Die Stars machen es vor. Der prominente Leichtathlet Bruce Jenner wurde zu Caitlyn, die Töchter der Schauspieler Warren Beatty und Cynthia Nixon (Sex and the City) sind nun Männer, ebenfalls »transistierte« die Tochter der (selbst dutzendfach »schönheits«operierten) Sängerin Cher. Charlize Therons Sohn ist nun eine Tochter. Lucy, Giuliana, Alex und Pari, sämtlich als Jungs geboren, waren Teilnehmer»innen« der populären TV-Show Germany’s Next Topmodel. In der Hauptzielgruppe der 14- bis 49jährigen schauen sich bis zu 25 Prozent der Deutschen diesen Schönheitswettbewerb an – wahrhaft kein Nischenprogramm.
Persönliche Anekdote: Auf Twitter hatte ich vor Monaten erwähnt, daß es im Kreise meiner größeren Kinder (alle Gymnasium, alle 14 plus) rund ein halbes Dutzend Jugendliche gebe, die derzeit »ihr Geschlecht« wechselten. In der Regel »ftm«, wie es im Slang heißt: female to male. Ich kenne mittlerweile vierzehn Personen, die als Mädchen geboren wurden und gerade »wechseln« oder bereits gewechselt haben. Ich kenne drei, die den umgekehrten Weg gegangen sind: »mtf Gender-Switching«. (Einer davon ist zuletzt in seiner Wohnung verbrannt – eventuell ein Unfall. Dieser Mann, der als Frau ging, gehörte zu meiner Heimatgemeinde. Unser progressiver Pfarrer hatte die »Transition« damals anerkannt. So schickt es sich heute.)
Das Echo auf meinen Tweet war damals eher sarkastisch: In welch seltsamen Kreisen ich mich bewege? Das sei doch völlig übertrieben! Nein, ist es nicht. Einer meiner damaligen Kritiker, Vater von drei Prä- und Peripubertierenden, gestand mir das zuletzt ein. Es sei: »die Hölle pur«, was da in den Klassen ablaufe. Ja, nichts weniger als das.
Man sollte die Sachlagen nicht verwechseln. Aber es fällt ungemein schwer. Diese Trans-Soße ist dick und bräsig, und dennoch sollte man unterscheiden:
Es gibt einerseits Intersexuelle – früher sagte man: Hermaphroditen –, denen aus verschiedenen biologischen und genetischen Ursachen kein eindeutiges Geschlecht zugewiesen werden kann. Jeffrey Eugenides hatte in seinem vielfach preisgekrönten Roman Middlesex (2002) eine solche Geschichte literarisch gefaßt. Ein prominentes Beispiel aus dem echten Leben ist Dora Ratjen (1918 – 2008), die als Hochspringerin bei den Europameisterschaften in Wien im September 1938 den Sensations-Weltrekord von 1,70 Meter aufstellte. Tatsächlich überwogen ihre biologisch männlichen Attribute, auch wenn sie ab Geburt als Mädchen aufgezogen worden war. Später nahm sie den Vornamen Heinrich an.
Nach Schätzungen leben in Deutschland etwa 150 000 intersexuelle Menschen, die Wissenschaftsliteratur geht davon aus, daß 0,007 Prozent der Neugeborenen mit dieser Anomalität zur Welt kommen. Die Betroffenen spielen im Transgender-Diskurs kaum eine Rolle. Sie wehren sich, fraglos zu Recht, gegen frühe operative und vereindeutigende Operationen.
Wir haben andererseits prominente Leute wie Markus Ganserer, Mitglied (pardon; aber: wörtlich zutreffend) und MdB der Grünen, der behauptet, eine Frau zu sein und »Tessa« zu heißen. Wir haben einen ARD-Korrespondenten namens Georg Kellermann, der sich fortan – 62jährig – entschied, sehr vehement als Frau aufzutreten: »Georgina« schmiert sich – nach eigener Auskunft – Marmelade in den Schlüpfer, um einen monatlichen Zustand zu simulieren, von dem der potentielle Opa, der jetzt eine Oma sein will, ohnehin weit entfernt wäre. Auf eine noch überspitztere Art schrill sind Personen wie Olivia Jones, eigentlich vor 53 Jahren als Oliver Knöbel geboren. Dieser Travestiekünstler (heute sagt man: Drag-Queen) ist mittlerweile so bekannt, daß wohl selbst sämtliche ARD / ZDF-Zuschauer 70 plus eine solche Existenz als höchstens ungewöhnlich, aber okay erachten.
Geschlechtsinkongruenzen gab es zu allen Zeiten. Erst recht war das Spiel mit (heute) als männlich oder weiblich empfundenen Attributen seit je kulturübergreifend. Männer mit verschwenderisch gelockter Allongeperücke, mit gepuderten Gesichtern und auf hohen Absätzen, in mit Schnallen und Schleifen geschmückten Schuhen gälten heute als Transvestiten – und doch war all dies über Zeiten verbreitete Mode in vornehmen Kreisen. Sogar in Preußen gab es den Soldatenzopf, und denken wir nur an die zierlichen Schühchen, die Friedrich der Große trug.
Es sollte unterschieden werden zwischen dem Flirt mit Accessoires und sozialen Geschlechtsrollen (ein weites Feld: denken wir nur an die großen Schriftstellerinnen George Sand und George Eliot!), zwischen Mode, sozialer Ansteckung, Krankheit und Wahn.
Es gibt seit je Frauen und Männer, die mit ihrer sozialen Geschlechterrolle hadern – oder mit ihr spielen. In manchen Kulturen zählt ein »drittes Geschlecht« zur Tradition: Wir haben etwa die (biologisch männlichen) Hijra in Indien, die bereits im antiken Kama Sutra als drittes Geschlecht erwähnt wurden und unter der Aufsicht einer Guru-Mutter in (materiell meist heruntergekommenen) Wirtschaftsgemeinschaften leben. Sie ernähren sich oft von Prostitution und werden als Tänzer bei (nicht »queeren«, sondern »bürgerlichen«) Hochzeitsgesellschaften gebucht.
Unter der britischen Herrschaft versuchte man, diese Gruppen zu verbieten. Seit 2009 können sie sich amtlich das Geschlecht »E« (wie Eunuch) eintragen lassen. Ähnliches gilt für Bangladesch (seit 2013 legalisiert), für die Kuschra in Pakistan (seit 2011 legalisiert) und die Methi und Kothi in Nepal. Aber Achtung: Vielen dieser »dritten Geschlechter« ist der Fetischcharakter und damit der Warenwert auf dem Sexmarkt bereits eingeschrieben. Erst recht, seitdem sie in den letzten zwei Jahrzehnten am Gängelband der sogenannten LGBTQ-Gemeinschaft hängen.
Anders dürfte das bei bestimmten historischen Figuren sein. Man darf an Eleonore Prochaska erinnern, die als »August Renz« in den Befreiungskriegen als Soldat kämpfte, siebundzwanzigjährig im Gefecht ihr Leben ließ und lange als »Potsdamer Jeanne d’Arc« verehrt wurde. Es gibt eine recht lange, jahrhunderteübergreifende Liste uniformierter Frauenfiguren in Männerverkleidung (siehe auch: Ellen Kositza, Besprechung eines Buchs über Viktoria alias Victor Savs: »Jeanne d’Arc wär heut Transgender«, Sezession 70, 2015).
Relativ neu im Boot der Geschlechtswechsler ist hingegen Benjamin Melzer. Wir kommen damit zu den Menschen, die sich mit einem ungeheuren Leidensdruck in einem als falsch empfundenen Körper quälen. Er wurde 1987 als Yvonne Melzer in Recklinghausen geboren. Er ist ein Beispiel dafür, was Chirurgie heute leisten kann. Aus Teilen seiner (ihrer?) Unterarmhaut (oft wird auch Hüfthaut genommen) wurde ein Penis geformt. Der nun »funktioniert« über Pumpe und Ablaßventil in den Hoden.
Benjamin ist vom Ehrgeiz getrieben, als muskulöses Model zu reüssieren. Er hat zig teils schmerzhafte, komplikationsbelastete Operationen (inklusive Hormoneinnahme, die stets lebenslang erfolgen muß) über sich ergehen lassen, um derjenige zu werden, der er nun ist. Der Transmann wirkt selbstsicher, wenn nicht gar selbstverliebt. Man findet auf YouTube Dutzende solcher Lebensgeschichten: Leute, die auch noch Jahre nach ihrer »Transition« heilfroh sind, ihrem eingefleischten Geschlecht entkommen zu sein. Diese Entwicklung ist als Unterkapitel zum Transhumanismus zu lesen: Die natürliche Begrenztheit des Menschen ist aufgehoben. Nicht immer und vorerst nicht massenweise. Aber der Mensch wird zum Neuschöpfer – weil er es kann, weil es technisch möglich ist.
Es gibt daneben zahlreiche TV-Reportagen über, wie es so flott heißt, Transkids. In der WDR-Doku Ich bin Sophia! etwa begegnen wir einem wilden, ja fast kaltschnäuzigen Grundschulkind mit langen roten Haaren, das dem Anschein entgegen beansprucht, ein Mädchen zu sein. »Wenn jemand meinen alten Namen sagt, werd’ ich aggressiv«, sagt das Kind. Wenn es beispielsweise duscht, setzt es eine Augenbinde auf, um den Anblick nicht ertragen zu müssen. Den Eltern ist klar, daß sie hormonelle Pubertätsblocker einsetzen werden.
Wie krank ist das? Ist das krank? Das ist die Frage. In die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD, englisch International Classification of Diseases) wurde die Diagnose »Transsexualität« erstmals in der ICD‑9 (1975) aufgenommen. Transsexualität wurde darin den »Sexuellen Verhaltensabweichungen und Störungen« zugeordnet. In der bis vor wenigen Monaten gültigen ICD-10 wurde sie immer noch den »Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen« eingereiht. Klar forderte seit langem die LGBTQ-Gemeinde lautstark, diese »queere« »Identitätsform« zu »entpathologisieren« und den Betroffenen zu gewährleisten, »den eigenen Körper dem bevorzugten Geschlecht soweit wie möglich anzugleichen«. (Wortlaut: Bundeszentrale für politische Bildung) Voilá: In der seit dem 1. Januar 2022 gültigen ICD-11 ist nun von »Genderinkongruenz« zu lesen. Das heißt: KEINE Krankheit, sondern ein Zustand, für dessen Behebung aber dennoch die gesetzlichen, solidarisch finanzierten Krankenkassen blechen.
In Deutschland (und damit nach Schweden dem zweiten Land weltweit) ist es seit 1981 legal, nach der medizinischen Diagnose »Transsexualität« den Personenstand zu ändern und das gottgegebene Geschlecht an das empfundene »anzugleichen«. Die Regularien waren damals recht streng. Unter anderem mußte der Vorsatz nachweislich seit mindestens drei Jahren bestehen, es gab strikte medizinische und psychiatrische Prüfregularien. Zehn Jahre später, 1991, gab es in Deutschland etwa 1100 registrierte Transsexuelle. Der Umkehrungstrend hat sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm verändert. In den 1960er Jahren kamen auf eine Frau, die als Mann gelten wollte, noch vierzehn Männer, die lieber als Frau geboren worden wären. Mittlerweile hat sich das Verhältnis drastisch umgekehrt. Auf einen Mann kommen mittlerweile zehn Frauen, die ihr Geschlecht wechseln wollen.
Noch drastischer ist die pure Zahl derer, die heute »transitieren« wollen. Alice Schwarzer (die nie einen Hehl daraus gemacht hat, daß sie burleskes, als Spiel mit den Rollen verstandenes »Genderswitching« für akzeptabel hält) bezeichnet es mittlerweile als eine »Zahlenexplosion« und ist besorgt: In der westlichen Welt habe sich die Zahl der medizinisch aktenkundigen Transsexuellen »um 4000 Prozent erhöht«. Es gilt heute als ausgemacht, daß jeder und jede seinen und ihren eigenen Spleen züchten und pflegen dürfen. Nämlich, so geht die Rede, was büße denn bitte der cis-Mensch (vulgo: der heterosexuelle Normalbürger) ein, wenn das neue, von der Regierungsampel – jedenfalls von den Grünen und der FDP – angestrebte »Selbstbestimmungsgesetz« legale Wirklichkeit werde? Demnach dürften Jugendliche ab dem Alter von vierzehn durch einen Sprechakt über ihre Geschlechtszugehörigkeit bestimmen. Laßt sie doch, sagen die Befürworter: Diese so interessanten zwitterigen Wesen gewinnen, und ihr verliert doch gar nichts!
Das stimmt definitiv nicht. Über die sportliche Sachlage haben wir bereits gesprochen, ein Randaspekt. Geborene Männer können Quotenfrauenplätze besetzen. Verlierer dieser Regelung sind auch die, die in anderen Ländern dafür bereits bluten: Es gibt Dutzende Schlagzeilen, wonach sich biologische Männer in Frauenräume (banal: Umkleidekabinen etc., aber auch Gefängnisse) hineindefiniert habe, um dort als «TransFrauen« handfesten Schaden anzurichten.
Solche Vorfälle betreffen den öffentlichen Raum. Viel heikler wird es aber, wenn man private und verbrechensfreie Schicksale anschaut. Mittlerweile gibt es eine große Zahl von Menschen, die eine »Detransition« begonnen haben. Das sind Menschen, die ihren Geschlechtswandel bereuen.
Auch deren Verlautbarungen sind zahllos. Sie beklagen den »affirmativen Ansatz«, der heute als psychotherapeutischer Goldstandard gilt. Heute geht es therapeutisch nicht mehr um Verständnis, sondern unbedingt um Verstärkung. Motto: »Was du gerade fühlst, ist entscheidend!« Ein dämonischer Ratschlag für psychische Übergangsphänomene.
Zahlreiche der Transgender-Klienten wären mit einer anderen (und eben nichtideologischen) Brille leicht altbekannten Spektren zuzurechnen: dem selbstschädigenden / selbstverletzenden Verhalten, der Körperdysmorphie (die dem Formenkreis der Eßstörungen zuzuschlagen ist, mit dem »Genderdysphorien« oft Hand in Hand gehen) und den vielgestaltigen Ausformungen des Autismus. Was heute als Genderding gilt, wurde vor dem chirurgischen Quantensprung mit weit weniger eingreifenden Mitteln therapiert.
Man kann sich durch zig Reportagen zum Thema durchklicken. Es berührt und verstört. Meistens (nicht immer) zählen die Eltern der »Transkids« nicht unter die üblichen Verdächtigen, die wahnsinnig stolz sind, nun so ein modernes Kind zu haben. Sie sind überrannt, überfordert, hilflos. Grauenhaft allerdings sind die Ärzte, die diese Spielform eines Transhumanismus argumentativ befördern oder ihn faktisch vornehmen und in jedem Fall daran verdienen. Es sind, bei aller sonstigen Differenziertheit, Teufelsboten.
Mich packt dieses Thema auch ganz persönlich. Im Alter zwischen neun und dreizehn hätte ich alles dafür gegeben, ein Junge sein zu können. Ich sah doch so aus wie einer! Ich freute mich, daß ich meistens für einen Jungen gehalten wurde. Ich dachte, ich hätte damit das erreicht, wovon insgeheim doch alle Mädchen träumten. Ich konnte so gut klettern und ringen, war das einzige Mädchen in der Fußballmannschaft (im Tor), war mutiger und abenteuerlustiger als die Mädels. Der Pubertätsbeginn war für mich: reiner Horror, Qual pur. Hätte es damals Internet gegeben und entsprechende Verführer: wer weiß, wo ich gelandet wäre. Zum Glück war diese bestürzende Phase bald überwunden. Es ist unendlich wichtig zu wissen für heutige Eltern, daß man manches sich auswachsen lassen muß. Vieles geht vorbei.
Fatal, wenn aus elterlicher Langeweile, falsch verstandener Emanzipiertheit oder Begeisterung über die Extravaganz des Kindes solche Tendenzen katastrophal verstärkt werden.