Menschwerdung – Kontroverse und Deutung

von Felix Dirsch -- PDF der Druckfassung aus Sezession 108/ Juni 2022

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Daß im frü­hen 20. Jahr­hun­dert die alte Fra­ge »Was ist der Mensch?« im Rah­men einer »Phi­lo­so­phi­schen Anthro­po­lo­gie« neu gestellt wur­de, kann nicht über­ra­schen. Beson­ders der Ers­te Welt­krieg führ­te all­ge­mein vor Augen, was Kul­tur­kri­ti­ker im spä­ten 19. Jahr­hun­dert mit der Bezeich­nung »Seins­un­si­cher­heit« als Cha­rak­te­ris­ti­kum des eige­nen Zeit­al­ters umschrie­ben haben.

Einer der bedeu­tends­ten Gelehr­ten sei­ner Zeit, der Phi­lo­soph Max Sche­ler, hat die­ses ver­brei­te­te Gefühl in fol­gen­de Wor­te gefaßt: »Wir sind in der unge­fähr zehn­tau­send­jäh­ri­gen Geschich­te das ers­te Zeit­al­ter, in dem sich der Mensch völ­lig und rest­los ›pro­ble­ma­tisch‹ gewor­den ist; in dem er nicht mehr weiß, was er ist, zugleich aber auch weiß, daß er es nicht weiß.«(1)

Dar­über hin­aus ist es nicht nur Max Sche­ler auf­ge­fal­len, daß die domi­nan­ten abend­län­di­schen Men­schen­bild-Über­lie­fe­run­gen zuneh­mend ihre Ver­bind­lich­keit ver­lo­ren. Die klas­si­sche Tra­di­ti­on beschreibt den Men­schen als Wesen, das mit­tels Ver­nunft (auch als lógos, phró­ne­sis, ratio und so fort) aus dem Reich des Leben­di­gen her­vor­sticht. In der jüdisch-christ­li­chen Deu­tung ist der Mensch Eben- und Abbild Got­tes. Die­se Über­lie­fe­run­gen wer­den von maß­geb­li­chen natur­wis­sen­schaft­li­chen Theo­rien wie dem Dar­wi­nis­mus negiert, der alle Orga­nis­men auf gemein­sa­me Vor­fah­ren zurück­führt. Für vie­le Ange­hö­ri­ge der Spe­zi­es Homo sapi­ens sapi­ens bedeu­te­te und bedeu­tet eine sol­che Erzäh­lung eine frap­pie­ren­de »Krän­kung« (Sig­mund Freud).

Doch die von Gebil­de­ten weit­hin begrüß­te Evo­lu­ti­ons­theo­rie erwies sich im frü­hen 20. Jahr­hun­dert als nicht hin­rei­chend, bestimm­te Phä­no­me­ne der Mensch-Tier-Unter­schei­dung zu erklä­ren. Der »Käfig des dar­wi­nis­ti­schen Zweck­mä­ßig­keit­zwan­ges« (Joa­chim Illies) erwies sich als zu eng, da spe­zi­fisch mensch­li­che Fak­to­ren und Merk­ma­le in punc­to Gestalt, Ver­hal­ten, Ana­to­mie und Embryo­lo­gie pri­mär auf der onto­ge­ne­ti­schen Ebe­ne zum Vor­schein kom­men. Als Stich­wor­te sind ledig­lich »prä­na­ta­le Früh­ge­burt« (Adolf Port­mann), »Welt­of­fen­heit« (Sche­ler und ande­re), »Retar­da­ti­on« (Lou­is Bolk) und Sprach­be­fä­hi­gung zu nennen.

Die Haupt­ver­tre­ter der Phi­lo­so­phi­schen Anthro­po­lo­gie (Max ­Sche­ler, Hel­muth Pless­ner und Arnold Geh­len) wuß­ten, daß bio­lo­gi­sche Erkennt­nis­se einer phi­lo­so­phi­schen Inter­pre­ta­ti­on bedür­fen, um ein dem For­schungs­stand adäqua­tes Men­schen­bild zu ent­wer­fen. Sche­ler ord­ne­te den Men­schen in eine Stu­fen­fol­ge von Pflan­zen und Tie­ren ein. (2)

So sei den Pflan­zen ein »Gefühls­drang« eigen, der sie ins Leben hin­ein­wach­sen las­se. Tie­re hin­ge­gen ver­füg­ten über mehr, sei­en durch Instink­te gebun­den und lie­ßen ein asso­zia­ti­ves Gedächt­nis erken­nen. Der Mensch nun gewin­ne sei­ne Son­der­stel­lung durch den Geist, der Zugriff auf den Grund des Sei­en­den habe und auf das Leben aus­ge­rich­tet sei. (3) Die Hin­ord­nung auf klas­si­sche Theo­re­me der Meta­phy­sik ist bei Sche­ler beson­ders ausgeprägt.

Pless­ner ana­ly­sier­te 1928 eben­falls die Stu­fen­ord­nung vom Anor­ga­ni­schen über Pflan­zen und Tie­re bis zum Men­schen. (4) Leben­di­ge Wesen gren­zen ein Innen vom Außen ab. Dies gilt für Pflan­zen wie für Tie­re. Letz­te­re indes­sen ken­nen eine ver­stärk­te Rück­be­züg­lich­keit von den Sin­nes­or­ga­nen zum men­ta­len Zen­trum. Tie­re kön­nen sich nicht ver­ge­gen­ständ­li­chen, mit­hin nicht ihre eige­ne Posi­tio­na­li­tät reflek­tie­ren. Der Mensch ist dazu aber in Lage. Pless­ner hat in die­sem Kon­text die Begriff­lich­keit der »exzen­tri­schen Posi­tio­na­li­tät« geprägt. Am Ende sei­ner grund­le­gen­den Stu­die for­mu­liert er anthro­po­lo­gi­sche Grund­ge­set­ze für die »Sphä­re des Men­schen«, die des­sen beson­de­re Stel­lung im Kos­mos noch ein­mal herausstreichen.

Aus die­sem Fun­dus griff Arnold Geh­len 1940 die Erkennt­nis­se über die Welt­of­fen­heit und die Instinkt­un­si­cher­heit des Men­schen her­aus, um sei­ne berühm­te Theo­rie vom Men­schen als »Män­gel­we­sen« zu kon­zi­pie­ren. (5) Die­ser sei dar­auf ange­wie­sen, die durch feh­len­de Umwelt­ein­bet­tung beding­te Unbe­haust­heit durch Insti­tu­tio­nen und ande­re ent­las­ten­de Gewohn­hei­ten zu kom­pen­sie­ren. Aus einer gelun­ge­nen ­Lebens­ab­si­che­rung erwach­se ein Antriebs­über­schuß, der Neue­rung, Krea­ti­vi­tät und Fort­schritt ermögliche.

Die Debat­ten über die Phi­lo­so­phi­sche Anthro­po­lo­gie und das Wesen des Mensch­seins muten nur auf den ers­ten Blick aka­de­misch an. Beson­ders Pless­ner hat den tie­fe­ren Grund der Anthro­po­lo­gie dar­in gese­hen, aus­zu­lo­ten, was es bedeu­tet, ein Mensch zu sein im Sin­ne einer »Son­der­form des Sei­en­den«. (6) Der Mensch müs­se sich über die »Gren­ze […] klar­wer­den, bis zu der er sich als Mensch in Fra­ge stel­len kann«. (7)

Sol­che Sät­ze kann man als Anspie­lung auf For­men einer damals längst im Gan­ge befind­li­chen Anthro­politik betrach­ten, die die Gren­ze zum Ide­al­men­schen über­schrei­ten möch­te – näm­lich hin zum Neu­en Men­schen. Er tritt im ideo­lo­gi­schen Zeit­al­ter vor­nehm­lich in den Vari­an­ten des »Sowjet­men­schen«, des »Her­ren­men­schen«, aber auch des »Homo demo­cra­ti­cus« auf.

Zu den zen­tra­len Berei­chen der anthro­po­lo­gi­schen Kon­tro­ver­se zähl­te der­je­ni­ge über Homi­ni­sa­ti­on. Karl Jas­pers fand in die­ser Aus­ein­an­der­set­zung die »erre­gends­te Fra­ge« schlecht­hin. (8) Die Dis­kus­sio­nen brach­ten ein bio­lo­gisch fun­dier­tes, kon­ser­va­ti­ves Men­schen­bild – jen­seits aller kru­den For­men von Bio­lo­gis­mus – zum Vor­schein, das nicht auf supra­na­tu­ra­lis­tisch-tran­szen­den­te Fak­to­ren zurück­grei­fen muß­te. Tra­di­tio­nell ver­ste­hen Kon­ser­va­ti­ve im Rah­men der christ­li­chen Tra­di­ti­on unter Mensch­wer­dung die Ver­ei­ni­gung von Gott und Mensch in dem exem­pla­ri­schen Men­schen Jesus Chris­tus – und als sol­cher »über­schrei­tet er den Men­schen« (Joseph Ratz­in­ger) zur Ver­ede­lung der huma­nen Gattung.

Vor dem Hin­ter­grund dar­wi­nis­ti­schen Gedan­ken­guts wird der Ter­mi­nus »Mensch­wer­dung« im frü­hen 20. Jahr­hun­dert unter Gebil­de­ten nicht ohne eine evo­lu­tio­nä­re Dif­fe­ren­zie­rung bestimm­ter tie­ri­scher Ver­hal­tens­wei­sen, die zum Men­schen füh­ren, plau­si­bel: auf­rech­ter Gang auf zwei Bei­nen, Aus­bil­dung der Hand, Umbil­dung des Fußes und so fort. ­Sche­ler woll­te aber dar­über hin­aus die Mit­tel­punkt­stel­lung des Men­schen, die der Tra­di­ti­on des jüdisch-christ­li­chen Kul­tur­krei­ses ent­spricht, neu fun­die­ren. Er mach­te das Prin­zip des »Alle­bens« stark, das sich in der lan­gen Geschich­te des Leben­di­gen auf je ver­schie­de­ne Wei­se ver­wirk­lich­te. Der Mensch ist die Voll­ver­kör­pe­rung und gleicht folg­lich dem Ange­sicht ­Got­tes am meis­ten. (9)

Dem­nach ist der Mensch nicht zeit­lich, wohl aber der »Idee« nach das »›ers­te‹ Lebe­we­sen«. Tie­re und Pflan­zen begreift Sche­ler hin­ge­gen als Teil­ver­kör­pe­run­gen. Neben meta­phy­si­schen Aus­deu­tun­gen ver­gißt er die Empi­rie nicht: »Der Mensch ist das orga­ni­sche Wesen, das ein Maxi­mum von Kon­ser­va­ti­on (Nicht-Anpas­sung, Nicht-Spe­zia­li­sie­rung, Nicht-Kampf …) mit der kon­zen­trier­ten Ver­wer­tung aller Erfah­run­gen ver­ei­nigt, die das Alle­ben bei sei­nen Kor­po­ri­sa­tio­nen [Ver­kör­per­li­chun­gen] macht.« (10) Der Mensch ist eine krea­ti­ve Syn­the­se des Lebens, die von Anfang an im Schöp­fungs­pro­zeß ange­legt ist, der so voll­endet wird.

Im Ver­gleich dazu war Lou­is Bolk stär­ker empi­risch aus­ge­rich­tet. Der bel­gi­sche Ana­tom ver­or­tet die Mensch­wer­dung infol­ge eines ein­heit­lich-orga­ni­schen Ent­wick­lungs­prin­zips. Er spürt einer feta­len Eigen­schaft nach, die im Rah­men der onto­ge­ne­ti­schen Ent­wick­lung des Men­schen erhal­ten bleibt. Die­sen hem­men­den Fak­tor in der Mor­pho­ge­ne­se nennt er »Retar­da­ti­on«. (11) Der Ent­wick­lungs­gang des Men­schen wird dadurch ver­zö­gert. Bolk nennt dafür endo­krin-phy­sio­lo­gi­sche Ursa­chen, vor­nehm­lich hem­men­de Hor­mo­ne. Deren Wir­kung zeigt sich unter ande­rem in der Ver­rin­ge­rung der Bil­dung des mensch­li­chen Kie­fers, wei­ter in der Reduk­ti­on des Haar­klei­des. (12) Die­se Retar­da­ti­on ver­ur­sacht die Erschei­nung der Juve­ni­li­tät. Der Mensch bleibt also län­ger jung als die meis­ten Tie­re – gemes­sen am Lebensdurchschnittsalter.

Geh­len (wie übri­gens auch Schelsky, Pless­ner und Ernst Jün­ger ein Schü­ler des Bio­lo­gen Hans Driesch) arbei­te­te den Ein­fluß der Ent­wick­lungs­hem­mung auf ent­schei­den­de Merk­ma­le des Kör­per­baus des Men­schen her­aus: (13) föta­ler Cha­rak­ter der For­men, Unan­ge­paßt­heit an die Natur und Kon­ser­va­ti­vis­mus von embryo­na­len Wesenszügen.

Die Debat­te über Anthro­po­ge­ne­se in kon­ser­va­ti­ven Krei­sen ging frei­lich über bio­an­thro­po­lo­gi­sche Dis­kur­se hin­aus. Der Dich­ter Karl Wolfs­kehl, deutsch­na­tio­na­ler Zio­nist und Geor­ge-Jün­ger, stell­te sei­nem Essay­band Bild und Gesetz von 1930 den Text »Die Mensch­wer­dung« vor­an. (14)

Dar­in erzählt Wolfs­kehl den bibli­schen Schöp­fungs­be­richt vor dem Hin­ter­grund der Evo­lu­ti­ons­theo­rie neu, bringt aber dabei sei­ne Aver­si­on gegen die Theo­rie der Abstam­mung des Men­schen vom Affen zum Aus­druck. Nicht die­sem, son­dern dem Ele­fan­ten trug Gott die Kro­ne an, doch der Ele­fant woll­te sie nicht, eben­so­we­nig wie etli­che ande­re Tie­re. Letzt­lich kommt – der Mensch. Aber eben nur über Umwe­ge. Gott ver­leiht dem Affen die Fähig­keit, daß aus sei­nem strup­pi­gen Gewand der Mensch her­vor­geht, der der zu ver­ge­ben­den Wür­de gewach­sen sein wird. Wolfs­kehl sieht die Evo­lu­ti­on als Kom­pen­sa­ti­on. So wird zumin­dest der zweit­bes­te Plan Got­tes realisiert.

Als ver­spä­te­te Repri­se zu die­ser Kon­tro­ver­se darf Leo­pold Zieg­lers Schrift Mensch­wer­dung (1948) gel­ten. Der Ver­fas­ser aus dem Umfeld der Kon­ser­va­ti­ven Revo­lu­ti­on begibt sich auf ein für tra­di­tio­nel­le Rech­te ver­trau­tes Ter­rain. Er sieht das per­sön­li­che Gebet als wesent­li­che Sta­ti­on des Men­schen zu sei­ner eigent­li­chen Bestim­mung. (15) Nur das Gebet siche­re Rück­ver­bin­dung mit dem Ursprung und kön­ne eine Spal­tung des Men­schen ver­mei­den. Das Gebet soll­te dem­nach den Zer­fall in jene Partikular­bereiche ver­hin­dern, aus denen der Mensch vor­der­grün­dig zusam­men­ge­setzt ist.

Eine sol­che Deu­tung der Anthro­po­ge­ne­se trifft sich mit poin­tier­ter Anthro­po­lo­gie­kri­tik, wie sie der Reli­gi­ons­phi­lo­soph Roma­no Guar­di­ni for­mu­lier­te. Für ihn indi­ziert Anthro­po­lo­gie die Selbst­ver­feh­lung des neu­zeit­li­chen Men­schen. Anthro­po­lo­gie ent­ste­he aus dem Anspruch des Men­schen, sich selbst qua eige­ner Set­zung zu defi­nie­ren. Per­son bil­de sich aber nur unter der Vor­aus­set­zung, daß das Ich-Sein im gött­li­chen Du wurzelt.

Ein wei­te­res Pro­blem dia­gnos­ti­zier­te der katho­li­sche Den­ker im Hin­blick auf die Grund­struk­tur des neu­zeit­li­chen Men­schen­bil­des: »Nie­mand, der sich sei­nes Men­schen­tums bewußt ist, wird sagen, er fin­de sich im Bil­de der neu­zeit­li­chen Anthro­po­lo­gie wie­der, ob die­se nun bio­lo­gisch, oder psy­cho­lo­gisch, oder sozio­lo­gisch, oder wie immer gear­tet sei. Immer nur Ein­zel­nes von sich, Eigen­schaf­ten, Zusam­men­hän­ge, Struk­tu­ren – nie ein­fach sich selbst. Man spricht vom Men­schen, aber er wird nicht wirk­lich gese­hen. Die Bewe­gung geht auf ihn zu, aber er wird nicht erreicht.« (16) Die­se Kri­tik zielt auf die moder­nen Sozi­al­wis­sen­schaf­ten, die die­sen Trend einer metho­di­schen Par­ti­ku­la­ri­sie­rung des Men­schen im Sin­ne eines »Homo socio­lo­gi­cus« (Ralf Dah­ren­dorf) sowie eines sys­tem­theo­re­ti­schen Anti­hu­ma­nis­mus (Niklas Luh­mann) nach­hal­tig ver­kör­pern und damit am Ziel der »Abschaf­fung des Men­schen« arbei­ten. (17)

Mar­tin Heid­eg­ger gilt als wei­te­rer pro­mi­nen­ter ­Anthro­po­lo­gie­s­kep­ti­ker. Der Tech­nik- und Neu­zeit­kri­ti­ker hat die Unter­wer­fung der Welt stets mit unver­hoh­le­ner Abnei­gung betrach­tet, etwa in sei­nem Auf­satz »Zeit des Welt­bil­des«. (18) Er erkennt in der Anthro­po­lo­gie eine ­anthro­po­mor­phis­ti­sche Betrach­tungs­wei­se, eine Art, die Welt aus der Per­spek­ti­ve des mensch­li­chen Sub­jekts zu sehen und damit dem Dasein ver­haf­tet zu blei­ben. Auf­ga­be des Men­schen sei jedoch die Ergrün­dung der Seinsfrage.

Bei allen Unter­schie­den füh­ren alle prä­sen­tier­ten Den­ker die Begrenzt­heit der con­di­tio huma­na gegen halt­lo­se Fort­schritts­spe­ku­la­tio­nen und uto­pi­sche Pro­jek­te ins Feld. Im Rück­blick erkennt man in sol­chen Stel­lung­nah­men die akri­bi­sche Regis­trie­rung von bevor­ste­hen­den Pro­zes­sen künst­li­cher Mensch­wer­dung. Heid­eg­ger hat bereits in den 1950er Jah­ren von den Mög­lich­kei­ten der »Bio­phy­sik« gespro­chen, einer sei­ner bekann­ten Gegen­warts­re­zi­pi­en­ten 1999 von »Anthro­po­tech­ni­ken«. (19)

Am Anfang wie am Ende des zurück­lie­gen­den Jahr­hun­derts läßt sich die »Wie­der­kehr des Men­schen« (Andre­as Stef­fens) als zen­tra­les Objekt phi­lo­so­phi­schen Nach­den­kens kon­sta­tie­ren. Es wird sich im Fort­gang des 21. Jahr­hun­derts zei­gen, inwie­weit die Renais­sance der anthro­po­lo­gi­schen Refle­xi­on ein blo­ßer Ver­tei­di­gungs­kampf gegen die zuneh­men­de Domi­nanz intel­li­gen­ter Maschi­nen ist oder vom Men­schen offen­siv gestal­tet wer­den kann.

– – –

(1) –  Max Sche­ler: »Die Son­der­stel­lung des ­Men­schen im Kos­mos«, in: Der Leuch­ter. Welt­an­schau­ung und Lebens­ge­stal­tung. Ach­tes Buch: Mensch und Erde, Darm­stadt 1927, S. 162.

(2) – Max Sche­ler: Die Stel­lung des Men­schen im Kos­mos, 13. ver­bes­ser­te Auf­la­ge, Bonn 1995.

(3) – Ebd., S. 87.

(4) – Titel des Haupt­wer­kes: Hel­mut Pless­ner: Die Stu­fen des Orga­ni­schen und der Mensch. Ein­lei­tung in die phi­lo­so­phi­sche Anthro­po­lo­gie, Ber­lin 1975.

(5) – Vgl. Arnold Geh­len: Der Mensch. Sei­ne Natur und sei­ne Stel­lung in der Welt, Wies­ba­den 131986.

(6) – Hel­muth Pless­ner: »Die Auf­ga­ben einer phi­lo­so­phi­schen Anthro­po­lo­gie«, in: ders.: Zwi­schen Phi­lo­so­phie und Gesell­schaft. Aus­ge­wähl­te Abhand­lun­gen und Vor­trä­ge, Frank­furt a. M. 1979, S. 127.

(7) – Ebd.

(8) – Karl Jas­pers: Der phi­lo­so­phi­sche Glau­be, Mün­chen 1948, S. 46.

(9) – Max Sche­ler: »Zur Evo­lu­ti­on des Men­schen«, in: ders.: Schrif­ten aus dem Nach­laß, Bd. 3, Bonn 1987, S. 102 – 105.

(10) – Ebd., S. 102.

(11) – Lou­is Bolk: Das Pro­blem der Mensch­wer­dung, Jena 1926, S. 10.

(12) – Ebd., S. 25.

(13) – Geh­len: Der Mensch, S. 103.

(14) – Wie­der­ab­ge­druckt in: Gesam­mel­te Wer­ke, Bd. 2: Über­tra­gun­gen, Pro­sa, Ham­burg 1960, S. 192 ff.

(15) – Vgl. Leo­pold Zieg­ler: Mensch­wer­dung, I. Band, Olten 1948, S. 50.

(16) – Roma­no Guar­di­ni: Das Ende der Neu­zeit. Ein Ver­such zur Ori­en­tie­rung, Mainz / Pader­born 1986, S. 69.

(17) – Vgl. Fried­rich H. ­Ten­bruck: Die unbe­wäl­tig­ten Sozi­al­wis­sen­schaf­ten oder die Abschaf­fung des Men­schen, Graz 1984. Affi­ni­tä­ten die­ser Dia­gno­se zu ver­gleich­ba­ren Stel­lung­nah­men aus ande­ren Berei­chen der Kultur­wissenschaften und der Phi­lo­so­phie sind unver­kenn­bar. Ledig­lich ­Michel Fou­caults kano­ni­scher ­Topos vom »Ende des Men­schen« sei erwähnt.

(18) – Vgl. Mar­tin Heid­eg­ger: »Die Zeit des Welt­bil­des«, in: ders.: Holz­we­ge, Frank­furt a. M. 1950, S. 69 – 100.

(19) – Vgl. Peter Slo­ter­di­jk: ­Regeln für den Men­schen­park. Ein Ant­wort­schrei­ben zu Heid­eg­gers Brief über den Huma­nis­mus, Frank­furt a. M. 1999.

 

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