Sprechen und Sein. Über Ungarns Identität

-- von Jörg Seidel

PDF der Druckfassung aus Sezession 117/ Dezember 2023

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Heid­eg­ger sprach davon, daß vor allem die grie­chi­sche und die deut­sche Spra­che zum eigent­li­chen Den­ken geeig­net seien.

Zwar gel­te dies »in je ver­schie­de­nem Gra­de« von allen Spra­chen, aber der bemes­se »sich nach der Tie­fe und Gewalt der Exis­tenz des Vol­kes und Stam­mes, der die Spra­che spricht und in ihr exis­tiert«, und den »tie­fen und schöp­fe­ri­schen phi­lo­so­phi­schen Cha­rak­ter wie die grie­chi­sche« habe eben nur die deut­sche Spra­che. Offen­kun­dig kann­te Heid­eg­ger die unga­ri­sche Spra­che nicht. (1)

Und so läßt sich sein Argu­ment nur hal­ten, wenn der Ver­fas­ser sich in sei­nen idio­syn­kra­ti­schen deut­schen Äuße­run­gen über die Spra­che selbst als gip­feln­de Inkar­na­ti­on ver­steht. Das Grie­chi­sche sei »kei­ne blo­ße Spra­che wie die uns bekann­ten euro­päi­schen Spra­chen«, da »das in ihr Gesag­te auf eine aus­ge­zeich­ne­te Wei­se zugleich das ist, was das Gesag­te nennt«, (2) und das mache sie nahe­zu unübersetzbar.

Das grie­chi­sche Den­ken ist durch die Spra­che deter­mi­niert, wie jedes Den­ken; der Gedan­ke gip­felt in der Aus­sa­ge: »Die Spra­che ist das Haus des Seins. In ihrer Behau­sung wohnt der Mensch.« (3) In Varia­tio­nen stellt Heid­eg­ger fest, »daß der Mensch den eigent­li­chen Auf­ent­halt sei­nes Daseins in der Spra­che hat […], dann wird eine Erfah­rung, die wir mit der Spra­che machen, uns im inne­ren Gefü­ge unse­res Daseins anrüh­ren.« (4) Die­ses Rin­gen um die Spra­che, die Über­setz­bar­keit, ins­be­son­de­re bei sehr anders­ge­ar­te­ten Idio­men, wird expli­zit im »Gespräch von der Spra­che. Zwi­schen einem Japa­ner und einem Fra­gen­den« (5) behan­delt, und die fun­da­men­ta­len Ver­ste­hens­pro­ble­me wer­den offen­bar. Aus die­sem Grun­de beschäf­tig­te sich Heid­eg­ger auch nicht mit asia­ti­scher Phi­lo­so­phie  (6)– »denn die sprach­li­chen Schwie­rig­kei­ten sind zu groß […] man müß­te schon jung anfan­gen, um in jene Spra­chen einzudringen«.

Das Unga­ri­sche stellt uns vor ähn­li­che Pro­ble­me. Eine eigen­stän­di­ge Phi­lo­so­phie scheint es nie gehabt zu haben. Schon hier zeigt sich die Sprach­bar­rie­re als Hin­der­nis, denn das unga­ri­sche Publi­kum kann­te die wesent­li­chen Tex­te auf­grund man­geln­der Über­set­zun­gen oft nicht. Allein Béla Ham­vas mag als phi­lo­so­phi­scher Außen­sei­ter mit sei­ner fern­öst­lich inspi­rier­ten Reli­gi­ons­phi­lo­so­phie Ori­gi­na­li­tät beanspruchen.

Die älte­re Phi­lo­so­phie­ge­schich­te stellt sich als deutsch domi­niert dar (Kant, Hegel, Marx, Huss­erl). 1911 stell­te der Phi­lo­soph Györ­gy Bár­tok fest: »Von einer unga­ri­schen Phi­lo­so­phie, als die orga­ni­sier­te Ent­wick­lung des phi­lo­so­phi­schen Den­kens ver­stan­den, kann kaum die Rede sein. Wir hat­ten Phi­lo­so­phen, aber wir hat­ten kei­ne Phi­lo­so­phie.« (7) Die »Bio­gra­phi­sche Daten­bank der unga­ri­schen Phi­lo­so­phen« (8) bestä­tigt das Bild: Einer klei­nen Schar an »eigent­lich Den­ken­den« ste­hen durch die Epo­chen deut­lich mehr Künst­ler und Wis­sen­schaft­ler gegenüber.

Es liegt der Ver­dacht nahe, daß die Spra­che dabei eine Rol­le spielt. Sie erfüllt alle Vor­ga­ben Heid­eg­gers nach »Tie­fe und Gewalt der Exis­tenz des Vol­kes und Stam­mes«, sie ist eine durch­aus den­ken­de Spra­che, und bringt doch ein ande­res Den­ken her­vor. Frag­lich ist, ob die­ses durch die Spra­che deter­mi­nier­te Den­ken das his­to­ri­sche und poli­ti­sche Anders­sein der Ungarn, beson­ders ihre Iden­ti­täts­stär­ke, erklä­ren kann – nicht kau­sal-deter­mi­nis­tisch und nur als ein Fak­tor unter vie­len, aber wohl doch wesentlich.

Zuvor muß die Fra­ge bedacht wer­den, ob eine Natio­nal­spra­che das Den­ken eines Men­schen oder eines Vol­kes über­haupt beein­flus­sen kann. Der lin­gu­is­ti­sche Uni­ver­sa­lis­mus – allen vor­an Noam Chom­sky – geht von einer Uni­ver­sal­gram­ma­tik aus und beant­wor­tet die Fra­ge nach dem Pri­mat von Spra­che oder Den­ken zuguns­ten des letz­te­ren. Die­ses sei von der Spra­che los­ge­trennt, es gebe eine »Spra­che des Geis­tes«, über die jeder Mensch, unab­hän­gig von sei­nem his­to­ri­schen Her­kom­men, a prio­ri ver­fü­ge. Die radi­ka­le Gegen­po­si­ti­on wur­de als lin­gu­is­ti­scher Rela­ti­vis­mus von Ben­ja­min Lee Whorf aus­ge­ar­bei­tet: »Men­schen, die Spra­chen mit sehr ver­schie­de­nen Gram­ma­ti­ken benüt­zen, wer­den durch die­se Gram­ma­ti­ken zu typisch ver­schie­de­nen Beob­ach­tun­gen und ver­schie­de­nen Bewer­tun­gen äußer­lich ähn­li­cher Beob­ach­tun­gen geführt.« (9)

Gram­ma­tik meint die Gesamt­heit aus Seman­tik, Lexik, Syn­tax und Pho­ne­tik. Der Gedan­ke hat­te sich lan­ge ange­kün­digt. Man fin­det ihn bereits bei Her­der, er wur­de am empi­ri­schen Stu­di­um sehr frem­der Spra­chen von Wil­helm von Hum­boldt dar­ge­stellt, wobei die­ser die Wech­sel­wir­kung von Volk, Spra­che und Den­ken beton­te: »Spra­che kann nie das Erzeug­nis des Ein­zel­nen, schwer­lich das einer Fami­lie, son­dern nur einer Nati­on seyn, nur aus einer hin­rei­chen­den Man­nig­fal­tig­keit ver­schied­ner, und doch nach Gemein­sam­keit stre­ben­der Denk- und Emp­fin­dungs­wei­sen« kön­ne sie her­vor­ge­hen. »Die bestimm­te natio­nel­le Kraft kann nur in der bestimm­ten natio­nel­len Spra­che, die­sen Lau­ten, die­sen ana­lo­gi­schen Ver­knüp­fun­gen, die­sen sym­bo­li­schen Andeu­tun­gen, die­sen bestim­men­den Geset­zen inner­lich zur Ent­wick­lung, äus­ser­lich zur Mitt­hei­lung kom­men.« (10)

Der lin­gu­is­ti­sche Rela­ti­vis­mus hat­te sich durch sei­ne Über­trei­bun­gen selbst gescha­det. Die Tat­sa­che, daß Spra­chen Ent­wick­lun­gen und Zustän­de, Zei­ten und Räu­me, Dif­fe­ren­zen und Zusam­men­hän­ge ver­schie­den akzen­tu­ie­ren oder auch »wahr­neh­men« und beden­ken kön­nen, darf nicht zu dem Schluß füh­ren, daß ihre jewei­li­gen Spre­cher geis­tig nicht dazu in der Lage wären, die in ande­ren Zun­gen ent­hal­te­nen Kon­zep­te zu ver­ste­hen. Der Ein­fluß der Spra­che auf Wahr­neh­mung, Den­ken, Wesen und Sein ist weder zu igno­rie­ren, noch soll­te man ihn über das anthro­po­lo­gi­sche Kon­ti­nu­um stel­len. (11)

Es gilt, die Fra­ge zu beant­wor­ten, ob und inwie­weit die unga­ri­sche Spra­che in ihrer radi­ka­len Anders­heit dazu bei­getra­gen haben kann, daß Ungarn – als Volk und Staat – bis heu­te eine Art Insel­da­sein im (indo-)europäischen Meer führt, und ob sei­ne Apart­heid sich – neben ande­ren his­to­ri­schen Fak­to­ren – sprach­lich erklä­ren läßt.

Schon die radi­ka­le Ein­zig­ar­tig­keit der Spra­che lie­fert gute Grün­de. Sie behin­der­te mas­siv den sprach­li­chen Aus­tausch mit den Nach­barn. Sie gilt als schwer erlern­bar. Als agglu­ti­nie­ren­de Spra­che ohne Prä­po­si­tio­nen drückt sie die meis­ten gram­ma­ti­schen Bezie­hun­gen (Per­son, Zeit, Fall, Kon­junk­tiv, Kon­di­tio­nal, Wie­der­ho­lung, Pas­siv etc.) durch Affi­xe – vor­nehm­lich Suf­fi­xe – aus, was dem Sprach-Zeit-Kon­ti­nu­um der flek­tie­ren­den Spra­chen widerspricht.

Es gibt allein 18 Kasus­suf­fi­xe, also 18 Fäl­le. Zudem führt die­ses Prin­zip zu einer viel grö­ße­ren Infor­ma­ti­ons­dich­te, die sich in der Regel in der Kür­ze der Aus­sa­ge, aber oft auch in der Län­ge der Wör­ter aus­drückt. Die Aus­drucks­rich­tung ist der indo­eu­ro­päi­schen ent­ge­gen­ge­setzt, die Agglu­ti­na­ti­on führt zur Rechts­aus­deh­nung des Stamm­wor­tes, muß im Deut­schen aber von links her ver­stan­den wer­den: autó­já­val (mit sei­nem Auto), autód­dal (mit dei­nem Auto).

Die Rei­hen­fol­ge der Suf­fi­xe ergibt sich his­to­risch aus ihrer Ent­ste­hungs­zeit. Wenn die­se Wör­ter, die sich oft­mals nur in Sät­zen über­set­zen las­sen, zudem durch eine Vokal­har­mo­nie gekenn­zeich­net sind, das heißt durch eine wei­test­ge­hen­de Syn­chro­ni­sie­rung von hel­len und dunk­len Voka­len, und als Ver­ben zwei Kon­ju­ga­ti­ons­for­men ken­nen, dann kann man das Aus­maß der Schwie­rig­keit des Erler­nens erah­nen. So gelingt es nur weni­gen Men­schen, das Unga­ri­sche als Fremd­spra­che flie­ßend und bis ins kleins­te Bedeu­tungs­de­tail zu beherr­schen, und umge­kehrt – wenn auch in gerin­ge­rem Maße – fiel es vie­len Ungarn lan­ge Zeit schwer, sich in euro­päi­schen Haupt­spra­chen zu orientieren.

Die­se Tat­sa­che ist schon ein Hin­weis dar­auf, daß Spra­che das Den­ken beein­flußt: Wir den­ken in ihren Bah­nen und ler­nen ver­wand­te Spra­chen schnel­ler. Die Mut­ter­spra­che zeich­net aus, daß man sie mit der Welt zugleich ken­nen­lernt, sie ist ein prä­gen­des früh­kind­li­ches, unbe­wuß­tes Erleb­nis. (12) Logik und Wort / Rede / Spra­che sind über die Ety­mo­lo­gie des logos mit­ein­an­der ver­bun­den. (13) Die unga­ri­sche Gram­ma­tik stellt ein gigan­ti­sches, genia­les, in sich stim­mi­ges, kla­res, logisch kon­zi­ses Sys­tem dar, (14) vor des­sen Kom­ple­xi­tät und krea­ti­ver Gestal­tungs­kraft der Ler­nen­de – sobald er es begreift – ehr­fürch­tig erstarrt. Sei­ne Spre­cher bekom­men den Ein­druck, Teil und Nut­zer eines mäch­ti­gen und kryp­ti­schen Sys­tems zu sein. Selbst gestan­de­ne Hun­ga­ro­lo­gen müs­sen nach Jahr­zehn­ten inten­si­ver For­schung ihre Sprech- und Ver­ständ­nis­pro­ble­me beken­nen. (15)

Der Fra­ge nach der »Tie­fe und Gewalt der Exis­tenz des Vol­kes und Stam­mes« muß das Unga­ri­sche nicht aus­wei­chen. (16) Sei­ne Spu­ren las­sen sich 6000 Jah­re in die ura­li­schen Spra­chen zurück­ver­fol­gen, vor 3000 Jah­ren begann sei­ne Eigen­exis­tenz im Urma­gya­ri­schen, als sich im Zuge der Wan­de­rungs­be­we­gun­gen der fin­nou­gri­sche Sprach­strom auf­teil­te. Damit ist Unga­risch zusam­men mit sei­nen euro­päi­schen Ver­wand­ten (Fin­nisch, Est­nisch) die ältes­te, unun­ter­bro­chen genutz­te Spra­che Euro­pas, die zudem, ver­gli­chen mit den ande­ren Spra­chen des Kon­ti­nents, eine grö­ße­re lin­gu­is­ti­sche Kon­ti­nui­tät, also weni­ger Ver­än­de­run­gen, auf­weist (17) und reich an sprach­li­chen Relik­ten ist.

Dies gilt selbst­re­dend auch für den Trä­ger die­ser Spra­che: Das unga­ri­sche Volk ist his­to­risch älter als die gro­ßen euro­päi­schen Völ­ker. Das Leben der eins­ti­gen Noma­den, die spä­ter seß­haft wur­den, Land­wirt­schaft und Vieh­zucht betrie­ben, um danach auf­grund einer Erd­er­wär­mung erneut Noma­den zu wer­den, ist noch heu­te in der Spra­che der Ungarn prä­ser­viert. (18) Man kann es anhand jener auf­fal­len­den Begrif­fe rekon­stru­ie­ren, die ich Urwör­ter nen­ne. Schon Pla­ton ging im Kra­ty­los von der Exis­tenz von Stamm­wör­tern aus, die man an ihrer Ono­ma­to­poe­sie erken­nen könne.

Auch im Unga­ri­schen mag das bis heu­te funk­tio­nie­ren, vor allem aber deu­tet die Kür­ze die­ser Stamm­wör­ter dar­auf hin: Sie sind ein­sil­big, meist nur aus einem Kon­so­nan­ten und einem Vokal geformt, nicht wei­ter in Mor­phe­me teil­bar. Es sind offen­sicht­lich Begrif­fe, die den Urma­gya­ren wich­tig waren, in ihnen spie­geln sich die dama­li­gen Pro­duk­ti­ons­ver­hält­nis­se wider, sie sind noch immer Grund­la­ge für vie­le Ablei­tun­gen; (19) zwi­schen den Begrif­fen kön­nen sprach­his­to­risch Jahr­hun­der­te lie­gen: (Pferd), eb (Hund), (Stein), fa (Baum / Holz), (Gras), (Kopf), ér (Ader), ín (Seh­ne), (schie­ßen), (Frau) u. v. m. Letz­te­res, nő, kann auch als Verb genutzt wer­den, bedeu­tet dann »wach­sen« – Weis­heit der Sprache!

Dazu zäh­len auch ande­re ein­sil­bi­ge Wör­ter wie jég (Eis), ház (Haus), forr (kochen), tűz (Feu­er), szú (Bor­ken­kä­fer), vér (Blut), kés (Mes­ser), íny (Zahn­fleisch), sző (weben) usw. Selbst die Lebens­än­de­run­gen mani­fes­tie­ren sich dar­in. Als die Magya­ren seß­haft wur­den, kamen Wör­ter wie ól (Stall), bor (Wein) oder ács (Tisch­ler) hin­zu. Eini­ge die­ser Begrif­fe wer­den in einer Spra­che, die Regel­mä­ßig­keit nahe­zu manisch anstrebt, unre­gel­mä­ßig dekli­niert oder kon­ju­giert, was ihre Bedeu­tung unter­streicht. Hat man ein­mal das Ohr, dann kann man im auch das Trap­peln der Pfer­de, im das Rascheln des Gra­ses, im eb das Bel­len des Hun­des erah­nen. Die auf­fäl­li­ge Men­ge tier­lau­ti­mi­tie­ren­der Begrif­fe zeugt eben­so von einer ani­mis­ti­schen Vor­zeit wie die tabui­sier­te Benen­nung der einst hei­li­gen Tie­re wie Wolf (­far­kas, von Schwanz) oder Hirsch (szar­vas, von Geweih). (20)

Die­se Urwör­ter kön­nen sich auch in Kom­po­si­ta ver­ste­cken, die uralte Wort­wur­zel hat mit­un­ter kei­ne Bedeu­tung mehr. (21) Zwei Bei­spie­le: Kari­es heißt fogs­zu­va­so­dás, wobei wir im Kern den fres­sen­den Wurm (szú) als Urwort lau­ern sehen; oder die Revo­lu­ti­on heißt for­ra­da­lom und lei­tet sich von forr (kochen, sie­den) ab. Es gibt heu­te kein Sub­stan­tiv ro/ mehr, aber eine gro­ße Anzahl an Wör­tern, die mit die­sem Laut begin­nen, und unter ihnen häu­fen sich Bedeu­tun­gen, die auf etwas Nega­ti­ves, auf Zer­fall und Zer­set­zung hin­wei­sen, ähn­lich den deut­schen Vor­sil­ben »zer« und »ver«: (22) rossz (schlecht), ron­gál (beschä­di­gen), ron­gy (Lump), ron­cs (Trüm­mer), rob­ban (explo­die­ren), rom­bol (zer­stö­ren), rom­lik (ver­der­ben), roh­adt (faul) usw.

Die­se Übung lie­ße sich an vie­len ande­ren Sil­ben (fegy, ál, for, biz, eng, re usw.) und Wort­fel­dern wie­der­ho­len; sie sind des­halb oft schwer wahr­zu­neh­men, weil sie kei­ne eige­ne kon­kre­te Bedeu­tung mehr haben, son­dern nur noch vage stim­mend wir­ken. Pho­ne­tisch domi­nie­ren die Voka­le, ins­be­son­de­re »a« und »e« sowie har­te Kon­so­nan­ten, was der Spra­che einen gedehn­ten und gewis­sen leid­vol­len Klang gibt, und der kor­re­spon­diert auf­fäl­lig mit den Aus­sa­gen der natio­nal bedeu­ten­den Hym­nen und Poe­me (23) und dem »für die unga­ri­sche Dich­tung so typische[n] tragische[n] Lebens­ge­fühl des Besiegt- und Bedrohtseins«. (24) Wenn heu­ti­ge Ungarn spre­chen, dann nut­zen sie in gro­ßen Tei­len eine uralte Logik, Lexik und Syn­tax; die sprach­li­che Ver­bin­dung mit den Ahnen reicht tief, das in ihr Gesag­te ist zugleich auf eine aus­ge­zeich­ne­te Wei­se das, was das Gesag­te nennt.

So ist die Spra­che etwa stark raum­ori­en­tiert und legt gro­ßen Wert auf Bewe­gun­gen im Raum, eine Eigen­schaft, die sie mit dem Deut­schen teilt. (25) Vie­le der Kasus­suf­fi­xe küm­mern sich um das räum­li­che oder Bewe­gungs­ver­hält­nis zu den Din­gen, wobei zwi­schen den Fra­gen »Wo?«, »Woher?«, »Wohin?« unter­schie­den wird. (26) Dem gesellt sich eine gan­ze Rei­he an Post­po­si­tio­nen hin­zu, (27) die eben­falls Orts­ver­hält­nis­se beschrei­ben. Ety­mo­lo­gisch sind die­se teil­wei­se aus Namen mensch­li­cher Kör­per­tei­le (28)  gebil­det. Jede die­ser Post­po­si­tio­nen beant­wor­tet auch eine der drei Richtungsfragen.

Der unga­ri­sche Raum ist also sprach­lich stark deter­mi­niert und zum Teil anthro­po­lo­gisch begrün­det; so mag es auch nicht ver­wun­dern, daß es ein eige­nes Prä­fix mit der Bedeu­tung »nach Hau­se« gibt: haza. Der Begriff der »Hei­mat« hat im Deut­schen einen Sinn­über­schuß, den ande­re euro­päi­sche Spra­chen schwer wie­der­ge­ben kön­nen, das Unga­ri­sche aus­ge­nom­men, des­sen altes Wort hon ähn­lich tief reicht. (29) Die Bedeu­tung des Karpaten­beckens als Lebens­raum, die sich über Mythen, Mär­chen und His­to­rie bis heu­te gehal­ten hat, fin­det so eine lin­gu­is­ti­sche Ent­spre­chung. Und wenn der Ungar vom Ungarn spricht, dann benutzt er nicht die Fremd­be­schrei­bung, die sich von den Hun­nen ablei­tet, son­dern spricht vom ­Magya­ren, der sich im Stamm vom pro­to-ura­li­schen mën³ (Mensch, frei­er Mensch) und der Endung -ër (Mann) ableitet.

Man hat selbst die von allen indo­ger­ma­ni­schen Spra­chen abwei­chen­de Sin­gu­la­ri­sie­rung der Mehr­zahl nach Zah­len oder Men­gen­an­ga­ben damit in Ver­bin­dung gebracht. Man sagt also nicht »zwei Mensch-en«, son­dern »zwei Mensch«, két emberembe­rek gibt es nur unspe­zi­fisch –, wodurch jeder Mensch sei­ne eige­ne (unga­ri­sche) Iden­ti­tät betont bekom­me. (30) Es ist kein Zufall, daß die poli­ti­schen Magya­ri­sie­rungs- und Groß­reicht­räu­me des 19. Jahr­hun­derts sich als »Sprach­chau­vi­nis­mus« äußer­ten: »Das Merk­mal des Ungar­tums war ein­zig und allein die Spra­che!« (31)

Man braucht die­se Logik nicht, um eine Fokus­sie­rung des Unga­ri­schen auf das Unga­ri­sche zu erklä­ren. Das Wort »erklä­ren« selbst weist dar­auf hin: magyaráz­ni. Da steckt der Magyar drin. Ihm wird nichts klar, wie im Deut­schen, oder aus­ge­legt, wie im Eng­li­schen, oder aus­ein­an­der­ge­fal­tet, wie in den latei­ni­schen Spra­chen, ihm wird »ver­unga­rischt«, ins Unga­ri­sche über­setzt, und wenn er sich recht­fer­tigt oder ent­schul­digt, dann kann er das eben­falls auf rein Unga­risch tun: magyaráz­kod­ni. Das ist nur aus Selbst­re­fe­ren­zia­li­tät zu erklä­ren und gilt auch bei para­do­xen For­mu­lie­run­gen. (32) Die erklä­rungs­be­dürf­ti­ge Welt ist dem Ungarn sprach­lich durch die unga­ri­sche Bril­le zugäng­lich, bewußt oder nicht.

Auch an ande­rer Stel­le »bevor­zugt« die Spra­che ihre Spre­cher, macht sie ihrer selbst und ihrer magyar­ság bewußt. So ken­nen vie­le der orts­be­zeich­nen­den syn­tak­ti­schen Suf­fi­xe für Sub­stan­ti­ve Regeln, die für die Mehr­zahl der Län­der und der nicht­un­ga­ri­schen Städ­te gel­ten, (33) bei die­sen aber Aus­nah­men bil­den und sie somit her­vor­he­ben: Man fährt nach Ber­lin (Ber­linbe), aber »auf / hin­auf« Buda­pest (Buda­pestre), man lebt in Deutsch­land (Néme­tor­szágban), aber »auf« Magyar­or­szágon, man tele­fo­niert »aus« Wien (Bécsből), aber von Pécs (Pécsről) »her­un­ter« usw. Dia­lo­gi­sche Nah­be­zie­hun­gen ken­nen auch Sonderbehandlungen.

Zum einen garan­tie­ren drei for­ma­le und schwer zu über­set­zen­de Anre­den in der drit­ten Per­son eine fei­ne Respekts­ka­lie­rung, wovon eine (maga) auch als Refle­xiv­pro­no­men zur beson­de­ren Her­vor­he­bung der Per­son genutzt wer­den kann, (34) zum ande­ren wer­den älte­re Per­so­nen, auch Leh­rer, mit bácsi (Onkel) und néni (Tan­te) ange­spro­chen. Nähe hin­ge­gen schafft das Aus­nah­me­suf­fix lak/lek, das nur in Anwen­dung kommt, wenn die ers­te zur zwei­ten Per­son spricht (látlak – ich sehe dich / euch). Über­haupt kennt die Kar­di­nal- und Ordi­nal­zahl Zwei unre­gel­mä­ßi­gen Gebrauch, wie auch Demons­tra­tiv­pro­no­men eine Nähe- und eine Fern­form ken­nen. Die Bedeu­tung des unga­ri­schen Sub­jekts spricht sich selbst in sei­nem häu­fi­gen Feh­len aus: in Adjá­tok viss­za a hegy­ei­met (35) ist nicht ersicht­lich, wem die Ber­ge fehlen.

Sei­ne sprach­li­che Son­der­stel­lung beweist das Unga­ri­sche in sei­ner Hart­nä­ckig­keit, Fremd­ein­flüs­se zu assi­mi­lie­ren. Knapp die Hälf­te des Voka­bu­lars hat fin­nou­gri­sche Wur­zeln, alles ande­re ent­stammt dem Sla­wi­schen, Deut­schen, Latei­ni­schen, Tür­ki­schen, Eng­li­schen, Ira­ni­schen und ande­ren Spra­chen – ein Hin­weis auf die kom­ple­xe Geschich­te und die Viel­völ­ke­r­exis­tenz. Die meis­ten die­ser Wör­ter wur­den schnell den eige­nen Sprach­re­geln ange­paßt. Selbst einem Wort wie mus­záj, donau­schwä­bisch gebeugt, sieht man das »muß sein« nicht gleich an. Ent­we­der man hat für Inter­na­tio­na­lis­men ein eige­nes Wort (Hotel = szál­lo­da), oder man über­trägt sie in eine eige­ne Schreib­wei­se (Jazz = dzsessz). Der Inter­na­tio­na­lis­mus »Kanal« ist der csa­tor­na, wäh­rend kanál der Löf­fel ist. Alle Lehn­wör­ter bekom­men in ihrer Verb­form eine unga­ri­sche Endung (sur­fen = ször­fö­zik).

Die gesam­te Denk­rich­tung ist der uns­ri­gen ana­ly­ti­schen Spra­che unge­wohnt, denn sie syn­the­ti­siert, das heißt, sie ver­dich­tet die meis­ten aus­ge­drück­ten Rela­tio­nen in kom­pak­te Wort­struk­tu­ren, man kann sie auch als deduk­ti­ve Spra­che bezeich­nen, die vom Gene­rel­len zum Spe­zi­fi­schen argu­men­tiert. Lese- und Hör­rich­tung wider­spre­chen unse­rer Denk­rich­tung. Uneu­ro­päi­sche Datums‑, Zeit‑, Namens­an­ga­ben erge­ben sich aus der gram­ma­ti­schen Logik. Selt­sam anmu­ten­de Vor­na­men wie Gyön­gyi, Csen­ge, Bence las­sen den Ungarn in der Frem­de Distink­ti­ons­er­fah­run­gen machen.

Die Suf­fi­gie­rung erklärt die Abnei­gung gegen Aus­nah­men, die fast nur durch die Laut­har­mo­nie zu recht­fer­ti­gen sind, (36) wie ohne­hin ein star­kes ästhe­ti­sches und öko­no­mi­sches Ver­ein­heit­li­chungs­be­dürf­nis besteht. (37) Ihre Bau­kas­ten­tech­nik mit schier unvor­stell­ba­ren Mög­lich­kei­ten, von denen die leben­de Spra­che – dem Schach ver­gleich­bar  (38)– nur einen Bruch­teil rea­li­sie­ren kann, soll­te ein tech­nisch-mathe­ma­ti­sches Den­ken beför­dern. Ungarn hat nicht nur auf­fäl­lig vie­le inno­va­ti­ve Schach­spie­ler, (39) son­dern auch Tech­ni­ker und Wis­sen­schaft­ler her­vor­ge­bracht;  (40) sie­ben Nobel­preis­trä­ger auf die­sem Gebiet bestä­ti­gen das. (41)

Es scheint, als immu­ni­sie­re die unga­ri­sche Spra­che sich durch ihre Fremd­heit, Ein­zig­ar­tig­keit, Kon­ti­nui­tät, tie­fe his­to­ri­sche Ver­wur­ze­lung, Kom­ple­xi­tät, Regel­stren­ge, Regel­mä­ßig­keit, Abnei­gung gegen Aus­nah­men, Assi­mi­la­ti­ons­freu­dig­keit, durch ihren Öko­no­mis­mus, die ein­heit­li­che Klang­äs­the­tik, die Eigen­lo­gik und die Selbst­re­fe­ren­zia­li­tät sys­te­misch selbst vor zu gro­ßen und schnel­len Ver­än­de­run­gen, nahe­zu unab­hän­gig von den Men­schen, allein durch ihre inne­ren Mecha­nis­men. Sie pflegt und hegt sich intrin­sisch, sie bie­tet den Men­schen eine Behau­sung, die sie vom Frem­den abschirmt, zugleich auf ver­schie­de­nen Wegen Nähe zum Mit­spre­chen­den, zu ande­ren Ungarn, schafft, die sich im Sprech­akt zwangs­läu­fig ihrer his­to­risch gewach­se­nen Iden­ti­tät, Selbst­ähn­lich­keit, versichern.

Solan­ge die Spra­che lebt, wird das Volk leben; sie schützt die­ses. Ande­re Völ­ker müs­sen – wol­len sie ihre Iden­ti­tät wah­ren – akti­ver und bewuß­ter auf den Bestand ihrer Spra­che ach­ten: Wenn eine Gemein­schaft ihre Hoch­spra­che mit all ihren inne­ren und natio­nal je ande­ren Aus­drucks- und Denk­mög­lich­kei­ten bewah­ren kann, bewahrt sie das Urei­ge­ne, ihre Eigen­art, letzt­lich ihre Existenz.

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(1) – Vgl. Mar­tin Heid­eg­ger: Vom Wesen der mensch­li­chen Frei­heit, GA 31, S. 50 f.

(2) – Mar­tin Heid­eg­ger: Iden­ti­tät und Dif­fe­renz, GA 11, S. 13.

(3) – Mar­tin Heid­eg­ger: Weg­mar­ken, GA 9, S. 313. Dazu auch: »Die ein­zi­ge Behau­sung für unser Wesen ist unse­re Spra­che, d. h. ihr Wort als die Wie­ge der Sage. An die­ser Behau­sung allein müs­sen wir sagend bau­en und das künf­ti­ge Woh­nen also ret­ten. Alles ande­re ist bestand­los und ohne gül­ti­ge Form.« (Anmer­kun­gen I – V (Schwar­ze Hef­te 19421948), GA 97, S. 34)

(4) – Mar­tin Heid­eg­ger: »Das Wesen der Spra­che«, in: ders.: Unter­wegs zur Spra­che, Stutt­gart 1959, S. 159.

(5) – In: Unter­wegs zur Spra­che, S. 85 – 157.

(6) – Vgl. Hell­muth Hecker: »Ein Spa­zier­gang mit Heid­eg­ger« (1952), in: ders.: Bud­dha, Heid­eg­ger und die Wahr­heit. Eine abend­län­di­sche Brü­cke zur Daseins­ana­ly­se des Erwach­ten, Stamm­bach 2008, S. 111 ff.

(7) –Zit. n. Lar­ry Steind­ler: Unga­ri­sche Phi­lo­so­phie im Spie­gel ihrer Geschichts­schrei­bung, Frei­burg i. Br./München 1988, S. 11.

(8) – filozofusok.hu/mel/de/

(9) – Ben­ja­min Lee Whorf: Spra­che und Den­ken. Bei­trä­ge zur Meta­lin­gu­is­tik und Sprach­phi­lo­so­phie, Rein­bek bei Ham­burg 1963, S. 20.

(10) – Wil­helm von Hum­boldt: »Ueber die Ver­schie­den­heit des mensch­li­chen Sprach­baus«, in: ders.: Wer­ke in fünf Bän­den, Bd. 3: Schrif­ten zur Sprach­phi­lo­so­phie, Stutt­gart 81996, S. 162.

(11) – Vgl. Guy Deut­scher: Im Spie­gel der Spra­che. War­um die Welt in ande­ren Spra­chen anders aus­sieht, Mün­chen 2010.

(12) – Vgl. Wal­ter Por­zig: Das Wun­der der Spra­che. Pro­ble­me, Metho­den und Ergeb­nis­se der moder­nen Sprach­wis­sen­schaft, Bern/München 1950, S. 86 f.

(13) – Vgl. Otto Fried­rich Boll­now: »Pro­ble­me der phi­lo­so­phi­schen Anthro­po­lo­gie«, in: Die Samm­lung 1945/46, S. 699. Wenn Boll­nows Dik­tum »Sprach­schöp­fe­risch bin ich zugleich wirk­lich­keits­schöp­fe­risch« (Die Macht des Worts, Essen 1964, S. 70) stimmt, dann soll­te man eine eige­ne unga­ri­sche Wirk­lich­keit und deren Bewe­gung inner­halb ihrer sprach­li­chen Gren­zen vermuten.

(14) – Vgl. Fre­de­rick Bod­mer: Die Spra­chen der Welt. Geschich­te – Gram­ma­tik – Wort­schatz in ver­glei­chen­der Dar­stel­lung, Köln 1997, S. 184 ff.

(15) – Vgl. Josef-Ger­hard Far­kas: Unga­risch genau genom­men, Bd. 1, Ber­lin 2012, S. 7.

(16) – Vgl. Magyar Kódex. Az Árpá­dok vilá­ga. Magyar művelő­dé­stör­té­net a kez­de­tek­től 1301-ig, Buda­pest 1999, S. 131 ff.

(17) – Vgl. Géza Balázs: The Sto­ry of Hun­ga­ri­an. A Gui­de to the Language,
Buda­pest 2000, S. 92.

(18) – Vgl. Mária D. Mátai: Klei­ne unga­ri­sche Sprach­ge­schich­te, Ham­burg 2002.

(19) – Vgl. Béla Szent-Ivá­nyi: Der unga­ri­sche Sprach­bau, Leip­zig 1974, S. 14.

(20) – Vgl. Mátai: Sprach­ge­schich­te, S. 14.

(21) – Vgl. Szent-Ivá­nyi: Sprach­bau, S. 15.

(22) – Schon Pla­ton erkann­te im »R« die Kine­sis. Sokra­tes: »Zuerst scheint mir das R gleich­sam das Organ jeder Bewe­gung zu sein.« (Schlei­er­ma­cher-Über­set­zung)

(23) – Zur sprach­über­grei­fen­den Wir­kung der Lau­te: Ernst Jün­ger: Geheim­nis­se der Spra­che (Ham­burg 1934) und »Lob der Voka­le« (in: ders.: Blät­ter und Stei­ne, Ham­burg 1934).

(24) – Paul Lend­vai: Die Ungarn. Eine tau­send­jäh­ri­ge Geschich­te, Mün­chen 2001, S. 342.

(25) – Vgl. Geor­ges-Arthur Gold­schmidt: Heid­eg­ger und die deut­sche Spra­che, Frei­burg i. Br./Wien 2023.

(26) – ‑ban/-ben (in), ‑n/-on/­ ‑en/-ön (auf), ‑nál/-nél (bei), ‑ból/-ből (aus, her­aus), ‑ról/ ‑ről (von, her­un­ter), ‑tól/-től (von, weg), ‑ba/-be (in, hin­ein), ‑ra/-re (auf, hin­auf), ‑hoz/-hez/-höz (zu, hin).

(27) – Je nach Inter­pre­ta­ti­on kann die Anzahl dif­fe­rie­ren – ich habe 86 gezählt.

(28) – fő (Kopf) – fől­lött (über), mell (Brust) – mel­lett (neben), fél (Sei­te), szem (Auge) – szem­ben (im Auge = gegen­über) u. a.

(29) – Dazu: Jörg Sei­del: »Autoren­por­trät Albert Wass«, in: Sezes­si­on 112, S. 2 – 5, sowie: »Der Hei­mat­be­griff der Magya­ren«, in: seidwalkwordpresscom.wordpress.com vom 15. März 2019.

(30) – So der Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­ler Mihá­ly Takaró in Néps­za­va vom 16. Juli 2019.

(31) – Lend­vai: Die Ungarn, S. 339.

(32) – Zum Bei­spiel: Néme­tül magyaráz­za el neki – er »erklärt« ihm auf deutsch. Vgl. dazu: Józ­sef Tom­pa: Klei­ne unga­ri­sche Gram­ma­tik, Leip­zig 1972, S. 128.

(33) – Dazu aus­gie­big: Alex­an­dra Fores­to: Gram­ma­ti­ca unghe­re­se di base, Mila­no 2018, S. 29 – 48, 66 ff.

(34) – Vgl. Miklós Tör­ken­c­zy: Unga­ri­sche Gram­ma­tik, Buda­pest 2005, S. 53 f. Ety­mo­lo­gisch stammt das Wort von mag ab, dem Kern; vgl. Szent-Ivá­nyi: Sprach­bau, S. 64.

(35) – Titel des Romans Gebt mir mei­ne Ber­ge zurück! von Albert Wass (Schnell­ro­da 2023). Wört­lich: Gebt mei­ne Ber­ge zurück!

(36) – Vgl. Wil­helm Kör­ner: Die Grund­zü­ge der unga­ri­schen Spra­che, Ber­lin 1882, S. 10.

(37) – Etwa in der Anglei­chung der Ver­bin­dungs­suf­fi­xe (aus dem erwart­ba­ren öröm­vel – mit Freu­de – wird örömm­öl) oder der mehr­fa­chen Nut­zung sprach­li­cher Zei­chen in ver­schie­de­nen gram­ma­ti­schen Funk­tio­nen (nak/nek als Dativ­endung, Geni­tiv­endung, Per­so­nal­pro­no­men, Demons­tra­tiv­pro­no­men, Fragewort).

(38) – Man schätzt die Zahl der mög­li­chen Stel­lun­gen auf über 1043, davon ist aber nur ein Bruch­teil sinn­voll und davon mate­ria­li­siert sich wie­der­um nur ein klei­ner Teil – die meis­ten Mög­lich­kei­ten blei­ben im mensch­li­chen Bereich unge­nutzt, so wie im Unga­ri­schen das meis­te des Sag­ba­ren wohl nie gesagt wer­den wird.

(39) – Schon die Hyper­mo­der­ne Schu­le war stark unga­risch moti­viert. Judit Pol­gár gilt als stärks­te Spie­le­rin aller Zei­ten, Lajos Port­isch und Péter Lékó gehö­ren zur klas­si­schen Eli­te, Richárd Rap­port sekun­dier­te gera­de Welt­meis­ter Ding Liren auf­grund sei­ner unkon­ven­tio­nel­len Ori­gi­na­li­tät, und Ferenc Ber­kes gehört zur erwei­ter­ten Weltspitze.

(40) – Vom Streich­holz (Iri­nyi) und Kugel­schrei­ber (Bíró) über Iso­lie­rung der Ascor­bin­säu­re (Szent-Györ­gyi) oder den Rubik-Cube bis zur Atom­bom­be (Tel­ler, Szilard).

(41) – Nur Imre Ker­té­sz erhielt 2002 den Lite­ra­tur­no­bel­preis für sei­nen Ausch­witz­ro­man Sorst­al­an­ság (Schick­sal­lo­sig­keit), dt: Roman eines Schicksallosen.

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