Wenn Intellektuelle, JournalistInnen oder PolitikerInnen mit mir darüber (Islam & Islamismus, E.K.) sprachen, schlossen sie meistens die Türe und senkten die Stimme. Wie ich denn die Entwicklung so einschätze – und was man in ihrem Land wohl tun könne… Ihnen selbst seien leider die Hände gebunden, denn jede Kritik am Islamismus sei ja so leicht mißzuverstehen als Islamophobie, ja Rassismus.
Ich entgegnete jedesmal frei heraus, sie sollten nur keine Scheu haben. Die Kritik an einem demokratie- und emanzipationsfeindlichen Islamverständnis sei doch selbstverständlich.
Belustigt kommentiert Schwarzer den Affekt des „Beleidigt-seins“ zahlreicher europäischer Politiker, der Hand in Hand geht mit der Befürchtung, ausgerechnet die „Meinungsfreiheit“ sei durch das Abstimmungsergebnis gefährdet. Schwarzer weiter:
Noch verwunderlicher aber sind die Reaktionen einiger deutscher Blätter. So ist das Schweizer Volksvotum für die Hamburger Zeit „ein schwarzer Tag für Europa, für den Westen und für die Freiheit“. Und der Berliner Tagesspiegel ortete gar einen „Rückfall hinter die Errungenschaften der Aufklärung“ und einen „krachenden Tritt gegen Vernunft und Wissen“.
Nur die Bild-Zeitung, als erfolgreiches Boulevardblatt verpflichtet, die Hand am Puls des Volkes zu haben, vermeldete am 2. Dezember triumphal: Von 169.600 abgegebenen Stimmen seien 82 Prozent der Bild-LeserInnen ebenfalls für ein Verbot von Minaretten gewesen.
Schwarzer faßt die Stimmabgabe der „SchweizerInnen“ zusammen:
Hinter dieser Minarett-Abstimmung steckt natürlich viel mehr: nämlich das ganze Unbehagen! Das Unbehagen an den Gottesstaaten und ihren Steinigungen und Selbstmordattentaten. Das Unbehagen an der (Zwangs)Verschleierung von Frauen sogar mitten in Europa. Das Unbehagen an der Zwangsverheiratung von hierzulande aufgewachsenen Töchtern und Söhnen. Das Unbehagen an der statistisch nachweisbaren höheren Gewalt in traditionellen muslimischen Familien. Das Unbehagen an der Relativierung von Emanzipation und Rechtsstaat, ja der ganzen Demokratie – und das im Namen „anderer Sitten“ und eines „wahren Glaubens“. Kurzum: Die Sorge um die in den letzten 200 Jahren so mühsam und blutig erkämpften Menschenrechte im Westen.
Über dieses Unbehagen muß endlich öffentlich geredet werden! Von Journalisten wie Politikern, hinter deren angeblicher „Toleranz“ gar zu oft ganz einfach Angst steckt: Angst vor Kontroversen, Angst vor gewalttätigen Islamisten und, last but not least, Angst vor wirtschaftlichen Einbußen.
Die Debatte läßt sich nicht länger gewaltsam unterdrücken. Umfragen belegen: Die Mehrheit der Europäer (55 Prozent) sieht im Islam heute eine „Religion der Intoleranz“. Und 78 Prozent stimmen dem Satz zu: „Die muslimischen Ansichten über Frauen widersprechen unseren Werten.“
Querfronten sind „spannend“ (eigentlich mein Kandidat für das Unwort 2010, aber hier paßts einigermaßen), manchmal gar zum Zerreißen spannend. Mit der Emma geht´s mir meistens so; für mich ist sie die beste (hoher Anspruch, Verzicht auf kosmetische u.ä. Weibchen-Themen ) und schrecklichste (Abtreibungskampf, Genderei etc.) Frauenzeitschrift zugleich. Als politisch korrekt aber würde ich die Emma schon deshalb nicht ansehen, weil sie selbst diejenigen Themen, die heute als pc gelten (z.B.Homo-Angelegenheiten, Quotenregelungen ), schon damals verfochten hat, als dergleichen keineswegs opportuner mainstream war, sondern beharrliche (wenn auch zweifelhafte) Akte des Widerstands.
Schwarzers islamkritische Einlassungen sind keineswegs neu – im Zuge ihrer freundlichen Hinwendung zu CDU-Frauen, vor allem zu Merkel und von der Leyen, hätte man aber erwarten können, daß sie nun artig „moderierend“ die Schweizer Zustände kommentiert. Tut sie nicht. Und im Forum der Emma folgt das LeserInnenpublikum ihrer Argumentation mit großer Zustimmung. Motto, logisch: „Bloß kein Männergeschrei über unseren Köpfen!“