Geburtenarithmetik mit Ursula

Familienministerin Ursula von der Leyen hat heute ihren Familienreport 2008 präsentiert und mit verhaltenem Stolz...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek ist Verleger (Antaios) und seit 2003 verantwortlicher Redakteur der Sezession.

…erzählt, daß 2007 in Deutsch­land ins­ge­samt 12 000 Kin­der mehr als 2006 zur Welt gekom­men sei­en, und daß es 2008 noch­mals einen Nach­schlag um rund 5000 auf nun ins­ge­samt 690 000 Gebur­ten gege­ben habe. Ist das jetzt eine gute Nachricht?

Dar­über kann man  nur befin­den, wenn die Zah­len ein­ge­ord­net sind:

1. Deutsch­land kann laut von der Ley­en einen Anstieg auf nun­mehr 1,37 Kin­der pro Frau ver­zeich­nen. Der Wert lag vor drei Jah­ren bei 1,33. Not­wen­dig sind 2,1 Kin­der pro Frau, wenn die Bevöl­ke­rung nicht schrump­fen soll.

2. Laut von der Ley­en sind es vor allem die Paa­re zwi­schen 30 und 40, die für die­se klei­ne demo­gra­phi­sche Freu­den-Beu­le sor­gen. Weil die Jahr­gän­ge 1968 bis 1978 noch sehr stark bis stark waren, han­delt es sich bei der gering­füi­gen Stei­ge­rungs­ra­te meis­ten­teils um eine soge­nann­te “Sekun­dä­re Gebur­ten­wel­le”. Zur Ver­an­schau­li­chung: Die Kin­der der jet­zi­gen “Sekun­dä­ren Gebur­ten­wel­le” wer­den selbst für eine wie­der­um abge­schwäch­te “Ter­tiä­re Gebur­ten­wel­le” sor­gen – etwa 2040.

3. Völ­lig offen ist also, ob die Regie­rungs­pro­gram­me zur Fami­li­en­för­de­rung etwas bewirkt haben. Von der Ley­en spricht zwar von einem “ver­än­der­ten Vater­bild”, außer­dem mut­ma­ßen Exper­ten, daß das 2007 ein­ge­führ­te Eltern­geld den spä­ten Kin­der­wunsch im ein oder ande­ren Fall beflü­gelt haben könn­te. Der Anteil die­ser Pro­gram­me an der klei­nen Beu­le ist jedoch kaum meßbar.

4. Ent­schei­dend bleibt (und nicht dis­ku­tiert wird), wel­che Bevöl­ke­rungs­schicht für den Zuwachs sorgt: Zustän­dig für die Dyna­mik und die Zukunfts­fä­hig­keit eines Vol­kes sind die Kin­der leis­tungs­star­ker, gebil­de­ter, intel­li­gen­ter Eltern, die den Nach­wuchs nicht vor der Spiel­kon­so­le ver­rot­ten läßt. Und für den inne­ren Frie­den und die Zukunft des deut­schen Vol­kes ist der Anteil der Kin­der deut­scher Eltern entscheidend.

Fazit: Die seit etwa fünf Jah­ren inten­siv geführ­te Dis­kus­si­on über die Bevöl­ke­rungs­ent­wick­lung hat bis­her nicht für Klar­heit der Begrif­fe gesorgt. Quan­ti­tät und Qua­li­tät sind die bei­der­ma­ßen not­wen­di­gen Aspek­te der Debat­te über die demo­gra­phi­sche Zukunft der Deut­schen. Wer zuver­läs­si­ges Zah­len­ma­te­ri­al und Ansät­ze qua­li­ta­ti­ver Argu­men­ta­ti­on grund­le­gend nach­le­sen möch­te, sei auf das Stan­dard­werk Die aus­ge­fal­le­ne Gene­ra­ti­on von Her­wig Birg verwiesen.

Zuletzt etwas Posi­ti­ves: Sogar von der Ley­en spricht davon, daß wirt­schaft­lich schwie­ri­ge Zei­ten eine Rück­be­sin­nung auf die Fami­lie nach sich zögen. Wenn es stimmt, dann sind das Kenn­zei­chen für eine Bewe­gung weg von rein mate­ri­el­len Argu­men­ten der Fami­li­en- und Kin­der­po­li­tik hin zu den ideel­len Aspekten.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek ist Verleger (Antaios) und seit 2003 verantwortlicher Redakteur der Sezession.

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