Frauen, die kein Bier trinken

habens nicht leicht, politisch Fuß zu fassen. Warum? Weil Biertrinken und das Sich-Einfügen in die entsprechenden Versammlungsrituale Voraussetzung sei, ...

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

… um an wich­ti­gen inner­par­tei­li­chen Ent­schei­dun­gen betei­ligt zu wer­den. Wie fies eigentlich!

Ein Blick auf die Publi­ka­ti­ons­lis­te der Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung lohnt sich immer. Zu ihren Leit­bil­dern, genau­er: zur „Quer­schnitts- und Gemein­schafts­auf­ga­be“ zählt die­se bun­des­re­pu­bli­ka­ni­sche Insti­tu­ti­on u.a. die kon­se­quen­te Durch­füh­rung des gen­der mainstreaming.

Bedau­ert wird in der Dezem­ber-Aus­ga­be der haus­ei­ge­nen Bro­schü­re Aus Poli­tik und Zeit­ge­schich­te, daß “Frau­en in Poli­tik und Medi­en” (so der Titel, 40 S., gibt’s gra­tis unter www.bpb.de bzw. 0228/99515–115) „nach wie vor unter­re­prä­sen­tiert“ sind, und zwar nicht nur wegen oben erwähn­ter Trink­ge­la­ge. Son­dern „struk­tu­rell“. Die Grü­nen hat­ten 2009 56% Frau­en im Vor­stand (bei 37% weib­li­chen soge­nann­ten Par­tei­mit­glie­dern), die SPD 40% (bei 30% weib­li­chen Par­tei­mit­glie­dern), die FDP nur 19% (23% weib­li­che Par­tei­mit­glie­der). Gejam­mert wird ent­spre­chend auf beträcht­li­chem Niveau.

In fünf Auf­sät­zen ist nach­zu­le­sen, wie „Frau­en­macht“ im Wan­del der letz­ten Jahr­zehn­te a) prak­ti­ziert und b) medi­al beschrie­ben wur­de. Einer­seits wird geklagt: „Män­ner erschei­nen für das Män­ner­ge­schäft Poli­tik per se geeig­net (ja? E.K.), wäh­rend Frau­en mit Fra­gen nach ihrer Kom­pe­tenz kon­fron­tiert (ach! E.K.) werden“.

Ande­rer­seits wird tri­um­phiert – ist nicht jede Poli­ti­ke­rin irgend­wie auch Rebel­lin? Denn, Ach­tung, Ihr Männer:„Politikerinnen irri­tie­ren oder stö­ren qua Geschlecht die Vor­herr­schaft und medi­al unter­mau­er­te Geschlech­ter­hier­ar­chie.“ Auf­fal­lend, lei­der nicht eigens erwähnt, obgleich doch so pein­lich auf Quan­ti­tät in der Geschlech­ter­re­prä­sen­tanz gesetzt wird: Gegen­über alt­ge­dien­ten Prot­ago­nis­tin­nen wie Däub­ler-Gme­lin, Schmalz-Jacob­sen, Die­mer-Nico­laus, Ding­wort-Nuss­eck und Oster­le-Schwe­rin sind die Namen der jün­ge­ren Gar­de­mäd­chen deut­lich kür­zer geworden.

Am Ende weiß man nicht, ob man es als pein­li­chen faux­pas oder als Beleg für die pro­gram­ma­tisch pos­tu­lier­te Aus­ge­wo­gen­heit wer­ten soll, daß die fünf Bei­trä­ge weib­li­cher Wis­sen­schaft­ler aus­ge­rech­net von einem Geleit – und einem essay­is­ti­schen Schluß­wort aus männ­li­cher Feder ein­ge­rahmt wer­den. Rein­hard Mohr näm­lich, Mitt­fünf­zi­ger mit bekann­ter Nei­gung zu jun­gen Ladys im „fre­chen Mini­rock“, kommt mit sei­nem flot­ten Auf­satz über „die sub­ti­le Ent­ker­nung des Poli­ti­schen“ (näm­lich durch Frau­en-Polit-Talk) am Ende daher wie ein mus­ku­lö­ser Ele­fant im gera­de eben säu­ber­lich auf­ge­räum­ten Por­zel­lan­la­den. Nur eins von vie­len Mohr-Zita­ten, die das gan­ze vor­he­ri­ge Gere­de über „Frau­en­macht“ kon­ter­ka­rie­ren: „Anne Wills wei­ßes ‘Betrof­fen­heits­so­fa´ – man stel­le sich ein der­art femi­ni­nes Möbel­stück in Wer­ner Höfers wein­se­lig paf­fen­der Her­ren­run­de vor! – reprä­sen­tiert sym­bol­haft die neue Funk­ti­on der Talk­shows: Sie sind Meß- und Auf­fang­sta­tio­nen des sozia­len Grund­rau­schens, Seis­mo­gra­phen des gesell­schaft­li­chen Selbst­ge­sprächs und Sprach­rohr dif­fu­ser Stimmungen.“

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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