Angehöriger einer verehrlichen Burschenschaft Dresdensia-Rugia (als Mensch) sowie des Sächsischen Landtags (als NPD-Abgeordneter).
Nach der Lektüre steht fest: Die beiden Interviewer F. Roland A. Richter sowie Jörg Haverkamp II schaffen es nicht, die Partei ihres Verbandsbruders Arne Schimmer des offenen oder latenten Nationalsozialismus zu überführen (obwohl sie sich das vorgenommen hatten) oder ihn davon zu überzeugen, daß er mit seiner politischen Verortung keinen Platz mehr in der Deutschen Burschenschaft haben könne (obwohl sie auch dieses Minimalziel ansteuerten).
FRARichter und HaverkampZwo werden dem Leser ja als diejenigen präsentiert, die das Gespräch wagen. Mit wem eigentlich? Mit einem Kinderficker, dem Kannibalen von Wüstefeld oder dem Betreiber eines Privat-KZ? Oder ist es doch bloß ein NPD-Abgeordneter?
Dessen Zugehörigkeit zu einem Männer-Lebens-Bund scheint den Interviewern sehr weh zu tun. Dabei wohnt doch dem, was Schimmer treibt, noch der Zauber der Unschuld inne: Noch hat seine Partei nicht ganz die interne Oligarchisierung ereilt, die jeder Partei unausweichlich bevorsteht. Und noch trägt seine Partei keine Verantwortung für die praktische Politik, deren Bilanz nach dem Links-Links-Links-Mitte-Mitte-Ping-Pong der letzten Jahrzehnte doch wirklich vom feinsten ist: 2 Billionen Staatsschulden, Überfremdung, Aushöhlung der Institutionen, Apparatswucherungen und eine spürbare Unfähigkeit, die Masse hinter einer Zukunftsidee zu versammeln, um bloß ein paar zu nennen. Man könnte sich also kasperltheaternd doch innerburschenschaftlich einmal die CDU-FDP-SPD-Funktionäre zur Brust nehmen und fragen, wann sie das Panier ergreifen und der geschundenen Nation zu Hilfe eilen wollen …
Aber bitte: Es geht auch eine Nummer kleiner, wenn wir einfach einmal die demokratische Grundprämisse der Wahrheitsfindung durch Dialog ernstnehmen. Richter, Haverkamp und Schimmer lösen also mit ihrem Gespräch das ein, was der inzwischen verstorbene Historiker Reinhard Koselleck 2005 in einem vor Tagen erst in der FAZ publizierten Interview sagte. Was er sagt, ist nicht neu. Aber es ist schön, daß er es sagt:
Ich hab natürlich schon die Vorstellung, daß kluge, nüchterne Aufsätze oder Beiträge in der politischen Debatte Wirkung haben können. Aber die Hoffnung, daß man durch nüchterne Art der Diskussion einen Stil herbeiführt, der offene Probleme anzusprechen erlaubt und keine politische Korrektheit züchtet, die ja nichts anderes als Feigheit ist, diese Hoffnung ist eine Chance, die man wahrnehmen kann bei jeder Gelegenheit: daß man offen und frei auch delikate und scheinbar unansprechbare Dinge diskutabel macht, machen muß, rückhaltlos.
Ureinwohner
Immerhin "wagten" diese das Gespräch mit einem modernen Aussätzigen, was Schimmer auch ganz richtig am Ende des Interviews honorierte.
Aber wer jene Interviewmethoden schon für groben Unfug hällt, sollte sich einmal folgende Erklärung zu Gemüte führen: https://www.hallenser-wingolf.de/index.php/Blog:Lesen/Leipziger%20Erkl%E4rung%20-%20Wir%20sind%20dabei!