25. Januar 2010
Holokunst für Offenbach
Ellen Kositza
Mit einem fulminanten Holocaust-Mahnmal will sich meine Heimatstadt Offenbach demnächst in eine Reihe mit den Metropolen Chicago und Shanghai stellen. Der Künstler und Alchimist (Selbstbezeichnungen) Ruben Talberg möchte die Stadt mit einer 15 Meter hohen Skulptur, Zitat, „veredeln“.
Aber gut: Neben dem beanspruchten ästhetischen Mehrwert, den die „Kreativstadt“ Offenbach durch den marterpfahlähnlichen, mit magisch-naiven Symbolen bemalten Obelisken erhalten soll, möchte Talberg ein Zeichen setzen gegen rechte Gewalt. Die Idee sei ihm gekommen, als 2007 die NPD durch Offenbach marschieren durfte. (Tatsächlich fanden sich im Dezember 2007 in Offenbach - einer Stadt ohne bzw. mit allenfalls marginaler "rechter Szene" - rund 50 NPD-Anhänger zu einer Demonstration ein, die aber durch eine antifaschistische Überzahl am „Marschieren“ gehindert wurden).
Daneben habe der Künstler, der in seinen Arbeiten Materialien wie Knochen, Blut und Schrott bevorzugt, in Auschwitz einen Koffer mit einer Offenbacher Adresse entdeckt - Parallelen, die ihn drauf brachten, die Migrantenstadt Offenbach in eine angedachte Achse „gegen das Vergessen" zwischen ausgerechnet Chicago und Shanghai einzubinden. Dort möchte Talberg ähnliche Monumente aufstellen. Nun wird in Offenbach intensiv an einer entsprechenden Magistratsvorlage gearbeitet. Allein die FDP äußert sich skeptisch, da für den geplanten Aufstellungsplatz eigentlich erst eine Ausschreibung stattfinden müßte. Als günstig für die notorisch hochverschuldete Stadt erweist sich allerdings, daß Talberg sein gigantisches Werk (Titel: „Jakobsleiter“), für das er eine Arbeitszeit von einem Jahr einkalkuliert, durch einen ungenannten Gönner selbst finanzieren wird.
Ein geschenkter Gaul halt.
(Bild: sune p auf flickr.com)
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