Der Winter scheint vorbei, die Luft wird wärmer, man kann den Frühling fast schon riechen. Man geht rum, trifft Leute, Schwätzchen hier und Späßchen da. Wir schütteln uns die Hände. Unterm Strich bleibt das Gefühl, daß wir einer rosigen Zukunft entgegenblicken. Alles ist gut.Nein, nicht alles. Denn da sind ja diese Nachrichten. Bis zu 40.000 Firmen droht die Pleite, in vielen Städten und Gemeinden sieht es ähnlich aus.
Griechenland ist wahrlich nicht der einzige Staat in Europa, dem irgendwann mal die Zahlungsunfähigkeit drohen kann. Die Geburtenraten in Deutschland sinken, der Ausländeranteil steigt. In fast jedem Krisengebiet dieser Welt sind ethnische und religiöse Unterschiede Ursache oder Auslöser für massive Konflikte. Warum sollte das in 40 Jahren in einer zahlungsunfähigen, ethnisch zersplitterten Bundesrepublik anders sein? Zum Teufel! Es ist zum Haareraufen.
Dann begegnet mir der 19. „Gemeinsame Text“ der katholischen und der evangelischen Kirche. Sie beschreiben die Probleme feiner, mit anderen Worten. Aber inhaltlich doch genau so. Sie benennen zwei herausragende Probleme, zunächst:
Das zentrale Gegenwartsproblem ist die hohe Arbeitslosigkeit. […] Die Menschen spüren diese Krise. Viele Arbeitslose fühlen sich von einer Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen ausgeschlossen. Das gilt insbesondere auch, wo die Integration von Zuwanderern nicht hinreichend gelungen ist und ihnen deshalb der Zugang zu Gesellschaft und Arbeitsleben fehlt. Eine grundlegende Besserung ist nicht in Sicht.
Und weiter:
Das zentrale Zukunftsproblem ist die demographische Entwicklung unserer Gesellschaft. In Deutschland gibt es zu wenig Menschen, die sich für eine Familie und Kinder entscheiden. Die Ursachen dieser Entwicklung sind vielfältig.
Nach dieser Beurteilung der Lage beschreibt der Text die Tugenden, welche Bürger, Politiker, Journalisten und Lobbyisten in einer funktionierenden Demokratie haben sollten. Von den Bürgern fordern die Kirchen Eigenverantwortung, Anerkennung von Rechten und Pflichten. Aber vor allem: den Staat oder die Gesellschaft nicht „bloß als fremde oder gar feindliche Macht zu sehen.“ Die Wähler sollten auch nicht „denen da oben“ pauschal vorwerfen, daß sie ohnehin nur täten, was sie wollten. Außerdem halten sie es für Wirklichkeitsverweigerung, wenn ein Wähler sagt: „die Partei, die ich wählen würde, gibt es nicht.“ Es stünde schließlich jedem frei, eine neue Partei zu gründen, wenn man nur genügend Gleichgesinnte fände. Und weiter: „Mündige Bürgerinnen und Bürger dürfen deshalb die Demokratie gerade bei Wahlen nicht im Stich lassen.“
Ihr Fazit:
Das demokratische Gemeinwesen in der Bundesrepublik Deutschland steht vor einer harten Bewährungsprobe. Es verfügt über gute Voraussetzungen, sie zu bestehen. Die dafür gegebenen Chancen allerdings müssen mutig genutzt werden. Bisher sind sie bei weitem nicht ausgeschöpft. Der dringende Handlungsbedarf duldet keine weiteren Versäumnisse. […] Drohende Gefahren sind abwendbar.
Das haben sie vor knapp dreieinhalb Jahren geschrieben, Ende 2006. Ist ihr verhaltener Optimismus immer noch realistisch? Sind ihre Forderungen an den Bürger berechtigt? Ich denke schon. Ich will das auch denken.
Heute abend waren übrigens wieder Minusgrade. Der Schnee, der heute morgen noch in der Sonne schmolz, ist jetzt wieder eisglatt. Ich bin ausgerutscht und habe mich tierisch auf den Bart gelegt.
Nils Wegner
Viele Arbeitslose fühlen sich von einer Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen ausgeschlossen.
Die Armen! :(
Das gilt insbesondere auch, wo die Integration von Zuwanderern nicht hinreichend gelungen ist und ihnen deshalb der Zugang zu Gesellschaft und Arbeitsleben fehlt.
Die Armen! :(
Die Wähler sollten auch nicht „denen da oben“ pauschal vorwerfen, daß sie ohnehin nur täten, was sie wollten.
Genau! Die Armen "da oben"! Die strengen sich doch so sehr an!!! :(
Ich bin tief betroffen, schäme mich und trage Trauer.