Deutschland, halt’s Maul!

Wenn man noch irgendeinen Beweis dafür braucht, daß die Deutschen des beginnenden 21. Jahrhunderts das degenerierteste Volk auf diesem ganzen Erdball sind, ...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

… dann soll­te man sich den all­jähr­li­chen Hick­hack um die Gedenk­fei­ern von Dres­den zu Gemü­te füh­ren. Was hier geschieht, ist inter­na­tio­nal bei­spiel­los, und daß der Grad der Ver­kom­men­heit kaum mehr jeman­dem auf­fällt, ist Teil der Krankheit.

Dres­den wird Jahr für Jahr Schau­platz eines hys­te­ri­schen ideo­lo­gi­schen Geze­ters, mit dem lin­ke und rech­te Schrei­häl­se das Geden­ken an die Opfer des alli­ier­ten Mas­sen­mor­des (so muß der Vor­gang selbst­ver­ständ­lich genannt wer­den) mit ver­ein­ten Kräf­ten in den Dreck ziehen.

Schänd­lich sind die einen, instinkt­los die ande­ren. Hät­ten die Ver­tre­ter der Rechts­grup­pie­run­gen wie etwa der “Jun­gen Lands­mann­schaft Ost­deutsch­land” auch nur einen Fun­ken Anstand, einen Fun­ken Respekt, einen Fun­ken Ver­ständ­nis dafür, was ein Opfer­ge­den­ken tat­säch­lich bedeu­tet, sie wür­den auf ihren Marsch frei­wi­lig ver­zich­ten. Das wäre eine Ges­te, die den lin­ken Plär­rern den Wind aus den Segel neh­men wür­de. Aber dazu fehlt ihnen die Grö­ße eben­so wie die Intelligenz.

Die Stur­köp­fig­keit, mit der die­se Grup­pen ihre Agen­da um jeden Preis durch­set­zen wol­len, wohl wis­send, daß dadurch ein Mas­sen­an­sturm von links­extre­mis­ti­schem und gut­mensch­li­chem Gegen­pö­bel pro­vo­ziert wird, der gie­rig auf einen Vor­wand zum Anti-Nazi-Rausch lau­ert, zeugt nicht nur von poli­ti­scher Dumm­heit und Unge­duld, son­dern auch von einem blin­den poli­ti­schen Nar­ziß­mus, der unfä­hig ist, über die eige­ne Trot­zer-Pose hinauszublicken.

Die Ver­bohrt­heit der JLO und ande­rer Grup­pen führt zu nichts ande­rem, als Tau­sen­de von anti­fa­schis­ti­schen Neu­ro­ti­kern in will­kom­me­ne wol­lüs­ti­ge Hit­ze­wal­lun­gen zu ver­set­zen. Wir reden hier von Gestal­ten, denen nichts bes­se­res ein­fällt, als der Instru­men­ta­li­sie­rung der Opfer des Bom­ben­kriegs durch NPD & Co kir­mes­ar­ti­ge “Demokratie”-Party-Meilen ent­ge­gen­zu­set­zen. Hohl­köp­fe, die sich ohne jeg­li­che Scham­ge­füh­le eine wei­ße Rose anzu­ste­cken imstan­de sind, nicht etwa, um der Opfer zu geden­ken, son­dern aus Panik, daß “die Erin­ne­rung an den 13. Febru­ar 1945 benutzt wird, um für demo­kra­tie­feind­li­che und men­schen­ver­ach­ten­de Ideo­lo­gien, Hal­tun­gen und Aktio­nen zu werben.”

Zu den “men­schen­ver­ach­ten­den Ideo­lo­gien” wird aller­dings nicht jener aas­gei­er­haft im Troß mit­zie­hen­de Abschaum gezählt, der all­jähr­lich Isra­el- und USA-Fah­nen-schwen­kend den Bom­ber-Har­ris auf­for­dert, “es” noch­mal zu tun.  Immer­hin, man sieht, daß das moral bom­bing eine Wir­kung hat­te, die noch nach Jahr­zehn­ten anhält. Mit Ter­ror und flä­chen­de­cken­der Mas­sen­ver­nich­tung wer­den wider­spens­ti­ge Völ­ker in die Unter­wer­fung gebombt, bis ihre eige­nen Kin­der Jahr­zehn­te spä­ter zu Spei­chel­le­ckern der Sie­ger und der Mör­der ihrer Väter und Müt­ter gewor­den sind.

Es sind aber nicht nur die­se Exzes­se, die den Begriff “Demo­kra­tie” (und sei­ne nicht min­der ver­dor­be­nen Zwil­lin­ge “Welt­of­fen­heit” und “Tole­ranz”) zu einem der ekel­er­re­gends­ten und besu­delts­ten gemacht haben, die es im heu­ti­gen Deutsch­land gibt. Das eigent­li­che Pro­blem an dem all­jähr­li­chen Dres­den-Hick­hack sind weder die JLO noch die Anti­fa oder die lin­ken Gut­men­schen – son­dern das Ver­sa­gen des Staa­tes, eine ent­schie­de­ne und wür­di­ge Gedenk­kul­tur für die Opfer sei­ner Nati­on zu schaffen.

Wenn alles mit rech­ten Din­gen zugin­ge, wenn Deutsch­land ein nor­ma­les Land mit ange­mes­se­ner Selbst­ach­tung wäre, dann wären am 13. Febru­ar sämt­li­che poli­ti­schen Auf­mär­sche rigo­ros ver­bo­ten.  Es ist ein schlech­ter Witz, daß die Stadt­ver­wal­tung recht­lich kein sol­ches Ver­bot gegen die JLO durch­set­zen kann.  Es müß­te aber wohl­ge­merkt nach allen Sei­ten hin gel­ten, und auch der gan­ze Mob des Kanail­len-Sam­mel­be­ckens “Dres­den nazifrei” müß­te zuhau­se blei­ben (die­se Wohl­tat an der All­ge­mein­heit wäre dann am bes­ten noch mit einem gene­rel­len Auf­tritts­ver­bot für Kon­stan­tin Wecker zu krö­nen, damit es sich auch wirk­lich lohnt).

Die Bot­schaft der Dres­de­ner Stadt­ver­wal­tung an die Links- und Rechts­extre­mis­ten müß­te lau­ten: Fetzt euch unse­ret­we­gen 364 Tage im Jahr dar­über, wer nun die “rich­ti­ge” Geschichts­in­ter­pre­ta­ti­on und die schlim­me­ren Opfer und Täter auf sei­ner Sei­te hat.  Aber heu­te, am 13. Febru­ar, ist kein Platz für eine inner­deut­sche, auf der Stra­ße aus­ge­tra­ge­ne Urschrei­the­ra­pie, heu­te hal­tet ihr alle­samt euer Maul. Die Opfer von Dres­den gehö­ren kei­ner Par­tei und kei­ner geschichts­po­li­ti­sie­ren­den Sek­te.  Sie gehö­ren allen, sie gehö­ren der Nati­on. (Das wäre über­haupt die Idee der Nati­on.)  Allein durch eine sol­che Ent­schei­dung wäre die Luft sau­ber und lie­ße sich der Gedenk­tag auch als sol­cher bezeichnen.

Aber genau hier liegt die Crux: Auch die Stadt­ver­wal­tung Dres­den dient nur jener unwür­di­gen, halb­ga­ren, fei­gen und rück­grat­lo­sen BRD-Gedenk­kul­tur, der die Nati­on läs­tig gewor­den ist, die die Erin­ne­rung an die Toten mit den Füßen tritt, ihnen ins Grab nach­spuckt, sie täg­lich aufs neue ver­rät, und die sich als Quit­tung die dümms­ten und unap­pe­tit­lichs­ten Rechts- und Links­extre­mis­ten der Welt her­an­ge­züch­tet hat. “Doch es will mich schier bedün­ken / Dass sie alle bei­de stin­ken”, heißt es bei Hein­rich Hei­ne. In die­sem Fall: alle drei.

An sol­chen Tagen, wie in den Wochen vor dem 13. Febru­ar, ertap­pe ich mich zuwei­len bei dem bren­nen­den Wunsch, die Roy­al Air­force und Mr. Mor­genthau hät­ten ihren Job gründ­li­cher erle­digt. Was fällt, soll man auch noch sto­ßen. Was kriecht, soll man auch noch zer­tre­ten.  Dann male ich mir lust­voll aus, wie am Gedenk­tag ganz Dres­den voll­ge­packt ist mit Anti­fan­ten, Anti­deut­schen, Gut­men­schen, Isra­el­fah­nen­schwen­kern, “Bombenholocaust”-Schwachköpfen, “Jun­gen Lands­mann­schaft­lern”, dem gan­zen NPD-Boden­satz mit sei­nen heuch­le­ri­schen Kro­ko­dils­trä­nen… der gesam­ten Stadt­ver­wal­tung Dres­dens, ins­be­son­de­re den Schnulz­köp­fen, die sich die “wei­ßen Rosen” aus­ge­dacht haben… den geis­tig Min­der­be­mit­tel­ten mit der erbärm­li­chen “Geh denken!”-Parole auf ihren Trans­pa­ren­ten… den deut­schen Buß­pfaf­fen sämt­li­cher Kon­fes­sio­nen… und all den wabern­den Amö­ben und schwim­men­den Fett­au­gen an der Spit­ze des Staa­tes, von Mer­kel abwärts… und dann: Bom­ber Har­ris, do it again! No tears for Krauts!!

 

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (98)

alex

8. Februar 2010 00:35

es schmerzt dies zu sagen:
aber lichtmesz hat hier die 20/20 vision- und diese auch noch brutalstmoeglichst glasklar vermittelt.

Löffelstiel

8. Februar 2010 01:23

Inge Müller*

Unterm Schutt III
Als ich Wasser holte fiel ein Haus auf mich
Wir haben das Haus getragen
Der vergessene Hund und ich.
Fragt mich nicht wie
Ich erinnere mich nicht.
Fragt den Hund wie.

Nach dem Bombenangriff
Ein schöner Morgen! Kein Baum vorm Haus mehr
Und kein Haus mehr unter den Bäumen

Trümmer 45
Da fand ich mich
Und band mich in ein Tuch;
Ein Knochen für Mama
ein Knochen für Papa
Einen ins Buch.

(*verh. mit Heiner Müller, erlebte Bombenangriff in Berlin. Mit einem schwarzen Schäferhund, verschüttet und erst nach drei Tagen noch herausgeholt, grub sie wenige Tage vor Kriegsende die Eltern aus den Trümmern ihres Hauses. An der Hand er Mutter steckte ein Ring, der sich nicht abziehen ließ. Die Tochter ließ nach einer Karre, die Eltern zum Massengrab... zu bringen,. Als sie mit dem Gefährt kam, fehlte jener Ringerfinger, abgeschnitten von einem Nachbarn. 1966 nahm sie sich das Leben)

Deutschland, halt's Maul? Lichtmez, sei auch Du still!

Schweren Herzens hat der Kantor des Dresdner Krezchors kurze Zeit nach dem Bombenangriff das 'Dresdner Requiem' komponiert u n d aufgeführt. Anhören! Lauschen!

Karen M.

8. Februar 2010 09:22

So ist Geschichte nun einmal: sie liegt hinter uns.

Was bleibt, das ist das ewige Spiel der Mächte um Macht; die Darstellung der Macht durch die Darstellung des machtvollsten Aufgebotes.

Und die Okkupation über die bzw. die Kolonialisierung der Erinnerung. Ihre Beherrschung ist die Gewähr dafür, daß der Beherrschte freiwillig so handelt, wie es sich der Herrscher wünscht.

eo

8. Februar 2010 09:23

Ziemlich unbefriedigend
der (viel zu lange) Artikel. Einfach
zuviel Emphase und zuviel kalte Wut. Wohltuend
dagegen der Kommentar von Löffelstiel
mit den Gedichten von Inge Müller.
Übrigens, Heiner Müller sagte
einmal in seiner
lakonischen
Art, als er auf
Deutschland und dessen
unglückliche Geschichte im vorigen
Jahrhundert angesprochen wurde, was denn
die spezifische Schuld bzw. der entscheidende Fehler
der Deutschen damals (gewesen) sei:
Hundert Jahre zu spät und dann
noch in die falsche
Richtung
.

.exe

8. Februar 2010 09:33

Naja Martin, hier greifst Du gründlich daneben, auch wenn Dein Text einige nachvollziehbare Gedanken enthält. Und über den Pöbel brauchen wir nicht reden. Allerdings ist der seit Ende der neunziger Jahre von der JLO durchgeführte »Trauermarsch« keineswegs nur die Spielwiese der Links- wie Rechtsextremisten (bemerkenswert, mit welchen Begriffen Du hier hantierst), sondern der JLO ist es doch überhaupt zu verdanken, daß man sich des 13. Februars kollektiv erinnert. Für das Ausmaß unserer Tage ist die JLO nicht verantwortlich zu machen, wohlgemerkt: weder für den "Do-it-again"-Schwachsinn, noch für die NS-Parolen noch für den Relativitätsschwachsinn der offiziellen Stellen. Und ästhetisch ist sowieso alles eine Katastrophe, keine Frage. Aber da Du schon von der Idee der Nation sprachst, weißt Du sicher auch, daß für diese vor allem solche Ereignisse wichtig sind. Und immerhin besteht eine, wenn auch diffuse, Idee der Nation bei etlichen der 6000 Teilnehmer des Trauermarsches, sonst wären sie nicht da.
Es wäre insofern besser, Du behieltest solche schon defaitistischen Vorschläge wie oben für Dich anstatt diesem kraft- und willenlosen Staat Lektionen in Sachen repressiver Gedenkkultur erteilen zu wollen. Und bitte hab Verständnis dafür, daß es den Leuten am 13. Februar nicht darum gehen kann, für möglichst gelungene Fernsehbilder zu sorgen, die Cineasten wie Dich zufriedenstellen. Dein Text ist ein Stich in den Rücken – und das tut mir sehr leid für Dich.

drieu

8. Februar 2010 10:29

Eine sehr harte Polemik, die ich als Dresdner teils nachvollziehen kann und teils ablehnen muß.
Die Worte von Löffelstiel passen besser.

Toni Roidl

8. Februar 2010 10:42

Hallo Herr Lichtmesz, ich bin ein Fan Ihrer Artikel, aber dieser hier stößt mir auch auf. Ihren Ekel kann ich gut nachvollziehen (empfinde ich seit Wochen jedesmal, wenn ich wieder Antifa-Plakate für eine Bustour nach Dresden abreiße), aber: 1. Die Empfehlung an die Rechten, nicht zu erscheinen, um Linken keinen Anlass zum Aufmarsch zu geben, finde ich verwegen. Das Gesocks käme doch trotzdem nach Dresden. 2. Die Schlussfolgerung, die Unwürdigkeit des Kirmesspektakels würde das Bomber-Harris-Geschrei sozusagen nachträglich legitimieren, finde ich absurd.

Thorsten

8. Februar 2010 10:53

Letztlich dient dieser Text nur dem eigenen Frustabbau. Neue Erkenntnisse: Null. Alternativen: Keine. Prädikat: Nicht empfehlenswert.

An so einem denkwürdigen Tag kann man sich in einem solchen Staat nur falsch verhalten. Egal was man tut oder nicht tut.

Rainer

8. Februar 2010 11:05

Der Text ist völlig daneben. So können nur Menschen schreiben, die die Beweggründe dieses Gedenkens nicht begreifen wollen oder können.
Für mich ist jedenfalls die Sache völlig klar. Ein paar junge Menschen hatten sich vor Jahren zusammengefunden um endlich einmal auf das alliierte Groß-Verbrechen aufmerksam zu machen. Und zwar in einer Form ohne gleich dabei mit den sattsam bekannten Phrasen geschulmeistert zu werden.
Wer nicht fähig ist der eigenen Toten in würdiger Form zu gedenken der soll wirklich „das Maul halten“
Denn Aufrufe zum Duckmäusertum werden die Welt nie verändern.
Es ist zu wünschen dass dieses Gedenken immer größere Ausmaße annimmt, bis endlich das infame verlogene „Erinnern“ ein Ende findet.

Arg daneben!

8. Februar 2010 11:08

Ich finde, Löffelstiels Worte treffen es am besten:

Deutschland, halt’s Maul? Lichtmesz, sei auch Du still!

Timotheus

8. Februar 2010 11:21

@ Thorsten:

Das stimmt wohl, aber ich habe es trotzdem als befreiend empfunden diesen Text zu lesen. Ich bin Herr Lichtmesz verbunden, daß er sich stellvertretend für mich mal ausgekotzt hat, auch wenn ich manches so nicht teile.

Rene Hoffmann

8. Februar 2010 11:30

Eine Polemik, die man wohl ertragen können sollte.
Wichtiger wäre aber die Frage: Was soll man den eigentlich noch machen ??? Weiter immer vornehme Zurückhaltung üben ? Es ist doch vollkommen gleichgültig, wo und unter welchen Vorzeichen ich mich als Rechter oder auch nur als nationalbewußt zu erkennen gebe, eine freie Meinungsäußerung wird mir nirgends zugestanden. Auch wenn man noch so zivilisiert in noch so kleiner Zahl auftritt, eine zehnfache Antifa-Pöbelhorde ist immer und überall sofort zur Stelle - auf der Straße als übelste Schlägerhorde, im vermeintlich kultivierteren, geschlossenen Umfeld dann als neue Stasi/SD mit Doktortitel und inquisitorischer Selbstüberhebung.
Herr Lichtmesz, Sie polemisieren mit der widerlichsten Parole der Antideutschen gegen einen Ihrer Ansicht nach von zwei Seiten inszenierten Mißbrauch der Opfer von Dresden und gegen die politische Klasse unseres Landes. Das ist durchaus in Ordnung, aber in dieser Form der Polemik halt auch schon wieder politisch korrekt und damit doch ein bißchen feige. Zur angemessenen Gegenprovokation mit einem dann passenden Namen fehlt Ihnen wie wohl uns allen (aus nachvollziehbarem Grund) der Mut. Aber sich mit der o.a. Parole dann gegen die stellen, die in ihrer Verzweiflung eine Aktion durchführen, an deren Sinn man zwar durchaus zweifeln kann, die sich aber wenigsten aus der Deckung trauen, das kann es doch wohl auch nicht sein.
Was also tun? Vornehm zugrunde gehen? Sagen Sie mir es !

Martin

8. Februar 2010 11:36

Aus ästhethischer Sicht ein fast vollständig nachvollziehbarer Artikel.

Rein politisch gesehen bin ich anderer Meinung, hier steht und fällt die ganze Sache durch die schiere Quantität der Teilnehmer auf "rechter" Seite.

Wenns nur ein paar Hanserln sind, dann hat Herr Lichtmesz recht, dann liefert man nur Futter für die Selbstbeweihräucherungsanlage der "Kampf gegen rechts"-Maschine.

Wenn aber mal mehr als 20 tsd kommen würden und diese dann womöglich auch noch zu den späteren Daten des Bombenmassenmords, wie Pforzheim, Würzburg, Swinemünde (wo keine Gedenkmärsche mir bekannt sind) etc. kommen würden, dann wäre es politisch ein Erdbeben.

Dazu wird es aber wahrscheinlich nicht kommen ... die Berührungsangst, einmal "Flagge" zu zeigen, ist wohl zu groß ...

Martin Lichtmesz

8. Februar 2010 11:46

@ exe:

1. Ich mache die JLO für nichts verantwortlich, nicht einmal primär den linken Mob, sondern den Staat. Dessen Versagen scheint mir das zentrale Problem zu sein. Der JLO werfe ich vor, daß ihr die sture Demonstration der eigenen Bunkermentalität wichtiger zu sein scheint, als ein würdiges Gedenken. Damit hält auch sie das Opfergedenken auf ihre Art in Geiselhaft. Ich gestehe ihr zu, daß sie ein Vakuum auszufüllen sucht, aber das kann nicht innerhalb eines sektiererischen Rahmens geschehen.

2. Auch ohne die JLO wird des 13. Februars kollektiv gedacht. Was anderes zu behaupten ist mit Verlaub absurd. Die Frage ist nur nach dem Wie.

3. Ich habe nicht das geringste Interesse an gelungenen resp. "ästhetischen" Fernsehbildern und habe das auch nirgends behauptet. Das ist ein grobes Mißverständnis.

4. Ach, wäre der Staat doch hier mal ordentlich "repressiv" und würde die Straßen leerfegen und reinen Tisch machen, mit anderen Worten: würde er doch nicht zulassen, daß der 13. Februar zum Schlachtfeld der politischen Auseinandersetzungen wird, als handle es sich um den 1. Mai.

@ Toni Roidl

Mensch. Muß man immer extra dazuschreiben was cum grano salis zu nehmen ist, und was nicht?? Wer angesichts dieser Vorgänge in Dresden noch nicht in Vernichtungsphantasien geschwelgt und sich gewünscht hat, das ganze aufgezählte finstere Gesocks (inklusive Merkel, Maquardt und Konstantin Wecker) würde mit einem reinigenden Atomschlag weggeputzt werden, auf dass wieder grüne Wiesen und blaue Himmel mit zwitschernden Vöglein würden, muß ein Herz aus Stein haben.

@ Thorsten

Natürlich verweise ich auf eine Alternative. Das ist das doch zentrale Thema. Das scheinen überhaupt viele nicht kapiert zu haben. Der Dresden-Hickhack ist nichts anderes als die Quittung eines morschen Staates, der unfähig ist, würdig die Nation zu repräsentieren. Das einzig Erträgliche hieße: Verbot aller politischen Demonstrationen, Schweigeverbot für alle Bewältigungs- und "Toleranzdemokratieweltoffenheit"-Pfaffen, keine Entschuldigungen, keine Selbstanklagen, keine Rechtfertigungen, keine Relativierungen, stattdessen Kranzniederlegungen, Anwesenheit der Staatsoberhäupter, ein Garderegiment spielt auf, Deutschlandlied und Requiem, Schwarz-Rot-Gold-Fahnen auf Halbmast, ernst und monumental und unverschnitten, und wer auch nur ansatzweise in die Nähe kommt, um zu stören, kriegt Saures, genauso wie das in Frankreich an den Nationalfeier- und trauertagen geschieht. Das kann sich jeder ausmalen, wie er will... es gäbe viele Möglichkeiten, der Würde des Tages gerechter zu werden, als man es jetzt tut. Und wer sonst außer dem Staat kann und soll es tun?

Pat Bateman

8. Februar 2010 12:19

Hr. Lichtmesz sie haben ja völlig recht, aber dieser Staat will, wird und kann dies niemals tun. Dieser Staat wird diesen Tag so instrumentalisieren, wie er es schon immer getan hat. Mit immer den gleichen widerlichen Hackfressen. Das letzte was er will, ist ein nationales Gedenken, so wie sie es vorschlagen. Das geht ja völlig gegen das Grundverständniss von diesem System. So ist dieser Staat, und es ist kein anderer in Sicht.
Abgesehen davon, wenn die Opfer Rechnerei so weitergeht wie bisher, wird man in ein paar Jahren wohl feststellen, das es in Dresden nach der Bombardierung mehr Menschen gab, als davor.

.exe

8. Februar 2010 12:27

@ M.L.

Nur eine lokale Kleinigkeit: Bevor 1998 die JLO mit ca. 30 bis 40 Leuten begann, der Angriffe öffentlich zu gedenken, war bis auf das gutbürgerliche – meinst Du das mit kollektivem Gedächtnis? – Happening an der Frauenkirche nicht viel los mit dem großen Erinnern an diese Katastrophe, die uns Deutschen widerfuhr. Das sah in der Ostzone schon wesentlich anders aus, dort hat man die Verantwortlichen sogar beim Namen genannt.
Heute, nach etlichen Jahren und jeder Menge Bunkermentalität ist wohl in jedem verwinkelten Hirn der 13. Februar sozusagen festgedroschen. Keine Ahnung, was das letztlich ausbrütet, aber es bewegt die Republik, so oder so. Dieser Tag geht eben nicht glatt, wird kein Triumph, für niemanden; nicht für die Krawallos, nicht für die Gutmenschen, nicht für die NPD und – offensichtlich – auch nicht für Dich.

R.M.

8. Februar 2010 12:57

Der Staat ist doch das Resultat der morschen Nation, die wir haben! Als müßte ein Staat eine gesunde Erinnerungskultur aufbauen, und uns erzählen wie wir unser Gedenken gestalten und abhalten. Das ist doch lächerlich.
Wenn die Vernünftigen in der Mehrheit wären, gäbe es so ein Trauerspiel doch gar nicht.

Yorck Tomkyle

8. Februar 2010 13:16

Boah!
Das läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Und: ja, es ist normal, zutiefst getroffen zu sein von dem Spektakel, was extremistische Keinstminderheiten uns alljährlich in Dresden aufnötigen. Das eigentlich schockierende ist aber doch, daß dieses Trauerspiel überhaupt so einen Raum einnehmen kann. Es zeigt wieder einmal, wie wenig Widerstandskraft die Mehrheit in unserem Lande im Moment hat.
Es ist wie schon viel zu lange in unserer total durchökonomisierten Welt: ob Big Brother, DSDS, Interviews mit "Gladbeck"-Geiselmördern oder Ex-Terroristen, "Feuchtgebiete" oder 17-jährige Pickelkinder, die aufgrund von ein paar pubertären Ergüssen im Boulevard-Leitmedium als "Wunderkinder" (Zitat!) präsentiert werden. Immer wieder eine neue Sau durchs Dorf - piepegal welche, Hauptsache, die Blödis vor der Glotze schauen hin. Und blechen.
Und wenn man damit auch noch erzieherisch tätig sein kann - umso besser. Hier kann dann der bundesdeutsche Gut- und Bösmichel sein Mütchen kühlen.
Ja, Herr Lichtmesz, Sie haben Recht: es ist erbärmlich.
Die Antwort darauf - macht kaputt was Euch kaputt macht - hatten wir allerdings auch schon.
Nein. Zeigen wir Haltung. Stellen wir uns in eine Linie mit unseren Ahnen. So etwas wie DAS ist es nicht wert, beachtet zu werden.
Denken wir an das Feuer, das wir zu bewahren haben. Für Zeiten, in denen mehr Menschen hierzulande auffallen wird, daß nur das Feuer wärmt. Bleiben Sie cool, Herr Lichtmesz.
Und wenn Sie mal Zeit haben, gehen Sie doch mal auf:

https://www.youtube.com/user/vivit2009

2 + 2 = 4!

Wie heißt es so schön: Nicht klagen, kämpfen!

Gruß,

Yorck

Arne Schimmer

8. Februar 2010 13:30

Zu der Frage "Wie politisch kann/darf/soll ein Gedenken sein" hier auch noch Auszüge aus einem heute veröffentlichten Text von Jürgen Gansel, der sich zwar auf den fünften Jahrestag der "Bombenholocaust"-Debatte bezieht, aber auch auf den JLO-Gedenkmarsch bezogen werden kann:

"Auftritt und Wortwahl der NPD im Landtag waren aber nicht nur sachlich richtig. Sie waren auch erinnerungspolitisch wichtig, um den Exzessen einer selektiven, zu Lasten des eigenen Volkes gehenden Vergangenheitsbewältigung im Jahr 2005 entgegenzuwirken. Das Jahr 2005 mit dem 60. Jahrestag der Bombardierung Dresdens und der Kapitulation der Wehrmacht war geschichtspolitisch eines der bedeutsamsten seit Bestehen der BRD; die Art des Erinnerns an den 13./14. Februar 1945 und an den 8. Mai 1945 bestimmte und bestimmt die Deutungshoheit über die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Die Erlebnisgeneration, die noch weiß, wie die Geschichte des Krieges jenseits der Umerziehungsdogmen tatsächlich war, tritt unwiderruflich ab. Deshalb muß verhindert werden, daß antideutsche Geschichtslügen das Vakuum füllen, das die Erlebnisgeneration hinterläßt. Wenn die Großeltern nämlich nicht mehr von der polnischen Daueraggression als Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges, von den Kriegsverbrechen der Feindmächte und der Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten berichten können, schlägt mehr als 65 Jahre nach Kriegsende die große Stunde der Geschichtsverdreher, die den Enkeln einzureden versuchen, daß ihre Großeltern Verbrecher oder zumindest moralische Schwächlinge waren.

Geschichtspolitik ist immer auch Gegenwartspolitik. Neben der altrömischen Herrschaftstechnik von "Brot und Spielen" - also von Massenwohlstand und Massenunterhaltung - ist die "Vergangenheitsbewältigung" ein entscheidendes Machtinstrument zur Niederhaltung des deutschen Volkes. Durch eine systematische Schuldneurotisierung sollen die Deutschen von der Vertretung ihrer nationalen Interessen abgehalten werden. Durch injizierte Schuldgefühle werden sie moralisch gedemütigt, politisch bevormundet und finanziell ausgepresst. Als Volksgemeinschaft sollen die Deutschen nicht mehr existieren, als neudeutsche Schuld- und Zahlgemeinschaft aber bis in alle Ewigkeit.

Die nationale Opposition muß deshalb alles daran setzen, diesem fast gebrochenen Volk seinen Selbstbehauptungswillen und geschichtlichen Stolz wiederzugeben. Die selbstbewußte Vertretung deutscher Gegenwartsinteressen ist aber nur durch einen Schlußstrich unter die irrwitzige "Vergangenheitsbewältigung" möglich. Mit den sattsam bekannten Selbsterniedrigungsritualen und dem krankhaften Schuldkult muß endlich Schluß sein! Dazu hat die NPD vor fünf Jahren im Landtag einen wesentlichen Beitrag geleistet. Damals wie heute kämpft sie für die Befreiung der Deutschen aus der babylonischen Gefangenschaft einer verdrehten, den Siegermächten huldigenden Geschichtsschreibung.

Der Fahrkartenschalter nach Canossa ist geschlossen

Mit vollem Recht bezeichnete der frühere estnische Staatspräsident Lennart Meri das wiedervereinigte Deutschland als "Canossa-Republik", und Franz Schönhuber forderte schon vor 20 Jahren, den "Fahrkartenschalter nach Canossa" zu schließen. Heute, 65 Jahre nach Kriegsende, ist es dafür allerhöchste Zeit. Der Reisetourismus nach Canossa muß endlich aufhören, und das Büßerhemd und die Narrenkappe - die Hauptmode der Nachkriegsdeutschen - sind endlich einzumotten!

Der "NPD-Eklat" im Sächsischen Landtag ließ die etablierten Schuld- und Sühneprediger aufheulen. Der "Spiegel" stellte vor fünf Jahren betroffen fest: "Nach dem Dresdner Eklat zum Holocaust-Gedenken wird deutlich, daß die NPD-Thesen über die deutschen Opfer auch in der Mitte der Gesellschaft verfangen." Das Nachrichtenmagazin erkannte in der Fokussierung auf deutsche Kriegsopfer eine neue revisionistische Zeittendenz: "Die Rechtsextremisten sind Profiteure eines Wandels in der historischen Selbstwahrnehmung der Deutschen. Bombenkrieg, Flucht und Vertreibung, Massenvergewaltigungen und Kriegsgefangenschaft sind zunehmend Themen."

Dieser Einschätzung pflichtete 2005 auch der linke Politologe Claus Leggewie in einem Gespräch mit dem "Deutschlandfunk" bei. Auf die geschichtspolitischen Reden der sächsischen Nationaldemokraten angesprochen, meinte er: "Ich glaube, sie können damit spekulieren, daß es sehr viele Deutsche gibt, auch jenseits des rechtsextremen Lagers, die es, um es einmal salopp auszudrücken, satt haben, immer wieder an den Nationalsozialismus erinnert zu werden und die (...) sagen, was ist denn jetzt eigentlich mit den deutschen Opfern und was ist mit der guten Seite der deutschen Geschichte. Hier können sie auf Beifall weit über ihr Lager hinaus rechnen."

hartmut

8. Februar 2010 13:57

Also ich verstehe diesen JLO feindlichen Ton nicht.
Mann kann zur JLO stehen wie man will, aber die bringen wenigstens mehrere tausend Leute zur Demo.
Verzichten würde nichts bringen, die feigen besitzbürgerlichen Kreise akzeptieren den antifaschistischen Diskurs der SPD/Grüne etc.
Herr Lchtmesz kann ja weiter im Elfenbeinturm verweilen und sich über den mangelnden bildungsbürgerlichen Habitus der JLO Demonstranten erzürnen.
Ich sehe hier ein Grundproblem durchschimmern, der Mangel zum Dezisionismus und dass verweilen im intellektuellen Elfenbeinbturm. Die Neue Rechte muss intellektuell UND aktionistisch sein, oder sie wird nichts sein. Und Aktionismus muss auch jenseits von KSA möglich sein. Der Kampf um die Deutungshochheit zum 13 Februar muss jenseits von Ressentiments gegenüber Nichtakademikern geführt werden.

Bauer Gerhard

8. Februar 2010 14:26

"...sie würden auf ihren Marsch freiwilig verzichten. Das wäre eine Geste, die den linken Plärrern den Wind aus den Segel nehmen würde. Aber dazu fehlt ihnen die Größe ebenso wie die Intelligenz...."

Was daran wäre freiwillig.

Wieso sollten die Organisatioren verzichten, nur weil der Antifa etc. genügend Radau machen und die Gedenkveranstaltung in den Dreck ziehen. Das kann doch kein Grund sein darauf zu verzichten.
Wenn öffentliche Veranstaltungen von rechten Kräften stattfinden ist es doch mittlerweile üblich, dass dieses Pack Randale macht und versucht die Veranstaltungen zu verhindern. Nachgeben, in den Untergrund gehen vor diesem Pöbel. Das wäre eine Niederlage auf der ganzen Linie.
Solange die Organisatoren die Kräfte aufbringen können, die Veranstaltung durchzuziehen, sollen sie es auch tun.
Auch die Entlarvung der neuen Volksfront der antideutschen Kräfte, von der CDU bis hin zu den Kommunisten, sollte man nicht verachten.

Wer handelt schändlich, diejenigen die gedenken oder diejenigen die das Gedenken stören und in den Schmutz ziehen? Was ist bei der Beantwortung der Frage so schwierig, Herr Lichtmesz.
Macht die JLO irgendetwas was die Opfer in irgendeiner Weise verächtlich macht oder herabwürdigend? Scheinbar nicht, sonst wäre es sicher genannt worden.

Ich hätte nicht gedacht, bei der Sezession so etwas zu lesen.

An die JLO, weiter so. Nicht einschüchtern lassen.

Bauer Gerhard

8. Februar 2010 14:33

Wieso kein Artikel über das schändliche Betragen der bundesdeutschen Polit- und Medien"elite" und deren Behandlung des Gedenktages und das Herrunterrechnen der Opferzahlen?

Man könnte doch Obama und Brown einladen um einen Kranz in Dresden niederzulegen, um der Opfer zu gedenken, die von ihren Terrorbombern zu zigtausenden verbrannt wurden.
Für Obama als frischgebackener Friedensnobelpreisträger dürfte dies eine gern geübte Pflicht sein.

Raskolnikow

8. Februar 2010 15:00

Dass Lichtmesz recht hat,

beweisen diese "Löffelstiels-Text-passt-besser"-Kommentare. Ja genau - der Text von Löffelstiel tut nämlich nicht weh. Und man will doch im Grunde nur in Ruhe gelassen werden hinter dem konservativen Ofen. Die NPD-JLO-Antifa-Bundesbürger-B!-JF-Kongruenzen sind hier schön sichtbar gemacht worden - nicht von Lichtmesz, sondern von den Leuten selbst. Da tanzen sie scheinbar nur, wie in diesen altmodischen Schneekugeln die Ballerina. Man kann sie schütteln und rütteln, bewegen/ändern tun sie sich nicht.

Lichtmesz, Dein Text ist krank, so krank wie wir alle sind. Wir lesen Davila und Cioran, labern hochtrabende Phrasen daher, vergöttern Ideale, die nicht im Geringsten in unserer Reichweite liegen, holen uns nach der Kneipe einen runter und schlafen mit den Gedanken an alte Zeiten ein - als Antwort auf diese Zuckerguss-Diktatur bleibt uns Gescheiterten und Geschwächten nur die Gewaltphantasie. Als bekennendes krankes Schwein sage ich: "Lichtmesz do it again!"

Landser

8. Februar 2010 15:56

So sehr ich die Beiträge von M.L. ansonsten schätze, so sehr ist dieser doch, was die JLO-Schelte betrifft, ein echter "Griff ins Klo". Völlig richtig ist das von M.L. Nachgeschobene:
"Das einzig Erträgliche hieße: Verbot aller politischen Demonstrationen, Schweigeverbot für alle Bewältigungs- und „Toleranzdemokratieweltoffenheit“-Pfaffen, keine Entschuldigungen, keine Selbstanklagen, keine Rechtfertigungen, keine Relativierungen, stattdessen Kranzniederlegungen, Anwesenheit der Staatsoberhäupter, ein Garderegiment spielt auf, Deutschlandlied und Requiem, Schwarz-Rot-Gold-Fahnen auf Halbmast, ernst und monumental und unverschnitten, und wer auch nur ansatzweise in die Nähe kommt, um zu stören, kriegt Saures, genauso wie das in Frankreich an den Nationalfeier- und trauertagen geschieht. Das kann sich jeder ausmalen, wie er will… es gäbe viele Möglichkeiten, der Würde des Tages gerechter zu werden, als man es jetzt tut. Und wer sonst außer dem Staat kann und soll es tun?"
Aber genau hier liegt ja das Problem: einen solchen deutschen Staat gibt es nicht! Und solange es ihn nicht gibt, hat der Aufmarsch der JLO eben doch seine Berechtigung. Was wäre die Alternative? Zu Hause bleiben? Schweigen? Dem bolschewistischen und anarchistischen Mob und den moralisch total degenerierten Besser-Menschen den Platz überlassen? Dann ginge doch alles so weiter wie bisher!
Übrigens: Der Vorwurf der Instrumentalisierung wird oft erhoben. Aber gelte er nicht im Falle eines wie oben von M.L.geforderten staatlichen Gedenkens auch?Es ist nun mal das Schicksal der Toten, sich gegen Vereinnahmungen durch wen auch immer nicht mehr zur Wehr setzen zu können. Das galt und gilt immer. Das Totengedenken erfüllt doch vor allem für die Lebenden, die Gedenkenden, einen Zweck, nämlich den der Selbstvergewisserung. Deshalb ist das Entscheidende, wer, wie und wozu man gedenkt. Und deshalb gilt: solange es den von M.L. beschriebenen Staat nicht gibt, darf man das Gedenken der eigenen Toten DIESEM Staat und seiner Zivilgesellschafts-Mischpoke nicht überlassen!!!

Toni Roidl

8. Februar 2010 16:28

An Raskolnikow: Solche Depri-Kommentare MACHEN mich krank! Und wieso GewaltPHANTASIEN? Get real!

ls

8. Februar 2010 16:31

dein artikel ist fair genug und treffend in der position, dass beide fronten total versagen. ja er ist laut, weil du wütend bist. das ist in ordnung so.

Bauer Gerhard

8. Februar 2010 16:51

Hamburg: Linksfraktion ruft zu Blockadetraining im Rathaus auf

HAMBURG. Die Linksfraktion der Hamburger Bürgerschaft ruft für Dienstag zu einem Sitzblockade-Training im Rathaus der Hansestadt auf. Dadurch solle „ein solidarisches Zeichen für die antifaschistische Demonstration“ gegen den Trauermarsch der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland am 13. Februar in Dresden gesetzt werden, heißt es in einer Mitteilung der Arbeitsgemeinschaft Antifaschismus der Fraktion...
Quelle: Junge Freiheit

Gegen die aggressiven Angriffe der Antideutschen wird Enthaltung nichts bringen, "freiwillige" schon gar nicht. Klare Kante zeigen, Gleiches mit Gleichem, das sollte die Parole sein.

Ureinwohner

8. Februar 2010 16:58

Der 2. Absatz von "Raskolnikow" trifft es doch recht passend.
Sicherlich findet dieser jährliche Aufmarsch auch ein Stück seiner selbst willen statt. Aber ist dem daraus ein Strick zu drehen? Nach vorne zu blicken, und keinen Anfang der geordneten, stillen 5er Reihen zu sehen, nach hinten zu blicken, und kein Ende davon zu sehen, das gibt jenen Hoffnung, die sie suchen. Vereinnahmung der Opfer? Davon ließt man, wie auch hier, immer sehr viel. Das war es dann aber auch schon fast. Wobei es mir aber auch lieber wäre, wenn die repräsentativen Herren von NPD und Co. irgendwo in der Mitte laufen würden, und nicht an der Spitze.
Ich bin aber trotzdem wieder mit dabei.

Martin Lichtmesz

8. Februar 2010 17:00

Herr Lchtmesz kann ja weiter im Elfenbeinturm verweilen und sich über den mangelnden bildungsbürgerlichen Habitus der JLO Demonstranten erzürnen.

Ich sag's zum letzten Mal, da offenbar mehrere diesem Mißverständnis aufsitzen: ich habe mit keiner Silbe von einer schöngeistigen Position aus argumentiert, noch mich über den "mangelnden bildungsbürgerlichen" oder sonstwie gearteten Habitus der Demonstranten beschwert.

Mir scheint bei diesen Demos allerdings inzwischen ein sturschädeliger und unkluger "politischer Narzißmus" eine übergroße Rolle zu spielen, der primär auf Selbstdarstellung und Konfrontation aus ist, ohne wirklich eine anschlußfähige Plattform bieten zu können, die über die politische Sekte hinausgeht (inwiefern die JLO nun "Nazis" sind, kann ich nicht beurteilen). Das wäre aber das Entscheidende. So trägt die JLO das ihre bei, das Spiel zu zementieren und das Dresdenthema ins rechte Ghetto einzumauern. Die blödsinnige Polarisierung, die von der Linken und den Gutmenschen und den Pfaffen angestrengt wird, wird damit nur bestätigt, wenn auch unfreiwillig. Da ist schon längst ein Circulus Vitiosus im Gang, aus dem keiner aussteigen kann und will. (Das zeigen mir auch Kommentare wie die von Gerhard Bauer.)

Zu nichts anderem führt der Weg der JLO, (auch wenn sie sich meinetwegen Mühe geben, und die Bombenholocaust-Schreihälse außen vor lassen), so leid es mir tut, das sagen zu müssen. Ich möchte davor warnen, das nun als einen "gesunden" Protest gegen ein krankes System zu verklären. Das Milieu, aus dem das kommt, krankt genauso. Da reicht ein Blick auf Altermedia um darüber aufzuklären. Es ist imgrunde die gleiche Aporie, die auch die NPD in ihrer Gesamtheit zum Symptom und zur Stütze des Systems macht.

Der einzige Weg, dieses Dilemma aufzulösen, diesem Spuk ein Ende zu bereiten, ginge über den Staat, wenn er endlich seine Würde und nationale Verantwortung wahrnehmen würde.

Aber das tut er nicht, sondern durch seine Rückgratlosigkeit und partielle Übereinstimmung und Komplizenschaft mit den Positionen und Schlagworten der Linken gibt er diesen noch Rückendeckung. Hier wird die hoffnungslose Versumpfung und Verfilzung der Lage sichtbar. Der Zorn, der meine Polemik füttert, richtet sich in erster Linie auf diesen Zustand, und der Kommenator "Raskolnikow" hat mich wohl am besten verstanden (Céline und Thomas Bernhard lassen grüßen.) Ein Tritt in den Hintern des Staats, sich endlich, wie es der Rest der Welt tut, aufzurichten, statt dauernd unentschlossen herumzuschwulen. Alle, die das nun für "defaitistisch" halten oder sonst irgendwie einem unerreichbaren Ideal verpflichtet, fordere ich auf, mir einen einzigen gangbaren Weg zu zeigen, der nicht illusorisch ist, und den Teufelskreis brechen könnte.

Martin Lichtmesz

8. Februar 2010 17:01

Aber gelte er nicht im Falle eines wie oben von M.L.geforderten staatlichen Gedenkens auch?

Ja, aber der Staat darf das und soll das.

christian

8. Februar 2010 17:11

hätt ich mir ja nicht gedacht, auf der sezession mal als titel ein t-shirt motto der wichtigsten deutschen band kolossale jugend der wendejahre zu lesen.
eine lesung mit schreufs texten wäre fürwahr besser als diese seltsamen urschreitherapien. eine staatstrauer um kriegsopfer ist immer wichtig und sollte nicht parteipolitisch instrumentalisiert werden. das offizielle deutschland sollte gedenken.

Rudolf

8. Februar 2010 17:33

Auf JLO und Co. einzuschlagen ist billig, 1. weil dies ohnehin jeder macht und 2. weil die JLO nicht für den Krawall, den die Linken machen verantwortlich ist (das sind immer noch die Linken selbst).

Arne Schimmer

8. Februar 2010 17:35

@ Martin Lichtmesz

Ich finde, daß Deine ganze Argumentation auf einer sehr wackeligen Grundlage beruht, nämlich - wie Landser es ganz richtig aufführte - auf einem irrealen Bedingungssatz - vor irrealen Bedingungssätzen hat schon Carl Schmitt mit gutem Grund gewarnt: "Wenn die Feldmaus größer als der Blauwal wäre, dann wäre sie das größte Säugetier der Welt".

Also übertragen auf Dein Beispiel: Den nationalen Staat, mit dem Du argumentierst, den gibt es nicht, und ich sehe auch nicht, daß wir kurz davor wären, einen zu bekommen.

Die konkrete historische Situation im Gegenwartsdeutschland ist eine andere: Die Vergangenheitsbewältigung, die Armin Mohler noch im "Nasenring" beschrieb, ist zu einer umfassenden Zivilreligion mutiert, zum "umfassendsten und härtesten politisch-ideologischen Dezisionismus seit der russischen Oktoberrevolution" (Thorsten Hinz). Nur unter den Vorzeichen einer solchen Zivilreligion und eines solchen totalen Nationalnihillismus konnte sich das 1998 beim ersten JLO-Gedenkmarsch noch von 20 bis 30 Leuten vorgetragene Anliegen, auch der eigenen Opfer zu gedenken, zu einem derartigen Skandalon entwickeln, das es heute ist. Die Skandalisierung und die damit verbundene Erhöhung des Bekanntheitsgrades haben dazu beigetragen, daß heute der JLO-Trauermarsch die wohl einzige Veranstaltung der politischen Rechten ist, die mit knapp 10 000 Teilnehmern Massencharakter hat. Die Entwicklung, die der JLO-Gedenkmarsch genommen hat, ist also den geschichtspolitischen Bedingungen unserer Gegenwart geschuldet, dem keiner, der in Deutschland Politik macht, entkommen kann. Deine Lösung ist: Den JLO-Gedenkmarsch abmelden und "rein" bleiben. Ich halte das für illusorisch. Schon Götz Kubitschek hat einmal ausgeführt, daß es eine "aseptische Rechte" nicht geben wird, insbesondere dann nicht, wenn sie ihre Anhängerzahl vergrößern würde.

Ich finde es auch bedauerlich, daß Du in Deiner Polemik mit keinem Wort erwähnst, daß die JLO die einzige Kraft ist, die wenigstens versucht am 13. Februar eine würdevolle und angemessene Veranstaltung zu organisieren, also das für den Zug Schweigepflicht und ein getragenes Verhalten der Teilnehmer verpflichtend sind. Das kann man auch von der CDU-Demokratiemeile inklusive Bierpavillons und Rockkonzert nicht behaupten. Aber auf Differenzierung kommt es Dir nicht an - denn dann könntest Du DEIN polemisches Bedürfnis nicht befriedigen.

Trotzdem freundliche Grüße aus Dresden,

Arne

Landser

8. Februar 2010 17:48

"Aber gelte er nicht im Falle eines wie oben von M.L.geforderten staatlichen Gedenkens auch?

Ja, aber der Staat darf das und soll das. (M.L.)

"das offizielle deutschland sollte gedenken." (christian)

Ja, aber welcher Staat? Welches "offizielle deutschland"? Etwa DIESER Staat, DIESES "offizielle deutschland". Nein, und nochmals nein. DIESER Staat sollte sein Maul halten! DIESES offizielle Deutschland soll sich zum Teufel scheren.
Auch wenn ich mich wiederhole, aber so lange wir keinen Staat haben, der willens und fähig ist, ein anständiges Gedenken durchzuführen, laßt es die JLO machen. Die haben immerhin den Mut dazu. Was sollte die Alternative sein?

Martin Lichtmesz

8. Februar 2010 18:08

@ Arne

Den nationalen Staat, mit dem Du argumentierst, den gibt es nicht, und ich sehe auch nicht, daß wir kurz davor wären, einen zu bekommen.

Ja, eben drum! Verstehst Du?

Jedermann weiß und spürt und kann wahrnehmen, was es an dieser grotesk klaffenden, schreienden Leerstelle normalerweise und unter den Maßgaben der Vernunft, der Würde, unter dem Ethos von Einigkeit und Recht und Freiheit geben sollte.

Es ist wie den König daran zu erinnern, königlich sein zu müssen.

Das Schmitt-Zitat paßt nicht wirklich, denn es geht nicht darum, daß die Fledermaus hypothetisch größer als der Walfisch wäre (was sie nicht ist), sondern daß der Walfisch (der Leviathan) im Meer schwimme, wie es sich gehöre (und was er normalerweise nachweislich tut).

Was nun die JLO betrifft: zeig mir, daß das irgendjemand anderem, irgendetwas anderem nützt, als eurem (Partei-)Milieu. Nur dann würde das irgendeinen politischen Sinn ergeben. Aber so dient es nur dazu, daß die Gegenseite sich als Gegenpol gestärkt und bestätigt fühlt. Am Ende geht es ja doch nur um euch, und um den dranhängenden Sumpf, den man beim besten Willen nicht verteidigen kann. Circulus Vitiosus. Und wenn ihr in Kauf nehmen wollt, daß der 13. Februar zum alternativen 1. Mai wird - bitte! Das ist dann auch schon egal! Daß aber der Staat das in Kauf nimmt, und keine übergeordnete Position einnehmen kann und will, das ist die Schande...

Mir verzeihe man den Affekt, angesichts all dessen den Kladderadatsch herbeizusehnen, oder sich zu wünschen, Morgenthau hätte die Deutschen lieber gleich ausgerottet, als sie zu Kriechern zu machen, die noch Jahrzehnte später feiern, in die "Demokratie" gebombt worden zu sein ... wollen wir uns nicht scheuen, auch mal cum ira et studio zu sprechen, und mit schwarzem Humor, denn so sind meine Antifaparolen natürlich gemeint.

Arne Schimmer

8. Februar 2010 18:22

@ Martin Lichtmesz

Doch, mein Schmitt-Bezug paßt sehr wohl. Du argumentierst vollkommen utopisch und verdeckst das hinter einem Schwall von Kraftausdrücken. Den Staat, der Dir vorschwebt, den gibt es nun mal nicht, den gab es in Deutschland vielleicht vor 100 Jahren. Ich argumentiere konkret-historisch und zeige nur die Rahmenbedingungen auf, die heute übrigens für jeden rechten/nationalen Organisationsansatz gelten und nicht nur für unseren "Sumpf".

Ureinwohner

8. Februar 2010 18:42

Man soll hier also nun auch bitteschön brav werden und darauf vertrauen, daß der Staat sich ändert, auch ohne den Druck der Straße.
Man kann von uns an Überhitzung leidenden nicht verlangen, 365 Tage im Jahr ruhig sitzen zu bleiben. So etwas verstehen nur elfenbeingetürmte nicht.

Martin

8. Februar 2010 18:48

.... ein gangbarer Weg ?

Wenn all die RCDSler und Junge Union Leute und Burschenschafter, die ich schon z.T. ultra- rechtes Gedankengut (ich verwende jetzt diese Begriffshülse ohne sie zu hinterfragen zur Veranschaulichung) nach dem zweiten Bier habe faseln hören und all die SPDLer und Gewerkschafter, die außerhalb des "offiziellen" dann doch nicht mehr so für ihren "Kumpel Ali" sind und was von deutschen Interessen und deutschen Arbeitern labern in den letzten 30 Jahren mal einfach das Maul aufgemacht hätten, wären wir bereits jetzt und heute in einer anderen Republik.

Wenn all die rechten sich nur in Larmoyanz und gegenseitige "Sektierervorwürfe" u.a. ergiesen und sich zu schade sind, sich zumindest für kurzfristige Ziele, wie bspw. einen solchen Gedenkmarsch, zu verbünden, ändert sich nichts.

Die rechten hatten alle gesellschaftlichen Voraussetzungen seit Bestehen der BRD und dann auch nochmal anno 89/90 tonangebend auch außerhalb von Steuererleichterungen, Wirtschaftsförderung und Zuzug von billigen Arbeitskräften zu sein.

Sie waren es nicht und schieben jetzt ihr eigenes Totalversagen auf die bösen 68er und die "Systemmedien", den Meinungs- und Gesinnungsdruck, der politischen Korrektheit etc.

Wie war das? Was fällt, das soll man stoßen? Der stärkere setzt sich durch ? Die rechte ist für eine Leistungsgesellschaft und für Eliten und ist dann nicht einmal in der Lage, die Eliten zu besetzen? Und wenn, dann nur in Form von "Stillen-Kämmerlein-Rechten" mit Hitler- Altar im Sicherungskasten des im Bauhaus-Stil möblierten Bungalows?

Der Weg ist neben der Themensetzung in Medien wie diesen auch das Auftreten und das Engagement in Parteien. Dann kann sich langsam evtl. wieder etwas ändern - mit dem Warten auf Armaggedon oder einer Endzeitkatharsis ändert sich nichts - gar nichts - außer, dass die anderen (linke, Muselmanen etc. ) weiterhin das Sagen haben oder noch mehr zu sagen haben und dieser Gesellschaft ihren Stempel unwiderruflich aufdrücken.

Das Abwarten auf geschichtliche, zwingende Wenden war einmal den Marxisten vorbehalten - die rechte scheint dies allzu oft kopieren zu wollen und nicht zu sehen, dass wenn es auf "finito" zugeht, es auch endgültig "finito" sein wird.

Wenn sich auch "gutbürgerliche" einmal in so einen Gedenkmarsch einreihen würden, wären die "Kostümnazis" auch überspielt.

Was gab denn den Alternativen und Grünen ihre Schlag- und Überzeugungskraft? Dass sich die jetzt als "Gutmenschen" bepöbelten normalen Bürgerschichten in Form von u.a. Lehrern, Angestellten, die pensionsbeziehenden Omas etc. nicht zu schade waren, bspw. auf die Straße zu gehen und gegen Atomkraft, Startbahn West, Wackersdorf etc. zu demonstrieren, sich von der Polizei wegtragen zu lassen, obwohl auch hier immer eine starke linke Chaotentruppe am Start war.

Nur bei den rechten, ist man sich zu fein ... da hat man ja dann elitäre Vorbehalte, gegen solche Aktionen des "Mobs", des "Pöbels" etc.

Wie ich oben schon einmal gepostet habe, bei 5000 Teilnehmern am Gedenkmarsch sind es eben nur die armen, vom Wohlstand abgeschnittenen, verblendeten und von West-Altnazis verführten Ossis - Bei 20.000 Teilnehmern hätte dieses System aber ein Problem!

Andreas

8. Februar 2010 20:05

Danke, Herr Lichtmesz!
Sie sprechen mir aus dem Herzen.

Raskolnikow

8. Februar 2010 20:19

Schade,

dass Lichtmesz sich anschickt, seine klaren Worte mit "schwarzem Humor" abzuschwächen, nur weil Schimmer ihn auf das Glatteis der nackten Konkretheiten verführt. Denn im Grunde hat Lichtmesz doch verstanden - das verrät der Titel der kleinen Epistel - dass die Zeit für Dispute vorbei ist. Welches "Argument" sollte auch jene Untertanennaturen plötzlich zu freien Menschen machen? Denn das Ganze, um mal fundamental zu argumentieren, ist doch im Grunde eine Charakterfrage. Und Charakter kann man nun mal nicht herbeireden, wenn der gesamte ontologische Prozess der Menschwerdung in dieser Gesellschaft einfach ausfällt.

Was bleibt also? Nicht viel, das ist mal sicher, aber wenn man schon die Bombenwünsche für das eigene Volk, auch aus geschmacklichen Gründen, relativieren muss, dann könnte man ja vielleicht argumentativ auf freiwillige Selbstauslöschung hinarbeiten - so als Kompromiss.

Andererseits: die Sache mit dem generellen Massenaufmarschverbot kann ich auch unterschreiben. Am Ende prügeln sich diese Leute noch an einem Tag der Trauer. Wie also der echten, ehrlichen Trauer eine Form geben? Wozu haben wir Glocken in den Kirchen? Die sollen läuten, läuten was das Erz hergibt und alles Menschenvolk in Deutschland sollte innehalten! Insofern ist der Artikel dann im doppelten Sinne zutreffend betitelt, denn am 13. Februar sollte Deutschland tatsächlich mal das Maul halten!

Jens

8. Februar 2010 21:41

Spricht mir absolut aus der Seele was sie da schreiben, Herr Lichtmesz! Selbst wenn die "Anti-Deutschen" so oder so kämen, rechtfertigt das nicht die Präsenz der JLO. Dass sogar Trauer zu Zwecken der politischen, wie auch immer gearteten Agitation missbraucht werden muss, lässt tief blicken. Wer auch immer wie auch immer dieses geschichtliche Ereignis betrachtet, sollte sich wenigstens für einen Tag (!) doch mal vom missionarischen Eifer freimachen können und das Blöken den vierbeinigen Schafen überlassen. Zumal bei einer Nichtpräsenz von Rechtsextremen (und in diesem Fall kann man guten Gewissens tatsächlich von eben solchen sprechen) für den Otto-Normal-Verbraucher die Wahrscheinlichkeit sinken würde, die anderen Geistesamöben wieder als die "guten" ausmachen und sich mit selbigen entsprechend solidarisieren zu müssen, zum Zwecke der gutmenschlichen Selbstvergewisserung.
Nationales Selbstwertgefühl wird so nie entstehen und wie nicht anders zu erwarten war, wird aus unpolitischer und aufrichtiger Trauer ein Zweifrontenkrieg mit abschließendem Triumph des "Kampfs gegen Rechts".
Was das angeht: Ja, "degeneriert" past!

Sascha

8. Februar 2010 22:04

Martin, verlaße doch mal Deinen auch so gemütlich eingerichteten Elfenbeinturm und geh nach Dresden zum Trauermarsch, dann wirst Du sehen und erleben, daß dies eine würdevolle Veranstaltung ist, ganz im Gegenteil zu Deinem Artikel. Der Marsch in Dresden ist weit davon entfernt eine reine Parteiveranstaltung zu sein, dort ist ein Bewegungsgedanke spührbar.

Würde mich freuen einen von Euch in Dresden zu sehen.

Gruß
Sascha

N.S.
Übrigens bei so einem Trauermarsch kann man ganz hervorragent "das Maul halten".

d.n.

8. Februar 2010 22:39

@ John Haase & diverse andere

„Sifflook“; „rechte Schreihälse“ usf.

Inwieweit dieses Klientel – laut, ohne Benimm, Bier trinkend – in Dresden vertreten und ob es dort dominierend ist, kann ich nicht beurteilen, da ich noch nie an dem Trauermarsch teilgenommen habe. Wenn man sich aber die zahlreichen Videos vom letzten Trauermarsch in Dresden auf youtube anschaut, sucht man „rechte Schreihälse“ im Sifflook (auch in der Feindpropaganda) mit der Lupe. Sogar Spiegel TV bezeichnet die Rechten als „schweigend-schwarz“ (ca. 2:46 min.): https://www.youtube.com/watch?v=oHIizdVqoZo&feature=related

Ich sehe das Problem weniger an den Teilnehmern des Trauermarsches, eher an den Rednern: Björn Schumacher oder Franz Uhle-Wettler würden die Veranstaltung in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen als Apfel und Faust…

@ Lichtmesz

„Was nun die JLO betrifft: zeig mir, daß das irgendjemand anderem, irgendetwas anderem nützt, als eurem (Partei-)Milieu. Nur dann würde das irgendeinen politischen Sinn ergeben.“

Ich habe durchaus die Erfahrung gemacht, daß die alljährliche Gedenkveranstaltung in Dresden auch in „bürgerlichen Kreisen“ nicht ohne Wohlwollen beobachtet wird. Erst letzte Woche habe ich ein Vertriebenen-Treffen besucht, an dem hauptsächlich parteilose Funktionäre diverser ostdeutscher Landsmannschaften sowie ältere CDU-Herren teilgenommen haben. Als der bevorstehende Trauermarsch in Dresden zur Sprache kam: Die Sympathien waren eindeutig bei der JLO, wobei, klar, die NPD-Nähe kritisiert wurde.

Erst durch die alljährliche Kontroverse um den Trauermarsch wird der 13./14. Februar 1945 von einer breiteren Öffentlichkeit als mehr als nur ein Detail im Zweiten Weltkrieg wahrgenommen.

Schumann

9. Februar 2010 00:12

Hallo Martin,
merkwürdig, dass ausgerechnet Du so daneben liegen kannst: Deine Argumentation, man solle auf das Gedenken in Dresden verzichten, um den linken Antimenschen den "Wind aus den Segeln" zu nehmen gleicht dem Argument, dass Deutsche nachts nicht mehr auf die Strasse gehen dürfen, weil sich sonst unsere arabischen Mitbürger womöglich zu unschönen Übergriffen genötigt sehen...
Nein, Dresden polarisiert, die Perversion, dieses einmalige Kriegsverbrechen, bleibt ewig unvergessen. Ich werde an diesem Trauermarsch auf jeden Fall teilnehmen und verbitte mir deswegen des "politischen Narzißmus" bezichtigt zu werden.
Etwas unaufgeregter: Ob es Dir nun passt oder nicht: hier besteht die Herausforderung zu einer geschichtspolitischen Debatte, der man sich seitens der NEUEN Rechten nicht mal eben so mit etwas schnell verschossenen Polemik entziehen kann. Musst hier halt Farbe bekennen. Der arrogante Blick von oben - auf die Schaben, die sich gegenseitig auffressen - ist hier jedenfalls gänzlich fehlt am Platze.

Kiki

9. Februar 2010 01:19

@Raskolnikow
Ihr schöner Künstlername schreit förmlich nach einem guten Rat, den man Ihnen angesichts Ihres auch nicht sonderlich originellen Defätismus geben möchte: tun Sie dem Urbild Ihres Nicks nach und bekehren Sie sich.

(Mein jugendlicher Sohn würde in seiner schnodderigen Art eher sagen: Geh´ beten).

Claus Wolfschlag

9. Februar 2010 06:00

Zur JLO kann ich nicht viel sagen, habe mir das nie angesehen. Höchstens generell - und das jetzt mal fern des Bezugs zur hier im Vordergrund stehenden Trauer - sei aber die Anmerkung erlaubt, daß "rechte" Protestformen meist an ihrer Phantasielosigkeit kranken. Weshalb überhaupt immer diese Form des angemeldeten Demonstrationsmarsches?, fragt man sich. Moderne Versammlungsformen haben ja einen viel anarchischeren, kreativeren Charakter, z.B. als Flashmob, als spontane Performance usw. Hierüber wäre in Zukunft weiterführende Diskussion lohnend.

Doch zurück zum konkreten Thema: Abgesehen von der JLO-Geschichte, zu der ich ja nichts sagen kann, kann ich die Empfindung von Martin Lichtmesz gut nachvollziehen. Kenne ich selber an mir. Deutsch und Antideutsch, Patriotismus und Abwendung, berühren sich manchmal, wie im bekannten Hufeisenmodell vorexerziert. Wo viel Liebe ist, kann auch viel Hass, zumindest viel Verzweiflung sein. Und wie viele mögen sich schon gelegentlich etwa beim Anblick der BRD-Physiognomik von C.Roth vorgestellt haben, eine Erdspalte würde aufreißen und dieses ganze Land mit Magma überziehen.

Martin Lichtmesz hat seiner Verzweiflung Ausdruck verliehen. Das ist manchmal nötig. Für Schreiber wie Leser. Danach kommen stets die weiterführenden Reflexionen und daraus folgenden Handlungen.

.exe

9. Februar 2010 07:38

Alle, die das nun für „defaitistisch“ halten oder sonst irgendwie einem unerreichbaren Ideal verpflichtet, fordere ich auf, mir einen einzigen gangbaren Weg zu zeigen, der nicht illusorisch ist, und den Teufelskreis brechen könnte.

Aber Martin, welcher (Aus-)Weg wäre denn in unserer Situation nicht illusorisch? Wir sind doch nicht wie wir sind weil wir Hoffnung haben? Die Treppe führt nur nach unten, das weißt Du ganz genau.

Raskolnikow

9. Februar 2010 09:11

Liebe/r Kiki,

mein "Künstlername" ist kein Zufall oder Koketterie, wie Sie offenbar annehmen, er resultiert aus meiner Bekehrung. Und der Aufforderung Ihres jugendlich-weisen Sohnes komme ich als Katholik gern nach.

Dass Sie mir, und vielleicht auch dem Lichtmesz, mangelnde Originalität vorwerfen, trifft mich nicht weiter - ich bin ja kein 17-jähriges Feuilletonlieblingskind.

Und wenn Verzweiflung angesichts der Situation in dieser Welt Ihnen vielleicht nicht originell, schick oder "deutsch" genug ist, dann ist das Ihr Problem. Wahrscheinlich sind Sie, wie so viele, nur zur Ehrlichkeit gegen sich selbst nicht in der Lage. Wir morden jeden Tag auf´s Neue, obwohl wir wissen, wie falsch, krank und irre diese Morde sind, je nun wir können nicht anders ... Es gibt keinen Ausweg - außer auf Gott vertrauen und beten! DAS bedeutet es, Raskolnikow zu heißen!

(Um es mit einem bemerkenswerten alten Mann zu sagen; es bleibt doch nur der Rückzug auf einen rein ästhetischen Brückenkopf. Und deshalb hat Lichtmesz recht!)

Nikodemus

9. Februar 2010 09:35

Wer meint, der 13.2. sei ein Datum, das im kollektiven Gedächtnis der "Bevölkerung" der BRD einen besonderen Platz einnmit, irrt sich kräftig. Das zieht genauso vorüber, wie jeder andere Gedenktag, wenn es denn wahrgenommen wird.
Damit hängt eben auch zusammen, dass "der Staat" zu diesem Datum nichts auf die Reihe bringt - man müsste ein Bedürfnis nach diesen adäquaten Formen im Volk erstmal schaffen. In der übergroßen Mehrheit sind die Deutschen davon aber weiter entfernt als jemals vorher. Sowohl was den Wunsch, den eigenen Opfern zu gedenken, als auch was die angemessene Form angeht.
Und da lebt es sich für die Staatsführung einfacher in den Verhältnissen, in denen sie selbst nach oben gespült wurden. Ohne ein einschneidendes Ereignis gleich welcher Art, wird sich das auch kaum mehr ändern.

Bauer Gerhard

9. Februar 2010 09:38

"SPD-Politikerin Marquardt: „Keine Versöhnung mit Deutschland!“
...Und auch jetzt, anläßlich des bevorstehenden Gedenkens an die Dresdner Opfer des alliierten Bombenterrors, zieht Marquardt die Fäden, um für Bambule zu sorgen. „Keine Versöhnung mit Deutschland!“ lautet das Motto der Demo, die sie laut Pressemeldung für den 12. Februar angemeldet hat.

Inzwischen geht es ihr bei den Antifa-Protesten nicht mehr darum, den Trauerzug der von Rechtsextremen unterwanderten Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland zu blockieren, sondern das bürgerliche Totengedenken zu stören. Den „wirklichen abstoßenden Opfermythos“ könne man jährlich in Dresden erleben, schrieb sie, und noch schlimmer sei: „Die Stadt will schlicht ihre Ruhe haben.“ ..."
Quelle: JF

"..Der CDU-Politiker begrüßte eine von der Stadt veranstaltete Menschenkette und das Signal, dass »die rechtsextreme Geschichtsfälschung nicht hingenommen wird«. Ulbig selbst kündigte wie Ministerpräsident Stanislaw Tillich seine Teilnahme an. Voriges Jahr waren CDU-Politiker den Protesten ferngeblieben. .."
https://www.neues-deutschland.de/artikel/164325.minister-ruft-fuer-13-februar-zu-protesten-in-dresden-auf.html?sstr=dresden

Wer diesen Gedenktag missbraucht, ist klar: Es ist nicht JLO, nicht die NPD und sonstige rechte Organisationen.
Dieser Tag wird mit Hilfe des Staates missbraucht. Wenn man diesen Staat überhaupt noch als Staat bezeichnen will. Ist er nicht schon lange in Händen der Parteien und vor allem deren Geldgeber?

Man kann schon fordern, dieser Staat sollte der Opfer Dresdens würdig gedenken, das würde aber bedeuten, dass ein Vasallenstaat seinen obersten Herrn angreifen würde, dieser war ja der Täter. Wie realistisch dies ist, kann sich jeder selbst vorstellen. An einen Staat, welcher Regenbogenfahnen an öffentlichen Gebäuden hisst, sollte man da keine allzu großen Erwartungen setzen.

Die von Herrn Wolfschlag angeregten Aktionen müssen ja nicht alternativ angewandt werden, es gibt ein sowohl als auch.

Freedy

9. Februar 2010 10:48

In Zusammenhang mit Gedenktagen verbieten sich politische Demonstrationen eigentlich von selbst. Abgesehen davon ist es grundsätzlich fragwürdig, warum irgendjemand das Recht haben sollte, das städtische Leben mit politischen Massenaufläufen und Parolengebrüll zu stören. Tatsächlich aber beteiligen sich Ordnungsamt und Polizei noch an der Behinderung des gewöhnlichen Straßenverkehrs durch derlei Rattengewimmel.

Die Montagsdemonstrationen vor 20 Jahren wurden nicht genehmigt. Sie wurden aber auch nicht niedergeschlagen. Wenn wir die Entwicklung bis heute betrachten, so gab es für jene, gegen die sie sich offenbar richteten, auch keinen Grund dazu.

Die Revolutionen der Straße können nicht befreien, sie führen gewöhnlich in andere Zwinger.

drieu

9. Februar 2010 11:09

Die Beiträge von Lichtmesz und Raskolnikow allein machen mir diese Diskussion lesenswert.

Es ist nicht wahr, daß es vor dem Tun der JLO in Dresden kein Gedanken gab. Die "Nacht der Stille" gab es schon immer, genauso wie die offiziellen Gedenken und Kranzniederlegungen. Es steht jedem frei in diesen Nächten inne zu halten, zu gedenken und vor allem: Kränze, Blumen usw. an den zahlreichen Gräbern niederzulegen.

Was ich nunmehr Jahr für Jahr beobachte sind zwei Blöcke von sonnenbebrillten Jugendlichen, die nur darauf warten in einem schwachen Moment der Polizei aufeinander treffen zu können. Das alles ist ein KARNEVAL, nichts weiter, auch wenn die JLO dies nicht will. Das ist unerheblich.

Daher hoffe ich jedes Jahr für ein besonders kaltes und feuchtes Wetter - weil die frierende Meute der Narren so noch mehr allein gelassen wird.
Denn so oder so: die überwiegende Mehrheit der Dresdner nimmt an dieser Schande nicht teil.

Andi

9. Februar 2010 11:56

Die einzigen beiden Fragen, die sich uns im Hinblick auf den 13. Februar stellen sollten, ist einerseits, welche Ziele an diesem historischen Datum zu verfolgen sind, und andererseits, mit welchen Mitteln wir diesen Zielen näher kommen könnten. Sollten wir nicht einmal in der Lage sein, über die Zieldefinition Einigkeit herzustellen, brauchen wir uns über die Zweckmäßigkeit eines JLO-Trauermarsches erst gar nicht unterhalten.

Halten wir fest: Sowohl Konservative (hierzu zähle ich das parteipolitisch heimatlose, in erster Linie publizistisch tätige Spektrum um Junge Freiheit, Blaue Narzisse und Sezession) als auch Nationale (vereinfacht ausgedrückt das NPD-Milieu) haben einen grundsätzlich positiven Bezug zur deutschen Geschichte und verurteilen die am deutschen Volk verübten Kriegsverbrechen. Während man sich im einen Spektrum hinsichtlich der ablehnenden Haltung gegenüber dem historischen Nationalsozialismus einig ist, dürfte dieser Punkt in NPD-Kreisen äußerst umstritten sein. Es ist daher nicht einmal so weit hergeholt, wenn Konservative Nationalen zumindest partiell vorwerfen, sie würden das Gedenken für die Opfer von Dresden instrumentalisieren, um mithilfe einer Opferaufrechnung dem historischen Nationalsozialismus zu einer Weißen Weste zu verhelfen. Diese Behauptung trifft mit Sicherheit nicht auf NPD-Repräsentanten wie Schimmer, Gansel oder Apfel zu, sehr wohl aber auf Teile der Kameradschaftsszene.
Eine parteipolitische Instrumentalisierung zugunsten der NPD hat übrigens aus meiner Sicht in den letzten Jahren nicht mehr stattgefunden. So wurden nicht nur Parteifahnen jeglicher Art untersagt, sondern darüber hinaus durch eine paritätisch besetzte Rednerliste die parteipolitische Ausgewogenheit der Versammlung garantiert. Dass Holger Apfel, seines Zeichens NPD-Fraktionsvorsitzender im Sächsischen Landtag, auch im letzten Jahr ein Grußwort übermittelt hat, finde ich ehrlich gesagt unschädlich: Immerhin findet dieser Trauermarsch in Dresden statt, wo eine nationale Partei im Landtag sitzt. Holger Apfel ist, ob dieser Umstand einem gefällt oder nicht, nun einmal der höchste nationale Amtsträger im Freistaat Sachsen. Durch die (Amtsträger-)Eigenschaft eines Redners kann dem Gedenken jedenfalls ansatzweise ein offizieller Charakter verliehen werden. Besser wäre es natürlich, wenn ein Vertreter der Sächsischen Landesregierung dort sprechen würde, aber soweit ist die NPD in Sachsen (leider) noch nicht.

Ob der Trauermarsch der JLO nur dazu dient, um dem historischen Nationalsozialismus einen Persilschein auszustellen, dürfte von seinem Gesamtcharakter abhängen. Nach Lektüre des diesjährigen Aufrufs der JLO und meinen persönlichen Eindrücken vom letztjährigen JLO-Marsch würde ich diese Frager klar verneinen. Im Vordergrund stand seitens der JLO eindeutig das Gedenken an die Opfer des alliierten Bombenterrors. Soweit herrscht also zwischen Nationalen und Konservativen Einigkeit. Wenn es nur um das Gedanken geht, so sollte man meinen, dann könnte dieses doch auch ohne einen Aufmarsch - praktiziert im stillen Kämmerlein – stattfinden. Die Forderung nach einem stillen Gedenken, wie sie von Lichtmeszs erhoben wird, ist berechtigt. Ich würde diese sogar bei Vorliegen adäquater gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen unterschreiben.

Jedoch ist es illusorisch zu glauben, im Deutschland des Jahres 2010 wäre dadurch ein nationales, das heißt von breiten Teilen des deutschen Volkes getragenes Gedenken möglich. Dem deutschen Volk anno 2010 fehlt die Einsicht in die Notwendigkeit eines solchen Gedenkens. Außer den 20.000 Nationalen und Konservativen würde an diesem Tag kein einziger Bundesbürger eine Kerze zuhause anzünden oder für die Opfer von Dresden eine Schweigeminute einlegen. Stattdessen geht man am 13. Februar 2010 lieber Einkaufen („Shoppen“), trinkt sich in Delirium oder arbeitet an der Selbstverwirklichung der eigenen Persönlichkeit. Ursächlich für diese Situation sind nicht nur fünfundsechzig Jahre Umerziehung und die Herrschaft der Political Correctness, sondern eben auch ein tief greifender Wandel gesellschaftlicher Wertvorstellungen. Achtung und Respekt gegenüber den Ahnen gilt in einer hedonistisch-materialistisch geprägten Gesellschaft schlichtweg als ein Relikt vergangener Tage.
An diesem Zustand wird sich auch durch ein Gedenken im stillen Kämmerlein nichts ändern. Wäre der JLO-Trauermarsch ausschließlich dem Gedenken durch die an diesem Tag in Dresden versammelten Teilnehmer gewidmet, so hätte Martin Lichtmesz recht: Man könnte, um die Würde der Opfer nicht den Verbalinjurien der Antideutschen auszusetzen, auf einen Trauermarsch verzichten und das Gedenken im Stillen durchführen.

Ich persönlich sehe in der Veranstaltung der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland jedoch nicht nur einen Gedenkcharakter. Nein, dieser Marsch soll durch seine eindrucksvolle Größe auch wachrütteln; er soll all jene Bundesbürger zum Nachdenken bewegen, die an diesem Tage ansonsten gedankenlos durch die Dresdner Altstadt schlendern würden, wo 65 Jahre zuvor zehn- oder sogar hunderttausende von Menschen den Flammentod fanden. Es soll das Bewusstsein des deutschen Volkes für seine eigenen Opfer geschärft werden. Jeder junge Dresdner sollte wissen: Als Deutscher wäre ich heute nicht auf der Welt, wenn es damals meinen Großvater oder meine Großmutter erwischt hätte. Dieser Blick ist völlig rational und wird nicht durch die Krokodilstränen staatlich verordneter Gedenkveranstaltungen getrübt. Diese Sensibilisierung der Bevölkerung erreichen wir allerdings nicht durch Wohnzimmergedenkfeiern, sondern nur durch eine massenwirksame Großdemonstration. Aus dem Gedenken muss eine starke Bewegung werden, die den lang herbeigesehnten Bewusstseinswandel einleitet. Wer sich von subkulturell geprägten Einzelpersonen abgeschreckt fühlt und dem Trauermarsch nur deshalb fern bleibt, hat die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. „In der geballten Faust sind alle Finger gleich.“ – das sagt ein altes Sprichwort, welches sich so mancher Konservative einmal zu Herzen nehmen sollte. Wenn es um die Toten von Dresden, den Fortbestand unseres Volkes und die Selbstachtung gegenüber seiner Geschichte geht, sollte das anständige Deutschland endlich einmal zusammenstehen - zusammenstehen gegen Geschichtsklitterung im Stile Guido Knopps, gegen antideutsche Linksfaschisten und pseudokonservative Opportunisten aus den Unionsparteien!

Solange es diese degenerierte Republik und die sie tragende Gesellschaft gibt, hat der Trauermarsch in Dresden seine Berechtigung. Der 13. Februar 2010 ist der Stolperstein für alle deutschen Patrioten – und den lassen wir uns bestimmt nicht nehmen!

Martin

9. Februar 2010 12:54

Es ist doch irgendwie das alte Thema:

Historisierung der Historie, was der wissenschaftlich einzig richtige Ansatz ist oder moralisieren, ziehen von was auch immer für Lehren aus der Geschichte etc. was über kurz oder lang zu einer Instrumentalisierung der Geschichte führt, die Opfern nie so richtig gerecht wird.

Jeder Politiker der Welt, der bspw. Israel besucht, wird Jad Vashem besuchen - meist ganz zu Anfang seines Besuchs, damit er auch die richtige Einstellung bekommt. Keiner oder zumindest die meisten der Überlebenden oder der Angehörigen von Opfern haben sich an dieser "Instrumentalisierung" wohl bislang öffentlich gestört. Der besuchende Staatsgast sieht es ja als eine "Anstandsbekundung" an, wenn er die Gedenkstätte besucht.

Deutsche Politiker, die Polen, Tschechien etc. besuchen, gedenken dort aller möglichen Opfer, nur nicht der Opfer der eigenen Landsleute, die durch Flucht und Vetreibung ums Leben gekommen oder sonst tief geschädigt wurden.

Mit anderen Worten: Geschichte ist heutzutage immer politisch und zumeist auch ein echtes Kampfmittel. Das man sich dehalb auch über den Dresden-Gedenkmarsch aufregen kann, wie es M.L. getan hat, ist daher sehr verständlich.

Die Frage ist nun, ob rechte, konservative etc. durch bewusstes Auslassen dieses Kampfmittels den anderen aufzeigen können, was sie eigentlich so treiben.

Wenn die JLO die Medienmacht hätte, eine unzensierte Erklärung in diesem Sinne durchzubekommen, dass man gegen die Politisierung der Opfer sei und aus diesem Grunde den Marsch absagt, dann wäre es ein echter Coup.

Eine unzensierte Erklärung (wobei Zensur auch einfach durch Nichtveröffentlichung, wegglassen von Teilen etc. geschieht) wird sie aber nicht verbreiten können, so dass ich vor diesem Hintergrund es für besser halte, wenn möglichst viele "normale Bürger" sich in den Marsch der JLO einreihen würden, um so ein Zeichen zu setzen.

Das Ganze ist daher tatsächlich ein Dilemma. Solange aber in unserem Land von Staatswegen nur unter politischer Zwecksetzung "getrauert" wird, muss sich der rechte, konservative dazu eben auch etwas überlegen.

Arne Schimmer

9. Februar 2010 13:06

Da ich mir die Dinge, die ich kritisiere, gerne auch mal selbst anschaue, bin ich letztes Jahr nach dem JLO-Gedenkmarsch noch zur GehDenken-Veranstaltung am Theaterplatz gegangen. Dort hatte gerade Franz Müntefering - also der stellvertretende Bundeskanzler höchstselbst - gesprochen und in seiner Rede im O-Ton zur Ausmerzung der "rechten Pest" aufgerufen. Am Abend war dann das Programm in die Hände einer Coverband gelegt worden, die Stücke von den Rolling Stones, Led Zeppelin und Deep Purple nachspielte. Der Theaterplatz war übersät mit Bierpavillons und Stehtischen, auf denen sich die Pappbecher türmten und an denen sich die Besoffskis festhielten. Noch zu fortgeschrittener Stunde war die Lautstärke des Konzerts so hoch, daß ich die Musikfetzen von Deep Purples "Child of mine" noch geschlagene fünf Straßenbahnhaltestellen hinter dem Theaterplatz deutlich hören konnte.

DAS war die konkrete staatliche Gedenkkultur des Jahres 2009 - immerhin kann man Martins Aussage nicht widersprechen, das auch ohne die JLO des 13. Februars kollektiv gedacht wird. Es ist doch völlig illusorisch zu glauben, daß ein solcher bis ins Extrem getriebene Nationalnihillismus keine Reaktionen insbesondere bei jungen Leuten hervorruft - das wäre in jedem Land der Welt so. Es ist schon ziemlich dürftig, wenn das Einzige, was der NR dazu einfällt der Wunsch ist, daß die jungen Leute, die sich in einer solchen Gedenkkultur nicht wiedererkennen können und wollen, erneut von Schwefel und Napalm verbrannt werden sollen.

@ Martin

Wenn Du, was Du sehr apodiktisch klargemacht hast, jedes nicht-staatliche Gedenken ablehnst, wie bewertest Du dann die meines Erachtens äußerst gelungene IfS-Veranstaltung zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in Berlin?

@ Andi

Besten Dank für die sachliche Darstellung der Rolle, die die NPD in den letzten Jahren beim JLO-Gedenkmarsch gespielt hat.

Anton

9. Februar 2010 16:11

@Freedy
"...das städtische Leben mit politischen Massenaufläufen und Parolengebrüll zu stören."
@John Haase
"Nur das die JLO eben für andere Tote herumgrölt. Ein würdiges Totengedenken kann nur in Stille und Feierlichkeit erfolgen..."

Als außenstehender, aber politisch interessierter Dresdner habe ich mir den JLO Trauermarsch 2009 aus der Nähe angesehen und ihn ein paar Kilometer begleitet. Da gab es kein "Parolengebrüll" und keiner hat "herumgegrölt". Das blieb den Linken vorbehalten, die vereinzelt mit Megaphon und Israelfahnen in der Hand hyperventilierend am Straßenrand herumstanden; ganz abgesehen von den Ausschreitungen, bei denen schließlich 42 Polizisten verletzt wurden. 7000 Menschen liefen langsam und schweigend durch die Stadt, ließen sich (soweit ich das mitbekommen habe) nirgends provozieren - es war aus meiner Sicht ein durchaus angemessenes und würdiges Gedenken.

Für verbesserungswürdig halte ich die "Marschformation". Da in Blöcken mit Fronttransparenten gelaufen wurde, hatten es Dresdner "Normalbürger" sicherlich eher schwer, einen angemessenen Platz zu finden, um sich einreihen zu können.

@ Ureinwohner
"Wobei es mir aber auch lieber wäre, wenn die repräsentativen Herren von NPD und Co. irgendwo in der Mitte laufen würden, und nicht an der Spitze."

Die "repräsentativen Herren von NPD und Co." liefen nicht an der Spitze, sondern ungefähr in der Mitte des Zuges; ist ja auch kein NPD-Marsch.

Martin Lichtmesz

9. Februar 2010 16:31

@ Arne

Ich lehne nicht prinzipell jedes nichtstaatliche Gedenken ab. Im Fall von Dresden ist das Thema allerdings in die Geiselhaft der Parteien geraten und zum heilosen Bürgerkriegszankapfel verkommen, zum Schlagwort, das man sich um die Ohren haut. Das ist die Quittung dafür, daß dem Staat das Thema entglitten ist. Der aber steckt, wie gesagt, in seiner aktuellen Ausformung mit einem Bein im Sumpf der linken Geschichtsdeutung, mit dem anderen im Brei der Konzessionen an die Mitte und die noch halbwegs normal gebliebenen Bürgerlichen. Das macht auch seine Stellungnahmen so schief, krumm, glitschig, würdelos...

Deine Schilderung der "Geh denken"-Partymeile ist genau die Art von Sodom- und Gomorrah-Szenario, in der ich mir einen Bomber-Harris herbeiwünsche. Oder wenigstens einen Osama bin Laden mit einem Flugzeug. Und klar schreit das nach einer Antwort, von mir aus auch nach einer Provokation.

Aber das ändert nichts daran, daß die JLO & Co-Aufmärsche massiv dazu beigetragen haben, das Dresden-Thema im Bewußtsein der Öffentlichkeit noch mehr zu "nazifizieren" (und da rennen ja auch genug Leute mit, für das tatsächlich eins ist). Sie haben die Spirale nur weitergedreht und hochgeschraubt. Oder war Dresden vor 1998 auch schon derart vollgepackt mit Antifanten und Antideutschen, wie es heute ist?

Martin Lichtmesz

9. Februar 2010 16:41

Diese Sensibilisierung der Bevölkerung erreichen wir allerdings nicht durch Wohnzimmergedenkfeiern, sondern nur durch eine massenwirksame Großdemonstration.

Theoretisch klingt das gut.

Aber praktisch haben die Großdemonstrationen eher erreicht, daß das Thema im Bewußtsein der Bevölkerung eingebräunter und "nazifizierter" als je zuvor ist. Das mag zwar stark der Medienberichterstattung zu verdanken sein (der Wirt, ohne den man die Rechnung nicht machen kann), aber eben nicht nur.

Immerhin: mir haben schon mehrfach ganz normale unpolitische Dresdner erzählt, um wievieles widerlicher und gewalttätiger sie die Antifas erleben, auch während anderer NPD etc -Aufmärsche. Aber darauf würde ich keine weitgehenden Hoffnungen setzen.

Mark

9. Februar 2010 17:18

Andis Beitrag findet meine volle Zustimmung, einen Bewußseinswandel kann man nur mit größter Anstrengung erreichen. Und den Patrioten bleibt eben nur die Straße um sich bemerkbar zu machen. Daß sich dabei vielleicht ein ehrenwerter Konservativer schmutzig machen könnte, bleibt er dagegen im stillen Kämmerlein.
Seine Ziele bleiben Wünsche, unerfüllt, enttäuscht, weil er Solidarität nicht kennt. Dagegen ist sich die Linke nicht zu Schade, jeden Drecksack zu nehmen, wenn er wenigstens nur ein Fünkchen Nutzen bringt.

Arne Schimmer

9. Februar 2010 18:05

@ Martin

Nein, 1998 war die Situation sicherlich noch nicht so aufgeputscht, 2003, als ich zum ersten Mal mitging, auch nicht. Ich gebe Dir auch recht, daß die ständig aufgeputschtere Stimmung dem Anliegen des Totengedenkens natürlich abträglich ist.

Wenn man den Marsch absagt, dann hätte man sich nicht zuletzt auch der Gewalt von 2000 Autonomen gebeugt, die wieder einmal darüber entschieden hätten, wo in Deutschland das Versammlungsrecht gilt und wo nicht.

Noch was Praktisches: Wenn morgen der JLO-Vertreter ins Rathaus geht und abmeldet, dann würde am gleichen Tag noch ein Vertreter aus dem freien Spektrum wieder anmelden - ein solcher Schritt ist de facto weder kommunizier- noch durchsetzbar.

"Aber das ändert nichts daran, daß die JLO & Co-Aufmärsche massiv dazu beigetragen haben, das Dresden-Thema im Bewußtsein der Öffentlichkeit noch mehr zu „nazifizieren“ (und da rennen ja auch genug Leute mit, für das tatsächlich eins ist)."

Das nehme ich anders wahr. So bekommt der Gedenkmarsch zunehmend ein europäisches Gesicht, und entspricht eben gerade in der Hinsicht nicht der Mediendarstellung eines rachesüchtigen Revanchistenhaufens. Ich empfand es letztes Jahr - und das sind jetzt keine Krokodilstränen - wirklich als sehr ergreifend, daß auch jeweils mehrere hundert Tschechen, Polen, Slowaken und Ungarn sowie kleinere Gruppen aus anderen europäischen Ländern mitgegangen sind, zumal ja gerade auch Böhmen, die Slowakei und Ungarn stark vom Luftkrieg getroffen wurden. Letztes Jahr haben auch ein Spanier und ein Slowake geredet, und im Jahr davor haben auch zwei Briten vor einer vieltausendköpfigen Menge geredet, ohne daß auch nur eine Unmutsbekundung zu hören war.

Der Untergang Dresdens und die Tragödie Deutschlands und Europas 1945 scheinen im Sinne der Mythos-Definition von Sorel - ich weiß nicht, ob es schon pietätlos ist, das einfach nur festzustellen - jedenfalls ein Bild zu sein, das stark genug ist, Menschen aus ganz Europa in einer hohen drei- oder sogar schon vierstelligen Zahl zu mobilisieren und nach Dresden zu bringen, was es sonst so bei keiner anderen Veranstaltung gibt.

Auch diese Entwicklung würde natürlich abgebrochen werden, wenn man abmeldet.

Vulture

9. Februar 2010 22:28

Martin Lichtmesz du gefällst mir immer besser. Ohne mir das ganze alberne Getöse der Debatte zu Ende durchzulesen, 100%. Warum du allerdings den Leuten die "Antifaparolen" nachtraeglich erklärst, versteh ich nicht. Das tut nicht not. Sei's drum. Danke fuer diesen Text.

Kiki

10. Februar 2010 00:01

@Raskolnikow
Ein bewährter Urvater des christlichen Abendlandes gab seinen geistigen Kinder neben vielen anderen Maximen auch den Rat zu beten und zu arbeiten.

Beten ist nur die eine Seite der Medaille, das Arbeiten, das sich Abmühen (genau diese Bedeutung haftet dem Verb laborare an) die andere und in dieser Zeit, die rein menschlich gesehen wahrhaftig völlig hoffnungslos ist, kann ein sinnvolles Tätigwerden bzw. -sein keineswegs etwas aktionistisches sein. Das machen die anderen bereits zu genüge und davon hat dieses unglückselige Land in den letzten Generationen auch mehr als genug gehabt.

Heuer Widerstand gegen den allgemeinen und umfassenden Wahnsinn zu üben, kann im Grunde nur darin bestehen, zur Abwechslung ein in den Augen der herrschenden Vulgärmeinung spießiges Leben zu führen: d.h. einen sinnvollen Beruf zu erlernen und auszuüben, eine nennenswerte Familie zu gründen, diese auch selbst zu ernähren und zu erhalten und seine Berufspflichten ordentlich zu erfüllen.

Dies alles erfordert den skandalösen Heroismus des Verzichts auf Selbstverwirklichung, -findung, -erfahrung und was der sterilen Egomanien mehr sind.

Und in diesem Punkt zeigt es sich, ob man nur ein wirrer Quatschkopf oder tatsächlich ein Gegner des neuzeitlichen Schwachsinns ist (was meinen Sie wieviele Hilfskonservative, Afterreaktionäre und ähnliches ich kenne, die großspurig daherschwafeln, nüchtern betrachtet aber keinen Deut besser sind als all die ressentimentgeladenen Trauergestalten, die dieses Gemeinwesen vor allem in den letzten 40 Jahren hervorgebracht hat).

Sie sehen, so weit sind unsere Positionen gar nicht voneinander entfernt; ich verwahre mich lediglich gegen die "alles-vergeblich"- Haltung. Glücklicherweise haben die Großpropheten des 19. Jahrhunderts unrecht - es entwickelt sich nichts, vielmehr ist die menschliche Geschichte nicht nur eine Tragödie, sondern auch ein Chaos.

Wer hätte schon im Jahre 1907 all den Wahnsinn, der Europa seit dem Jahre 1917 heimsucht, voraussagen können oder auch nur die technischen Erfindung samt ihren gesellschaftlichen Nebenwirkungen?

Man versucht vergeblich, die Dinge in einer Größenordnung zu erfassen, die den menschlichen Hühnerverstand um einiges übersteigen (auch wenn sich das aufgeblasene Neuzeit-Ich allem Sein gewachsen und überlegen fühlt). Das kann nur schiefgehen und in Schwermut, Verzweiflung oder eben Defätismus enden.

Viele mag dieser Umstand frustrieren, mich tröstet diese Einsicht eher, denn die Überraschungen Gottes sind allemal besser als alles eigenmächtige Gebastel des souveränen Menschgottes.

wutausliebe

10. Februar 2010 01:52

@ Arne Schimmer

Ach Arne,
vielen Dank für Deine Mühe, so schöne Antworten zu schreiben, obwohl Du ja schon so genug Arbeit hast.
(Ich darf doch "Du" schreiben, bei einem echten Kameraden, auch wenn man sich persönlich noch nicht kennt? Der zitierte Jürgen würde lachen, stünde hier mein richtiger Name...)

Es tut ja so gut, zu wissen, daß man mit seinen Gedanken nicht allein ist!
Und dann hast Du auch noch die wunderbare Gabe das, was bei mir solche Höchsttemperaturen auslöst, daß ich eine ganze Kompanie mit Gulaschsuppe bekochen könnte, in so herrlich klare, gelassene Sätze zu kleiden... da wandelt sich meine Wut in stille Anerkennung.

Mit herzlichem Gruß!

.
@ Martin Lichtmesz

Nee, bei mir führen derartige Frechheiten und intelektuell verkleidete Dumpfheiten eher zu bissigen Gedichten, die sich dann prima vertonen lassen... insofern hat hier fast jeder Blödsinn auch eine gewisse Daseinsberechtigung.

Aber, Herr Lichtmesz, det war ja nu eher ne Funzel als die Erleuchtung, daß die:
"(BRD-Gedenkkultur)...sich als Quittung die dümmsten und unappetitlichsten Rechts- und Linksextremisten der Welt herangezüchtet"
habe...!

Unappetitlich sind solche billigen Äußerungen, bäh und schämen Sie sich, so über Deutsche zu schreiben, nur weil es da vielleicht auch einfachere Geister gibt, die sich aber ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit für unsere Sache auf ihre Art, so gut es ihnen eben möglich ist, einsetzen... während Sie mit Ihrem hochgebildeten Hintern vor'm Computer kleben!

Ja, Sie gehören ganz gewiß zu den
"(D)degeneriertesten... auf dem ganzen Erdball",
denn Sie haben immer noch nicht verstanden, daß es den "Staat",
von dem Sie immer wieder schreiben, längst nicht mehr gibt.

Und hätten Sie
"auch nur einen Funken Anstand, einen Funken Respekt, einen Funken Verständnis dafür, was ein Opfergedenken tatsächlich bedeutet",
dann wüßten Sie, daß man mit solchem Leid keine vermeintlichen Witze macht!!
Aber Sie tun es, und zwar nicht nur mit den Linken und Systemparasiten:
"Dann male ich mir lustvoll aus, wie am Gedenktag ganz Dresden vollgepackt ist mit..."Bombenholocaust"-Schwachköpfen, "Jungen Landsmannschaftlern", dem ganzen NPD-Bodensatz mit seinen heuchlerischen Krokodilstränen...und dann: Bomber Harris, do it again!"
Sich solch dämliche und beleidigende Äußerungen (vielleicht aus krankhaftem Selbstdarstellungstrieb?) nicht verkneifen zu können, dazu fehlt wohl Ihnen die
"Größe ebenso wie die Intelligenz."

... tja, das alles ist dann schon einen Schritt weiter, als die übliche Nestbeschmutzung.

Leuten wie Ihnen nehme ich garnichts mehr ab, denn Sie wissen ja nicht, was Sie da tun:
Einerseits wollen Sie alle geeint sehen für's Vaterland, für einen Neubeginn, aber nur nach Ihrem Gutdünken und bitteschön nur die ganz Schlauen (wo dumm anfängt entscheiden natürlich Sie).
Und gleichzeitig geben Sie sich mit ihren vermeintlich kreativen Ergüssen im Netz jede Mühe, weitere Keile dazwischen zu treiben, selbst dort, wo es bislang garkeine gab...

Meine Empfehlung, auch wenn Sie Ihrer Meinung nach dieser sicherlich nicht bedürfen:

Gehen Sie auf die Straße und lernen Sie Ihr Deutschland erst mal kennen, bevor Sie unsere Gehirnwindungen ungefragt noch weiter vergewaltigen!

Martin Lichtmesz

10. Februar 2010 05:43

@ Wutausliebe

Ich finde es ja allmählich wirklich lustig, wie reflexartig sich hier einige zu rechtfertigen beginnen, daß sie eben schlichte Gemüter, "einfachere Geister" oder eben nicht "hochgebildet" und "schlau" genug seien. Wie sagt man so schön? Wer sich verteidigt, klagt sich an. Ich aber argumentiere weder aus Bildungsdünkel noch aus Schöngeisterei, das habe ich nun oft genug gesagt, und da ich keine leise Silbe in diese Richtung geschrieben habe, gehe mal von einem schlechten Gewissen eurerseits aus.

Und das wohl zu Recht, denn offenbar reichen die "Gehirnwindungen" nicht aus, den Kern meiner Polemik überhaupt begreifen zu wollen.
Etwa hier:

denn Sie haben immer noch nicht verstanden, daß es den „Staat“,
von dem Sie immer wieder schreiben, längst nicht mehr gibt.

Daß ich das verstanden habe, steht doch schon unzweideutig in meinem Hauptartikel. Alles weitere habe ich nun x-fach auskommentiert, die Mühe müssen Sie sich schon machen, auch wenn Sie sich dabei wieder "vergewaltigt" fühlen.

Unappetitlich sind solche billigen Äußerungen, bäh und schämen Sie sich, so über Deutsche zu schreiben, nur weil es da vielleicht auch einfachere Geister gibt,

Es tut mir leid: vermutlich war ich zu hart mit der JLO, wie man mir nun schon mehrfach mitgeteilt hat. Im Prinzip ist das nicht falsch, was sie tun, im politischen Kontext allerdings doch - und das ist meine These hier. Ich bin außerdem weit entfernt davon, pauschal in das Geheul gegen die Nigger der BRD, genannt NPD einzustimmen, aber diese ganze "einfachere-Geister-die-selbstlos-ja-nur-ihr-Bestes-geben"-Rhetorik kann mich jetzt doch nicht den ganzen verbretterten und NS-bunkermentalen Schwachsinn und niederträchtigen Schmutz vergessen machen, der tagtäglich von 85% der Kommentatoren auf Altermedia und dem dazugehörigen Forum abgesondert wird. Auch persönliche Begegnungen und Vorortbesichtigungen haben diesen negativen Eindruck nachhaltig verstärkt. Und nein, das ist nun nicht weil ich mir zu fein und gebüldet dafür bin, sondern aus purem common sense und aus besserem Wissen (etwa, was den Nationalsozialismus betrifft) heraus. Darum:

(wo dumm anfängt entscheiden natürlich Sie).

Wenn ich darf, jederzeit! :-)

Und hätten Sie
„auch nur einen Funken Anstand, einen Funken Respekt, einen Funken Verständnis dafür, was ein Opfergedenken tatsächlich bedeutet“,
dann wüßten Sie, daß man mit solchem Leid keine vermeintlichen Witze macht!!

Pardon, aber diese Art von Etepetete ist soetwas von unglaubwürdig und abgeschmackt, besonders wenn sie aus einem Eck kommt, in dem die Witze und der Hohn über gewisses menschliches Leid während des Zweiten Weltkriegs zum guten Ton gehören.

Aber Sie tun es, und zwar nicht nur mit den Linken und Systemparasiten:
„Dann male ich mir lustvoll aus, wie am Gedenktag ganz Dresden vollgepackt ist mit…„Bombenholocaust“-Schwachköpfen, „Jungen Landsmannschaftlern“, dem ganzen NPD-Bodensatz mit seinen heuchlerischen Krokodilstränen…und dann: Bomber Harris, do it again!“
Sich solch dämliche und beleidigende Äußerungen (vielleicht aus krankhaftem Selbstdarstellungstrieb?) nicht verkneifen zu können, dazu fehlt wohl Ihnen die
„Größe ebenso wie die Intelligenz.“

Klar, aber wenn ich Ihre Kameraden in der Aufzählung ausgelassen hätte, und nur den ganzen anderen Rest wegbomben wollte, da würden Sie eher verstehen, daß man sich das nicht verkneifen kann, dann wäre das natürlich nicht "dämlich und beleidigend", sondern vermutlich sogar sehr lustig und in Ihrem Sinne... also, was soll die Aufregerei?

Mein wesentlicher Punkt ist, daß auch die JLO und die NPD das Spiel des Systems mitspielen und befördern, und davon kann mich auch Arne Schimmer abbringen. Aber diesen Punkt haben Sie offenbar gar nicht kapiert, aus lauter Empörung, daß ich nun auch auf eure Füße getreten bin.

"Nestbeschmutzung"? Das Nest, das Sie so vehement verteidigen, ist nicht mein Nest, und das Nest eures Milieus ist nicht Deutschland, auch wenn ihr euch das einbildet. Es ist auch dort, aber eben nicht nur. Insofern geht auch der Vorwurf des "Keiletreibens" ins Leere, denn die Keile sind nunmal schon getrieben, und manchmal treiben sie sich von selber, wenn es nötig ist, harte Kritik zu üben. Es ist so einfach, dann gleich laut "Spalter!" zu schreien!

Ja, "Wut aus Liebe", das allerdings gefällt mir, das kann auch ich für mich beanspruchen... lieber wütend als traurig.

Bauer Gerhard

10. Februar 2010 06:32

"Wer sich verteidigt, klagt sich an."
Schlichte Polemik und nicht einmal gut. Das bestätigt nur die Aussage von Wutausliebe, dass auf eine gewisse intellektuelle Überheblichkeit nicht verzichtet wird, wenn sie auch wie in diesem Fall unterschwellig gebracht wird.

Was mir auffällt ist, dass sich Debatten dieser Art meist in die gleiche Richtung entwickeln und das Ziel aus dem Auge verlieren. Dadurch tragen sie mehr zur Spaltung bei als zur Einheit, geschweige denn einer Lösung.

Das Ziel sollte sein eine Einheit der nationalen Kräfte, jeder nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten, weltanschauliche Dinge haben hier sehr wenig zu suchen. In einer Armee fragt auch keiner ob der Kamerad ein Sozi oder ein Konservativer ist, es geht um die Verteidigung des Landes und darum geht es heute, um nichts anderes.
Diese Einheit, eine Armee von nationalen Kräften, die die Souveränität Deutschlands wollen, muss das Ziel sein. Den Weg zu finden, diese Kraft zu schaffen, zu stärken etc., dazu sollten Diskussionen benutzt werden.

Den Rest können wir nachher unter uns Deutschen regeln. Wenn aber die Souveränität nicht besteht, können wir schwätzen solange wir lustig sind. Es wird sich nichts ändern.

Die einen wollen demonstrieren, gut, andere wollen andere Aktionen, auch gut. Wie können diese Aktionen miteinander verbunden werden und dem Ganzen dienen. Das ist die Frage.
Wer oder was Erfolg hat, was welche Wirkungen auf Dauer hat, kann keiner voraussehen, man kann nur schätzen/ahnen und das geschieht immer auf Grund einer persönlichen Einstellung.

Tatsache ist, dass der sich der Gedenkmarsch zu einer Großveranstaltung entwickelt hat, Tatsache ist auch, dass der Gegner, die Antideutschen, dieser Veranstaltung ein Großaufgebot entgegensetzt, inkl. der Staatsmacht. Dies zeigt, wie gefährlich diese Veranstaltung vom Gegner eingeschätzt wird. Wieso dann aufgeben und "freiwillig" verzichten?

Andi

10. Februar 2010 08:26

Sehr geehrter Herr Lichtmesz,

ob das Thema „Dresden“ durch die jährlichen JLO-Märsche „im Bewusstsein der Bevölkerung eingebräunter bzw. „nazifizierter“ als je zuvor ist“, hängt sicherlich vom Auge des Betrachters ab. Als ich Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts erstmals in Dresden war, hatte die Zerstörung von Elbflorenz außerhalb dieser Stadt – von geschichtlich interessierten Personen und Angehörigen der Erlebnisgeneration abgesehen – einen nur geringen Bekanntheitsgrad.
Ohne jeden Zweifel hat die JLO - aber beispielsweise auch der Historiker Jörg Friedrich mit seinem Werk „Der Brand“ - dazu beigetragen, dass am 13. Februar dieses Kriegsverbrechen bei beachtlichen Teilen der Bevölkerung zumindest auf subtiler Ebene wahrgenommen wird. Obgleich das Gedenken sicherlich durch die Versammlungen überschattet wird, dürfte jeder Leser der Berichte, die in den Tagen nach dem 13. Februar in fast allen Zeitungen dieser Republik erscheinen werden, an das Massaker vor 65 Jahren erinnert werden. Ein würdiges Gedenken, welches es hoffentlich in der post-BRD geben wird, setzt zunächst einmal voraus, dass jene, derer gedacht wird, noch nicht in kollektive Vergessenheit geraten sind. Und genau das stellt der JLO-Gedenkmarsch sicher.

Sie können jetzt selbst entscheiden, ob Ihnen ein in der breiten Öffentlichkeit überhaupt nicht existentes Thema oder seine „eingebräunte“ Präsenz lieber ist. Ich persönlich favorisiere die zuletzt genannte Alternative, zumal sich diese „Einbräunung“ nach meiner Meinung mühelos aufheben ließe. Hierfür müssten die JLO-Veranstaltung nur diejenigen unterstützen, die dem Anliegen als solchem etwas abgewinnen können, sich allerdings mit weiten Teilen der bisherigen Marschteilnehmer nicht identifizieren können. Das zukünftige Schicksal des JLO-Marsches, v.a. aus welchen Personenkreisen sich dieser in concreto zusammensetzt, hängt vom Handeln jedes Einzelnen von uns ab.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Obwohl die im vergangenen Herbst stattgefundenen Studentenproteste von linken Gruppen dominiert wurden, nahm ich daran teil, weil wesentliche Forderungen der Protestierenden, insbesondere die nach Abschaffung der Studiengebühren, meine Zustimmung fanden. Ich wusste, dass diese Anliegen nicht verwirklicht werden konnten, wenn der Protest nicht von breiten Schultern getragen und auch durch nicht-linke Studenten unterstützt werden würde. Durch meine Teilnahme am Protest wollte ich auch ein Identifikationsangebot gegenüber all jenen Studenten schaffen, die mit Verweis auf die linke Prägung des Protests ansonsten ferngeblieben wären.

Ähnlich verhält es sich mit dem Dresden-Gedenken: Würden Personen wie Sie dem Aufruf der JLO folgen, so würde dieser Schritt eine Magnetwirkung auf andere konservative Menschen entfalten. Der Teilnehmeranteil aus dem NS-Spektrum würde sich durch diese Teilnahme jedenfalls prozentual reduzieren; der Einbräunung des Gedenkens könnte somit wirksam begegnet werden.

Eine letzte Frage an Sie sei mir gestattet: Waren Sie überhaupt schon jemals am Tag des JLO-Gedenkmarsches in Dresden?

Beste Grüße
Andi

Martin Lichtmesz

10. Februar 2010 10:26

@ Gerhard Bauer

„Wer sich verteidigt, klagt sich an.“
Schlichte Polemik und nicht einmal gut. Das bestätigt nur die Aussage von Wutausliebe, dass auf eine gewisse intellektuelle Überheblichkeit nicht verzichtet wird, wenn sie auch wie in diesem Fall unterschwellig gebracht wird.

Ich habe das Thema nicht auf die Tapete gebracht. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Leute, die sich lautstark beschweren, vermeintlich als Dummis behandelt zu werden, weil ihnen "Intellektuelle" Minderwertigkeitskomplexe verursachen, dann aber einfache Inhalte nicht nachvollziehen können... was soll man darauf antworten?

Das Ziel sollte sein eine Einheit der nationalen Kräfte, jeder nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten, weltanschauliche Dinge haben hier sehr wenig zu suchen. In einer Armee fragt auch keiner ob der Kamerad ein Sozi oder ein Konservativer ist, es geht um die Verteidigung des Landes und darum geht es heute, um nichts anderes.

Schön, das ist eine nationalgeeinte Vision und ein "I have a dream", das von der meinen nicht weit entfernt ist, aber diese "Armee" gibt es zur Zeit noch weniger als meinen idealen Staat, und die jetzige Pro-Dresden-Front ist immer noch eher eine Parteiarmee und keine "Volksfront"-Armee.

@ Andi

ob das Thema „Dresden“ durch die jährlichen JLO-Märsche „im Bewusstsein der Bevölkerung eingebräunter bzw. „nazifizierter“ als je zuvor ist“, hängt sicherlich vom Auge des Betrachters ab.

Nein, das hängt nicht vom Auge des Betrachters ab. Das zeigt mir a) die Alltagserfahrung b) die gestiegene Polarisierung, durch die sich nun auch massiv bürgerliche und gemäßigte Lager den Antifas und Kommis anschließen. c) die geschlossene Medienberichterstattung.

Und ja, ich halte diese "Einbräunung", die Sie indessen hier auch indirekt bestätigen (und damit sich selbst widersprechen), für ein großes Problem, zumal ich fürchte, daß sie sich alles andere als "mühelos" aufheben lassen wird, sondern eher als Stigma und Image wirken wird, das die Kanäle zum Mainstream umso nachhaltiger verstopft hält.

Der Teilnehmeranteil aus dem NS-Spektrum würde sich durch diese Teilnahme jedenfalls prozentual reduzieren; der Einbräunung des Gedenkens könnte somit wirksam begegnet werden.

Ich fürchte das Gegenteil: all das steht unter dem "umgekehrten Midasgriff"-Syndrom, das wie ein Fluch über der NPD lastet...

Wie auch immer, nun muß ich wohl oder übel selbst hinfahren, um mir vor Ort ein Bild zu machen ...

Bauer Gerhard

10. Februar 2010 11:00

@Martin Lichtmesz
Auf manches muss man nicht antworten. Gerade wenn Menschen sich persönlich getroffen fühlen, wird es schwierig weiter sachlich zu diskutieren.

Was nicht ist kann ja noch werden. Es muss daran gearbeitet werden, mit gegenseitigen Vorwürfen etc. wird da nicht sehr viel zu erreichen sein.
Ich denke Leute wie Arne Schimmer hätten dazu auch einiges zu sagen, wie man eine Einheit schaffen könnte. Eine neue APO = Außerparteiliche Opposition, wobei natürlich Parteimitglieder mitmachen könnten aber jegliche Parteiarbeit absolut verboten sein müsste.
Parteien sind für mich auch keine Lösung, sie sind eher Teil des Problems. Sie spalten das Volk und sind immer eine Interessengruppierung, am allermeisten interessiert sie das eigene Wohl, nachvollziehbar aber unbrauchbar.

Man könnte ja mal darüber nachdenken, so eine Art unbewaffnetes Freikorps aufzustellen, nicht im militärischen Sinne, sondern in der Art des zivilen, organisierten politischen Kampfes auf verschiedenen Ebenen.
Organisieren müssen wir uns.
Steter Tropfen höhlt den Stein. Verbinden wir die Tropfen zu einem kräftigen Strahl.

Diese Netzseite könnte ein wichtiger "Stützpunkt" für eine solche Aufbauarbeit sein.

Arne Schimmer

10. Februar 2010 11:17

@ Martin Lichtmesz

"b) die gestiegene Polarisierung, durch die sich nun auch massiv bürgerliche und gemäßigte Lager den Antifas und Kommis anschließen."

Gütiger Himmel, Martin! Der gerade auch von der "bürgerlich-gemäßigten" Merkel-Regierung geführte "Kampf gegen Rechts" ist seit dem Jahr 2000 regierungsoffizielle Politik, die sich in zahlreichen Förderprogrammen niederschlägt, in deren Rahmen die bürgerlichen Parteien seit mittlerweile zehn Jahren jedes Jahr ein Haufen Geld für antifa- oder antifa-nahe-Projekte genehmigen. Dazu hat es doch die JLO-Veranstaltung nicht gebraucht.

Übrigens: Im "Klub der BRD-Neger" bist auch Du schon Ehrenmitglied, schließlich führt dieser Staat erklärtermaßen einen "Kampf gegen Rechts", also gegen eine ganze Hälfte des politischen Spektrums.

Martin Lichtmesz

10. Februar 2010 12:32

@Arne

Dazu hat es doch die JLO-Veranstaltung nicht gebraucht.

Ich rede doch immer für den Fall D r e s d e n - und da hast Du mich auch noch bestätigt mit Deiner Bemerkung, vor 1998 und noch 2003 wäre der Heckmeck noch nicht so schlimm gewesen wie heute.

Übrigens: Im „Klub der BRD-Neger“ bist auch Du schon Ehrenmitglied, schließlich führt dieser Staat erklärtermaßen einen „Kampf gegen Rechts“, also gegen eine ganze Hälfte des politischen Spektrums.

Was gibts sonst noch für Neuigkeiten? ... manche Neger sind eben brauner als andere. ;) Da will ich nun auch nicht mitspielen, aber ich kann mich beim Besten willen nicht mit allen anderen Negern solidarisieren, oder mit allen möglichen Deppen weil sie auch Neger sind. In diesem Fall gehts auch in erster Linie um die Aufhebung des Negertums, nicht der Apartheid...

Vulture

10. Februar 2010 15:08

Mein Gott Leute...

Das der 13. Februar mit JLO Gedenkmarsch stattfindet kommt fuer die Antifa/Gutmenschen/Medien jedes Jahr aufs neue in etwa so ueberraschend wie Weihnachten oder Ostern. D. h. alles kann in Ruhe in Stellung gebracht werden, die Frage nach der Deutungshoheit stellt sich (VON AUSSEN!!) gar nicht, sondern ist mit der totalen medialen Uebermacht der ueblichen Verdaechtigen schon beantwortet. Der Rest ist ein mediales Pappscheibenschiessen. Die JLO macht dort mutwillig die Schiessbudenfigur. D.h. sie beguenstigt und ja, garantiert regelrecht die erfolgreiche "Feindpropaganda". Kann man das hier nicht als kritikwuerdig anerkennen? Was ist daran so schwer zu begreifen?
Sicher wird die JLO wegen Lichtmesz Artikel diese Aktivitaet nicht einstellen. Aber vielleicht kann der eine oder andere anfangen ueber die Wirkung seiner Aktionsformen nachzudenken. Natuerlich ist der Gedenkmarsch aus JLO Sicht nicht abzusagen, nur weil die Antifa Randale macht usw.. Aber das ist eine INNENANSICHT! Der normale Buerger sieht immer den vorgeschobenen Anlass JLO hinter der von ihm gleichfalls abgelehnten Antifagewalt und Propaganda. Das koennen die JLO und deren hiesige Verteidiger fuer so ungerechtfertigt halten wie sie wollen. Es aendert nichts an der Anschauung des aeusseren Beobachters, der durch die Massenmedien beeinflusst ist. Exakt NICHTS. Interessant wuerde es aber, wenn dort mal Antifa-Krawall ohne passenden "Nazi-Aufmarsch" stattfindet. Natuerlich nicht in den Ausmassen. Aber ganz unwahrscheinlich finde ich das in diesem speziellen Fall nicht. Schon aufgrund der etablierten Tradition. Dann waere die aeussere Anschauung definitiv eine andere. Unabhaengig vom bisher gesagten: Mit Gedenken hat das fuer mich jedenfalls alles sehr wenig zu tun.

Bauer Gerhard

10. Februar 2010 16:18

Antifakrawall ohne sog. Nazis gibt es immer wieder, Kreuzberg, Hamburg usw., auch Angriffe auf Polizeistationen. Das sind dann eben ein paar Jugendsünden, ebenso wie die immer wieder durchgeführte Brandstiftung. Die linken Krawallbrüder haben derzeit fast Narrenfreiheit.

Wieso immer an der Sichtweise anderer Leute orientieren, diese Sicht ist niemals homogen. Den einen gefällt was man tut, dem anderen mißfällt es, so ist das Leben. Daran darf man seine Handlungen etc. nicht orientieren. Manchmal muss man auch in scheinbar aussichtsloser Lage die Stellung halten oder offensiv werden.

Leute die nationale Gedanken ablehnen, werden mit dem Gedenkmarsch sicher nicht überzeugt werden oder herangeführt werden. Menschen die sich nationalem Gedankengut annähern kann man sicher erreichen. Diese Zahlen sind aber nicht messbar. Soweit ich es beurteilen kann, wächst die Zahl der Teilnehmer in Dresden. Das sollte eigentlich für die Veranstaltung sprechen. Anders wäre es wenn ständig sinkende Teilnehmerzahlen zu verzeichnen wären, dann sollte man sich aus taktischen Gründen andere Maßnahmen überlegen.
Wie sind die Zahlen der Antifa? Steigend, fallend oder gleichbleibend.

Bauer Gerhard

10. Februar 2010 17:50

Dresden: Bundeswehr rät Soldaten auf Uniform zu verzichten

....Die Bundeswehr stelle in diesem Zusammenhang ein mögliches Aggressionsziel dar, weshalb Anfeindungen sowie Tätlichkeiten gegen Soldaten nicht ausgeschlossen werden könnten. „Daher sollte jegliche Provokation seitens Bundeswehrangehöriger vermieden werden“, so der Sicherheitshinweis. ....
https://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display-mit-Komm.154+M5e4770f148f.0.html

Das Tragen der Uniform eine Provokation, das sind ja schöne Zustände.
Da fügt sich jemand ganz freiwillig dem linken Mob.
Nur nicht provozieren, deeskalieren. Bis man am Laternenmast hängt.

R.M.

10. Februar 2010 18:42

Herr Lichtmesz.
Sie dürfen sich gern in die Riege derer einreihen, die "das Gedenken an die Opfer des alliierten Massenmordes [...] mit vereinten Kräften in den Dreck ziehen."
So eine Verbaltirade im vornherein gegen eine Sache, die man noch nicht einmal gesehen hat. Wer ist denn hier stur, verbohrt und trotzig?
Und wenn Sie das sagen wollten, was Vulture ausgedrückt hat: Fein, sagen Sie es doch, und vergessen Sie nicht darauf hinzuweisen, daß man als Rechter machen kann was man will: Die Massenmedien sind eh gegen uns (Gegen Sie natürlich nicht, denn es ist ja nicht Ihr "Lager"). Also kann es nur darum gehen, so viele Bürger in Dresden bzw. Sachsen anzusprechen, die sich trauen, sich ein eigenes Bild zu machen, die also in der Hinsicht ein wenig schlauer sind als Sie. Und wie man verschiedenen Kommentaren entnehmen kann, ist dieses Unterfangen nicht unbedingt hoffnungslos.

Ureinwohner

10. Februar 2010 20:04

Wenn ich mir dergleich hier zu Gemüte führe,
https://www.dasgespraech.de/?p=1774
und dann aus dem Fenster einen Stern am nächtlichen Abendhimmel sehe, bekomme ich das Gefühl nicht los, daß es da draußen irgendwo ein fast nahezu identisches Paralleluniversum gibt. Eines, in dem es auch ein Dresden gibt, mitsammt der gleichen Geschichte um jene Februartage. Nur, daß in dieser Welt kein alljährlicher Trauermarsch zu besagten Ereignissen stattfindet. Und auf deren Internetseite der Sezession, veröffentlichte unlängst deren Martin Lichtmesz einen spitzen Artikel, in dem er sich über den Zustand der "rechteren-rechten"(oder wie auch immer) echauviert, die es noch nicht einmal zu einem sich so klar anbietenden Anlaß fertig bringen, sich in größerer Zahl zu einem Schweigemarsch zusammen zu finden.
Oder wäre das zuviel Utopie?

zecke

10. Februar 2010 20:08

wenn ich mir die meisten diskussionsbeiträge so durchlese, wird mir schlecht. worum gehts denn hier eigentlich? und, mit verlaub: gab es denn "nur" die unnötigen opfer von dresden? was ist mit denen in leningrad? was ist mit denen von königsberg? was ist mit denen von warschau? was ist mit denen von hamburg? was ist mit denen von köln? was ist mit denen von minsk? was ist mit denen von brest-litowsk? was ist mit denen von guernica? was ist mit denen von london? was ist mit denen von coventry? was ist mit denen von hiroshima und nagasaki? was ist mit denen von babi yar? was ist mit denen in gorny milanovac?
diese liste ließe sich nahezu endlos fortführen.
schweigen wir still.

wutausliebe

10. Februar 2010 22:02

Dank an alle, die meinen Standpunkt verstanden haben, und

@ R.M.,
sehr gut auf den Punkt gebracht, schön!

@ Martin Lichtmesz
Meine letzte Nachricht an Sie, egal wie oberflächlich und borniert Sie sich noch auf dem Silbertablett präsentieren werden:
Im Grunde sollte ich Ihnen sogar dankbar sein, an Ihrem Beispiel durfte ich lernen, wie gefühllos und flach es tatsächlich geht, in dieser Zeit.
Da vergreifen sich solche Theoretiker wie Sie, an Themen zu denen sie garnichts handfestes sagen können, weil sie damit garnichts zu tun haben oder hatten, bedienen sich dabei einer Sprache, die von destruktiv bis beleidigend reicht, beschimpfen Leute die sie nie kannten und alles nur, um vermeintliche Diskussionen zu provozieren...
Also mir fallen da auf Anhieb zehn bessere Möglichkeiten ein, als so einen Schmutz hinzuwerfen, für den Sie sich dann noch ständig rechtfertigen müssen...

Dankeschön für die Inspiration, das ist ein fetziges Lied wert!

Bitte, Herr Lichtmesz, distanzieren Sie sich auch weiterhin vehement von ("extremen Rechten", "nationalen Sozialisten", NPD-Mitgliedern) leidenschaftlichen deutschen Menschen wie mir, denn schon emotional können Sie mir nie das Wasser reichen!

Und, haha, wie kommen Sie Schlaumeier denn darauf, daß ich mich selbst verteidigt hätte?
Ich hatte lediglich (offenbar erfolglos) versucht, Ihnen begreiflich zu machen, daß auch die, die Sie so unverschämt durch den Kakao ziehen, durchaus mehr Daseinsberechtigung haben, als Ihr vermeintlich intelligentes Gemecker.
(...Sie meinten mitnichten nur die JLO!)

Auf mehr will ich hier garnicht mehr eingehen, da ist mir die Zeit zu schade, denn da draußen gibt es genug Deutsche, denen Anstand und Ehrlichkeit noch nicht abhanden gekommen sind, nur das eine noch:

Von unserem "guten Ton" und was da so dazugehört, haben Sie keine Ahnung, ebensowenig von unserer Opferbereitschaft und unserer Ehrlichkeit, die geht an Ihrem aalglatten Hintern in so gehörigem Abstand vorbei, daß sie Ihnen nicht einmal einfällt, wenn Sie sie vor Ihrer steilen Nase haben, aber das bleibt Ihr persönliches Problem, den Göttern sei Dank...

Pat Bateman

11. Februar 2010 02:22

Natürlich ist es wichtig seiner Toten zu gedenken. Doch wenn solche Anlässe die einzigen sind, bei denen man eine messbare Zahl von Leuten auf die Straße bekommt, dann hat man die Zukunft offenbar schon abgeschrieben? Dann ist man höchstens noch ein nationaler Historikerverband.

Martin Lichtmesz

11. Februar 2010 11:26

Ach, der Bomber-Harris... wo ist er, wenn man ihn braucht??

"Der Dank dafür geht auch an den britischen Luftmarschall Sir Arthur Harris. Er befehligte den Luftkrieg gegen Deutschland. Eine Rose auf sein Grab."

wutausliebe

11. Februar 2010 11:54

@ Pat Bateman

Ich denke das liegt daran, daß man bei dieser Sache eine gemeinsame Schnittmenge hat, für die kein spezieller Verband, keine bestimmte Partei oder irgendeine Kameradschaft den Anlaß stellt, sondern ganz einfach das Volk selbst, leider in Form seiner Toten.
Da tritt in diesem Falle der Veranstalter in den Hintergrund.
Sobald es aber ein aktuelles politisches Thema betrifft, zählt plötzlich für viele nur, daß es wohl irgendwer für sich beanspruchen will um damit Leute für sich zu gewinnen, bzw. unter seiner Flagge auf die Straße zu bekommen, und er dadurch dann eventuell besser/aktionistischer erscheinen könnte, als andere.
Nicht nur, daß man glaubt, wegen Kleinigkeiten und unterschiedlichen Theorien zur Sache, nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen zu können, nein, ich ahne, daß da gewisse Leute einander nichts gönnen wollen.
Man neided sich gute Einfälle und Aktionen, anstatt gemeinsam für Deutschland das Beste zu tun, egal von wo und wem die Sache ausgeht.
Ich befürchte, daß dies tatsächlich immer wieder traurige Realität ist.
Das ganze deutsche Volk ist zerspalten in kleinste Teilchen, dank "teile und herrsche", so traurig das ist, es betrifft auch uns.

Das wäre eine eigene Diskussion wert, Herrschaften, wie glauben Sie, können wir das überwinden?
Immer wieder lese ich in den Antworten hier, den starken Wunsch, die Einsicht, daß Einigkeit die Grundvoraussetzung ist, überhaupt etwas zu erreichen.
Muß es uns dafür wirklich noch schlechter gehen, muß der Hunger und die nackte Angst ums Überleben uns einen?
Oder liegt vielleicht ganz woanders der Hase im Pfeffer?

Da jeder seine eigenen Ansichten hat, kann sich endlos über alles gestritten werden, solange, wie nicht eine einzige, über allem als Leitstern stehende IDEE als Ideal eindeutig formuliert und festgestellt wird.
Eine solche Aufgabe übernimmt eine Organisation, eine Partei.

Wie kann sich eine Organisation/Partei in der ganzen "Bewegung" durchsetzen?
Vielleicht gibt es ja keine Bewegung als solche mehr, weil sie keine Leitfiguren anerkennen kann?

Für mich kann Udo Voigt eine solche sein, denn er vereint die nötigen Fähigkeiten um auch Massen zu begeistern, wenn man ihn nur an die große Öffentlichkeit ließe, und da reicht leider kein Weltnetz, das wäre nunmal zur Zeit noch das Fernsehen.
(Die Mehrheit der "Diskutierer" dieser Seite jedoch, sind jetzt sofort damit beschäftigt, diesen Mann in all seine Unzulänglichkeiten und Fehler zu zerfetzen, die er natürlich wie jeder andere Mensch auch hat.)
(Leider ist man sich auch anderswo zu gut oder zu faul, sich in bereits bestehendem Rahmen mit seinen glänzenden Ansichten einzubringen.
Gerade die NPD ist eine Partei, in der jeder Ideen haben darf und soll!)

Den absolut perfekten Menschen, der es jedem recht macht, den bekommen wir nie, weil es ihn nicht geben kann.
Aber auf den echten Politiker, den perfekten Redner, der mit Inhalten und Taten begeistert, auf den dürfen wir hoffen!

Es hat meiner Meinung nach hauptsächlich mit der Begeisterung zu tun, wenn es darum geht, selbst ein ganzes Volk zu einen.

Ein Beispiel aus der "rechten Szene" unserer Zeit?
Ganz einfach: Lunikoff !
(Na, aber... ja, zerreißen Sie sich doch selbst in der Luft, es ist nur ein Beispiel...)

Daß Musik so e i n e n kann, faszinierend, durch gemeinsames Erleben, Fühlen, na, klingelt da was??

Nun, den Beweis will ich gerne antreten, daß genau dort die Lösung ist... wenn es sonst keiner macht?
Sie werden von mir hören, vielleicht dauert es 1 Jahr, aber Sie können sich darauf verlassen.
...und das wird kein "Experiment", einfach nur ein mutiger Schritt der notwendig ist.

Martin Lichtmesz

11. Februar 2010 12:41

@ Frl. Wutausliebe

Daß mein Hauptartikel auch von "Wut aus Liebe" motiviert ist, ist Ihnen nicht aufgefallen?

Da jeder seine eigenen Ansichten hat, kann sich endlos über alles gestritten werden, solange, wie nicht eine einzige, über allem als Leitstern stehende IDEE als Ideal eindeutig formuliert und festgestellt wird.
Eine solche Aufgabe übernimmt eine Organisation, eine Partei.

Die Partei steht, wie der Name schon sagt, für das Partikuläre, und das ist der Selbstwiderspruch des heutigen Systems, dass die ganzheitliche Idee der Nation zunehmend Sache der Partikulären und Allzu-Partikulären geworden ist. Das ist ein untrügliches Symptom für eine tiefgreifende Dekadenz, von der sich die Partikulären allerdings nicht ausschließen können. (Am Ende werden auch noch diejenigen, die mir vorwerfen, im "Elfenbeinturm" zu sitzen, erkennen, daß ich die Lage um vieles realistischer und illusionsloser sehe als all die Straßenkampfoptimisten. Dann werden sie auch begreifen, daß der schwarze Humor die letzte Waffe ist.)

Ich verstehe schon, das war nur Beispiel, aber eben da haben wir's: eine Szene, die sich durch einen auf seine Art konkurrenzlosen Dreck wie Lunikoff & Landser einen und "begeistern" läßt, ist vollkommen wertlos und gehört auf den Müllhaufen bzw. ist selber einer (das ist der Treppenwitz des Tages, daß mir ein Lunikoff-Fan paar Zeilen weiter oben was von "unappetitlich" erzählen wollte und über Pietäten, worüber man Witze machen darf und worüber nicht.) Und erst recht nicht kann diese für sich beanspruchen, das deutsche Volk, die Nation oder wie auch immer man es nennen mag, zu vertreten.

Aber bitte, auch auf Misthaufen wachsen Kartoffeln und schöne Blumen, wenn Sie es fertigbringen, was Vernünftiges draus zu machen, glückauf... ich bezweifle, daß das schlichte Gemüt, das Herz am rechten Fleck und der rauhe Hintern allein dafür ausreichen...

drieu

11. Februar 2010 15:26

Fernau hat einmal geschrieben das man dem Unwürdigen nicht den kleinsten Finger reichen darf, auch unter Opfern nicht.
Das er damit Recht hat, ist unbestritten. Lichtmesz hat sehr polemisch das Gleiche geschrieben, doch er hat für Dresden auch die einzig sinnvolle Alternative genannt - eine, für die die Zeit noch nicht reif ist.

Ich jedenfalls werde Sonnabendnacht durch den Schnee zu einer markanten Anhöhe über der Stadt wandern und mich 65 Jahre zurückträumen. Nur der Wind wird zu mir sprechen. Und ich werde allein sein, wie jedes Jahr.

Manuel

12. Februar 2010 00:51

Dem Grundtenor des Artikels würde ich zustimmen; insonderheit bei der Ausschlachtung dieser Tragödie kotzen mich beide Seiten (die Regierung mal rausgerechnet...) maßlos an.
Etwas differenzieren würde ich aber doch: Wer einfach der Toten gedenken möchte, ohne taktisch-politisches Kalkül, dem ist nichts vorzuwerfen. Wer unter den Bannern der NPD dahermarschiert - Kanaillen. Wer im Gegenlager darauf aufmerksam machen möchte, dass die Opfer des "Morale Bombing" nicht die einzigen des Krieges waren - legitim. Wer diese Opfer verächtlich machen möchte - Abschaum.

Bemerkenswert bei dieser Thematik ist aber doch durchaus, dass sie häufig von genau den Menschen betont wird, die von den Opfern des NS-Regimes nichts wissen möchten. Das geht nun nicht: Die Opfer des NS-Regimes herrunterrechnen und dann als Kollateralschäden abtun, die Opfer der alliierten Bombardements hingegen über alle Maßen betonen. Das stinkt nach Doppelmoral, die der der öffentlichen Meinung und Regierung um nichts nachsteht, nur andersherum gelagert ist.

Dom

12. Februar 2010 11:17

@ Manuel: Wie kommen Sie darauf, daß in Dresden unter NPD-Bannern marschiert werden würde? Parteifahnen sind nicht zugelassen. Und ja, ohne die NPD gebe es diesen Marsch in dieser Form gar nicht. Was glauben Sie, wer die Organisation dafür macht, wer hinter der JLO steht?

Lichtmesz, Drieu und Sie mögen Gründe haben, vom Katheter feinsinnige Betrachtungen anzustellen. Sewegen werden Leute wie Sie nie etwas, in ihrem Dünkel, in ihrer Volksferne, in ihrer Arroganz.
Sie riskieren nichts, aber wagen es, anderen die Lauterkeit ihres Einsatzes für unser Volk abzusprechen. Sie sind eine Kanaille.

Martin Lichtmesz

12. Februar 2010 17:12

Aus der Abteilung Querfront (Jürgen Elsässer):

Natürlich darf man sich den Nazis nicht anschließen. Das Gedenken an die Opfer wird von ihnen ausgenutzt und mißbraucht, um Werbung für den Nazismus zu machen. Mit dem Schlagwort “Bomben-Holocaust” setzen sie gleich, was nicht gleichgesetzt werden darf. Nazi-Deutschland hat den Weltkrieg entfesselt und die Ermordung der europäischen Juden betrieben – das darf nicht vergessen und nicht relativiert werden.

Aber ich werde mich auch nicht an den Gegenaktionen der hirnverbrannten Antifas beteiligen. Sie ergötzen sich an den deutschen Opfern und rufen “Do it again, Bomber Harris!” Das ist die perverse Freude am Massenmord. Zu dem Aufruferbündnis der Antifas gehören zahlreiche antideutsche Gruppen und Einzelpersonen, die parallel Werbung für einen Überfall auf den Iran machen. Do it again, Bomber Harris – in Teheran! – das ist die Botschaft.

Ich hätte gar nichts dagegen, wenn die Stadt Dresden beide Aktionen verbieten würde. Das erspart der Metropole ein gewalttätiges Wochenende – und schafft Raum für das friedliche Gedenken der Bürgerinnen und Bürger, die mit Anstand und Würde sich ihrer Toten erinnern und vor weiteren Kriegen warnen wollen, durchaus auch an die Adresse der eigenen Regierung gerichtet.

Die deutsche Linke hingegen konnte mit ihrem bombentauglichen “Nie wieder”-Reflex nicht verhindern, dass der Krieg “zur Verhinderung eines neuen Auschwitz” salonfähig wurde – gegen Jugoslawien, Afghanistan, Irak. Kein japanischer Soldat kämpft heute an der Seite der US-Aggressoren – aber deutsche Truppen bombardierten mit den Yankees zusammen Belgrad und wüten heute in Afghanistan. Und wenn morgen Teheran bombardiert wird, wird die Merkel-Regierung Komplize sein – und auf unseren Straßen werden keine Grünen und kaum ein Antifa demonstrieren, sondern nur die Moslems und die NPD.

(...)

Deswegen ist es notwendig, dass sich ein “drittes Lager” zwischen hirnverbrannten Faschisten und hirnverbrannten Antifanten herausbildet. Deswegen darf man keine der beiden Aktivititäten in Dresden unterstützen. Deswegen ist die Volksinitiative unersetzlich.

Lustig das hier:

Im Prinzip verfolgte die SED eine richtige Erinnerungspolitik: Es wurde des barbarischen Bombardements der Alliierten gedacht, es wurde die Verantwortung Nazi-Deutschlands für den 2. Weltkrieg glasklar benannt - und es wurde davor gewarnt, dass USA und Großbritannien nach 1945 eine völkermörderische Politik fortgesetzt haben, die in der Tradition von “Dresden 1945″ UND in der Tradition des nazideutschen Vernichtungskrieges gegen Städte wie Guernica, Coventry, Leningrad usw. war.

Es ist wissenschaftlich weder haltbar, daß "Nazi-Deutschland" für den 2. Weltkrieg alleinverantwortlich ist, noch dass es einen "Vernichtungskrieg" gegen "Guernica, Coventry, Leningrad.." gegeben hätte, der mit dem alliierten Bombenkrieg vergleichbar wäre. Darüber kann es gar keine Diskussion mehr geben. Alles was den Jürgen noch festhält, ist ein mangelndes Update und ein Kleben an linken Illusionen und Dogmen.

Martin Lichtmesz

12. Februar 2010 17:25

@ Dom

Euer Haufen ist alles andere als "volksnahe". In Wirklichkeit will der Großteil des Volkes nichts von euch wissen. Fakt. Ob das nun für oder gegen das deutsche Volk in seinem jetzigen Zustand spricht, mögen Sie entscheiden.

Soweit ich überblicken kann, hat euch niemand pauschal abgesprochen, "lautere" Motive zu haben. Man kann dieselben aber ebensowenig pauschal zusprechen. Wenn oben etwa ein Szenegänger die einigende Kraft von Lunikoff-Cds preist, dann sind Zweifel, wie es mit der "Lauterkeit" so steht, wohl durchaus angebracht. Die Frage nach dem Cui Bono und dem tatsächlichen politischen Wert und Ertrag der Demo ist indessen damit noch nichtmal berührt.

Jan P.

12. Februar 2010 18:33

@Martin Lichtmesz:

Euer Haufen ist alles andere als „volksnahe“. In Wirklichkeit will der Großteil des Volkes nichts von euch wissen. Fakt. Ob das nun für oder gegen das deutsche Volk in seinem jetzigen Zustand spricht, mögen Sie entscheiden.

Ich dachte die Peinlichkeit/Frechheit (s. Artikel und diverse Kommentare) wäre nicht zu überbieten - bis ich diese Ergänzung gelesen habe. Als ob "das" Volk etwas mit deinesgleichen zu tun haben möchte. Mitnichten!
Etwas lieber ist der BRD-Masse natürlich lieber schöngeistiger Rechts-Defätismus à la Lichtmesz, "drieu" (schämen Sie sich, in einem Drieu-Roman wären sie das Gegenteil eines Tatmenschen - ein feiger Bürgersohn!) und Konsorten. Akzeptiert werdet ihr alle nicht, und wenn ihr euch noch so über die NPD/JN/JLO-"Kanaille" amüsiert. Aber das ist die deutsche Rechte seit '45: Abgrenzen, sich selbst erheben, Individualismus, Amüsement, Träumerei.
Zudem der Wunsch, daß der Staat die Trauerfeier übernehmen sollte. Mehr Realitätsferne findet man nichtmal bei Udo Voigt und dem derzeitigen NPD-Bundesvorstand.

Ansonsten gibt es im Grunde nichts zu sagen außer einem kräftigen "Zustimmung!"-Ruf an Arne Schimmer, Andi, R.M. und Dom.
Und einem plakativen: auf nach Dresden!

Kommentar Lichtmesz: Es interessiert mich keinen blassen Schimmer, ob "das Volk" etwas mit mir zu tun haben möchte oder nicht. Im Gegensatz zu euch behaupte ich nämlich nicht ununterbrochen in seinem Namen zu sprechen. Ich bin nur der Wahrheit verpflichtet, die ich als Einzelner sehe. Et etiam si omnes ego non ist das Motto dieser Seite. Ich kann dabei keine Rücksicht auf irgendein politisches Lager nehmen, dem ich mich zugehörig fühlen soll oder nicht. Und wenn ihr nun zehnmal im Viereck weiterspringt und ständig vom "Volk" und von "Volksnähe" schwafelt, ihr seid es nicht und habt es nicht. Für den Großteil des sogenannten Volkes (heute ohnehin nicht mehr als eine statistische Anhäufung aus Biodeutschen) seid ihr Pariahs mit einem abstossenden, sektiererischen Hintergrund, und das nicht einmal zu Unrecht. Meinen postulierten Staat gibt es nicht? Es gibt ihn, als Apparat, der von den falschen Händen bedient wird. Und als immergültiges Leitbild, auf das hinzusteuern ist. Daß die jetzigen Vertreter des Staates weit entfernt davon sind, diese Aufgabe zu übernehmen ist Thema meines Ausgangspolemik selbst. Insofern trifft auch der Vorwurf der "Realitätsferne" völlig ins Leere, auch wenn er zum xten Mal wie ein Brummkreisel die Runde macht. Was aber euer postuliertes "Volk" betrifft, das gibt es in der Tat nicht mehr! Wenn euch jemand die Wahrheit darüber sagt, flippt ihr aus und ihr plärrt "Defätismus", weil man nicht bereit ist, in eurer abgestandenen Brühe herumzurühren. Ihr steht nicht für das "Volk", sondern zunächst einmal nur für euch selbst und den eigenen Saft, in dem ihr schmort. Ehe ihr da nicht hinauskommt, werdet ihr alles kontaminieren und in den Schmutz ziehen, was ihr anfaßt.

Manuel

13. Februar 2010 11:52

Dom:

Und ja, ohne die NPD gebe es diesen Marsch in dieser Form gar nicht.

Das wäre ja wünschenswert. Wenn ein nicht-politisiertes Gedenken stattfände, würde das die Spreu vom Weizen trennen. Schäbiger aber ist nichts, als die Opfer eines Massenmordes für die eigene Parteipolitik zu instrumentalisieren.
Es ist bezeichnend, wie sehr gewisse Kreise das Vorgehen ihrer Feindbilder kopieren. Weniger schäbig und primitiv wird es dadurch nicht.

Lichtmesz, Drieu und Sie mögen Gründe haben, vom Katheter feinsinnige Betrachtungen anzustellen. Sewegen werden Leute wie Sie nie etwas, in ihrem Dünkel, in ihrer Volksferne, in ihrer Arroganz.
Sie riskieren nichts, aber wagen es, anderen die Lauterkeit ihres Einsatzes für unser Volk abzusprechen. Sie sind eine Kanaille.

Schon wieder so eine linke Vorgehensweise: Psychologisieren ohne den Anderen zu kennen, Interpretieren ohne Grundlage. Verkappte Freudianer und Marxisten.

Holger

13. Februar 2010 22:04

mich stört der erste Satz: "Wenn man noch irgendeinen Beweis dafür braucht, daß die Deutschen des beginnenden 21. Jahrhunderts das degenerierteste Volk auf diesem ganzen Erdball sind...".
Wenn man den Blick nicht fokussiert, beispw. auf das Individuum, sondern ueber eine Masse generalisiert urteilt, ist das höchst subjektiv und spekulativ, auch ein echtes Unrecht zum Teil. Wer diese, seine Perspektive wie eine unverrücktbare Tatsache proklamiert ist dumm, geistig zurückgeblieben. Dann würde es doch einmal Sinn geben, ihm ein GEH DENKEN an den Kopf zu werfen. Der Unabomber hat dafür eine hervorragende Studie eines Menschentypen abgegeben; Er nennt ihn einen Leftisten. Ursache und Verstärker ist eine Degeneration der eigenen Persönlichkeit aufgrund des zwanghaften Wunsches die aufoktroyierten Vorstellung einer Gesellschaftsordnung in allen Menschen durchzusetzen. Eine Mission, die nicht sofort ihr Menschenverachtendes offenbart, sobald man einem solchen Menschen begegnet. Die Antifa ist ein gutes Stichwort, obwohl nicht alle dieser Degeneration verfallen. Der rechte Flügel, so möcht man glauben, hat die menschliche Degeneration erfunden, wenn man so durch die Jahrzehnte und unzähligen Kulte und Vereine streift. So möcht man es kaum glauben, aber auch da gibt es wohl gereifte Charaktere.
Nur ist es wie immer: Wenn ein Geist sich zu sehr mit komplexen, übergreifenden Gemeinschafts- oder vielmehr Gesellschaftsordnungen beschäftigt und sein Denken nur lang genug darum kreisen lässt, wie z.B. Politik, Wirtschaft, Sozialwissenschaft, dabei aber das Individuum außer Acht lässt, und ganz besonders das seinige, korrumpiert er, verfällt er nach links und rechts.
Dabei können 'Märsche' im Allgemeinen mit die größten Krebsgeschwüre des Geistes sein, solange sie nicht im Sinne der Freiheit gegen jede Form der Zwang ausübenden Obrigkeit geschehen. Denn dort marschiert jeder für seine eigene Position im Leben im Geiste des Miteinanders. Nur in dieser Situation könnte der sich wehrende Nachkomme eines Opfers den Schulterschluss mit einem des rechten und einem des linken Flügels wagen. Denn das ist das Problem des politikfreien Gedenkmarsches wie es die Vision des Autors vorsieht. Wie könnte sich solch ein Dresdener Stammbürger neben einem mit "Irokesenschnitt" oder "Glatze" wohlfühlen und gedenken??? Der degenerierte fordert Verbote und Gesetze, glaubt damit den menschlichen Geist bezwingen zu können und vergewaltigt sich doch nur selbst!!!
Um auf den Ausgangspunkt zurück zu kommen. In meinem Geiste sind die fallenden Atombomben sehr nahe an den folgenden Ländern: das gesichtslose, perverse China; der koruppte Schlund namens Russland, Die Metzger und Fleischer in ganz Afrika, die Hölle Birma, das selbstverstümmelnde Israel, die USA, für die ich keine Worte mehr finde, die seelenlosen Fanatiker Irans. Aber jede Generalisierung und Gewalttat an sich richtet ausnahmslos immer nur max. 50% Schuldige und min. 50% Opfer. Warum soll Deutschland auch nur einen Hauch schlimmer als alle anderen sein? (aber auch: warum weniger schlimm?) Das ist genau die Zeit, Dresden spiegelt die Welt, ist ein Resultat aus dieser Welt. Dresden bist du, Dresden bin ich! Ändern wir uns, ändert sich Dresden. Fang erst mal bei dir an, nicht bei den anderen.

ls

14. Februar 2010 00:32

Ich nehme diesen ganzen jungen Männern, die auf diesen Trauermärschen rumlatschen nicht ab, dass es ihnen ums Trauern geht. Seit wann interessieren sich junge Männer für Omas Geschichten und fürs Traurigsein? Da steckt doch was ganz anderes dahinter...

wutausliebe

14. Februar 2010 14:30

@ Is

Auweia!!
Mehr fällt mir da nun nicht mehr ein...

So ein Kommentar macht mich auf ein Art noch trauriger als alles andere.

Soll man darauf überhaupt antworten??

Jeden fühlenden Menschen macht das, was damals (nicht nur) in Dresden passiert ist, unendlich traurig...

Seit wann ist die Fähigkeit, Trauer zu empfinden, denn altersabhängig?

Und was hat das mit "Omas Geschichten" zu tun?

Und, ja, stellen Sie sich vor, es steckt tatsächlich noch "was ganz anderes dahinter":

Nämlich die Tatsache, daß es ein Teil der Deutschen Jugend endgültig satt hat, einfach nur zuzusehen, wie mit Hilfe der Medien das ganze Volk belogen wird und der mit einem Trauermarsch auch den herausgerechneten Opfern gedenken will!
Diese jungen Leute weigern sich, eine einseitige 'Vergangenheitsbewältigung' zu aktzeptieren, die als solche nur eine Umerziehung eines ganzen Volkes sein sollte!

Sie tun das auf ihre Art, und wie ich finde, sehr würdig und respektvoll.

Daß die sogenannte 'Spaßgesellschaft' sich "für Omas Geschichten und fürs Traurigsein" garantiert nicht interessiert, mag stimmen.
Aber es gibt in diesem Land noch sehr viele "junge Männer" (und Frauen) die noch nicht so verblödet sind...

Henning K.

14. Februar 2010 15:09

Der Text von Lichtmesz war notwendig, denn NPD/JN/JLO bietet intellektuell ein Trauerspiel genauso wie die linksgerichtete Berichterstattung in den Medien. Welcher halbwegs gebildete Mensch hat schon Lust auf Rechtsextremisten, die am Jahrestag der Bombardierung Dresdens etwas von der "Holocaustreligion" schwadronieren und "Freiheit für Horst Mahler" skandieren? Die Feindnationen von damals, vor allem Großbritannien leiden unter der selben linken Kulturhegemonie wie die BRD. Die Rechte sollte sich endlich abgewöhnen das Jahr 45 für alles verantwortlich zu machen, was in Deutschland schief läuft. Der Grund warum die Rechte in Deutschland so schwach ist, liegt darin, dass sie nicht mal in der Lage ist einen winzigen Bruchteil von Studenten anzusprechen und ihr die Fähigkeit zur Vernetzung gänzlich fehlt. Seien wir ehrlich: Alles außerhalb von JF und Sezession ist einfach zu dumm.

Fakten ! Nicht romantischer Historismus

14. Februar 2010 21:33

Liebe Mitmenschen,

im Text selbst und in fast allen Kommentaren findet sich jeden Menge Polemik, viel Emotion und Dramatisierung und leider auch Verklärung.

Zunächst sei gesagt, dass ich mit ,,Dramatisierung'' nicht das reine Gedenken an die Opfer meine. Es ist Fakt, dass in Dresden um die 25.000 Menschen starben. Es ist auch Fakt, dass das ein Kriegsverbrechen der Alliierten war. Es ist Fakt, dass daraus beispielsweise in der DDR (von der einige der Kommentatoren hier sicherlich tendenziell etwas anderes vermuteten) daraus nie ein Hehl gemacht wurde - es wurde als Kriegverbrechen benannt.
Es ist nicht Fakt, dass ,,der Krieg [damit] wieder nach Deutschland zurück kam'', denn der Krieg war wesentlich heftiger für alle Völker Europas. Niemand - auch ich nicht - will Zahlen von Toten gegeneinander abwägen, weil es widerlich ist. Aber allein die Art und Weise mit der das Deutsche Reich diesen Krieg geführt hat, war perverser, umfangreicher, ,,nachhaltiger'' und zerstörerischer als eine Bombardierung je hätte sein können. Das ist Fakt. Und das ist keine Relativierung der Dresdener Opfer, die Opfer und allergrößtenteils Unschuldige waren (sofern man voraussetzt, dass das widerstandslose Leben im deutschen Faschismus noch nicht allein schuldig macht). Das Gedenken an diese Opfer ist in jedem Fall legitim und steht außerhalb der Kritik!
Schauen wir uns aber nun an, mit welcher Situation wir es in Dresden heute zu tun haben (zum benannten ,,Termin''). Leider ließt man aus den ganzen Kommentaren sehr deutlich, dass bei den Autoren keine kritische Auseinandersetzung mit dem Problem erfolgt ist. Linke und Rechte werden in einen Sack gesteckt und abgeurteilt. Die Bürgerlichen noch dazu. Dann wird der JLO eingeräumt, ihr Grundgedanke sei der Richtige. Alle Gegendemonstranten urteilt man mit der Gewalt einzelner Antifa-Strukturen ab, indem man alles zur ,,Antifa'' pauschalisiert. Alles leider sehr undifferenziert.
Zu allererst: Wir haben in Deutschland weitestgehend die freie Meinungsäußerung. Wer das in Frage stellt, schaltet sich als Rechtsempfänger und Mitbürger selbst aus.
Nun zu den Grundlagen: Es ist Fakt, dass wir in Deutschland eine ernste faschistische Bedrohung haben. Wer die Augen zu macht und sich unpolitisch gibt und dann einfach - um auch nicht genauer hinterfragen zu müssen - alle politischen Richtungen aburteilt, bekommt davon freilich nichts mit. Zudem werden tätliche Angriffe von ,,Neonazis'' (was für ein sinnloser und überflüssiger Begriff) zu einem nicht mal ganz einprozentigem Anteil in den Nachrichten dokumentiert. So wird freilich kein Problem wahrgenommen. Und es erfolgt auch keine ernsthafte, analytische Auseinandersetzung mit ,,Faschismus''. Ich lebe selbst in einer Region, in der die NPD auf einigen Dörfern 16-21 Prozent bei der LTW bekam und ich selbst wurde schon Opfer und mehrfach Zeuge von rechten Angriffen. Trotzdem ist es schwachsinnig die ganze Szene über einen Kamm zu scheren. Es gibt Autonome Nationalisten, rechte Skins, Hooligans und sich als Ultras ausgebende Nazis. Dann die bürgerlichen Faschisten und NPD-Kader, Faschisten, die vorgeben für Tierrechte einzutreten (während ihnen paradoxer Weise Menschenrechte total gleichgültig sind). Und dabei immer noch die Abstufung, wie sehr der Einzelne wirklich in der Ideologie verwurzelt ist und aus was für Gründen (auch wenn ihn das nicht mehr oder weniger zum Nazi macht). Was ich in Jahren der politischen Auseinadersetzung, bspw. aus Erkenntnissen aus internen Nazi-schreiben oder -gesprächen, gelernt habe, ist auch gestern in Dresden wieder deutlich geworden: Nazis bewarfen, von einem mehrere Meter über einer Starße erhobenen Bahndamm, Gegendemonstranten mit Steinen vom Bahngleis, bis sie (zu spät) von der Polizei verdrängt wurden. So sieht kein Gedenken aus. So sieht das tatsächliche Gesicht der politischen Praxis von Faschisten aus, die ein Kriegsverbrechen für sich instrumentalisieren und verfälschen.
Nazis haben gestern in Dresden das AJZ Conny angegriffen und dabei mehrere Linke krankenhausreif geprügelt, abgesehen von den materiellen Schäden. Mehrere hundert Nazis haben übrigens am späten Abend auf ihrer Abreise per Zug in Gera zwischengestoppt und laut Radio-Nachrichten ,,fremdenfeindliche'' Parolen skandiert.
Es wird wohl deutlich, dass hier keine ,,Volksfreunde'' am Werk sind und auch keine ,,jungen, mutigen Menschen'', die endlich etwas sagen, was keiner bisher angesprochen hätte.
Nun zur Linken: Ich verwahre mich als politisch aktiver Demokrat und Antifaschist absolut dagegen, von Leuten abgeurteilt zu werden, die gerade mal die Nachrichten im Fernsehen gesehen haben und jetzt meinen, Antifa = Gewalttäter. Ich weiß selbst, dass es ein großes Problem mit Pöbel in politischen Vereinigungen gibt. Marx bezeichnet diese Masse als Lumpenproletariat (nicht des finanziellen Hinterfeld, sondern der Geisteshaltung wegen). Gemeint sind heutige Polit-Hooligans und Krawalltouristen. Was ich zu diesen ,,Elementen'' für eine Meinung habe, muss ich hoffentlich nicht näher ausführen. Aber es ist absolut dumm, das zu verallgemeinern. Es gibt genügend GenossInnen, die sich ernsthaft mit der Sache befassen und nicht nur aus Langerweile oder aus ,,Bock auf Randale'' nach Dresden gehen. Genügend Menschen sind gestorben - auf allen Kontinenten. Und ihr werdet es vermutlich nicht glauben, aber wir haben sie nicht vergessen. Das ist kein Spaßtag. Und zu einer Behauptung muss ich noch sagen: Es ist falsch, dass ,,wir'' trotzdem in Dresden wären, wenn kein Naziaufmarsch wäre. Von den antideutschen Sinnlosigkeiten halten übrigens die wenigsten Linken etwas, weil es letztlich auch menschenverachtend ist.

Alles in allem kann ich nicht verstehen, wie man sich in Zeiten einer politischen und wirtschaftlichen Krise und politischer Radikalisierungen so unpolitisch - letztlich desinteressiert an der eigenen Gesellschaft - außerhalb eines Konflikts hinstellen kann und von außen dann sagt: ,,Die sind doch alle dumm'' - denn eine tiefgründigere These für diese Kommentare hier gitb es nicht, mit Ausnahme einzelner Kommentare, die die JLO loben, na danke auch.

rjaeck

14. Februar 2010 22:33

So lange in der deutschen Öffentlichkeit keine Wahrhaftigkeit in der Betrachtung der eigenen Geschichte angestrebt wird (Politisierung der Opferzahlen), so lange wird der 13. Februar politisch instrumentalisiert werden. Auch über aufrichtiges (und notwendiges) Gedenken nationalbewußter Bürger wird so lange unisono die Nazi-Keule geschwungen.

Schweigemarsch Rechtsgesinnter - brennende (an diesem Tag!) Straßenbahnen und Mülltonnen durch Linksfaschisten - wer hat wohl die angemessenere Gedenkkultur?

Herr Lichtmesz hat im Kern recht: Das fehlende Bewußtsein des Staates für den Umgang mit diesem nationalen Drama läßt diesen Tag zum Tummelplatz von Extremisten werden - schändlich für Dresden und ganz Deutschland, der Opfer unwürdig!

Martin

14. Februar 2010 22:49

Haben die

https://www.arbeit-familie-vaterland.de/inhalt/buendnis/aktuelle-meldungen/meldung/article/trauer-ist-unteilbar.html

es richtig oder besser gemacht ?

Jetzt, wo der Zinnober vorbei ist, ist politisch zwar einiges klarer, was man vorher zumeist schon geahnt hat.

Es bleibt aber nach wie vor die Frage offen, ob man nicht besser andere Themen/Orte als Spielfelder der politischen Auseinandersetzung suchen sollte ...

drieu

15. Februar 2010 09:54

Am Sonnabend habe ich die Stadt gemieden, obwohl der Hubschrauberlärm omnipräsent war. Meinem Sohn haben die Dinger am Himmel immerhin gefallen.
Am Abend stand ich auf dem Berg bei dem alten Baum und blickte auf die erleuchtete Stadt - wie sie wohl vor 65 Jahren in diesen Stunden ausgesehen haben mag? Der Baum hat's gesehen, er hat auch andere Kriege überlebt.
Mit meinen klammen Händen zündete ich ein Windlicht an, aber die Kerze war von schlechter Qualität und die Flamme hielt nicht. Was hielt, war die Musik in meinen Ohr: „Wie liegt die Stadt so wüst“

Heute lese ich von dem Debakel und stelle fest: es ist genauso gekommen wie es vorherzusehen war. Die lokale Presse (SZ) feiert den Sieg der "vereinten Demokraten", deren linksextremen Mitläufer nicht immer recht, aber richtig gehandelt hätten. Die Niederlage von "rechts" ist dieses Mal total ausgefallen, man ist in jeder Hinsicht der Verlieren. Das hätte nicht sein müssen.

Es ist offensichtlich, daß es einem Teil der "Linken" darum geht, jedes "Gedenken" in Dresden zu stören, "anzugreifen". Das schließt das offizielle und bürgerlich mit ein. Und genau wie es sinnvoll ist von "Rechten" bei der offiziellen Kranzniederlegung am Heidefriedhof mitzumachen, hätten sich "Rechte" in die "bürgerliche" Menschenkette vor der Frauenkirchen einreihen sollen. Einfach autonom und unverkleidet hingehen sollen, wo die Bürger der Stadt, der Ministerpräsident etc. sind. Und meinetwegen Flugblätter verteilen, Diskussion führen. Aber nicht vom "Holocaust", nicht um Opferzahlen, sondern über Gedenkkultur, über "Bomberharris do it again" usw. Das wäre subversiv und es wäre erfolgreicher - denn das Dresdner Bürgertum ist konservativ, es liebt seine Stadt und es verachtet die "linken" Chaoten genauso wie die "rechten".

Vielleicht ja im nächsten Jahr?

Raskolnikow

15. Februar 2010 20:13

Der Fritzel mit dem Schnurrbart,

Ihr wisst schon, der der öfter mal "all inclusive" in Sils-Maria war, schrieb irgendwo, dass man aufpassen müsse, wenn man mit Ungeheuern kämpft, nicht selbst zum Ungeheuer zu werden.

Für´s ausgehende 19. Jhd. schien das wohl noch richtig zu sein, aber die Ungeheuer sind so ungeheuerlich geworden, dass schon der Kampf gegen sie beschmutzt. Jede Berührung, jedes Ansichtigwerden sollte vermieden werden. Jede Zustimmung, egal von welchem heutigen Menschen, muss einem verdächtig sein.

Die Kommentare belegen größtenteils die Richtigkeit der lichtmeszschen Auslassungen und eignen sich meist nur, um Entsetzen auszulösen, der überwiegenden Zahl Kommentatoren möchte ich nie begegnen. Wie Lichtmesz das in Dresden ausgehalten hat, ist mir ein Rätsel. Chapeau! Ich bin eine Wurst.

"Widerstand" kann heute nur so oder so ähnlich aussehen: Fernseher rauswerfen und keine Zeitungen mehr anfassen, Anzüge tragen, nichts von Lebenden lesen, beten, zu Fuß gehen, "Neger" sagen, autodidaktisch das Graecum machen, Eisbaden, unnütz sein, schön sein, hin und wieder Schnauze halten, teuren Cognac trinken, obwohl man ihn sich nicht leisten kann, H.I.F. Biber hören, sich mit Landwirtschaft auskennen, Popstars nicht kennen, Jäger sein, beichten ...

wutausliebe

16. Februar 2010 11:48

@ Fakten!...

Ich möchte Ihnen aufrichtig dafür Dank aussprechen, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, hier einen ordentlichen Text zu verfassen!

Über den Inhalt sollte man in einem Kaffe (oder bei einem kühlen Bier, was Ihnen lieber ist) in Ruhe diskutieren, dafür ist hier der falsche Ort.
Denn ich finde, man sollte sich von Angesicht zu Angesicht vernünftig unterhalten, wenn man derart unterschiedliche Überzeugungen hat.

Daher lasse ich mich nicht dazu hinreißen, mich zu Ihren "Fakten" zu äußern, obwohl ich da einiges zu berichtigen hätte ( haben Sie da zufällig eine 0 vergessen? ;) ).

Jedenfalls sind Sie ein Beweis dafür, daß man sehr wohl miteinander sprechen könnte.

Auch wenn wir uns in unseren unterschiedlichen Anschauungen nie annähern sollten:
Ich finde es wäre wichtig, sich wenigstens vereinzelt einmal unter normalen Umständen in die Augen gesehen und ein paar ruhige Worte gewechselt zu haben.

Das würde vielleicht auf beiden Seiten ein paar Vorurteile, zumindest in ihrer pauschalen Form, zerstreuen.

Das Problem, das mir dabei bisher zu 95% begegnet, ist nur, daß es vorallem den Partei-"Genossen" und "Genossinen" laut eigenen Aussagen untersagt ist, sich mit unsereinem überhaupt zu unterhalten!

Und dazu kann ich (auch aus eigener Erfahrung) nur sagen:

Ja, wir sind hochgradig ansteckend, und es ist uns eine Freude!

Denn in Zeiten der Unvernunft kann klares Denken eine sehr anziehende Wirkung entfalten! das wissen ihre Vorgesetzten wohl, daher ist dann immer von "NPD-Kadern" die rede, wenn sie einem gebildeten Menschen gegenüberstehen, dessen Argumenten und Leidenschaft sie sich nicht gewachsen fühlen...

@ Fakten..., Sie ahnen ja nicht, wie viele interessante Gespräche ich schon hatte, die immer hervorragend liefen, bis mein gutgelauntes Gegenüber erfuhr, daß ich NPD-Mitglied bin, und huch und hach, welch Erstaunen! Und wie schnell die eben noch nette Unterhaltung plötzlich panisch beendet wurde...

Komisch, was macht mich denn dann so furchtbar böse und unerträglich?
Etwa nur der Parteiausweis?

Und weshalb sind solche blödsinnigen Aktionen wie: "kein Sex mit Nazis" überhaupt nötig?
Sind wir Euch etwa sogar sympathisch??
Oder reizt die "Gefahr"? *lach*

Bei allem Spaß, eines sei doch gesagt:
Jeder weiß, daß Steinewerfen eine beliebte Freizeitbeschäftigung der Linken ist, und das seit Jahren!!!

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