Presseschau, 20. Februar 2010

Auswahlpresseschau, erstellt aus diversen Zeitungen, Magazinen und Blogs. Einige Schwerpunkte diese Woche: Ist der Gebirgsjäger-Skandal wirklich ein Skandal?, Berichterstattung zum „Manifest gegen den Linkstrend“, Hartz-IV-Debatte, Inländerdiskriminierung und Ausländergewalt.


Äuße­res, Kriegs- und Konfliktforschung

Aus­bil­dungs­ein­satz in Kriegsgebiet
Afgha­ni­stan-Mis­si­on frus­triert deut­sche Polizisten
Von Jörg Diehl
Rake­ten­an­grif­fe, Selbst­mord­an­schlä­ge, Feu­er­ge­fech­te: In Afgha­ni­stan bil­den deut­sche Poli­zis­ten Ein­hei­mi­sche aus – regel­mä­ßig gera­ten sie dabei in Gefahr. Die Beam­ten füh­len sich für den Ein­satz schlecht vor­be­rei­tet und hal­ten vie­le afgha­ni­sche Rekru­ten für untaug­lich. Sie zwei­feln am Sinn der Mission.

Ist Gebirgs­jä­ger-Skan­dal wirk­lich ein Skandal?
Mit­ten­wald – Schwei­ne­le­ber oder Gär­fisch? Für die einen ekel­haft, für die ande­ren eine Deli­ka­tes­se. Im einen Fall wer­den Gebirgs­jä­ger gegei­ßelt, im ande­ren Fall Biath­le­tin­nen gefeiert.

Mord an Hamas-Funktionär
Mut­maß­li­che Kil­ler tarn­ten sich als Tennisspieler
Aus Abu Dha­bi berich­tet Alex­an­der Smoltczyk
Der auf­se­hen­er­re­gen­de Mord an einem Hamas-Füh­rer in Dubai war offen­sicht­lich per­fekt geplant. Die Kil­ler sol­len in einer geheim­dienst­ar­ti­gen Blitz­ak­ti­on zuge­schla­gen haben – die Poli­zei hält eine Betei­li­gung des Mos­sad für mög­lich. Sie fahn­det nach elf Ver­däch­ti­gen, unter ihnen ein Deutscher.

Staat, Demo­gra­phie, Wirtschaft

CDU-Kri­ti­ker pro­tes­tie­ren gegen Linkstrend
BERLIN. Mit einem „Mani­fest gegen den Link­s­trend“ hat eine Rei­he ehe­ma­li­ger CDU-Poli­ti­ker und Publi­zis­ten auf die Ber­li­ner Erklä­rung der CDU reagiert. In dem Auf­ruf for­dern die Unter­zeich­ner um den ehe­ma­li­gen CDU-Bun­des­rich­ter Fried­rich-Wil­helm Sie­be­ke von der Par­tei­füh­rung eine „grund­le­gen­de poli­ti­sche Kurs­kor­rek­tur, eine geis­ti­ge Wende“.

Ohne Kom­men­tar …
CDU-Poli­ti­ker wei­sen Kri­tik am Kurs der Par­tei zurück
BERLIN. Füh­ren­de CDU-Poli­ti­ker haben den Vor­wurf eines Link­s­trends ihrer Par­tei zurück­ge­wie­sen. CDU-Gene­ral­se­kre­tär Her­mann Grö­he sag­te der Welt, der CDU zu unter­stel­len, sie sei nach links gerückt, sei „absurd“.
Auch der Par­la­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­rer der Uni­ons­frak­ti­on, Peter Alt­mai­er, ver­wahr­te sich gegen den Vor­wurf. Viel­mehr sei die CDU unter der Füh­rung von Bun­des­kanz­le­rin Ange­la Mer­kel in die Mit­te gerückt, sag­te Alt­mei­er im Deutschlandfunk.

Recon­quis­ta in der CDU
Von Die­ter Stein
Wer sich an den Regie­rungs­an­tritt von Hel­mut Kohl 1982 zurück­er­in­nert, der weiß: Wenn CDU/CSU und FDP eine Koali­ti­on ein­ge­hen, stellt sich sofort die Fra­ge der Inte­gra­ti­ons­fä­hig­keit nach rechts. Damals hat­te Kohl mit sei­ner For­de­rung nach einer „geis­tig-mora­li­schen Wen­de“ Erwar­tun­gen unter Kon­ser­va­ti­ven geweckt, eine von der Uni­on geführ­te Regie­rung wer­de poli­tisch wesent­li­che Kor­rek­tu­ren vor­neh­men. Schon nach nur einem Jahr tra­ten erheb­li­che Frik­tio­nen zuta­ge, als klar wur­de, daß Kohl nicht nur deutschland‑, son­dern auch gesell­schafts­po­li­tisch bruch­los an die sozi­al-libe­ra­le Vor­gän­ger­re­gie­rung anknüpfte.

Pro­fil­de­bat­te in der CDU
Frus­trier­te Rech­te machen gegen Mer­kel mobil
Von Phil­ipp Wittrock
Ange­la Mer­kel hat­te gehofft, die lei­di­ge Pro­fil­de­bat­te in der CDU sei been­det. Doch jetzt for­miert sich eine neue Basis-Initia­ti­ve: Ent­täusch­te Rechts­kon­ser­va­ti­ve wet­tern gegen den „Link­s­trend“ bei den Christ­de­mo­kra­ten – und sam­meln eif­rig Unterstützer.

Streit über Regelsätze
Hartz-IV-For­scher sprin­gen Wes­ter­wel­le bei
Gui­do Wes­ter­wel­le mag sich bei sei­ner Hartz-IV-Schel­te im Ton ver­grif­fen haben – in der Sache aber hat er recht, sagen Öko­no­men des Kie­ler Insti­tuts für Welt­wirt­schaft. Sie legen neue Zah­len vor, die klar­ma­chen: Für vie­le Arbeits­lo­sen­geld-II-Emp­fän­ger ren­tiert sich ein regu­lä­rer Job schlicht nicht. Von Anne Seith und Alex­an­der Landsberg

Immo­bi­li­en­bla­se
US-Exper­ten fürch­ten den nächs­ten Mega-Crash
Von Marc Pitz­ke, New York
Die US-Regie­rung ver­brei­tet Opti­mis­mus, die Rezes­si­on sei über­stan­den. Doch renom­mier­te Exper­ten wider­spre­chen: Sie war­nen vor einem neu­en, kata­stro­pha­len Crash. Dies­mal auf dem Markt für Gewer­be­im­mo­bi­li­en samt rie­si­gen Miet­woh­nungs­kom­ple­xen. Betrof­fen wäre fast jeder Ame­ri­ka­ner – und die Deut­sche Bank.

Land­nah­me und Überfremdung/Zuwanderung und Integration

CDU …
Lam­mert will mehr Migran­ten einbürgern
Auch der Bun­des­tags­prä­si­dent Dr. Nor­bert Lam­mert (CDU) wirbt jetzt flei­ßig bei Migran­ten um deren Ein­bür­ge­rung: „Unser Pro­blem in Deutsch­land ist nicht eine zu hohe Zuwan­de­rung, son­dern die zu gerin­ge Einbürgerung.“

BNP öff­net sich für Einwanderer
LONDON. Die rech­te Bri­tish Natio­nal Par­ty hat beschlos­sen, künf­tig auch Far­bi­ge auf­zu­neh­men. Mit die­sem Beschluß eines Son­der­par­tei­ta­ges ent­geht die Par­tei einer Kla­ge durch die Kom­mis­si­on für Gleich­be­rech­ti­gung und Men­schen­rech­te (EHRC). Die­se hat­te die bis­he­ri­ge Par­tei­sat­zung als nicht ver­ein­bar mit dem bri­ti­schen Anti-Dis­kri­mi­nie­rungs­ge­setz bewertet.
Neben einer mög­li­chen Haft­stra­fe für Par­tei­chef Nick Grif­fin hät­ten die Pro­zeß­kos­ten die Par­tei finan­zi­ell rui­nie­ren kön­nen. Grif­fin erklär­te in einem Rund­schrei­ben, daß man sich jedoch wei­ter­hin für die ein­hei­mi­schen Bri­ten ein­set­ze. „Wir wer­den uns wei­ter­hin zum Recht der eth­ni­schen Bri­ten beken­nen, als ein eth­ni­sches Volk mit allen gül­ti­gen Rech­ten aner­kannt zu werden.“

Debat­te um Islamkritiker
Im Zwei­fel für den Populisten
Aus Den Haag berich­tet Hen­ryk M. Broder
Für man­che ist er ein Frei­heits­kämp­fer, für ande­re ein Haß­pre­di­ger: Geert Wil­ders steht in den Nie­der­lan­den wegen Volks­ver­het­zung vor Gericht. Ein pein­li­cher Pro­zeß, der die zen­tra­le Fra­ge unbe­ant­wor­tet läßt: War­um soll­te eine demo­kra­ti­sche Gesell­schaft eine Mei­nung bestrafen?

Udo Ulfkot­te
Eth­ni­sche Euro­pä­er: Men­schen zwei­ter Klasse

Aus­län­der­ge­walt

Offenbach/Darmstadt
Fuß­ball­prü­gel-Pro­zeß: Land­ge­richt bestä­tigt Urteil
Jugend­li­che 27 Mona­te nach der Tat bestraft

Mehr zum Hin­ter­grund die­ses Falls hier.

„Süd­län­der“ jagen Punks
Punks füh­len sich poli­tisch für gewöhn­lich am lin­ken Rand zuhau­se, sind im „Kampf gegen Rechts“ ganz vorn dabei. Und weil es gut­tut, sich ande­re vor­zu­stel­len, die noch wei­ter unten sind als man sel­ber, füh­len sie sich beson­ders beru­fen, angeb­lich ver­folg­te Süd­län­der vor bösen Deut­schen zu schüt­zen. Pech, daß die das nicht immer zu wür­di­gen wis­sen. Eini­ge Süd­län­der in Hil­des­heim betrach­ten die Ange­le­gen­heit offen­bar wenig differenziert.

Offen­bach
Mit geziel­ten Schlä­gen und Trit­ten wehr­te sich ein 31jähriger Mann aus Obertshausen
Opfer hat­te schla­gen­de Argumente
[Recht gewagt gegen einen Angrei­fer mit Mes­ser. Man kann dem Mann zu sei­ner Abwehr­leis­tung nur gra­tu­lie­ren. Das nennt man wohl das Glück des Tüchtigen …]

Tod eines jun­gen Ägypters
Mai­lands Immi­gran­ten-Vier­tel wird zum Pulverfaß
Von Mar­tin Zöller
Dut­zen­de Ein­wan­de­rer aus Nord­afri­ka war­fen Fens­ter­schei­ben ein und Autos um. Aus­ge­löst wur­den die schwe­ren Aus­schrei­tun­gen in Mai­land durch einen Mord an einem jun­gen Ägyp­ter. Kri­ti­ker der Regie­rung bekla­gen nach den hef­ti­gen Unru­hen jetzt eine ver­fehl­te Einwanderungspolitik.

Erzie­hung, Bil­dung, Sonstiges

Tag der Muttersprache:
1.000 Grün­de für die deut­sche Spra­che gesucht
Erlan­gen, 19. Febru­ar 2010 – „1.000 Grün­de für die deut­sche Spra­che“ will die DEUTSCHE SPRACHWELT mit ver­ein­ten Kräf­ten zusam­men­tra­gen. Anläß­lich des Inter­na­tio­na­len Tags der Mut­ter­spra­che am 21. Febru­ar stell­te die Sprach­zeit­schrift heu­te ihre Akti­on vor. Ziel ist es, ein Zei­chen gegen die Ver­drän­gung der deut­schen Spra­che zu set­zen und das Bewußt­sein für den Wert der Mut­ter­spra­che zu för­dern, erklär­te Chef­re­dak­teur Tho­mas Paulwitz.
Die DEUTSCHE SPRACHWELT ruft des­we­gen alle Freun­de der deut­schen Spra­che auf, ihre Zunei­gung zur deut­schen Spra­che zu begrün­den und den Satz „Ich mag die deut­sche Spra­che, weil .“ zu ergän­zen. Über ein­hun­dert Grün­de hat die Sprach­zei­tung bereits mit Hil­fe ihrer Leser gesam­melt und ins Netz gestellt. Wer will, kann die Bekun­dung sei­ner Sym­pa­thie für Deutsch über ein Ein­ga­be­for­mu­lar an die DEUTSCHE SPRACHWELT sen­den. Die Sprach­zei­tung ver­öf­fent­licht die Grün­de dann auf einer eige­nen Netz­sei­te, die sie fort­lau­fend ergänzt.

Angli­zis­men
Nie wie­der „Kiss & Ride“ mit der Deut­schen Bahn

Abschaf­fung der Recht­schreib­re­form – eine Chan­ce für die deut­sche Sprachgemeinschaft
[Lesens­wer­ter Text aus dem Jahr 2005!]

Buch­emp­feh­lun­gen zum The­ma defor­mier­te Rechtschreibung:

Horst Hai­der Munske: Lob der Recht­schrei­bung: War­um wir schrei­ben, wie wir schrei­ben (Taschen­buch), 9,90 Euro

Clau­dia Ludwig/Karin Pfeif­fer: Der gro­ße „Blöff“. Neue deut­sche Recht­schrei­bung: ein­fach unlern­bar (Bro­schiert), 5 Euro

Lese­pro­be aus dem Buch von Clau­dia Lud­wig und Karin Pfeiffer.

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