Thomas Hartwig hat dafür Pfarrer Michael Kemper vier Monate lang begleitet. In Marxloh sind ein Drittel der Bürger Ausländer. Seit 2008 gibt es in diesem Stadtteil auch eine Moschee. Medien bezeichnen es als „Wunder von Marxloh“, daß es bisher keine großen Proteste dagegen gab. Pro NRW macht nun allerdings mobil.
Michael Kemper war von Anfang an für die Merkez-Moschee. Es sei schließlich auch ein Gotteshaus. Zwar gebe es vereinzelt Ängste in der Bevölkerung vor einer Vorherrschaft der Muslime, aber seiner Ansicht nach könne es nur ein „Miteinander“ geben. „Die Notwendigkeit, sich miteinander zu verständigen, liegt 1000 Meter tiefer, im Bergbau“, so der 45jährige Kemper vor eineinhalb Jahren. „Deutsche und türkische Kumpel haben Seit an Seit gearbeitet. Die mußten sich verstehen, sich aufeinander verlassen können. Das hat sich auf den Stadtteil übertragen.“
Allzu harmonisch ging es jedoch in den letzten Monaten in der Merkez-Gemeinde und der angegliederten Begegnungsstätte nicht zu, da ein offener Richtungsstreit im Trägerverein der Moschee entbrannt ist. Im Dezember 2009 trat der moderate Vorsitzende Mehmet Özay zurück und warnte vor dem Einfluß der DITIB: „Die größte Moschee der Republik darf keinesfalls an Offenheit und Transparenz verlieren und nicht für ideologische Zwecke instrumentalisiert werden.“
Kemper, der im Beirat des Vereins sitzt, versuchte den Konflikt zu entschärfen und verwies darauf, daß es keine radikalen bzw. extremistischen Kräfte innerhalb der Begegnungsstätte gebe. Allerdings wolle die Mehrheit des Beirats ihre Eigenständigkeit gewahrt wissen und nicht in die DITIB integriert werden. Die Einflußnahme der von der türkischen Regierung kontrollierten DITIB ist nicht weiter verwunderlich, denn neben der EU und dem Land Nordrhein-Westfalen war sie der dritte große Geldgeber für den Bau der Moschee.
Vermutlich werden aber die internen Streitereien im nächsten Monat in den Hintergrund rücken, da Pro NRW für den 27./28. März einen „Sternmarsch“ auf die Merkez-Moschee angemeldet hat. Bereits jetzt hat ein „Marxloher Bündnis“ angekündigt, zivilgesellschaftlichen Widerstand dagegen zu organisieren.
Eines der ersten Treffen des Bündnisses fand letzte Woche im Pfarrsaal St. Peter statt. Gestern gingen die Vorbereitungen dann in der evangelischen Kreuzeskirche Duisburg-Marxloh weiter. Alexander Häusler von der Arbeitsstelle für Neonazismus der Fachhochschule Düsseldorf sprach über „Antimuslimischen Rassismus als rechtes Wahlkampfticket“.