Heni vs. Benz

Die Jerusalem Post vom 8. März wartet mit einer exklusiven Meldung auf, die ein neues Licht auf die "Antisemitismus"-Debatte um Wolfgang Benz wirft.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Dem­nach gab es offen­bar hin­ter den Kulis­sen einen inter­nen Kon­flikt zwi­schen Benz und Cle­mens Heni, der zu den emsigs­ten Antrei­bern der Kam­pa­gne gegen Benz gehörte.

Die JP behaup­tet, Ein­sicht in einen inter­na­tio­na­len E‑Mail-Wech­sel von Dezem­ber 2009 bis Febru­ar 2010 zu haben, aus dem her­vor­ge­he, daß Benz dafür ver­ant­wort­lich sei, daß Heni aus der Redak­ti­on des Jour­nal for the Stu­dy of Anti­se­mi­tism abge­setzt wur­de.  Dabei hät­ten Zuträ­ger von Benz “die Drecks­ar­beit über­nom­men” und die Abset­zung mit “mafia­glei­chen Tak­ti­ken” durch­zu­set­zen ver­sucht. Das wur­de von Heni auf sei­nem Blog bestätigt.

Heni hat­te das Benz­sche Zen­trum für Anti­se­mi­tis­mus­for­schung kri­ti­siert, weil es zuwe­nig Augen­merk auf den isla­mi­schen Anti­se­mi­tis­mus lege, der sich auch in Deutsch­land öffent­lich äuße­re. Das Zen­trum küm­me­re sich zuwe­nig um “die Sicher­heit Isra­els und der Juden”.  Außer­dem hät­te Benz sei­nen “Nazi”-Doktorvater Karl Bosl “geprie­sen”, den die JP einen “rabidly pro-Hit­ler ideo­lo­gue” (einen “toll­wü­ti­gen Pro-Hit­ler-Ideo­lo­gen”) nennt – eine Keu­le, die aller­dings, soweit sich das ver­fol­gen läßt, erst nach der Ent­las­sung Henis aus dem Jour­nal (laut sei­ner eige­nen Aus­kunft vor dem 11. Janu­ar 2010) aus­ge­packt wurde.

Nach­dem Heni aus der Redak­ti­on des Jour­nal abge­setzt wur­de, folg­ten soli­da­ri­sche Rück­trit­te und Pro­tes­te von ein­fluß­rei­chen Mit­ar­bei­tern: Dani­el Pipes (schreibt auch in der Welt), Alvin H. Rosen­feld, Robert Wist­rich und der “Anti­deut­sche” Mat­thi­as Künt­zel (des­sen jüngs­tes, kriegs­trei­be­ri­sches Buch Die Deut­schen und der Iran in der aktu­el­len JF von Micha­el Wies­berg ver­ris­sen wurde.)

Der Pro­test führ­te schließ­lich dazu, daß Heni Anfang Febru­ar wie­der in die Redak­ti­on des Jour­nal auf­ge­nom­men wur­de. Vie­le der Abge­sprun­ge­nen zei­gen sich aller­dings immer noch unver­söhn­lich und wol­len erst­mal nicht wie­der bei­tre­ten, so zumin­dest die JP.

Wenn sich die Din­ge so abge­spielt haben, wie von der Jeru­sa­lem Post dar­ge­stellt und von Cle­mens Heni bekräf­tigt, dann war der Vor­gang offen­bar so: Der “pro-Isra­el scho­lar” (JP) Heni gehört – und das zei­gen auch die Namen sei­ner Unter­stüt­zer – ganz klar zu der Grup­pe, die die “Anti­se­mi­tis­mus-For­schung” als poli­ti­sches Instru­ment (oder auch: als Waf­fe) sehen will, das ins­be­son­de­re die Inter­es­sen Isra­els schüt­zen und gegen den “mus­li­mi­schen Anti­se­mi­tis­mus” mobil machen soll. Benz war offen­sicht­lich nicht gewillt, ein­sei­tig auf die­se Linie ein­zu­schwen­ken. Prompt wur­den sowohl die Anti­se­mi­tis­mus- als auch die Nazi-Keu­le gegen Benz selbst (aus­ge­rech­net!) aus­ge­packt. (Was sagt uns das eigent­lich über die gän­gi­ge Hand­ha­be des Begrif­fes “Anti­se­mi­tis­mus”?)

Jetzt wird auch klar, war­um ein Hen­ryk Bro­der sich bemü­ßigt fühl­te, dem eben noch gelob­ten Benz auf die Fin­ger zu klop­fen. Gleich­zei­tig wärm­te Bro­der mit ver­däch­ti­ger Über­be­to­nung die The­se auf, daß der “Anti­se­mi­tis­mus” (im Gegen­satz zur “Isla­mo­pho­bie”) doch immer und über­all nichts ande­res sei, als das völ­lig rät­sel­haf­te Hirn­ge­spinst von ein paar Geis­tes­kran­ken.  Daß aller­dings für jeden wachen Beob­ach­ter die Grün­de des mus­li­mi­schen “Anti­se­mi­tis­mus” (Ras­sis­mus? Reli­giö­ser Anti­ju­da­is­mus? Anti­zio­nis­mus?  Anti­ame­ri­ka­nis­mus?) so mys­te­ri­ös nicht sind, läßt sich nicht mit einem Taschen­spie­ler­trick wegzaubern.

Ich fas­se das “Ich-seh-etwas-was-du-nicht-siehst”-Spielchen mal zusammen:

Heni: Anti­se­mi­tis­mus hat kei­ne rea­le Grund­la­ge, der Anti-Isla­mis­mus schon. Der Anti­se­mi­tis­mus ist eine Gefahr, die Isla­mo­pho­bie ein Phan­tas­ma. Der Anti­se­mi­tis­mus der Ara­ber ist eine Gefahr für Israel.

Benz: Der Anti-Isla­mis­mus hat eben­so­we­nig eine rea­le Grund­la­ge wie der Anti­se­mi­tis­mus. Bei­des sind Phan­tas­men, die sich unde­mo­kra­ti­sche, into­le­ran­te Men­schen so zusam­men­spin­nen, weil sie nicht auf­ge­klärt genug sind. Anti­se­mi­tis­mus und Anti-Isla­mis­mus sind eine Gefahr für die Zivilgesellschaft.

(Belie­bi­gen Isla­mis­ten ein­set­zen): Der mus­li­misch-ara­bi­sche Anti­se­mi­tis­mus hat eine rea­le Grund­la­ge, der Anti-Isla­mis­mus aller­dings nicht, der ist eher wie der deut­sche Anti­se­mi­tis­mus von Anno Adolf ein Phan­tas­ma. Der Zio­nis­mus Isra­els ist eine Gefahr für die Araber.

Nach­denk­li­cher Sezes­sio­nist: Mich wür­den die Grün­de inter­es­sie­ren, war­um sowohl Isla­mis­ten als auch Anti-Anti­se­mi­ten und (mit Vor­zug deut­sche) Isra­el-Fans so ger­ne anti­deutsch argu­men­tie­ren und handeln.

Ich war­te nur noch, daß Poli­ti­cal­ly Incor­rect, blind­lings wie immer in die­se Fal­le tappt, und Heni & Co gegen Benz abfei­ern wird, weil man es dort für zwin­gend hält, sich jedem anzu­bie­dern, der nur irgend­wie irgend­wo aus irgend­wel­chen Grün­den dabei ist, den “Musels” in den Hin­tern zu treten.

Irgend­wann wird man auch in PI-Krei­sen mer­ken, daß die von ihnen umschleim­te Lob­by, und das inklu­diert Bro­der, ein dop­pel­tes, unauf­rich­ti­ges Spiel treibt, und sich im Grun­de einen Dreck um die Din­ge schert, für die die Pro-Bewe­gun­gen, Pax Euro­pa oder Geert Wil­ders ste­hen, ja ihnen im Zwei­fels­fall feind­lich gegenüberstehen.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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