Etwa eine aufgefädelte Kette aus sternförmigen Muschelnudeln, die mit Nagellack bepinselt waren. Schön, das alles. Die Kleinste hatte im Kindergarten auch etwas gefertigt, aber dort vergessen. Die Aussage, es handelte sich dabei um eine Gabe „mit Schnäpsen“ sorgte am heimischen Mittagstisch für heitere Spekulationen, bis der etwas ältere Sohn übersetzte: „etwas mit Schnipseln“.
Im Supermarkt brachte das interne „real-Radio“ erfreuliche Meldungen etwa darüber, daß Frauen statistisch erwiesen weniger Unfälle (Einschränkung: solche mit Personenschaden) bauen, und im steuerfinanzierten Radio wurde rund um die Uhr so getan, als sei der Frauentag gesamtdeutsch eine ururalte Tradition.
Im Gegensatz zum tendenziell triumphalen DDR-Gestus (hier herrscht de facto ein anderes Frauenbild) überwog da allerdings die Klage. Da stieg der häufig bejammerte Einkommensunterschied (den Lieschen Müller für bare Münze nimmt, als handelte es dabei sich um vergleichbare Arbeitsstellen) zwischen Männern und Frauen flugs mal auf 27 Prozent – und so weiter.
Die taz machte gewohnheitsmäßig aus dem Frauentag ein Sonderthema. Sehr lesenswert darunter der Blick von „Migrantinnen“ auf deutsche Männer, interessant die Leserkommentare zu den Sonderseiten, mittelinteressant die hergestellte Verknüpfung von Frauenfeindlichkeit und rechten Typen.
Ins Haus geflattert kam eine Einladung der Leipziger Buchmesse zum „Karrieretag Buch und Medien“. Vielsagend erschien mir das Titelbild (siehe oben), das die Veranstaltung illustriert. Es kursieren ja zum Thema Gender Mainstreaming allerlei Empfehlungen (etwa der hübsche Leitfaden zur gendergerechten Öffentlichkeitsarbeit der TU München), wie Männlein und Weiblein in Broschüren etc. darzustellen seien. Nämlich strikt paritätisch, dabei ist es mit rein quantitativem Gleichmaß nicht getan. Drei Frauen gelten nicht, wenn sie am Rand und der Mann in der Mitte abgebildet werden, die Darstellung von Frauen soll keinesfalls „alte Rollenmuster“ (Rock, Zopf etc.) evozieren, auch auf die Kameraperspektive wäre streng zu achten, um einen zu unterstellenden hierarchischen Blick auf die Geschlechter zu verhindern.
Bilden das Mädel und der Bub auf dem Karrieretag-Blättchen nun mustergültige Gendergerechtigkeit ab? Ich habe meine Zweifel. Wie sie (Vordergrund, vielleicht auch ohnedies größer) das Kinn reckt, recht breitbeinig dasteht, ihr Ziel klar benannt: Erfolg! Und er, das Hälschen dick mit Fransenschal umwickelt, sichtlich ohne Durchblick (Ponyfransen), am Kinn ein alberner Versuch, Individualität darzustellen, verlegenes Spielbein dazu: Ja, ein Buchhalter eben. Am Männertag – vulgo: Christi-Himmelfahrt – wird er einen trinken gehen dürfen.