… über die Präsenz der politischen Korrektheit in der deutschen Öffentlichkeit. Aufhänger waren die „Skandale“ des vergangenen Jahres um Thilo Sarrazin und Heinz Buschkowsky, die völlig richtig als „Auseinandersetzungen vor allem über Sprache“ charakterisiert wurden. Wie also ist es um die freie Rede in Deutschland bestellt?
Zeit-Journalist Jörg Lau meint, „Elite, die den Namen verdient“, würde derartiges nicht sagen. Volker Zastrow von der FAZ dagegen spricht tatsächlich von „Zonen des Unsagbaren“, die es in der öffentlichen Auseinandersetzung gebe. Hierin unterstützt ihn der Medienwissenschaftler Norbert Bolz: Die Sarrazin-Debatte sei exemplarisch für die sich „zuspitzende“ Macht der PC, der „Propaganda der Guten“. Durch die Praxis, „abweichendes Denken in Asyle“ zu zwingen, führe die allgegenwärtige politische Korrektheit zwangsläufig zur Bildung von „Ressentiment“. Dennoch würden amerikanische Linke argumentieren, PC „gäbe es überhaupt nicht, sondern das sei eine böswillige Verleumdung der Rechten“.
Es hätten 30 Minuten ausgeglichener Berichterstattung werden können, denn neben Kritikern und Abstreitern der These von einer Sprachpolizei in Deutschland kamen auch gegensätzliche Standpunkte zur Sprache. Sogar Sarrazin und Buschkowsky selbst durften ihre Meinung vortragen. Es hätte ein Versuch sachlichen Journalismus sein können …
… hätte Bigalke nicht schon nach fünfeinhalb Minuten Margarete Jäger vom Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) zu Wort kommen lassen. Dieses ist im Gegensatz zu seinem hochoffiziös klingenden Namen alles andere als eine wissenschaftliche Einrichtung. Vielmehr verbirgt sich dahinter ein (selbstverständlich umfangreich alimentiertes) Grüppchen intellektuell Gleichgesinnter, die von sich selbst behaupten, „auf die eine oder andere Weise an nahezu allen linken Bewegungen, Mobilisierungen, Kampagnen und Protesten der vergangenen Jahre beteiligt“ gewesen zu sein und zu regelrechten Schreibrobotern mutieren, wenn es darum geht, vom allerniedersten Antifa-Schmutzblatt bis hin zur taz jedes irgendwie linke Medium mit haltlosen und infamen Artikeln zu versorgen.
Kein Wunder, daß man dort sehr eng mit VVN-BdA, LINKE und Rosa Luxemburg-Stiftung schmust. Ebenfalls kein Wunder, daß die illustre Frau Jäger „besonders bedrückt“ war, als die „Auslassungen von Sarrazin“ von den Medien stellenweise tatsächlich auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft wurden. Stattdessen hätte sie sicher lieber eine Einheitsfront gegen den Ausreißer gesehen, ohne daß dieser sich „als Opfer stilisieren“ könnte.
Daß diese Betroffenheitsmär nicht die einzige Gelegenheit ist, in der Frau Jäger ihre Ansichten kundtun durfte, daß sie stattdessen beinahe jeden dritten Redebeitrag stellt, immer und immer wieder die Existenz von Sprach- und Denkverboten leugnend, immer und immer wieder die Veränderung von Sprache als Durchsetzungsmittel kultureller oder politischer Interessen wie Feminismus lobpreisend – dieser Wermutstropfen macht die ganze Sendung ungenießbar. Daß sich selbst das Deutschlandradio Kultur vom Wörtchen „Institut“ im Phantasienamen einer linksradikalen Denkfabrik hat blenden lassen, ist mehr als peinlich.
Und daß ausgerechnet zur Frage nach Sprachverboten in Deutschland die stellvertretende Leiterin einer Einrichtung, die federführend an der Erstellung der „Sprachfibel der diskriminierenden und rassistischen Wörter“ beteiligt ist, als wissenschaftliche Autorität hinzugezogen wird – das ist einfach nur scheißdumm. Um es ganz politisch inkorrekt zu formulieren.