Das März-Gedicht: Der Fremde

Ja, ich weiß: Es ist unzuverlässig, das Märzgedicht erst am 10. des Monats zu präsentieren. Aber: Wo ist der März,...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

heu­te? Ich ver­neh­me ihn nicht. Den­noch: Es ist Zeit, der Win­ter war so groß:

Der Frem­de
von Rai­ner Maria Rilke

Ohne Sorg­falt, was die Nächs­ten dächten,
die er müde nicht­mehr fra­gen hieß,
ging er wie­der fort; ver­lor, verließ -.
Denn er hing an sol­chen Reisenächten
anders als an jeder Liebesnacht.
Wun­der­ba­re hat­te er durchwacht,
die mit star­ken Ster­nen überzogen
enge Fer­nen auseinanderbogen
und sich wan­del­ten wie eine Schlacht;
and­re, die mit in den Mond gestreuten
Dör­fern, wie mit hin­ge­halt­nen Beuten,
sich erga­ben, oder durch geschonte
Par­ke graue Edel­sit­ze zeigten,
die er ger­ne in dem hingeneigten
Haup­te einen Augen­blick bewohnte,
tie­fer wis­send, daß man nir­gends bleibt;
und schon sah er bei dem nächs­ten Biegen
wie­der Wege, Brü­cken, Län­der liegen
bis an Städ­te, die man übertreibt.
Und dies alles immer unbegehrend
hin­zu­las­sen, schien ihm mehr als seines
Lebens Lust, Besitz und Ruhm.
Doch auf frem­den Plät­zen war ihm eines
täg­lich aus­ge­tret­nen Brunnensteines
Mul­de manch­mal wie ein Eigentum.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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