Den Leipziger Buchpreis

… haben also Georg Klein (Belletristik) und Ulrich Raulff (Sachbuch) eingeheimst, und das ist schön, beides waren meine Favoriten.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Hege­manns wohlfeil-„intertextuelle“ Span­nungs­li­te­ra­tur fuhr kei­ne wei­te­ren Lor­bee­ren ein, und Nor­bert Leit­holds Buch hat­te man wegen des­sen bei­zei­ten „ent­tarn­ter“ Por­no-Kar­rie­re ja noch kurz vor Wahl­ur­nen­schluß von der Lis­te genom­men. Wer­te gel­ten also noch was hier­zu­lan­de, wie wunderbar.

Mit grö­ße­rer Span­nung hat­te ich auf die eben­falls ges­tern bekannt­ge­ge­be­ne Lis­te der Nomi­nie­run­gen zum Deut­schen Jugend­li­te­ra­tur­preis gewar­tet. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren, ja Jahr­zehn­ten hat­te sich näm­lich gezeigt, daß es um das deut­sche Kin­der- und Jugend­buch anschei­nend noch viel schlech­ter steht, als ich schon immer unk­te. Stets han­del­te es sich sowohl bei den Nomi­nie­run­gen als auch bei den tat­säch­li­chen Preis­trä­gern (die zur Frank­fur­ter Buch­mes­se im Herbst ver­kün­det wer­den) in der deut­li­chen Mehr­zahl um Über­set­zun­gen – und somit um Zukäu­fe aus dem Aus­land, die sich für die Ver­la­ge rela­tiv risi­ko­arm gestal­ten, da es sich aus­nahms­los um Titel han­delt, die in Frank­reich, den USA oder Hol­land bereits Kas­sen­schla­ger waren. (Und daß es sich bei sol­chen Prei­sen vor allem um Wer­be­ef­fek­te han­delt, ist klar.)

Die Bilanz in die­sem Jahr ist dies­be­züg­lich trau­rig wie immer.  Allein im Bereich „Sach­buch“ (wo in den Vor­jah­ren stets über­wie­gend aus­län­di­sche Titel nomi­niert wur­den, was ver­ste­he, wer will!) gibt es Hoff­nung: Hier sind unter den sechs für preis­wür­dig befun­de­nen Titeln fünf ursprüng­lich deutsch­spra­chi­ge Titel. Beim Bil­der­buch (!) sowie beim Jugend­buch ste­hen drei über­setz­te Wer­ke drei deut­schen Schöp­fun­gen gegen­über, beim Kin­der­buch haben wir gar vier Über­set­zun­gen, und die soge­nann­te Jugend­ju­ry – frag­lich bleibt, wel­che Aus­wahl da zur Ver­fü­gung gestellt wur­de – wähl­te kei­nen ein­zi­gen ori­gi­nell deut­schen Titel.

Grund­sätz­lich bezwei­fe­le ich nicht, daß bei­spiels­wei­se “Das Mäd­chen mit den drei Namen” (über eine klei­ne Jüdin im von den Deut­schen besetz­ten Hol­land – übri­gens ‚wie seit Jahr­zehn­ten “üblich”, von Miri­am Press­ler über­setzt) oder “Ihr kriegt mich nicht” (ein aus dem Schwe­di­schen über­setz­tes Sozi­al­dra­ma) herz­zer­rei­ßend gute Bücher sind. Nur: Ich glau­be nicht, daß deut­spra­chi­ge Autoren nicht ähn­li­ches zu bie­ten hät­ten. Soll­te man nicht wenigs­tens den Titel des Prei­ses modi­fi­zie­ren? Statt Deut­scher Jugend­li­ter­au­tur­preis lie­ber Preis für Jugend­li­te­ra­tur in Deutsch­land? Oder so? Immer­hin han­delt es sich bei der Aus­zeich­nung um den ein­zi­gen lite­ra­ri­schen Staats­preis, er wird vom Bun­des­fa­mi­li­en­mi­nis­te­ri­um gefördert.

Das Logo des DJLP übri­gens fin­de ich ästhe­tisch anspre­chend, kom­me aber nicht umhin, auf die Zwei­fel­haf­tig­keit der inbe­grif­fe­nen Sym­bo­lik zu ver­wei­sen. Der Hase (der mich sehr an die Haupt­fi­gur eines mei­ner Lieb­lings­kin­der­bü­cher – eine Über­set­zung wohl­ge­merkt!-, an Edward Tula­ne erin­nert) stellt ein Kind dar, soviel ist klar. Wer ist aber das gro­ße Tier mit den Bocks­hör­nern und dem selt­sam über­gro­ßen schwar­zen Man­tel?! Die Erd­bee­re als Sym­bol der sexu­el­len Ver­füh­rung jeden­falls ist von Theo­dor Storm (Immensee) bis Ernst Jün­ger (Bur­gun­der-Sze­ne) inven­ta­ri­siert. Ganz schön unsensibel …

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (0)

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.