Ab sofort finden unsere Abonnenten im vierzehntägigen Rhythmus eine auf 32 Druckseiten reduzierte Ausgabe im Briefkasten. Heißt für uns Redakteure: Nach der Sezession ist vor der Sezession, und während Sie womöglich gerade das vergangene Woche ausgesendete Heft 35 in der Hand halten, geht in einigen Tagen bereits Nr. 36 in Druck.
Wie das geht, und wie das aussieht? Nun, wir haben es uns nicht einfach gemacht. Den Stamm der festen Redakteure haben wir nicht erweitert. Die bewährten Grundlagenartikel und Kurzbeiträge finden Sie auch in der neuen Sezession, die Sie zudem mit einem neuen, einzigartigen Format überraschen wird: Wir haben unsere Ecken abgerundet, Sie werden Mitte des Monats also ein Oval vorfinden – und es hoffentlich schätzen.
Das heißt nicht, daß wir unsere Kantigkeit abschleifen wollen, nein: Das Format symbolisiert, daß wir „die Sache rund machen wollen“, im zweifachen Sinne. Es heißt einmal, die Dinge im Sinne eines – gleichwohl im Perspektivischen verhafteten – Zu-Ende-Denkens abrunden zu wollen. Dies nicht im Sinne des nietzscheschen „aus sich selbst rollenden Rads“, sondern eben diesen Gedanken transformiert in die Eiform, das Ei begriffen auch als Ursprung, als Fruchtbarkeit, als eigentliches Symbol des Schöpfertums. Das rollt nicht, das holpert, bleibt sperrig – und harrt der nachhaltigen, geduldigen Bebrütung.
„Rundmachen“ ist auch die Devise im übertragenen Sinne: Was uns aufstößt, was uns hindert, wird nicht umständlich diskursiv beäugt – wir werden’s rund machen, nach Strich und Faden, Wort für Wort. Versprochen!
Damit weiter zum Inhaltlichen. Unsere Leser erwarten zahlreiche neue Rubriken wie eine zweiwöchentlich aktualisierte In/Out-Liste, eine Sektion „Kubitschek privat“ sowie eine Fundkiste, in der unser Berlin-Korrespondent neu gesichtete Graffiti-Schmierereien so kritisch wie witzig unter die Lupe nimmt. Mit diesen neuen Rubriken wollen wir zeitgenössischen Lesegewohnheiten entgegenkommen, ohne von unserem hohen Anspruch abzuweichen.
Ein wahrer Coup ist uns gelungen, indem wir einen Zeichner gewonnen haben, der aktuelle Begebenheiten im Comicstil aufspießt. Da hat sich’s wieder mal als günstig erwiesen, daß die Kinderschar einem interessante, heimische Künstler ins Haus spült. Der blutjunge Grafiker Master Eastpower (alias Justin Krause) ist eine Zufallsbekanntschaft aus dem Turnverein, für die neue Sezession wird er ein Segen sein! Seine Illustrationen werden als durchlaufendes Band am unteren Rand das gesamte Heft durchziehen. Hier wäre eine (noch unpolitische) Kostprobe:
Wer sagt, daß die „Jugend von heute“ emotionslos wäre? Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich sehe, wie M. Eastpower existentielle Fragen gleichsam nonchalant aufs Hier und Jetzt, auf die unmittelbar erlebte Gegenwart herunterbricht.
Ich bin sicher, Sie haben am neuen Heft ebenso viel Freude wie wir!
M.G.
Schade, dass die Sezession nun derartig an Nivaeu verliert. Ich werde mein Abo dann wohl kuendigen muessen.