der Karriereleiter zu stoßen. Vad selbst übrigens, der in dieser Zeitschrift einmal über die Aktualität Carl Schmitts einen Beitrag veröffentlichte, weiß weder die Angriffe auf sich selbst noch die auf Schmitt angemessen abzuschlagen.
Er probierte es vielmehr der taz gegenüber mit der immer gleichen, stets falschen Ausweichbewegung: Er hätte nie geschrieben, wo er schrieb, hätte er gewußt, welch Geistes Kind die Sezession schon damals, also von Anbeginn an, gewesen sei. Nun, so müssen wir beide, er und ich, uns gründlich über einander getäuscht haben auf jener Winterakademie Anno 2003 in Heiligenstadt, wo Vad über Schmitt referierte und dann, in einem langen Gespräch vor den gedienten und dienstwilligen jungen Männern den Angriffskrieg gegen den Irak rechtfertigte – mit Argumenten, die heute längst als papieren, als US-amerikanische Propaganda entlarvt sind.
Es ärgert mich bis heute, daß ich Vad damals nicht die Frage nach dem von Carl Schmitt so klarsichtig schon in der Anfangsphase des II. Weltkriegs formulierten “Interventionsverbot raumfremder Mächte” stellte oder ihm den wunderbaren Satz Schmitts vorhielt: daß nämlich
die Erde immer größer bleiben wird als die Vereinigten Staaten von Amerika und daß sie auch heute noch groß genug ist für mehrere Großräume, in denen freiheitsliebende Menschen ihre geschichtliche, wirtschaftliche und geistige Substanz und Eigenart zu wahren und zu verteidigen wissen.
Schmitt: Der Staats- und Verwaltungsrechtler Helmut Quaritsch hat ihn in seinem Buch Positionen und Begriffe Carl Schmitts verteidigt, und zwar auf den Seiten 87 bis 120, die mit “Der Konvertit” überschrieben sind. Ich empfehle dieses Kapitel nachdrücklich zur Lektüre: Man lacht danach über die Schweißperlen auf der Stirn des ein oder anderen Generals, atmet durch und fragt sich, wieso man nicht bei Quaritsch studiert hat.
Quaritsch beschäftigt sich mit der Situation Schmitts in den Monaten vor und nach dem 30. Januar 1933 und zeigt, daß Schmitt an der Seite von Schleichers zunächst den Bestand der Weimarer Republik sichern wollte gegen die Übernahme der Macht durch die als Partei bemäntelte totalitäre Bewegung des Nationalsozialismus. Zeugnis dieser Theorie der Verteidigung, die Schmitt den Mächtigen der Republik an die Hand gab, ist die Schrift Legalität und Legitimität.
Von Schleicher wurde im Zuge der Röhm-Affaire ermordet. Schmitt hatte mehr als gute Gründe, auch seinen Kopf gefährdet zu sehen. Quaritsch erklärt den berühmt-berüchtigten Aufsatz “Der Führer schützt das Recht” auch als Teil einer Verteidigungslinie, die Schmitt um sich errichtete. Jedoch tritt Quaritsch nicht in die Falle, in der so viele konservative, rechte Schmitt-Leser stecken, weil sie behaupten, daß Schmitt in seiner Beziehung zum NS nur falsch verstanden würde: Schmitt war für einige Jahre überzeugter Antisemit, und er hat mit Texten, die juristisch schwer haltbar sind, auch seine eigene Karriere zu befördern gesucht. Daß Rosenberg und andere diese Karriere nicht zuließen und Schmitt ab 1936/37 kaltstellten, ist bei Quaritsch gut zusammengefaßt nachzulesen.
So wie Schmitt konnte man sein, auch eine Begabung wie er hat einen “Sitz im Leben”, hat sich 1932 ebenso irgendwie zu positionieren wie 1933 oder 1939. Das ist heute nicht anders, und Erich Vads Sitz im Leben ist irgendwo auf der vorletzten oder vorvorletzten Sprosse der Leiter, und so verhält er sich gegen den Laubsägen-Angriff wie er sich verhalten zu müssen vermeint. Er wird zurechtkommen, so oder so, und wir sollten derweil weiterhin Schmitt lesen. Die für meine Fragestellung relevanten Bücher:
Quaritsch: Positionen und Begriffe Carl Schmitts (darin: “Der Konvertit”)
Schmitt: Positionen und Begriffe (darin: “Der Führer schützt das Recht”)
Schmitt: Legalität und Legitimität (eine Art Handreichung zur Verteidigung der Republik)
Schmitt: Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte
Schmitt: Das internationalrechtliche Verbrechen des Angriffskrieges
Andreas Kröpcke
Na? Bis dato nur ein taz-Artikel und ein Interview mit einem Politologen-Jungspund von der RWTH in einer obskuren Internet-Radiostation. Ferner diverses Langweiler-Blogs-Geschreibsel.
Reicht's nicht?