Katyn – ein Film

Am 13. April wird es zwanzig Jahre her sein, daß der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow öffentlich bekannte, ...

… es sei­en der sowje­ti­sche Geheim­dienst und die Rote Armee gewe­sen, die im Sep­tem­ber 1939 nach der Beset­zung Ost­po­lens zwi­schen 22.000 (nach rus­si­schen Anga­ben) und 30.000 (pol­ni­sche Anga­ben) pol­ni­sche Sol­da­ten, Poli­zis­ten und Intel­lek­tu­el­le in einem Wald bei Katyn (heu­te Weiß­ruß­land) hin­rich­te­ten und in Mas­sen­grä­bern verscharrten.

Als die Wehr­macht 1943 die ers­ten Mas­sen­grä­ber ent­deckt hat­te, ver­wei­ger­te das Inter­na­tio­na­le Rote Kreuz auf sowje­ti­schen Druck sei­ne Mit­ar­beit. Über vier Jahr­zehn­te war die Wahr­heit über das von Sta­lin ange­ord­ne­te Mas­sa­ker ver­schwie­gen wor­den – die Schuld wur­de den Deut­schen ange­las­tet. In der DDR und in links­ge­rich­te­ten bun­des­deut­schen Krei­sen wur­de die Annah­me einer sowje­ti­schen Ver­ant­wor­tung für den Mas­sen­mord unter »Revi­sio­nis­mus« und »Neo­na­zis­mus« verbucht.

1990 waren bei Char­kow wei­te­re ver­scharr­te Lei­chen von Sowjets ermor­de­ter pol­ni­scher Offi­zie­re gefun­den wor­den, 2006 wur­den nahe Minsk wei­te­re Mas­sen­grä­ber ent­deckt. Hier wer­den 3400 Opfer ver­mu­tet, ein­ge­hen­de Unter­su­chun­gen schei­tern hier an der Hal­tung der weiß­rus­si­schen Regie­rung. Auch Ruß­land redet bis heu­te nicht gern über Katyn, es heißt, eine ent­spre­chen­de his­to­ri­sche Kom­mis­si­on habe unter Jel­zin unge­hin­der­ter arbei­ten dür­fen als unter Putin.

Der Film »Das Mas­sa­ker von Katyn« des oscar­prä­mier­ten Regis­seurs Andrzej Waj­da war 2007 zum Jah­res­tag des sowje­ti­schen Ein­mar­sches in Polen ange­lau­fen, fast 4 Mil­lio­nen Zuschau­er hat­te er im Hei­mat­land Waj­das, des­sen Vater zu den Opfern des Mas­sa­kers zähl­te. 2008 wur­de »Katyn« als bes­ter fremd­spra­chi­ger Film für den Oscar nomi­niert. In deut­schen Kinos star­te­te er 2009 wie­der­um sym­bol­träch­tig Mit­te Sep­tem­ber. Im Ver­leih ist der Film seit Ende März, in den Han­del bringt Pan­da­s­torm Pic­tures nun die DVD/­B­lu-ray exakt zwei Jahr­zehn­te nach­dem die UdSSR die Ver­ant­wor­tung für die Taten über­nom­men hatte.

Der Film (über den Mar­tin Licht­mesz schon aus­führ­lich schrieb) schleppt sich ein biß­chen, dar­in spie­gelt sich viel­leicht die Unge­wiß­heit, in der die Ange­hö­ri­gen der in Gefan­gen­schaft gera­te­nen Offi­zie­re auf die Rück­kehr ihrer Män­ner, Söh­ne und Brü­der war­ten. Dann, eine Vier­tel­stun­de vor Schluß, läuft der Mecha­nis­mus der Mas­sen­er­schie­ßung in Bil­dern ab, die man nicht mehr ver­ges­sen wird: kalt, aus­weg­los, ver­scharr­tes Leben.

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