Das April-Gedicht: Siebenbürgen

Ich war nach neun Jahren wieder einmal in Rumänien, in Siebenbürgen genauer gesagt, diesmal nicht allein, um in den...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Kar­pa­ten den Negoi zu bestei­gen, son­dern mit mei­ner Frau und den älte­ren Kin­dern, um die deut­schen Bau­ern in Holz­men­gen nahe Her­mann­stadt noch ein­mal zu besu­chen: Bru­der und Schwes­ter, bei­de sind bald 90 Jah­re alt.

Von dort rei­che ich das April-Gedicht nach, die Sie­ben­bür­gi­sche Ele­gie, ver­faßt von Adolf Meschen­dör­fer 1927:

Anders rau­schen die Brun­nen, anders rinnt hier die Zeit.
Früh faßt den stau­nen­den Kna­ben Schau­der der Ewigkeit.
Wohl­ver­mau­ert in Grüf­ten modert der Väter Gebein,
Zögernd nur schla­gen die Uhren, zögernd brö­ckelt der Stein.
Siehst du das Wap­pen am Tore? Längst ver­welk­te die Hand.
Völ­ker kamen und gin­gen, selbst ihr Namen entschwand.
Aber der from­me Bau­er sät in den Totenschrein,
Schnei­det aus ihm sein Korn, kel­tert aus ihm sei­nen Wein.
Anders schmeckt hier der Märzen­wind, anders der Duft von Heu,
Anders klingt hier das Wort von Lie­be und ewi­ger Treu.
Roter Mond, vie­ler Näch­te ein­zig gelieb­ter Freund,
Bleich­te die Stir­ne dem Jüng­ling, die der Mit­tag gebräunt,
Reif­te ihn wie der gewal­ti­ge Tod mit betäu­ben­dem Ruch,
Wie in grün­li­chem Däm­mer Eich­baum mit wei­sem Spruch.
Ehern, wie die Gestir­ne, zogen die Jah­re herauf,
Ach, schon ist es Sep­tem­ber. Lang­sam neigt sich ihr Lauf.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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