Wie weiter? Rückblick und Vorschau

pdf der Druckfassung aus Sezession 33 / Dezember 2009

Der Jahrgang 2010 wird der 8. Jahrgang der Sezession sein. Als...

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Karl­heinz Weiß­mann, Wolf­gang Dvo­rak-Sto­cker und ich vor sie­ben Jah­ren die Idee für die­se Zeit­schrift ent­wi­ckel­ten, rie­ten uns vie­le ab. Das ist bei jedem neu­en Pro­jekt so. Es gibt selt­sa­mer­wei­se immer genü­gend Leu­te, die wis­sen, daß etwas nicht gelin­gen kann; und es gibt immer zu weni­ge, die ihr Ver­trau­en in die Orga­ni­sa­ti­ons­kraft und das Durch­hal­te­ver­mö­gen einer ent­schlos­se­nen Grup­pe äußern. Mir scheint, der Grund für die­ses Miß­ver­hält­nis ist das schlech­te Gewis­sen, das der Wunsch­den­ker dem­je­ni­gen gegen­über haben muß, der han­delt. Außer­dem fühlt sich ein Teil der mit der Situa­ti­on Deutsch­lands unzu­frie­de­nen Kon­ser­va­ti­ven recht wohl in der War­te der Unter­gangs­be­ur­tei­ler, die für ihr Nicht-Han­deln stets gute Grün­de anfüh­ren können.

Ich muß es wie­der ein­mal deut­lich sagen: Mir gefällt ein kon­ser­va­ti­ves, rechts­in­tel­lek­tu­el­les, non­kon­for­mes Milieu, in dem eher zu viel als zu wenig ange­packt und aus­pro­biert wird. Woher kommt die Scheu vor Expe­ri­men­ten? Neben vie­lem, was gelingt, kann man spä­ter von ein paar geplatz­ten Träu­men, ein paar geschei­ter­ten Pro­jek­ten und ver­küm­mer­ten Ideen erzäh­len – lehr­rei­cher ist nichts, und wer ver­zagt, bloß weil sein Kna­ben­ju­gend­blü­ten­traum nicht reif­te, soll irgend­wo unterkriechen.
Zum Glück haben wir im Dezem­ber 2002 nicht auf die Unken gehört, son­dern in schar­fem Galopp etwas Unver­wech­sel­ba­res auf­ge­zo­gen: eine meta­po­li­ti­sche Zeit­schrift von rechts, die mehr ist als eine Nach­fol­ge­rin des legen­dä­ren Maga­zins Cri­ticón unter der Feder­füh­rung Cas­par von Schrenck-Not­zings. Sezes­si­on ist öst­li­cher und preu­ßi­scher oder anders gesagt: nüchtern.
Wenn ich die räum­li­che Ver­tei­lung unse­rer Abon­nen­ten betrach­te, bin ich immer wie­der ver­blüfft: Stadt­schwer­punk­te in Ber­lin, Ham­burg, Bre­men, Dres­den, Frank­furt, stark über­haupt der nord­öst­li­che Raum, die neu­en Län­der, West­fa­len, das Rhein­land. Im Süden ist nicht viel zu holen, Stutt­gart liegt deut­lich vor Mün­chen, ganz Bay­ern ist (trotz oder wegen der „kon­ser­va­ti­ven“ Staats­par­tei?) trost­los in sei­ner Abon­nen­ten­schwä­che – von eini­gen Hoch­bur­gen in der Ober­pfalz und bei Aschaf­fen­burg abgesehen.
Die Sezes­si­on zu sprö­de? Es ist wohl eher die Nei­gung zur Selbst­er­for­schung, zur Hin­ter­fra­gung und – Ent­wei­hung gemüt­li­cher kon­ser­va­ti­ver Glau­bens­sät­ze, die uns die Erobe­rung des in Hei­mat­din­gen selbst­zu­frie­de­ne­ren Südens schwer­macht. Oder anders gesagt: Im Nor­den und Osten Deutsch­lands tre­ten die Pro­ble­me ganz unver­schlei­ert zuta­ge, nicht ver­stellt durch einen jener Wein­hü­gel- oder Dirndl-Anbli­cke, die einen glau­ben machen, die Welt sei doch in Ord­nung. Mag sein, daß sie es in Starn­berg noch ist. In Frank­furt-Rödel­heim, Ber­lin-Neu­kölln, Lucken­wal­de oder Köthen ist sie es nicht mehr. Das ist seit sie­ben Jah­ren unser Antrieb.
Was liegt also vor? Mit die­sem Heft: sie­ben abge­schlos­se­ne Jahr­gän­ge, dar­in die eben­so schö­nen wie ver­grif­fe­nen Hef­te über Krieg (1), Iden­ti­tät (7), 1945 (9), Jugend (15), Mas­se (24) oder jüngst Kon­rad Lorenz (28). Wei­ter liegt vor: die Pla­nung für den nächs­ten Jahr­gang, den 8., der (sie­he neben­ste­hend) unter ande­rem die The­men­hef­te Faschis­mus (34), Geo­po­li­tik (36) und Alter­na­ti­ven von rechts (38) aufbietet.
Zum fes­ten Mit­ar­bei­ter­stamm tre­ten Sieg­fried Ger­lich, Mar­tin Licht­mesz und Frank Lis­son. Neu sto­ßen hin­zu: der Inter­view­er Mar­tin Böcker (ein Gespräch für jede Sezes­si­on) und der außen­po­li­ti­sche Repor­ter Niko Col­mer, der dort, wor­über er für uns berich­ten soll, tat­säch­lich gewe­sen sein wird – zum Bei­spiel im Gaza­strei­fen (Heft 36).
Zusam­men­fas­send darf ich behaup­ten: Die Sezes­si­on ist und bleibt das viru­len­tes­te Organ eines viru­len­ten Milieus.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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