Was derzeit, kurz vor dem „showdown”, von den Akteuren des Schauspiels „Rettung der Finanzmärkte” dargeboten wird, folgt noch dem Strickmuster einer klassischen Gaunerkomödie und hat auch deren Unterhaltungswert: Da gibt der größte Bankrotteur (die schuldtilgungsunfähigen Staaten) mit nobler Geste Patronatserklärungen für die gleichfalls völlig bankrotten Banken ab und verteilt dazu Mittel, die er sich von eben diesen Banken leihen wird. Die dabei zur Sprache kommenden Summen reichen in Zahlenräume, in denen bis vor kurzem allein die Astronomen heimisch waren. In der monetären Alchimistenküche haben offenbar neben den bekannten auch besonders „innovative” Transmutationen stattgefunden: Aus Gold wurde Papiergeld, aus Papiergeld Buchgeld, das, einen nigromantischen Kunstgriff später, Schaumgeld wurde und sich wundersam vermehrte zu Derivaten und Derivaten-Derivaten.
Die Rollenverteilung in der Gaunerkomödie – mit dem Staat als tadelnder Retter, die Banken als reuige Sünder, dem Markt als entsprungene Bestie -, das ist schon eine dreiste Camouflage: Denn es waren die Staaten, die in Kumpanei mit der Finanzindustrie diesen Schneeball ins Rollen brachten, die Scheingeldmassen sauber wuschen und umlauffähig machten. Und der bestialische Markt waltet (anders als Rating-Agenturen, WP-Gesellschaften und ganze Kompanien nationaler und internationaler Aufsichtsbehörden) spät zwar, doch unbestechlich und penibel (und gegen alle Widerstände) seines Amtes, macht seine Nagelproben an den Werten und wischt das Schaumgeld aus den Büchern – und breche dabei zusammen, wen der Staatskumpan nicht rettet.
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Kontrolliert und planvoll kann dieses kreditzerrüttete System nicht mehr heruntergefahren werden. Es gibt nur die Möglichkeit, es vollständig zurückzusetzen, sei es durch eine praktisch weltweite Währungsreform oder auf dem Umweg über eine geldpolitisch von der Leine gelassene (oder von ihr sich losreißende) Hyperinflation. Ansonsten: Irgendwann ein Über-Nacht-Kollaps Kollaps, der die Realwirtschaft auf einen Schlag verwüstet: stockender Zahlungsverkehr, reißende Versorgungsketten, wirtschaftliche Desintegration – und am Ende kehrt jeder vor der eigenen Tür, wobei die Frage offen bleibt, wer dabei den Besenschrank verwaltet: ein Staat, lokale Autoritäten oder mafiöse Banden.
Aber selbst das beschreibt noch nicht den Umfang des bevorstehenden Desasters, denn absehbar ist auch der nächste Stoß: eine schnelle Verknappung des Erdöls als Brenn‑, Kraft- und Chemierohstoff, mit einem nachfolgend heftigen Schrecken darüber, wie grundlegend, bis in die einfachsten Lebensvollzüge hinein wir ölabhängig geworden sind.
Damit geht – so oder so oder noch katastrophischer – ein Wirtschafts- und Lebensmodus zu Bruch, der allein auf die Illusion baute, daß Leistungen der Zukunft folgenlos und auf ewig zum Gegenstand heutigen Konsums gemacht werden könnten. Am Beginn dieser letzten wirtschaftlichen Hochfieberphase der „Emanzipationsmoderne” stand die Heilsbotschaft, daß von nun an der Brunnen zum Kruge kommen und, festgemauert, auch nimmermehr zerbrechen werde. Der ökonomische Hausverstand nahm das zwar mit Skepsis, ließ sich aber mit schwindendem Widerstreben einschenken. Er wird in Kürze, unter allerdings eher ungemütlichen Umständen, die Genugtuung erfahren, daß seine Skepsis hoch berechtigt war.
Es war die Fiktion eines ewigen Plus Ultra, der eigentlich seltsame, weil völlig erfahrungsfremde Gedanke, daß es Expansion ohne Kompression, ein Auf ohne ein Ab geben könnte. Die wirkliche Welt verläuft oszillativ, und diese Erfahrung ist tief geerdet, weil sie von den physiologischen Rhythmen und allem Naturerleben täglich beglaubigt wird. Daß der gegenteilige, nämlich kumulative Prozeßtyp der ständigen Steigerung materiell wirksam werden könne, ist eine Idee, die (nach Kenneth Boulding) nur Verrückten oder Ökonomen kommen kann – und den wenigen geschichtlichen „people of plenty”, Völkern, die plötzlich einen ganzen, fruchtbaren, rohstoffreichen, fast menschenleeren Kontinent (ersatzweise ein koloniales Weltreich) zu ihrer Lebensfristung zur Verfügung haben und deshalb meinen, die lex parsimoniae sei für sie auf Dauer außer Kraft gesetzt. Aber auch denen hilft eines Tages die Wirklichkeit über diesen Irrtum hinweg.
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Ein kleiner Schritt aus dem Alltag zur Seite auf einen imaginär-externen „point of view”, ein kleiner Moment der Besinnung, in dem man die Fähigkeit gewinnt, sich von der „Normalität” befremden zu lassen – und man blickt auf eine Szene gigantischen Mißlingens.
Eine Ökonomie mit allerschwersten Stoffwechselstörungen, die nach letzter Luft und allem schnappt, was sich noch irgendwie verwerten läßt. Alle Quellen sind erschöpft, und die Senken laufen über von Müll und Schutt und Schlacken; überall Abfall, materieller Unrat, der auf der äußeren, und geistiger Unrat, der auf der inneren Epidermis Allergien provoziert. Man sehe sich in einem beliebigen 50er-Jahre-Bildband Straßenszenen an und vergleiche die Gesichter der Passanten mit heutigen, um zu ermessen, wieviel seelische Verheerung da stattgefunden hat.
Keine gesellschaftliche Institution, die den Status eines fortgeschrittenen, zumindest beginnenden Kollapses nicht erreicht hätte. Nichts funktioniert mehr in diesem System, und an jedem Tag, den es noch wackelnd steht, ruiniert es funktionszwangsläufig weiter seine Fundamente. Nichts mehr im Rückgriff (auf Reserven), alles im Vorgriff auf die Zukunft.
Oder grundlegender: Alle Energie, die uns ab Sonnenaufgang zuströmt, baut Strukturen auf, schafft Gebilde und formt Gestalten in die Höhe. Die in unserer Verbrennungskultur technisch mobilisierte Energie wirkt nur darauf hin, Strukturen zu schleifen, Gebilde aufzulösen und alle restlichen Kohäsionskräfte zu schwächen und auf Null zu bringen.
Der Verlust an Form, sagt Sloterdijk besänftigend gegenüber dieser konservativen Dauerklage, werde immer durch einen Gewinn an „Freiheit” ausgeglichen. Wohl wahr – das ist das Wesen aller Erosions- und Korrosionsprozesse: Auf dem Weg vom Bauwerk zur Ruine befreien sich die Ziegel aus ihrem Verbund in einen Haufen, und im weiteren Zerfall der Ziegel gewinnen die Sandkörner ihre Freiheit im Wind, der sie verweht.
Angesichts der Konsequenz mit der diese „Auflösung aller Dinge” seit 200 Jahren abläuft, fällt es tatsächlich schwer, nicht zum Verschwörungstheoretiker zu werden. Aber: Wahrscheinlich haben alle Entwicklungen, eben auch geschichtliche, einen Vektorpunkt in der Zukunft, einen Attraktor, der die Prozesse durch mehrere, auch alternative (und an verschiedenen Punkten durchaus wählbare) Rinnen, Bahnen (oder „Chreoden”: C. H. Waddington) auf sich lenkt. Einmal in einem solchen verzweigungsfreien Bahnstück läuft dann alles „wie am Schnürchen” – auch die destruktiven Prozeßschritte. Damit wären die „Drahtzieher” aber evolutionäre Kräfte und eben keine Dunkelmänner aus den Hinterzimmern der Wallstreet. Und: Der ziehende „Attraktor” ist immer gleichzeitig ein Umlenkpunkt, der dann, endlich, auch die Richtung ändert.
Also: Alles mißlungen und alles vertan. Gab es Weggabelungen?
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Die Welt klaffte, Robert Musil zufolge, 1914 „in deutsch und widerdeutsch”. Woran das „Widerdeutsche” Anstoß nahm, ist uns im Nachgang zu dem dreißigjährigen Krieg zwischen Deutschland und der Welt (1914–1945) ausführlichst erläutert worden: Es war der „Reaktionäre Modernismus” des Kaiserreichs, der Empörung weckte, der skeptische Antimodernismus mit den Unterabteilungen Antikapitalismus, Demokratiekritik und Irrationalismus. Das ist zwar nicht ganz rund, denn die Engländer waren auf die Deutschen ja nicht etwa wegen eines modernitätswidrigen Müßiggangs schlecht zu sprechen, sondern eher im Gegenteil, und man tut den Angelsachsen gewiß nicht Unrecht mit der Unterstellung, daß ein unter kaiserlichem Regiment weiterhin nur „reaktionär” dichtendes und denkendes Volk ihren Abscheu weit weniger erweckt hätte als eines, das gleichzeitig das Stahlkochen vervollkommnet, Elektromotoren baut und überhaupt die englische Industrie in nur wenigen Jahrzehnten peinlich deklassiert.
Der Konflikt, der sich da aufgebaut hatte, war also tatsächlich ein wirtschaftlicher, aber er reichte auf deutscher Seite wesentlich tiefer: Seit Beginn des 19. Jahrhunderts begegnet das deutsche Denken der englischen Nationalökonomie mit großer Neugier, aber steigender Skepsis und wachsender Sorge, hält sie für „ordinär”, geistvergessen (Adam Müller) und für eine banale „Naturlehre der menschlichen Selbstsucht” (Bruno Hildebrandt, 1848).
Dies waren über fast 150 Jahre die Konstanten der Kritik:
1. Die deutsche Nationalökonomie dachte von ihren Ressourcen her, von dem was da war, an Landschaft, an Gewerben, an Institutionen und politischen Formen, an Gewohnheiten und Mentalitäten.
2. Und sie dachte auf ihre Ressourcen hin, denn wirtschaftlicher Zuwachs füllte in diesem Denken nicht Speicher oder Konten, sondern vergrößerte das „produktive Vermögen” (Hegel): „… überhaupt gar nicht mit Summen hat es die Nationalökonomie zu thun, sondern mit Quellen”. (Friedrich B. W. von Hermann: Staatswirtschaftliche Untersuchungen, 1832). Und es ist von Belang, daß das deutsche Wort „Vermögen” ans Können und Leisten angeknüpft bleibt und nicht ans Eigentum.
3. Und sie dachte in Zeiten und Räumen, denn wirtschaftliche Kräfte betätigen sich nicht im Irgendwo nach universalen Gesetzen, sondern im Hier und Jetzt, aus einem geschichtlichen Umfeld und aus geprägten kulturellen Mentalitäten heraus.
Der Grundtenor der deutschen Opposition war also immer, daß es um die „produktiven Kräfte” gehe, die in erster Linie von Menschen betätigt werden. Nicht die Befriedigung der Bedürfnisse, sei das erste Ziel, sondern die Erhaltung und die Kräftigung der fortdauernden Möglichkeiten dazu.
Das ist das preußische Prinzip: Alle zu heben, und niemanden sacken zu lassen, eine „Ertüchtigung” aller Stände, Schichten und Menschen, Wirtschaft als ein Ineinander von materieller und ideeller Allokation, eine Gleichzeitigkeit von wirtschaftlichem und kulturellem Wachstum, und eben immer wieder Hegels Hebung des „allgemeinen Vermögens”, die Birger P. Priddat als eine „sublunare Theoriefigur in der deutsche Ökonomie” bezeichnet. Auch die später so geschichtsmächtig gewordene linke Schwester dieser Kritik, der Marxismus also, stammt aus demselben Humus, was man seiner frühen, kritischen Seite noch anmerkt, während Marx sich später revolutionsgewißheitshalber, aber mit sichtbar melancholisch eingetrübtem Temperament, hinter den „wegbereitenden” Lauf der Dinge klemmen mußte.
Das Absinken ganzer Schichten, denen jede ökonomische Reserve und schließlich auch die Fähigkeit zur „Selbstanspannung” abhanden kommt, die „Proletarisierung” also, die mögliche Ansteckung mit dem „hochgradig pathologischen Charakter der englischen Gesellschaftsstruktur” (Röpke), war ein Schreckensbild, das die deutsche Ökonomie seit dem späten 19. Jahrhundert stets begleitete und sie bis in die 60er Jahre nicht mehr verließ.
Was auch immer über diesen „Gemeinschaftsgedanken” der Deutschen ausgeschüttet wurde, welche Dämonen in ihm gesucht und gefunden wurden, seit mindestens zehn Jahren nimmt die Faszination dieser anderen wirtschaftlichen Orientierung unübersehbar zu. (Sie ist, auch von ihren ausländischen Bewunderern, schwer ansprechbar, am unverdächtigsten noch als „stakeholder-socitey”). Und selbst der mentalitätslinke, US-amerikanische Soziologe Richard Sennet weiß in seinem Ekel vor dem neoliberalen Furor heute nicht mehr, wohin er gedanklich anders flüchten sollte als in das preußische Modell, auf das er wehmütig zurückblickt: „Es funktionierte ja. Immerhin sorgte es für soziale Integration … das Modell bildete einen bemerkenswerten Gegensatz zum Kapitalismus von heute, der Menschen nicht einbezieht, sondern ausschließt … Es diente den gewöhnlichen Leuten, indem es ihnen eine Lebensgeschichte gab; sie wußten, wo sie hingehörten. Doch im ausgehenden 20. Jahrhundert zerfiel es.” (Weltwoche Nr. 31, 2005)
Es zerfiel erstens nicht ganz von selbst, und zweitens auch nicht vollständig. Aber es war (siehe oben) in seinem „reaktionären” Festhalten an einem „eigenen Weg” ein Stein des Anstoßes und damit Ursache für den großen Krieg im 20.Jahrhundert, dessen erste Runde 1914 begann: Bei Max Scheler ist zu lesen, daß dieser im Kern deutsch-englische Krieg von deutscher Seite „… auf Befreiung abzielt von jenen neukapitalistischen Lebensformen überhaupt, in denen mit England zu konkurrieren und sie dabei selbst anzunehmen, die welthistorische Situation uns zwang. Nicht also siegreiche Konkurrenz mit England, sondern steigende Erlösung vom Zwang einer Konkurrenz mit England … ist das Hauptziel (… dieses Krieges). Der Kapitalistische Geist Deutschlands – so mächtig er schließlich wurde – ist nicht aus deutschem Wesen autochthon entsprungen, sondern nur in gleichem Maße entstanden, als der Eintritt in die uns umgebende Weltwirtschaft und der damit erst gegebene Konkurrenzzwang ihn uns im Gegensatze zu unserer älteren, nach dem Gegenseitigkeitsprinzip organisierten Wirtschaft aufnötigten.”
Es ist diese Ausgangslage, die im Deutschland der Vorkriegszeit so etwas wie einen antikolonialistischen Affekt hervorruft mit Motivlagen und Argumentationsmustern, die Rolf Peter Sieferle (in seinem Epochenwechsel) in den antiimperialistischen und antikolonialistischen Bewegungen der 50er bis 70er Jahre wiederfindet. Deutschland also als „antikolonialistische Vormacht”? (Johann Plenge 1919) Und das führt zu einer Antwort auf die völlig tabuisierte, aber nicht dauernd stillzustellende Frage, aus welchen Quellen den damaligen Deutschen die Kraft zuwuchs, zweimal innerhalb eines halben Jahrhunderts gegen alle Großmächte zu kämpfen und jeweils nur knapp zu unterliegen.
Der Widerstand jedenfalls zog sich durch in einer nie vollständig unterbrochenen Linie von Hegel, Novalis, Friedrich List, Roscher, Schmoller, Sombart, und dann, nach dem zweiten Teil dieses 30jährigen Krieges, noch einmal durch die Freiburger Schule von Rüstow und Röpke wiederbelebt, deren Ton in ihren letzten Jahrzehnten immer schärfer wurde. Was die in den späten 50er und frühen 60er Jahren hochkritisch gewordene Freiburger Schule um Rüstow und Röpke gegen die „Staatskrippen-Tendenzen” argumentativ aufbietet und als „Vitalpolitik” auf einen faßbaren und klingenden Begriff bringt, lohnt heute jedes Studium. Bei Manuscriptum erscheint in Kürze eine Röpke-Auswahl in diesem Sinne. Und 2003 hat Werner Abelshauser den Faden noch einmal aufgenommen und den deutschen „Sonderweg” erstaunlich unumwunden als Gegenstand und Anlaß eines langandauernden „Kulturkampfs” bezeichnet, der (aus seiner Sicht) im 2. Weltkrieg heiß geworden sei. „… daß der 2. Weltkrieg auch als Bruderkrieg zwischen unterschiedlichen Zweigen der kapitalistischen Großfamilie ausgetragen wurde und die Beseitigung korporativistischer Besonderheiten des deutschen Wirtschaftssystems weit oben auf der Liste amerikanischer Kriegsziele stand”.
Aber auch die totale Niederlage 1945 konnten die Traditionslinien nicht kappen. Der Rheinische Kapitalismus war so wenig angelsächsisch wie der preußische Sozialismus marxistisch war. Und noch die Deutschland-AG der 80er Jahre war eine weitere, schon etwas schwundhafte Evolutionsform auf der langen Linie; sie wurde erst in den späten 90er mit der ökonomischen „Modernisierung” Deutschlands und der Öffnung für die „internationalen Kapitalmärkte” gesetzgeberisch geschleift – konsequenterweise durch die 68er im Amte, die, wie schon 30 Jahre vorher kulturell, diesmal auf ordnungspolitischem Feld Deutschland zu einer weiteren Ankunft im Westen verhalfen – also einer weiteren Ankunft in der Mitte des Bergrutsches, diesmal aber ganz kurz vor dessen längst absehbarem Aufschlag im Tale.
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Wir haben es wieder und wieder gehört: Deutschland, die widerlegte Nation. Worin eigentlich widerlegt? In etwaigen Großmacht-Ambitionen? Gewiß; in seinem Beharren auf einem Recht zum „eigenen Weg” (das es im übrigen mit China und Japan teilte, die deswegen auch den angelsächsischen Knüppel zu spüren kriegten) sicher nicht oder nur militärisch. In der Gangbarkeit dieses Weges noch viel weniger. Es illustriert – wahlweise – die Ironie oder die Logik der Geschichte, daß Deutschland und Japan noch über eine weitgehend intakte, vielfältige, im Notfall konversionsfähige industrielle Infrastruktur verfügen, während England und die USA in dieser Hinsicht mittlerweile reines Brachland sind.
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Jeffrey Herf wollte in seinem Reactionary Modernism noch in Horkheimers und Adornos Dialektik der Aufklärung einen Übergriff sehen, weil auch darin ein deutsches Denkproblem zu einem Weltproblem gemacht werde. Nein, Deutschland hat sich tatsächlich „den Kopf zerbrochen” für die Welt – und zwar auf der Suche nach Wegen, auf denen sich vorbeikommen ließe an genau der zivilisatorischen Sackgasse, an deren Ende die Welt jetzt in völliger Rat- und Orientierungslosigkeit herumrennt.