Achtung, Schildbürger! Aber respektable!

Der sich hier verbeißt, namentlich in ein Gebotsschild, ist der Schauspieler Peter Lohmeyer, bekannt u.a. aus dem Kleinen Vampir (daher wohl die Bissigkeit) und dem Wunder von Bern. Nun ist er ins volkspädagogische Fach übergewechselt und hat, „pünktlich zur Fußball-WM“ ein , ja, quasiphilosophisches Buch herausgegeben. 100 Philosophen (Dr. Theo Zwanziger, Johannes B. Kerner, Günter Wallraff, Dunja Hayali usw.) berichten, ergänzt um Fotos und DVD, „über ihre persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Respekt“ und „geben ein klares Bekenntis gegen Rassismus und Diskriminierung“.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Das Mei­nungs­schild, so staunt der Betrach­ter der Bil­der­ga­le­rie, kann man halt nicht nur wie Loh­mey­er zwi­schen die Zäh­ne neh­men, man kann es auch hand­ha­ben wie ein Mode­ra­ti­ons­kärt­chen (JBK), läs­sig wie ’ne Flup­pe (Ste­fan Kretz­schmar), es gekonnt vor dem Fuß posi­tio­nie­ren oder in äußerst ängst­li­cher Anmu­tung vor die Brust hal­ten wie Fuß­bal­ler Micha­el Thurk, der dabei den Trä­nen nahe zu sein scheint, als wäre das Schild ein Stig­ma. Wir erfah­ren, daß „nur weni­ge wis­sen, daß der Fuß­ball­pro­fi einen ita­lie­ni­schen Vater hat. Der Blond­schopf kommt dem­nach eher nach sei­ner Mut­ter.“ Als wär das gleich ein Grund zum Weinen!

Einer der schöns­ten Wer­be- Schild-Plät­ze ist mit Sicher­heit direkt neben dem Holo­caust­mahn­mal – eine hübsch dezen­te Idee der PR-Pro­fis um Loh­mey­er. Die Akti­on „Kein Platz für Ras­sis­mus“ wur­de Ende 2006 „gebo­ren“ (sic!). Da näm­lich zeig­te der nige­ria­ni­sche Spie­ler Adeboba­we Ogung­bu­re (damals Sachen Leip­zig) ras­sis­ti­schen Fans den Hit­ler­gruß. Nun wird (Zitat!) die „Schil­der­ak­ti­on deutsch­land­weit aus­ge­wei­tet und an vie­len öffent­li­chen Orten sicht­bar wer­den. Und Respekt hat eine eige­ne Web­site, die dem­nächst an den Start ging: www. respekt.tv.“

Ja, war­um denn nicht! Ein Kin­der­buch flan­kiert die Akti­on. Dar­in wer­den „Mal­te und Emil in klei­nen Kurz­ge­schich­ten mit Ras­sis­mus und Vor­ur­tei­len kon­fron­tiert“, und den „Kids“ wer­den „Hand­lungs­an­wei­sun­gen“ zu die­sen Pro­blem­fel­dern gegeben.

Allein steht die wacke­re Hun­dert­schaft um Loh­mey­er frei­lich nicht. Auch die Damen und Her­ren vom Ber­li­ner Rat­schlag für Demo­kra­tie set­zen auf die glo­bal­hu­ma­ne Ver­bind­lich­keit des Wor­tes “Respekt” – was auch hier eine muti­ge Front­stel­lung gegen “rechts” bedeu­tet. Jene, die hier für ein “welt­of­fe­nes Ber­lin” “Gesicht zei­gen” (von Petra Pau bis Kar­di­nal Ster­zin­sy und Joa­chim Gauck), unter­stüt­zen respek­ta­ble Thea­ter­stü­cke, in denen “Poli­zei­bru­ta­li­tät”  the­ma­ti­siert wird, Kund­ge­bun­gen mit grif­fi­gen Slo­gans wie ” Nie wie­der Nazi-Brand­an­schlä­ge in Neu-Rudow” und stan­den jüngst gegen den Nazi­auf­marsch zum 1. Mai in Ber­lin ein. Wie es scheint, erfolg­reich. Wenn ich es rich­tig mit­be­kom­men habe, waren für die 100 Ver­letz­ten als Fol­ge der Mai-Ran­da­le tat­säch­lich zum aller­größ­ten Teil tat­säch­lich nicht “Rech­te” verantwortlich.

Und so sieht’s Fuß­ball­gott J.W.v. Goethe:

“Sich im Respekt zu erhal­ten // Muß man recht bors­tig sein. // Alles jagt man mit Falken// Nur nicht das wil­de Schwein.“

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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