Der Großmufti von Jerusalem und NS-Kollaborateur Amin el-Husseini, zu dessen Vermächtnis sich Yassir Arafat bis zu seinem Lebensende bekannte, kann als – bis heute »erfolgreicher« – Promotor der Protokolle der Weisen von Zion im arabischen Raum gelten. Diese (auf die zaristischen Schwarzen Hundertschaften zurückgehende) Fälschung weist die Form einer vermeintlichen jüdischen Selbstbezichtigung auf, anhand derer auch die politische Linke als Teil einer jüdischen Weltverschwörung identifiziert werden soll. Die »Protokolle« wurden gleichwohl auch seitens »fortschrittlicher « arabischer Bewegungen und Staaten (etwa der Fatah oder Nassers Ägypten) als authentisch propagiert. Von der Vorstellung einer weitgehenden Identität israelischer und amerikanischer Interessen hält der Autor nichts. Er setzt sich mit der paranoid antisemitischen Variante dieses Axioms (»zionistische« Beherrschung der USA) und mit der Anfeindung Israels als eines »Vorpostens « der USA im Nahen Osten auseinander. Hierbei stößt er »antiimperialistische« Säulenheilige wie den Israeli Uri Avnery oder den Amerikaner Noam Chomsky vom Sokkel: 1999 war es nicht die Regierung Netanjahu/Scharon, die in Israel um Verständnis für die Bombardierung Jugoslawiens warb, sondern »Friedensaktivist « Avnery. Und Chomsky, »fast ausschließlich vom Pentagon bezahlt«, rede jenem Teil des Establishments seines Landes nach dem Munde, dem (nicht zuletzt islampolitisch motiviert) an einer Aufrechterhaltung der »Sündenbock«- Funktion der jüdischen Republik liege. Daran tobe sich »antiimperialistischer « Unmut in politisch korrekter Weise aus.
(Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Heiliger Krieg, die »Protokolle der Weisen von Zion« und die Verlogenheit der sogenannten Linken im Nahostkonflikt Freiburg: Edition Telok 2009. 300 S., 19.80 €)