1. April 2009
NSDAP II
Martin Lichtmesz
pdf der Druckfassung aus Sezession 29 / April 2009
Vermutlich brachte Tilman Jens in der FAZ als erster den Begriff der »Nebelkerze« ins Spiel, der später von einem Rezensenten des Tagesspiegels auf Günter Grass abgefeuert wurde. Jens kennzeichnete damit die Prosa des Bandes Jahrgang 1926/27. Erinnerungen an die Jahre unter dem Hakenkreuz, in der den prominenten Verbliebenen der Flakhelfer-Generation, unter ihnen Siegfried Lenz und Dieter Hildebrandt, die Chance eingeräumt werden sollte, freimütig über ihre Jugend im »Dritten Reich« Auskunft zu geben. Dem ging ein großes Aufdecken von Promi-Namen voraus; Parteigenossen, von denen es keiner gedacht hätte.
Am Ende der quälenden Auseinandersetzung, die sich auf eine ganze Generation liberaler Meinungsführer erstreckt, steht die Erkenntnis, daß es die »Berufsankläger« selbst waren, die »erinnerungsfeindlich « (Walter Jens) gewirkt haben. Jens, der vermeintliche »Solitär und Einzelgänger, der couragierte Nein-Sager« war ein Konformist des juste milieu, der den Rückenwind des Zeitgeistes stets hinter sich wußte. Das im seniorenfreundlichen Großdruck gehaltene Büchlein seines Sohnes wirft ein bezeichnendes Licht auf den immergrünen Komplex »Vergangenheitsbewältigung«, der weit davon entfernt ist, Altersschwäche zu zeigen.
(Tilman Jens: Demenz. Abschied von meinem Vater, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2009. 144 S., 17.95 €)
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