Dabei werden typologisch vier Verfahrensweisen unterschieden: 1. Der Hinweis auf die Weiterverwendung von »sogenannten belastenden« Begriffen vorzugsweise beim politischen Gegner, um ihn in die Nähe zum NS zu rücken. 2. Der Streit um unkritisch verwendete Vokabeln, die bestimmte Ereignisse in der NS-Zeit bezeichnen, wie z.B. Reichskristallnacht. 3. Die Bewertung der sprachlichen VB auf der Metaebene mit entsprechendem Vokabular. 4. Die zunehmende Tendenz, politische Gegner durch einen Vergleich mit der NS-Vergangenheit zu diskreditieren. Wobei meistens kein Vergleich, sondern eine Gleichsetzung, beispielsweise von George W. Bush mit Hitler oder der Abtreibungspraxis mit dem Holocaust, gemeint ist. In einem ausführlichen Kapitel widmen sich die Autoren diesem Phänomen und können anhand der zeitgenössischen Presse zeigen, daß solche Vergleiche noch in den fünfziger Jahren wesentlich mehr Aufsehen erregten. Auch bei den Begriffsartikeln, von Befehlsnotstand bis Zigeuner, wird deutlich, wie entscheidend sich die Bedeutung von Worten innerhalb von wenigen Jahrzehnten verändert hat.
(Thorsten Eitz /Georg Stötzel: Wörterbuch der Vergangenheitsbewältigung«. Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch Bd. 2, Hildesheim: Olms 2009. 694 S., 32 €)