Es geht um jene Menschen, die Altern als zu bekämpfende Krankheit sehen, die – mit einem, wie Adam es dezent ausdrückt, »robusten Lebenswillen « begabt – den Tod nicht als Erlösung hinnehmen, sondern ihn auf Teufel komm raus hinauszögern – weil »die beste Lebenszeit erst dann beginnt, wenn man die aktiven Jahre hinter und den Ruhestand vor sich hat.« Weiter Adam: »Die Frohe Botschaft wird nicht mehr geglaubt, sie muß deshalb den Leuten eingetrichtert werden, mit bunten Tapeten, Fitneßprogrammen und der Devise ›Mitten im Leben‹, die in Altensilos, die sich ›Sunrise‹ nennen, schon auf den Fußmatten im Eingangsbereich verkündet wird. ›Sunset‹ wäre zwar passender, aber das verdürbe die Stimmung.« Des Autors Einwände gegen solche »Gegenwartsversessenheit« erschöpft sich nicht in zündender Polemik. Dies ist fundierte, und, ja, zutiefst melancholische Lektüre zu einem Thema, das alle betrifft. Adam ist kein Generationsgenosse von Philipp Mißfelder, der mal mit seiner Frage nach Sinn und Zweck von künstlichen Hüftgelenken für Greise im Fettnäpfchen ausglitt. Er ist 67.
(Konrad Adam: Der kurze Traum vom ewigen Leben. Eine Gesellschaft
ohne Zukunft, Waltrop/Leipzig: Manuscriptum 2009. 78 S., 8.80 €)