geht darin um Männer, die in ihrer Freizeit Kämpfe und ganze Schlachten nachstellen – nicht mit Zinnfiguren oder mittels eines der vielen Kriegscomputerspiele, sondern mit sich selbst und ihresgleichen in historischen Uniformen und an historischen Schauplätzen.
Diese Passion hat unter dem Namen “living history” seit ein, zwei Jahrzehnten Konjunktur: Beliebt sind die Mittelaltermärkte, auf denen Ritter gegeneinander anreiten und möglichst originalgetreu ganze Wochenenden in Zelten verbringen. Auch preußische, sächsische und französische Einheiten aus der Napoleonischen Zeit inklusive Völkerschlacht bei Leipzig sah man schon an Schnellroda vorbeiziehen. Wenn da gelagert wird, ist’s immer urgemütlich und wirklich lehrreich.
Anschaulich und lehrreich kann es natürlich auch zugehen, wenn das deutsche Heer nochmals 1944 gegen die Rote Armee oder gegen die Invasionstruppen der Amerikaner antritt. Um das Mitspielen in einer solchen Wehrmachts- oder gar SS-Einheit geht es im Feature heute abend. Denn ganz dasselbe ist es nicht, ob nun die fritzische Garde bei Leuthen aufmarschiert oder die 12. SS-Division in der Normandie: Hier klebt nämlich der politisch korrekte Darsteller die Hakenkreuze und SS-Runen ab.
Und mit Sicherheit ist es psychologisch von großer Bedeutung, ob einer in eine tatsächlich historisierte Rolle schlüpft (etwa in die eines Lützower Jägers von 1810) oder ob er Teil des offiziell absolut Bösen wird (als Rottenführer der Waffen-SS), das noch gar nicht lange zurückliegt und als offene Wunde in manchem noch bluten mag. Möchte er doch noch gewinnen? Möchte er seinen Großvater verstehen? Möchte er untergehen?
Vielleicht ist er auch nur heiß auf das Gefühl, hinter einer Panzerhaubitze als Infanterist vorzurücken oder im Graben einen Tank auf sich zurollen zu sehen. Aber der Deutungsspielraum ist groß. Vielleicht gibt das heutige Feature eine Antwort.