Kultstätte Wewelsburg

pdf der Druckfassung aus Sezession 35 / April 2010

pdf der Druck­fas­sung aus Sezes­si­on 35 / April 2010

von Mar­tin Voelkel

Was erwar­tet man von einem Band, der in der Schrif­ten­rei­he des Kreis­mu­se­ums Wewels­burg erscheint und einen Titel trägt wie der vor­lie­gen­de: eine Bestands­auf­nah­me der For­schun­gen zu die­sem mys­te­riö­sen, vor allem aber viel­fach mys­ti­fi­zier­ten Ort, etwas, das über den Klas­si­ker von Karl Hüser oder die Arbeit von Stuart Rus­sell und Jost W. Schnei­der deut­lich hin­aus­führ­te. Wer das erhofft hat­te, wird von die­sem Buch ent­täuscht. Das hat ein­mal damit zu tun, daß mehr als ein Vier­tel der Bei­trä­ge sich nur all­ge­mein mit der SS, dem Juden­mord oder dem KZ-Sys­tem befaßt. Zum ande­ren gibt es eine mas­si­ve Kon­zen­tra­ti­on auf das Lager Wewels­burg und eine Nei­gung, sich mit Aspek­ten zu befas­sen, die letzt­lich ohne Belang sind, wie die Grup­pen­füh­rer­ta­gung auf der Burg im Juni 1941, der der Her­aus­ge­ber zwan­zig Druck­sei­ten wid­met, um dann zu dem Ergeb­nis zu kom­men, daß sie mit den kon­kre­ten Pla­nun­gen für »Bar­ba­ros­sa « oder der »End­lö­sung« im Osten nichts zu tun hat­te. Ob das Gesamt­ergeb­nis befrie­di­gen­der aus­ge­fal­len wäre, wenn man sich auf die Kern­fra­gen kon­zen­triert hät­te, ist aller­dings auch nicht aus­ge­macht. Der Bei­trag Mar­kus Moors’ über Hans Peter des Coud­res, den spä­te­ren Ernst-Jün­ger-Biblio­gra­phen, kann jeden­falls nur als abschre­cken­de Alter­na­ti­ve betrach­tet wer­den. Diplom­po­li­to­lo­ge Moors meint zum Bei­spiel, daß man die unbe­strit­te­ne per­sön­li­che Ein­satz­be­reit­schaft und Tap­fer­keit des Coud­res unter dem Hin­weis dar­auf erle­di­gen kön­ne, daß da jemand sei­ne »Stoß­trupp­füh­rer-Fan­ta­sien« habe »aus­le­ben« dür­fen. Das ist bil­ligs­te Mün­ze und wis­sen­schaft­lich unredlich.

(Jan Erik Schul­te: Die SS, Himm­ler und die Wewels­burg, Schrif­ten­rei­he des Kreis­mu­se­ums Wewels­burg, Bd 7, Pader­born: Fer­di­nand Schö­ningh 2009. 556 S., 34.90 €)

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