Inhumanismus

als Losung, als philosophische Grundstellung - was sollte das sein?

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Der ame­ri­ka­ni­sche Dich­ter Robin­son Jef­fers (1887–1962) hat­te die­se Hal­tung zu sei­ner gemacht. Botho Strauß, unge­fähr glei­cher­ma­ßen umstrit­ten wie Jef­fers, hat den Ter­mi­nus mit „Ohn­mensch­lich­keit” übersetzt.

Jef­fers ist ein ver­ges­se­ner Poet, auch wenn der Han­ser-Ver­lag im ver­gan­ge­nen Jahr sei­ne Gedich­te in deut­scher Über­set­zung (Eva Hes­se) her­aus­brach­te. Es lohnt sich, sie auch im Ori­gi­nal zu lesen.

Wer war Jef­fers? Ein Demo­kra­tie­s­kep­ti­ker, ein Anti-Moder­ner. “Er lieb­te alles, was Bestand haben wür­de”, schrieb ein Kri­ti­ker. Gebo­ren in Pitts­burgh, huma­nis­tisch (auch in euro­päi­schen Lehr­stät­ten) gebil­det, ent­deck­te er noch vor Hen­ry Mil­ler, Ernest Heming­way und Clint East­wood das rar besie­del­te Car­mel in Kali­for­ni­en für sich. Auf der Suche nach Ein­sam­keit und Spi­ri­tua­li­tät bau­te er dort mit eige­ner Hän­de Kraft ein Haus aus Gra­nit­blö­cken, fors­te­te die Gegend mit hun­der­ten Bäu­men auf. Er leb­te dort (“… das Leben hier war nicht abge­schlos­sen von der moder­nen Welt, son­dern ihrer bewußt und auf sie bezo­gen”) mit sei­ner innig gelieb­ten Frau Una und den gemein­sa­men Kin­dern. Vor­mit­tags schrieb er Gedich­te, nach­mit­tags arbei­te­te er draußen.

Ab 1924 gelang es ihm, in den Kanon der renom­mier­tes­ten Schrift­stel­ler auf­zu­stei­gen – doch er pola­ri­sier­te, immer stär­ker. Den Eta­blier­ten und Ver­tre­tern des New Cri­ti­cism waren sei­ne anti­ki­sie­ren­den Erzähl­ge­dich­te zu unmo­dern, und nach dem Krieg distan­zier­te sich auf­grund sei­ner Ame­ri­ka-Kri­tik sogar der eige­ne Ver­lag von ihm.

Botho Strauß ist ein Wahl- und Geis­tes­ver­wand­ter von Jef­fers, er hat sich bereits 1989 in sei­nen Frag­men­ten der Undeut­lich­keit mit jenem Unzeit­ge­mä­ßen aus­ein­an­der­ge­setzt. 1998 ver­öf­fent­lich­te Strauß Jef­fers Akt in zwei Tei­len – das gleich­na­mi­ge Hör­spiel ist heu­te ab 20:10 Uhr im Deutsch­land­funk zu hören.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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