Krisenschnipsel I: Finanzkrise – oder doch schon Systemkrise?

von Andreas Seidler

Der Ökonom Carl Christian von Weizsäcker, Sohn des Physikers Carl Friedrich von Weizsäcker, ist ein Gegner der Ausgabenkürzungen der Bundesregierung.

Die­se Posi­ti­on ver­tritt er auch in einem Inter­view für das Mana­ger-Maga­zin, online ver­öf­fent­licht am 09.06.2010.

In sei­ner Argu­men­ta­ti­on führt von Weiz­sä­cker einen höchst bemer­kens­wer­ten Aspekt an, in dem er von einem vor­han­de­nen „Kapi­tal­druck“ durch pri­va­te Ver­mö­gen spricht, her­vor­ge­ru­fen unter ande­rem aus dem Wunsch, Geld für die Ver­sor­gung im Alter zurück­zu­le­gen. Staats­schul­den sei­en zugleich auch pri­va­tes Ver­mö­gen. Denn wenn jemand Geld anle­gen wol­le, müs­se es ja auch jeman­den geben, der es anneh­me, also Schul­den auf­neh­me. In letz­ter Instanz sei das der Staat. Von Weiz­sä­cker spitzt das in der Poin­te zu, daß ein gewis­ses Maß an Staats­ver­schul­dung sozu­sa­gen eine staat­li­che Dienst­leis­tung für alle pri­va­ten Spa­rer sei.

Wel­che Dimen­si­on hat die­ser „Kapi­tal­druck“ durch pri­va­te Geld­ver­mö­gen, von dem von Weiz­sä­cker spricht ? Pas­send dazu eine Mel­dung im Finanz­teil der FAZ vom 11. 6.2010, die eine Stu­die der Bos­ton Con­sul­ting Group zitiert, wonach die welt­wei­ten pri­va­ten Geld­ver­mö­gen zum Jah­res­en­de 2009 in etwa wie­der das Rekord­ni­veau des Jah­res 2007 erreicht hät­ten und dabei etwa 111.500 Mil­li­ar­den (eine Zahl mit 15 Stel­len !) Dol­lar betra­gen sollen.

Zum Ver­gleich die deut­schen Ver­hält­nis­se: Ende 2007 betrug in Deutsch­land das pri­va­te Geld­ver­mö­gen etwa 4.600 Mil­li­ar­den Euro, das nun in etwa wie­der erreicht wur­de. Das ist etwa das 2,7‑fache der deut­schen Staats­ver­schul­dung von Staat, Län­dern und Kom­mu­nen von der­zeit knapp 1.700 Mil­li­ar­den Euro, und das 14-fache des vor­aus­sicht­li­chen Bun­des­haus­halts 2010 von knapp 330 Mil­li­ar­den Euro.

Um bei Deutsch­land zu blei­ben, ein pri­va­tes Geld­ver­mö­gen von 4.600 Mil­li­ar­den Euro, ein­ge­legt etwa in Geld­kon­ten, Lebens­ver­si­che­run­gen und Wert­pa­pie­ren, sucht über die die­se Gel­der ver­wal­ten­den Unter­neh­men und Insti­tu­te nach Anla­ge­for­men, die zu (Zins-)Erträgen füh­ren sol­len. Bei der Höhe die­ser Sum­me wie von Weiz­sä­cker von „Kapi­tal­druck“ zu spre­chen, erscheint wirk­lich nicht übertrieben.

Der Staat soll nach von Weiz­sä­cker einen Teil die­ses wei­ter wach­sen­den Pri­vat­ver­mö­gens wei­ter als Dar­le­hen neh­men. Eine net­te Idee, sol­len mit die­sen Schul­den doch neue Inves­ti­tio­nen und neu­er Kon­sum rea­ler Güter finan­ziert wer­den und damit die Kon­junk­tur ange­kur­belt wer­den. Alles nicht so schlimm mit der Ver­schul­dung, sagt von Weiz­sä­cker, solan­ge die rea­len, durch Infla­ti­on berei­nig­ten Kapi­tal­zin­sen so nied­rig wie in den ver­gan­ge­nen 15 Jah­ren bleiben.

Aber auch in den ver­gan­ge­nen zwei Jahr­zehn­ten hat sich das pri­va­te Geld­ver­mö­gen dyna­misch ent­wi­ckelt. So lag die­ses 1991, im 1. Jahr nach der Deut­schen Ein­heit, bei unge­fähr 2.200 Mil­li­ar­den Euro, es hat sich also in 16 Jah­ren bis 2007 um das 2,3‑fache auf die bereits genann­ten 4.600 Mil­li­ar­den Euro erhöht. Unter­stellt man für die­sen Zeit­raum eine jähr­lich gleich gro­ße Wachs­tums­ra­te für die­ses pri­va­te Geld­ver­mö­gen, so muß die­se nach der Zin­ses­zins­rech­nung im vor­lie­gen­den Fall rund 5,4 % betra­gen. Das heißt, zusätz­li­che Spar­be­trä­ge und die Ver­zin­sung des bereits vor­han­den Ver­mö­gens sind nomi­nal, also unbe­rei­nigt um den infla­ti­ons­be­ding­ten Kauf­kraft­ver­lust, um jähr­lich 5,4 % gewachsen.

Um einen Teil die­ses wach­sen­den Geld­ver­mö­gens auf­zu­neh­men, muß sich irgend­wer wei­ter ver­schul­den, wie wir aus den Über­le­gun­gen von Weiz­sä­ckers wis­sen, denn Inves­ti­tio­nen in Unter­neh­mens­an­tei­le sind auch nur in begrenz­tem Umfang mög­lich. Ande­rer­seits: Geld birgt das Ver­spre­chen, es jeder­zeit gegen ein rea­les Gut oder eine Dienst­leis­tung ein­tau­schen zu kön­nen. Nun ist es aber so, daß die Men­gen rea­ler Güter oder abruf­ba­rer Dienst­leis­tun­gen in der Wirt­schaft weit gerin­ger gewach­sen sind und wach­sen als die oben errech­ne­ten Zuwäch­se jähr­li­chen Geld­ver­mö­gens, mit ande­ren Wor­ten: Das Ver­hält­nis von Geld­ver­mö­gen zu rea­len Gütern strebt immer wei­ter aus­ein­an­der. Das kann jedoch nicht belie­big so weitergehen.

Beob­ach­ten wir der­zeit nur eine Finanz­kri­se oder bereits eine Systemkrise ?

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Kommentare (17)

Hendrik Brödenfeld

15. Juni 2010 10:30

Auch die DDR verzeichnete einen stetig wachsenden Überhang an Ersparnissen, denen nur eine recht bescheidene Warenfülle gegenüberstand. Den allseits bekannten Kaufkraftüberhang versuchte man verzweifelt abzuschöpfen, indem man überteuerte Konsumprodukte kreierte ( Farbfernseher für 6000 Mark, Autos primitivster Bauart ab ca 13.000 Mark). Das waren damals vollkommen irrsinnige Preise, wo nur Spitzenverdiener über 1000 Mark netto hatten. Ein geflügelter Witz aus der späten DDR: Was ist der Unterschied zwischen dem neuen "Wartburg" und einem Mercedes? Antwort: Der Mercedes kostet 500 Mark mehr.
Das bankrotte System wurde irgendwie noch durch die 80er Jahre geschleppt (dem Westen sei Dank), bis 1989 wirklich gar nichts mehr ging. Auch ohne politische Wende wäre die DDR 1990 gezwungen gewesen, den wirtschaftlichen Offenbarungseid zu leisten.

Martin

15. Juni 2010 10:35

b.t.w.: Ungefähr so ähnlich, wie v. Weizäcker argumentiert, hört es sich auch an, wenn der Chefvolkswirt der Linken, Herr M. Schlecht, spricht. Konsequenterweise fordert er den Kauf von Staatsanleihen durch die EZB, sieht die Griechenlandkrise vor allem durch den Exportüberschuss von Ländern wie Deutschland verursacht etc.

Ich persönlich finde die Volkswirschaft ja eine faszinierende Wissenschaft, nicht nur deshalb, weil in ihr noch das Wort "Volk" vorkommen darf. Nein, die Volkswirtschaft arbeit soviel mit ach so logischen ceteris paribus Annahmen, mathematisch aussehenden Gleichungen zu was weis ich für Vorgängen etc. und es mutet fast alles als sehr logisch an ...

Am Ende hat man jede Menge schöne, saftige und leckere Rinderfilets herausgearbeitet und es ist dann doch wie beim Metzger: Hat jemand schon mal versucht, aus den Steaks die Kuh wieder herzustellen?

Man sollte sich nicht immer so sehr auf die Äußerungen der Volkswirten verlassen - die argumentieren zwar immer logisch, aber das Paradoxon von Achilles und der Schildkröte ist ja auch streng logisch ...

Dag Krienen

15. Juni 2010 14:05

Das Argument, daß es in der westlichen Welt einen wachsenden "Kapitaldruck" gebe, ist zunächst nicht von der Hand zu weisen. Private Vermögen - und dazu zählen vor allem auch die Ersparnisse der sogenannten kleinen Leute, ihre privaten Lebens- Rentenzusatz- und Vorsorgeversicherungen - suchen nach einer sicheren und zinsträchtigen Anlagemöglichkeit. Insofern sind wir alle direkt oder indirekt "Spekulanten", auch wenn wir noch so gerne auf diese schimpfen.
Ohne willige "Schuldner" gibt es keine - Zinserträge einstreichende - "Gläubiger", auch keine "Kleinanleger". Doch muß die Frage erlaubt sein, ob der Staat auf Dauer der geeignete "Schuldner" ist. Anlageberater bei den Banken tendieren dazu, weniger risikofreudigen sowie älteren Anlegern (die langfristige Abschwünge der Aktienmärkte nicht so einfach mehr aussitzen können) Rentenfonds- und -papiere, also Staatsanleihen mit gut kalkulierbaren Zinssätzen zu empfehlen. Sie seien "sicherer", weil die Staaten eben ganz andere Mittel haben, ihre Zahlungsfähigkeit sicherzustellen, als jedes privat wirtschaftende Unternehmen (außer vielleicht die Mafia, an der man aber nicht so einfach Anteilseigner werden kann).
Das ist in einem funktionierenden staatlichen und Finanzsystem zunächst zweifellos eine rationale Entscheidung und scheint die Argumentation von C.Ch. von Weizäcker zunächst zu unterstützen. Gefragt ist der Staat als "Schuldner" also durchaus. Die Krux liegt m.E. wo anders. Jenseits aller Finanzierungs-, Anlage- und Verrentungstechniken und -kalkulationen ist der Sinn jeder Kapitalanlage immer noch die, zukünftige Erträge sicherzustellen !! Und zwar auch - nicht nur dort, wo es um Altersrenten geht -, um solche Erträge zu diesem zukünftigen Zeitpunkt auch konsumieren/verbrauchen zu können. Dummerweise kann man aber immer nur das konsumieren, was zum gegeben Zeitpunkt tatsächlich auch wirtschaftlich an Waren und Dienstleistungen "realwirtschaftlich" produziert wird. Geld selbst (auch Gold) hingegen kann man nicht essen und ist immer nur soviel wert, wie das, was andere an nützlichen Gütern dafür herzugeben bereit sind. Eine Kapitalanlage (= gegenwärtiger Konsumverzicht zur Erzeugung zukünftiger Konsummöglichkeiten) erfüllt also nur dann ihren Zweck, wenn sie dazu dient, die zukünftigen "realwirtschaftlichen" Erzeugungsmöglichkeiten sicherzustellen und, wenn sie sich verzinsen soll, zu erweitern. Das kann und muß in heutigen Zeiten in vielfältiger Weise geschehen. Individuelle direkte Vorsorgemöglichkeiten beschränken sich heute meist auf den Erwerb von Immobilien (= zukünftiger eigener Wohnbedarf, eventuell noch zukünftige Einnahmemöglichkeiten durch Vermietung). Ansonsten muß sich der "Kapitaldruck" der Privatvermögen auf indirekte Formen der "Zukunftsinvestition" richten: auch das einfache Sparbuch kann nur dann Zinsen, ja überhaupt abbuchbare Gegenwerte erzeugen, wenn dieses Kapital sinnvoll angelegt wird, und sei es auch nur als Kleinkredit für den Aufbau eines Pflegedienstleisters.
Das mag alles simpel klingen, es stellt sich allerdings die elementare Frage, wieweit es sinnvoll ist, wenn der/die Staaten als Hauptschuldner gegenüber dem massiv angewachsenen Druck privaten Kapitals auftreten. Natürlich tragen auch Staaten durch ihre Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Ordnungspolitik zur Erhaltung und Mehrung zukünftiger realwirtschaftlicher Erzeugungsmöglichkeiten bei. Nur neigen die meisten Staaten dazu, einen immer größeren Teil ihrer Mittel via Sozialausgaben in den gegenwärtigen Konsum zu stecken. D.h. beim Staat angelegtes Kapital verfehlt zu einem großen Teil den eigentlichen Zweck der Zukunftssicherung. Zwar können die Staaten das nur ihnen zur Verfügung stehende Mittel der vermehrten zwangsweisen gewaltsamen Beitreibung von Geld (vulgo: Steuern) zur Bedienung von Ansprüchen aus Kapitalanlagen einsetzen, doch ohne eine entsprechend leistungsfähige realwirtschaftliche Basis, zu der sie immer weniger beitragen, ist dieses Geld nichts wert.
In gewisser Weise wäre es besser, wenn das meiste zur Anlage drängende private Vermögen zur Stärkung der wirtschaftlichen Produktionsbasis genützt werden könnte, also - zumindest indirekt (zur Risikostreuung) - in die wirtschaftenden Unternehmen und in die investiven Tätigkeiten der Staaten fließen würde. Nur fragt die Realwirtschaft offensichtlich gar nicht soviel Kapital nach, wie zur Anlage drängt. Oder vielleicht wird es von einem globalisierten Bankensystem auch nicht im an sich möglichen Umfang für diese Zwecke bereitgestellt, weil die Anlage in Staatspapieren und ungesicherten Privatschulden kurzfristig lukrativer erscheint. Langfristig ist dies aber fatal, weil so ungeheuere Kapitalmengen nicht mehr der Sicherung der wirtschaftlichen Zukunft, sondern des gegenwärtigen Konsums dienen (sei es als staatliche Sozialausgaben/Renten oder private Konsumentenkredite, zu denen in gewisser Weise auch die ungesicherte supprime-Immobilienkredite in den USA und anderswo gezählt werden können).
Wie dem auch sei, wenn das Wachstum der realen Gütererzeugung so deutlich wie derzeit hinter dem Wachstums der Geldvermögen hinterherhinkt, ist dies ein Alarmzeichen erster Güte. Keine "Finanzinnovation" wird auf Dauer verhindern können, daß der Wert der privaten Geldvermögen (= Wechsel auf zukünftigem privaten Konsum) entsprechend nach unten korrigiert werden wird, was vielleicht auch für die sehr Vermögenden Einschnitte mit sich bringen mag, sicher aber hunderte von Millionen Kleinanlegern und Rentnern (auch die Bezieher staatlicher Rente) in der westlichen Noch-Wohlstandszone sehr hart treffen wird. Es sieht so aus, als ob sich die Ära des sich immer mehr verbreiternden, relativen Massenwohlstandes in der westlichen Welt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges endgültig an ihr Ende angelangt ist. Wir befinden uns also nicht bloß in einer Finanzkrise (einer bloß technisch fehlerhaften Lenkung von Kapitalströmen), sondern in einer veritablen Systemkrise.

Hohenstaufer

15. Juni 2010 15:46

Faktisch schreiten wir mittelfristig - nach einer zunächst deflationären Entwicklung in naher Zukunft - in Richtung Inflation, wodurch marode Staatsfinanzen in Form einer Entschuldung (auf Kosten der Kleinanleger und mittelständischen Sparer) bereinigt werden und zeitgleich radikale Einschnitte im sozial- und kulturpolitischen Sektor zu erwarten sind.
Daneben wird das "Ausbluten" des deutschen Mittelstandes forciert und mittels Transferleistungen das revolutionäre Potential des zumeist allochthonen Prekariats einzudämmen versucht - wie bereits seit Jahrzehnten praktiziert!

Otto

15. Juni 2010 15:57

Ist dieser Artikel Satire?

"Kapitaldruck"? Wenn der Staat sich nicht verschuldet, wissen die Leute nicht, wo sie ihr Geld anlegen sollen? Tickt es noch?

Ich hätte gedacht, bei der Sezession sei man vielleicht etwas vorsichtiger bei der Verwendung von Produkten aus dem Hause derer von Weizsäcker.

Entweder der Mann ist wirklich so dumm, oder er will die Leute verhöhnen, die noch von jeder Weizsäcker-Generation eins reingedrückt bekommen.

Dass aber die Sezession sich zum Sprachrohr dieses Schwachsinns macht, erschüttert mich nun doch.

R.M.

15. Juni 2010 17:05

Im Schnitt beläuft sich demnach das Privatvermögen für jeden Deutschen auf einen, im höheren fünfstelligen Bereich angesiedelten Betrag. Meiner Meinung nach eine adäquate Summe, um vor außergewöhnlichen Ereignissen, Belastungen etc. gewappnet zu sein.
In der Realität ist die Verteilung aber vollkommen anders. So besitzen die reichsten zehn Prozent der Deutschen, sechzig Prozent des Vermögens. (https://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/20080410_02.gif)
Also ist die Fragestellung: Wie bewege ich die reichsten Leute zu nachhaltigen und vernünftigen Investitionen ohne die winzigen Vermögen zu berühren?
Denn: Ein Abbau des privaten Vermögens durch Zwang, also Reichen- oder Vermögenssteuer etc. zieht wohl eher den Abzug des Geldes aus unserer Volkswirtschaft nach sich.
Auf Grund dieses Dilemmas würde ich die Frage, ob wir uns in einer Finanz- oder Systemkrise befinden, eher mit letzterem beantworten. Sie ist aber selber gemacht, da wir uns unsere Macht, die wir noch auf unsere eigene Volkswirtschaft hatten, durch Weltbank, Euroraum, Zollgemeinschaft etc. wegnehmen lassen haben

Fabius78

15. Juni 2010 17:38

Ja das tolle Geldvermögen kann man natürlich schön zusätzlich zu der gigantischen Abgaben- und Steuernlast durch Inflation sich einverleiben.
Jeder Mensch mit klarem Versand sieht doch wohin das Geld wandert welches der arbeitenden Mittelschicht abgepresst wird, in Luftschlösser ala Klimawandel,verteilt in alle Welt insbesondere durch Verailles 2.0 an Europa sowie an eine undankbare Unterschicht.
Die Herrscharen von Berufen welche völlig unnütz sind sowie Millionen überflüssiger Bürokratensesselfurzer erspare ich mir in der Aufzählung.

ANS = Antinationaler Sozialismus ist unser System.

Die menschlichen Gierexzesse von Managerbzw generell die Selbstbedienung von an den Töpfen S itzenden sind natürlich zum Kotzen. Woebi auch hier gilt wer ohne Schwächen ist werfe den ersten Stein. Möchte nicht wissen was jeder einzelne Mensch sich zugestehen würde an Gehalt könnte er es selbst festlegen !!

virOblationis

15. Juni 2010 17:58

Der "Kapitaldruck" scheint ein Aspekt des zyklischen Geschehens zu sein, den Bernd Senf (z.B. https://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/bankrott.html) auf das Zinssystem zurückführt. Das Verleihen von Geld gegen Zins bewirkt eine stets sich vergrößernde Geldmenge; ihr Wachstum ist rascher als der der Gegenwerte in Waren und Dienstleistungen. Inflation ist die Folge. Irgendwann läßt sich die Geldmenge nicht mehr vergrößern, weil niemand mehr vorhanden ist, der noch die dazu nötigen Kredite übernehmen könnte. So kommt es zur Vernichtung von Geldvermögen und zur Deflation. Danach beginnt dieselbe Entwicklung von neuem.

Dabei sei darauf hingewiesen, daß die Kirche das Zinsnehmen bis ins 18. Jahrhundert ausdrücklich untersagte.

Heinrich von Korinth

15. Juni 2010 18:58

"L'État, c'est mon", das ist die Devise der Familie von Weizsäcker. Der deutsche Staat ist unser Sündenbock und er ist unser Lastesel, so sieht dieses Tier übrigens aus: https://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/6776923

Anna

16. Juni 2010 10:48

Wie schon oben gesagt, gab es in der DDR mehr Geld als Waren. D. h. eine "zurückgestaute Inflation". Es wurde ja fast nichts durch diese Einheitspreise teurer, also konnten die Staatsschulden auch durch Inflation nicht verringert werden.
Momentan befinden wir uns in einer ähnlichen Situation. Viel Geld zu drucken - was bereits geschehen ist - ist an sich nicht tragisch, nur muß es eben dann wieder aus dem Wirtschaftskreislauf entfernt werden.
Entweder durch Inflation (dann würde der Kapitaldruck und die Staatsschulden sinken) oder eben - weil das naturgemäß jeder fürchtet - durch andere Ideen. Eine ist eben die v. Weizsäckers, den Staat NOCH weitere zu verschulden, indem Privatvermögen als Darlehen genommen wird. Um damit wiederum Investitionen und Konsum anzukurbeln... Ja, genau das wollen "die Linken", in der DDR wurde das gemacht - und: hm, ja, tatsächlich einmal mit Erfolg (Arbeitslosigkeit): in den 30er Jahren in Deutschland...
Ich persönlich fürchte, erst müßte die hohe Arbeitslosigkeit angegangen werden (Kontraproduktiv: Stellenstreichungen im öD, keine neuen Einstellungen), damit der "soziale Friede" gesichert ist, und psychologisch mehr Vertrauen in die Märkte und damit sich letztendlich auch die demographische Situation verbessern kann. Um die Inflation kommen wir wohl diesmal nicht herum.

Kreuzweis

16. Juni 2010 11:05

Ein Lesehinweis am Rande:

"Gender Mainstreaming: Woher kommt eigentlich der Wahnsinn?" Ist Foucault ein dominierender geistiger Vater?

https://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/gender-mainstreaming-woher-kommt-eigentlich-der-wahnsinn-.html

Inoptatus

16. Juni 2010 12:14

Was meinen Sie denn zu der Freiwirtschaft als Alternative? Die Freiwirtschaft ist ein Wirtschaftsmodell, das auf der Kritik der Geldverfassung und der Kritik der Grundrente durch Silvio Gesell beruht. Sie setzt sich aus den drei Konzepten Freiland, Freigeld und Freihandel zusammen. Die freiwirtschaftliche Bewegung hat schließlich endlich dass Ziel, eine stabile und freiheitliche Marktwirtschaft ohne Monopolrenten durch den Besitz von Geld bzw. Eigentum an Boden oder Handelsrechten zu erreichen, in der Vollbeschäftigung herrscht.

Die sog. Bodenrente und der Zins bewirken doch einen ungerechten und sich ständig verstärkenden Umverteilungsprozess von Vermögen von den Ärmeren zu den Reicheren.Diese wird verwirklicht durch soziale Gerechtigkeit nicht durch Verbote, sondern einerseits durch die Überführung des Bodens in Gemeinschaftseigentum mit zugleich privater Nutzung gegen Entrichtung ständiger Nutzungsabgaben an die Gemeinschaft, bezeichnet als „Freiland“, sowie durch Veränderung des Geldes durch die sogenannte „Umlaufsicherung“, um die sogenannte Liquiditätsprämie zu neutralisieren, das entstehende Geld wird „Umlaufgesichertes Geld“, auch „Freigeld“, genannt.

Distelherz

16. Juni 2010 14:58

Zum Thema Freiwirtschaft las ich kürzlich diese scharfe Kritik aus dem NPD-Umfeld; vielleicht stößt der Text hier ja auf Interesse:

https://sachedesvolkes.wordpress.com/2010/05/28/zu-den-gesellianern-nationalistischer-klassenkampf-statt-nationalkapitalismus/

Tenor der Kritik in Kurzform: Gesell ist im Grunde Verfechter der schärfsten neoliberaler Ziele (Entstaatlichung, schrankenlose Globalisierung, exzessiver Wettbewerb) und bedient sich lediglich anderer Mitteln.

Da ich seit jeher eine vermutlich instinktive Abneigung gegen jedwede Ökonomielehre habe und infolgedessen auch nur laienhafte Kenntnisse besitze, wage ich nicht, sowohl Gesell als auch seine Kritiker abschließend zu bewerten. Sollte die Kritik aber im Kern zutreffend sein, so müßte das Urteil aus meiner Sicht doch klar gegen Gesell ausfallen.

rjaeck

17. Juni 2010 00:41

Es ist m. E. nicht grundsätzlich problematisch, daß der Staat als Schuldner Kapital nachfragt, schließlich tritt er ja auch als Investor auf.

Wenn jedoch die Finanzierungsstruktur des Staates in Schieflage gerät, also das Verhältnis von Schulden zum Eigenkapital (beim Staat also z. B. das Infrastrukturvermögen, Goldreserven) sich in Richtung der Überschuldung bewegt, wird's langfristig prekär. Zwar kann der Staat die Steuern erhöhen, dies würgt jedoch irgendwann die ökonomische Basis ab; die Mehreinnahmen müssen zunehmend zur Schuldentilgung/Zinszahlung verwendet werden. Der Staat gräbt sich seine Gestaltungsmöglichkeiten immer mehr ab.

Ergo: Auch der Staat muß grundsätzlich handeln wie ein ehrbarer Kaufmann. Wie schon in diesem Blog erwähnt, sind Ausgaben für "Luftschlösser" und gegenwärtigen Konsum (überbordende Sozialausgaben) Gift für eine nachhaltige Finanzwirtschaft. Aber ohne diese Prestigeprojekte und die warme Gießkanne kann sich die Politik leider nicht "vermarkten".

Ich glaube, "Systemkrise" ist nicht zu weit hergeholt.

Bauer Gerhard

17. Juni 2010 08:26

17. Juni 1953

Kein Thema mehr?

Anna

17. Juni 2010 11:27

@ inoptatus

Ich kenne mich wirklich nicht gut aus mit Gesell. Aber: Werden dann alle zu Ackerbauern?!
Das Problem wird sein, daß durch die Subsistenzeinkommen immer weiter steigend (durch den medizinischen Fortschritt). Und darum sehr viele (siehe DDR) einem Land mit niedrigerem med. FS den Rücken kehren.
Zweitens ist es (leider) so, daß gerade "Arme" ihr Geld nicht "gut" (für die Ökonomie) ausgeben. Übertrieben gesagt würde 1 Mio. für einen "Armen" mit höherer Wahrscheinlichkeit in Genußmittel und "Statussymbole" fließen als - leider - dasselbe bei einem Topmanager, der es mit höherer Wahrscheinlichkeit in Investitionen anlegt...
Das heißt natürlich nicht, daß eine große Ungleichheit positiv wäre.

https://www.systemfehler.de/gesell.htm. Das ist soweit vom Grundgedanken korrekt, so wie ich es überflogen habe.

Der Gehörnte

20. Juni 2010 01:37

Nein, liebe Anna es werden nicht alle zu Ackerbauern, sondern der Produktionsfaktor "Boden" wird hier lediglich von den angestammten Eigentümern hin zu "der Bevölkerung" hin umverteilt (so z. B. ab Mai 1945 im Sudetenland) siehe Beitrag von @Distelherz.

Mit den Produktionsfaktoren "Arbeit" und "Kapital" gedenkt Gesell ähnlich zu verfahren - bei Lichte betrachtet bieten die Wirtschaftstheorien von Gesell in der Tat einige Ansatzpunkte zu jenen von Milton Friedman, rechnet man mit den spitzen monetären Federn einer schwäbischen Hausfrau.

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