Wirtschaftskrise und warb für sein sehr erfolgreiches Buch Was tun, wenn der Crash kommt. Als ich in der Mittagspause mit ihm an einem Stehtisch speiste, fragte ich, wie seine Ausführungen zur Vorsorge ganz konkret, also aufs tägliche Leben heruntergebrochen zu verstehen seien. Er wies auf den Eintopf und sagte: “So.”
Dann erzählte er, daß er ein paar Hektar Land erworben und an einen Bauer verpachtet hat. Die Pacht besteht aus zwanzig Zentner Kartoffeln im Jahr, und wer Hamer und seinen ebenso niedersächsischen Sohn und Mitautor Eike kennt, der weiß, daß diese Pacht zum Leben fast schon ausreicht.
Nur ein bißchen Butter fehlt noch zu den Kartoffeln, und über den Spottpreis, den wir heute für ein Pfund Butter bezahlen, habe ich jüngst einen auch sprachlich sehr schönen Beitrag von Reinhard Wandter gelesen. Der Artikel wirft die alte Öko-Frage auf, woher die Achtung vor dem Lebensmittel kommen soll, wenn es nichts kostet und die Mühe dahinter nicht sichtbar wird: Denn wenn Wandter die harte Sensen-Arbeit auf einem kleinen Hof der Nachkriegszeit schildert, sehen wir die Mühe. Heute aber treiben die “unsichtbaren Sklaven” Öl und Strom riesige Landmaschinen an und sorgen dafür, daß wir die Butter zum Spottpreis erhalten.
Es geht dabei nicht darum, daß morgen alle mit der Hacke in der Furche stehen, um zu stecken, zu jäten und zu ernten. Aber es geht um die Frage, ob die Krise nicht doch auch im Blick auf das Lebensnotwendige einige Maßstäbe zurechtrückt. Wer sagt, daß die riesigen Traktoren auch dann noch rollen, wenn die finanziellen und konkreten Schmiermittel und Betriebsstoffe fehlen? Und eine normale deutsche Kleinstadt stünde nach drei Tagen ohne Warenlieferung vor leeren Regalen.
Am vergangenen Samstag hat Stephan Ruhkamp in der FAZ einen Artikel über dieses Thema und somit auch über die Strategie Hamers veröffentlicht: Rein in die Kartoffeln. Natürlich kommen die Hamers darin nicht vor, aber Ruhkamp beschreibt einen Volkswirt, der jenseits jeder Panik dennoch für die Grundsicherung seiner Familie in beackertes Land investiert.
Krisendenken heißt in diesen Fragen: Wer hat den kleinen Traktor, wer hat Land, wer hat Wald, wer hat noch einen Kamin oder einen Kachelofen? Als im Münsterland vor drei Jahren im kalten Winter für vier Tage der Strom ausfiel, gab es zigtausende Häuser, die – umgeben von Wald – ohne Brennstelle nicht beheizt werden konnten. Auch bei uns im Dorf haben Leute vor zehn Jahren ihren Kamin rückgebaut, weil das Öl sauber und billig ist. Jetzt ist es nur noch sauber.
Kartoffeln, Butter, Land: Hamer sagte am Stehtisch auch, daß man Gold erwerben muß, harte Währung also, mit der man immer bezahlen kann, ganz egal, wie schnell die Pressen der Bundesdruckerei neue Eurobündel ausspucken. Die Meinungen, ob es zur Inflation kommt oder ob die überschuldeten Staaten einen anderen Weg finden, um das zu bezahlen, was sie mit harter Währung nicht mehr bezahlen können, gehen auseinander. Ist Golderwerb also eine Glaubensfrage? Mag sein, und wer auch sonst lieber auf einen Apfelbaum klettert anstatt ins Regal zu greifen, der mag so eine Münze halt lieber als bedrucktes Papier.
Also mit Gold zum Metzger? Wieviel Wurst bekommt man für einen Krugerrand? “Für den Metzger und den Bäcker legen Sie sich Silber bereit”, riet Hamer. “Stellen Sie sich mal vor, sie kommen da mit einem Goldbarren vorbei. Das geht doch nicht.”