1. Wer tatsächlich Gelegenheit hat, in unserem Sinne Macht auszuüben, möge sie nützen. Niemand hindert Einzelne daran, ihre Chancen jenseits pragmatischer Erfolgserwartungen auszuloten oder sich auch mal testweise am Aktionsfelsen seine Schürfwunden zu holen. Für die „Sezession“ als ganzes hielte ich dies allerdings für einen problematischen Rückschritt, weil es mit erheblichen Diagnoseverlusten verbunden wäre.
2. Man wolle, lese ich, nichts mehr vom übermächtigen Feind hören. Ist er dadurch plötzlich weniger stark? Wer das Beispiel Hitler nicht mag, kann auch Fabius Maximus einsetzen. „Cunctator“ schimpfte man ihn, „Zauderer“ oder gar „Feigling“, was er gewiss nicht war und später bewies. Man wählte ihn ab, weil er Hannibal zunächst in Italien gewähren ließ. Ob Rom mit Varro bei Cannae besser gefahren ist, bezweifle ich.
3. Noch ein Wort zu A.H.: Nicht als moralistisches Totschlagargument habe ich ihn angeführt, sondern als klassischen Ungeduldigen. Gerade wer Stefan Scheils historische Grundthese wenigstens für diskutabel hält, ahnt, welche Falle Dynamik sein kann.
4. Ich glaube nicht, dass sich aufs „Jammern“ beschränkt oder Quietismus, wer sich von gängigen Formen des Realitätsverfalls freihält und in dem ihm gegebenen Wirkungskreis Schlimmeres verhütet oder Zukunftsträchtiges einleitet. Wenn ich manche Verbalradikalismen mustere – stets vom Feldherrnhügel, so als stünden uns ganze Armeen zur Verfügung -, erinnert mich dies ein wenig an die Zeit, als „Studenten“ glaubten, die „Arbeiterklasse“ zum Aufstand bewegen zu können. Dass die meisten dann bei den Fleischtöpfen des neuen Establishments landeten, andere bei Baader-Meinhoff, habe ich nicht vergessen.
Thorsten
Wer ist Gunther Konstanz?
Antwort Kubitschek:
Ein Gastbeiträger, ein Selbstdenker, einer, der ausführlich seine Befürchtung kundtat, daß wir in die Aktivismus-Falle tappen könnten.