Hauptakzenten. Zum einen wird abwartend, vorfühlend die Frage nach der Brüchigkeit unserer politischen Ordnung gestellt; zum anderen sinnieren drei Autoren über den geistigen Standort der heutigen deutschen Literatur.
Systemdämmerung also, Euro-Dämmerung (so der Titel des Beitrags von Hermann von Laer), Ordnungsprüfung: Karlheinz Weißmann fragt – wie immer ganz grundsätzlich – wie das ist, mit dem “Reversiblen in der Politik”. Darin steckt der Wunsch, daß eine umfassende Reform möglich sein möge, eine Revision untragbar gewordener Entscheidungen, ein heilender Schnitt kraft Einsicht und Verantwortungsethos.
Bernd ‑Thomas Ramb sieht im Interview als Träger dieser revolutionären Reform den konservativ-freiheitlichen Christen, sieht die Mittelschicht aufstehen – wenn auch nicht heute oder morgen, so doch noch rechtzeitig. Man könnte überspitzt formulieren: die letzten Bürger als revolutionäres Subjekt …
Für von vornherein mit falschem Anspruch eingeführt und für nicht haltbar hält Hermann von Laer den Euro, diesen Preis der Deutschen Einheit – des Michels Gängelband und Gleitmittel eines europäischen Sozialismus in einem. Von Laer räumt vor allem mit dem unstatthaften Stolz der Deutschen auf den Titel eines Exportweltmeisters auf – auch die Nichtökonomen unter uns begreifen während der Lektüre leicht, warum wir trotz ständiger Überschüsse nicht wirklich wohlhabender geworden sind.
Aber bitte: Dem prototypischen Sezession-Leser ist das vielleicht schon wieder zuviel der Arbeit am Tagesproblem. Unsere Rennstrecke: Das ist der Geist, wie er sich in Vergangenheitspolitik, politischer Lagebeschreibung, seismographischer Literaturwahrnehmung äußert. Günter Scholdt hat deshalb in die stolze Reihe der von uns portraitierten Autoren den Publizisten, Romancier und Aphoristiker Michael Klonovsky gerückt; Thorsten Hinz beantwortet Fragen zur Literatur aus der Schuldkolonie – so nennt er weite Teile der Textproduktion, die nach dem verlorenen Krieg und bis heute in Deutschland stattfindet. Und Frank Lisson hat Hartmut Lange und Helene Hegemann unter dem Motto eines “schöpferischen Nihilismus” gelesen.
Kurzum: Sehen Sie hier das Inhaltsverzeichnis der neuen Sezession ein und bestellen Sie ebenda. Eine unserer unvermeidlichen Abonnement-Kampagnen läuft morgen an; wer ihr entkommen möchte, kann hier rasch noch den Dauerbezug zeichnen.