Der Spiegel mal wieder

It's Hitler-time again in Deutschlands größtem nationalmasochistischen Kolonialblatt. Ronald Gläser hat in seiner Netzglosse für die JF...

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

alles Nöti­ge über die sau­dum­me Auf­wär­mung der Chur­chill-Legen­de vom Ret­ter des Abend­lan­des gesagt.  Dar­um an die­ser Stel­le nur noch ein ergän­zen­der Zwi­schen­ruf. Damit das sich zwei­fel­los wie­der top ver­kau­fen­de Nazi-Paket voll­stän­dig ist, gibt es als Gim­mick noch eine DVD mit einer Doku­men­ta­ti­on über die “Blitz­krieg-Legen­de”,  auf deren Cover, und jetzt kommt’s, vom “Über­fall auf Frank­reich” die Rede ist.

Die infla­tio­nä­re Ver­wen­dung des Begriffs “Über­fall” in bezug auf die deut­sche Sei­te des Welt­kriegs habe ich schon letz­tes Jahr in die­sem Blog aus einem ähn­li­chen Anlaß kom­men­tiert. Im Fal­le Polens läßt sich ja noch über die Berech­ti­gung des Begrif­fes strei­ten, aber daß nun auch der Frank­reich­feld­zug damit belegt wird, ist mir neu. Daß der­glei­chen durch­geht, ist wohl nur dank eines rapi­den Schwun­des des his­to­ri­schen Bewußt­seins möglich.

Sonst wür­de man sich erin­nern, daß im Sep­tem­ber 1939 Frank­reich Deutsch­land den Krieg erklärt hat und nicht umge­kehrt, und wei­ters, daß weder die mehr oder weni­ger auf eng­li­schen Druck han­deln­den Fran­zo­sen son­der­lich inter­es­siert am “mour­ir pour Dan­zig” waren (die Eng­län­der selbst übri­gens auch nicht), noch die Deut­schen dar­an, ihre Nach­barn anzu­grei­fen, gegen die sie erst zwei Jahr­zehn­te zuvor einen trau­ma­ti­schen, bei­de Sei­ten schwer beschä­di­gen­den Krieg geführt hat­ten. Nach mehr als einem hal­ben Jahr “drô­le de guer­re” oder “pho­ney war” wur­de der ange­spann­te Zustand durch ein geziel­tes, rasches Vor­drin­gen der Deut­schen ent­schie­den. Von einem “Über­fall” kann also gar nicht die Rede sein.

Und schließ­lich sei noch ange­merkt, daß sich mei­ner beschei­de­nen Mei­nung nach die Fran­zo­sen die Neme­sis des 25. Juni 1940 wirk­lich red­lich ver­dient hat­ten: denn das Pul­ver­faß, das im Som­mer 1939 hoch­ge­gan­gen war, wur­de bekannt­lich maß­geb­lich in Ver­sailles gestopft, was auch eine ent­schei­den­de Ursa­che für den Auf­stieg von des Spie­gels liebs­tem Cover­boy war.

Mag sein, daß das dem Heft bei­geleg­te Video selbst dif­fe­ren­zier­ter ist, als die Auf­ma­chung es nahe­legt – ich habe es nicht gese­hen und auch wenig Lust dazu. (Dies war schon in der Num­mer zum Jah­res­tag des Beginns des Welt­kriegs zum Teil auf über­ra­schen­de Wei­se der Fall.) Und immer­hin wird im Spie­gel-Forum auch über den unhei­li­gen Völ­ker­mör­der Sir Win­s­ton recht “kon­tro­vers” dis­ku­tiert. Bei der gro­ßen Mehr­heit, fürch­te ich, wer­den lei­der wie­der vor allem  die “ter­ri­bles sim­pli­fi­ca­ti­ons” im Geis­te der Selbst­be­zich­ti­gung hängenbleiben.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (0)

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.