In den letzten Wochen geisterte die Sommerlochmeldung durchs Netz, daß neue DNA-Tests, vorgenommen an ein paar entfernten, noch lebenden Verwandten Hitlers, beweisen würden, daß der Föhrer jüdische Vorfahren gehabt hätte (was ja an sich eine Uralt-Legende ist):
Ein Chromosom genannt Haplogruppe E1b1b1, das in den Proben auftauchte, ist in Westeuropa selten, und findet sich meistens bei den Berbern von Marokko, Algerien und Tunesien sowie bei aschkenasischen und sephardischen Juden.
Zusätzlich seien die Proben mit solchen von Hitlers DNA verglichen worden, die “in einer versiegelten Panzertruhe aufbewahrt” werden. Wow. Huch. Naja. Wie dergleichen tatsächlich wissenschaftlich exakt funktionieren soll, und wo man nach 65 Jahren solche Hitler-Proben herbekommt, entzieht sich allerdings meiner Vorstellungskraft. Meine beiden konservativen Lieblings-Ami-Seiten Alternative Right und Takimag haben die Story angemessen ironisch kommentiert, und auf die zweischneidige Falle hingewiesen, die sich den Antirassisten nun stellen muß: Hitlers Rassenlehre mag nun zwar ad absurdum geführt sein, aber immerhin ist “Rasse” offenbar doch mehr als ein “Konstrukt”, nämlich etwas, das man knallhart genetisch nachweisen kann. Ob das so ist oder nicht, weiß ich nicht, aber die Meldung sei hier zitiert, um zu zeigen, daß man sich andernorts in einem anderen Kontext sehr wohl Gedanken um das “Biojudentum” machen kann, ohne daß alle Welt gleich epileptische Anfälle bekommt.
Wer nun genau wissen will, ob auch er durch Aschkenasen-Gene geadelt ist, die sich irgendwann in grauer Vorzeit mal reingemixt haben sollten, kann auf der Netzseite iGENEA einen DNA-Test ab 99.- Euro bestellen. Dort kann man unter anderem lesen:
Sind Sie Jude? Haben Sie jüdische Wurzeln? Gehören Sie zu den Aschkenasen? Sind Sie ein Levi oder ein Cohen? (…)
Es gibt bestimmte genetische Merkmale, die auf eine jüdische Herkunft hinweisen. Mit einem DNA-Test von iGENEA kann Ihr DNA-Profil auf diese Merkmale hin untersucht werden.
Träger derselben oder ähnlicher genetischer Merkmale werden in Haplogruppen zusammengefasst. Die Zugehörigkeit zu bestimmten Haplogruppen kann auf eine jüdische Herkunft hinweisen. Außerdem wird ein bestimmtes DNA-Profil “Cohen Modal-Haplotyp” genannt, weil es vermehrt in der jüdischen Untergruppe der Cohanim vorkommt. Dieser Haplotyp weist deutlich auf eine jüdische Herkunft innerhalb der väterlichen Linie hin.
Auch wenn Sie keine typisch jüdische Haplogruppe haben, können Sie trotzdem jüdische Wurzeln haben. Durch den Vergleich Ihres DNA-Profils mit allen anderen Profilen in unserer Datenbank (über 240’000), finden Sie Personen, die mit Ihnen genetisch übereinstimmen (“genetische Vettern”). Wenn viele Ihrer genetischen Vettern Juden sind, dann haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch jüdische Wurzeln.
Nach halachischem Recht ist jüdisch, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde oder zum Judentum konvertiert ist. Die enge Verbindung von Kultur, Tradition, Religion und Volkszugehörigkeit zeichnet das Judentum im Besonderen aus. Es entwickelte sich über die Jahrhunderte eine gewisse genetische Homogenität, die durch einen DNA-Test sichtbar wird.
Davon, daß die “Juden-Gen”-Entdeckung in Israel seit geraumer Zeit fashionable ist, berichtet das Blog Die freie Welt. Dort wird unter anderem der Jubel eines orthodoxen Rabbis zitiert, der die Beständigkeit des jüdischen Genpools zu einem göttlichen Wunder erklärt :
There is now new and exciting DNA evidence for common Jewish origin – not just among Cohanim, the Priestly Class, but among Jews scattered all over the globe. (…)
All of these communities maintained their Jewish customs and religious observance despite prolonged periods of persecution. Jews remained generally culturally isolated from their host communities. These genetic studies are a testimony to Jewish family faithfulness.
Only the Jewish people in the history of mankind has retained its genetic identity for over 100 generations, while being spread throughout the world –- truly unique and inspiring.
Perhaps, even more unique and inspiring, is that this most unlikely scenario was a prophecy and a promise.
Es können also alle, die nun in Ermangelung von sachlichen Einwänden verbissen nach einem Grund suchen, dem Sarazenen wegen der Gen-Nummer vor den Karren zu fahren, auf dem Boden bleiben: seine Bemerkung ist im zeitgenössischen wissenschaftlichen und jüdisch-identitären Diskurs alles andere als ungewöhnlich oder neuartig.