Für den Einzelnen ist Arbeitslosigkeit schlimmer als Überfremdung

Die meisten jungen Sachsen finden, daß in Deutschland zu viele Ausländer leben. Trotzdem sind sie bereit, für einen Arbeitsplatz nach Westdeutschland zu gehen.

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

Das ist eines der Ergeb­nis­se einer am Diens­tag vor­ge­stell­ten reprä­sen­ta­ti­ven Stu­die über die „Jugend 2009 in Sach­sen“, die von der Sozi­al­mi­nis­te­rin des Frei­staa­tes, Chris­ti­ne Clauß (CDU), in Auf­trag gege­ben wur­de. Die not­wen­di­ge Schluß­fol­ge­rung: Über­frem­dung wird nicht als exis­ten­ti­el­le Bedro­hung emp­fun­den, Arbeits­lo­sig­keit schon.

Zunächst zu den Fak­ten: Befragt wur­den 15 bis 26 Jah­re alte Sach­sen zu ihren Lebens­wer­ten und poli­ti­schen Ein­stel­lun­gen. So lau­te­te eine Fra­ge: „Ist für Sie per­sön­lich ein Zusam­men­le­ben vor­stell­bar bzw. gegen­wär­tig schon zutref­fend mit einem Aus­län­der?“ Nur 18 Pro­zent der erwerbs­tä­ti­gen jun­gen Sach­sen beja­hen das. 65 Pro­zent der Befrag­ten mei­nen zudem, der Aus­län­der­an­teil in Deutsch­land sei gene­rell zu hoch. Knapp über die Hälf­te emp­fin­det sogar die 85.000 Aus­län­der im Frei­staat (2,7 Pro­zent der Gesamt­be­völ­ke­rung) als zu viel, obwohl es sich dabei haupt­säch­lich um Ost­eu­ro­pä­er han­delt. Nach offi­zi­el­ler Sta­tis­tik leben nur 4.000 Tür­ken in Sach­sen, eine Isla­mi­sie­rungs­ge­fahr gibt es nicht.

Man­cher wun­dert sich dar­über, daß gera­de dort, wo am wenigs­ten Aus­län­der leben, die Ableh­nung ihnen gegen­über am größ­ten ist. Doch das erklärt sich ganz leicht: Die säch­si­schen Jugend­li­chen kön­nen noch ziem­lich zuver­läs­sig zwi­schen eigen und fremd unter­schei­den, wäh­rend­des­sen es für vie­le West­deut­sche inzwi­schen „nor­mal“ sein dürf­te, in einer bunt durch­misch­ten Gesell­schaft zu leben.

Was viel mehr auf­schre­cken soll­te, ist die Kon­se­quenz­lo­sig­keit die­ser Mei­nung. Die Mehr­heit der jun­gen Sach­sen wür­de nach West­deutsch­land umzie­hen, wenn dort die per­sön­li­chen Zukunfts­chan­cen grö­ßer sind als in der Hei­mat. Umge­kehrt gilt ähn­li­ches: Bis­her kom­men nur weni­ge nach Mit­tel­deutsch­land , weil sie die mul­ti­kul­tu­rel­le Gesell­schaft im Wes­ten satt haben und ihren Kin­dern den Kampf im Klas­sen­zim­mer erspa­ren wollen.

Die Inkon­se­quenz zwi­schen Wahr­neh­mung und Han­deln erklärt sich so: Die Wahr­neh­mung der Über­frem­dung bewegt sich auf der Ebe­ne der Mei­nun­gen. Man wird ja wohl noch sagen dür­fen, daß in Deutsch­land zu vie­le Aus­län­der leben. Aber Kon­se­quen­zen? Noch hat nie­mand eine Bür­ger­wehr gegrün­det. Noch kann sich eben jeder vor jedem an jedem Ort so stark abschot­ten, daß in der einen Woh­nung gegen Aus­län­der gehetzt wird und die Nach­barn gera­de das Ende des Rama­dan feiern.

Das macht die eigent­li­che Trag­wei­te des Zer­falls des deut­schen Vol­kes deut­lich: Mit etwas Opti­mis­mus betrach­tet, mag die Mehr­heit der Deut­schen noch das Rich­ti­ge mei­nen. In vie­len ver­schlos­se­nen Räu­men flie­gen ver­bal die Fet­zen. Aber was bringt das schon, wenn am Ende doch alle nur nach ihrem per­sön­li­chen Vor­teil handeln?

 

Felix Menzel

Felix Menzel ist Chefredakteur des Schülerblogs blauenarzisse.de.

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Kommentare (28)

Hansdampf

22. September 2010 18:09

Klar, Arbeitslosigkeit wird als individuelle Schmach empfunden - Überfremdung ist eher ein gesellschaftliches Phänomen, das nicht direkt auf die ,,Sinnfragen" und materiellen Nöte des Einzelnen sich auswirkt.

Erstaunlich ist es aber immer wieder, dass gerade dort, wo es kaum Ausländer gibt, die Angst am Größten ist - dies könnte man doch tatsächlich im Zusammenhang mit der These sehen, dass in vielen Gebieten des Ostens wohl tatsächlich nur noch die etwas weniger gesegneten verbleiben (ohne das Problem generell kleinreden zu wollen).

Unke

22. September 2010 18:32

Da werden ja einige Dinge angesprochen.
Ich will nur zu zweien meine 5 Cent einwerfen:
1. Die Formulierung "Arbeitslosigkeit schlimmer als Überfremdung" beschreibt ja wahrlich keine Neuigkeit. Es soll ja auf der Suche nach besseren materiellen Lebensbedingungen Menschen sogar nach anderen Ländern verschlagen! 400 Deutsche machen sich so auf den Weg und kehren ihrem Land den Rücken, Tag für Tag.
Dass die Prioritäten zuerst auf dem Job und dann erst auf weitere Annehmlichkeiten liegen finde ich gesund und logisch.

2. Wahrnehmen und Handeln
Interessant und kitzlig. Sarrazin hat ja aufgezeigt, dass es schon 10 nach 12 ist. Wie wäre die Uhr also zurückzudrehen? Verantwortlich für die Ist-Situation ist der polit-mediale Komplex. Und nu?

schafspelz

22. September 2010 20:27

"Die Inkonsequenz zwischen Wahrnehmung und Handeln erklärt sich so....."

Ihre Analyse ist inkonsequent - der Wegzug der Deutschen aus dem Osten dagegen konsequent, denn:

Hauptantriebsfeder der Menschen sind ihre Gedanken. Eine materialistische Deutung kommt deshalb immer zu verqueren Beschreibungen. Hier interpretieren Materialisten Materialisten, denn: Man orientiert sich gen Westen, um mehr Einkommen zu erzielen UND man hasst die Konkurrenz ("Ausländer"), um die Ressourcen unter sich aufteilen zu können. Mit diesem simplen Muster kann man nicht nur das Verhalten der meisten unter uns verstehen, nein, wir können sogar unseren Staat und unsere Außenpolitik verstehen. Sogar Ihr Text kann so eingeordnet werden. Ist es eine Sekte?
Es ist jedenfalls kein schöner Glaube, den ich da überall sehe. Im Westen tritt dann einen wirkliche Vereinigung mit Glaubensanhängern ein. An Ost und West: Bitte mehr Gedanken!

Ignoramus

22. September 2010 21:08

Das ist doch völlig einleuchtend, daß Arbeitslosigkeit und die Sorge um die materielle Existenz das schlimmere Übel sind. Das geht über den "persönlichen Vorteil", wie Menzel etwas verharmlosend formuliert, weit hinaus. Was sollen die Betroffenen denn tun, hungern für ein weniger überfremdetes Deutschland?

Nun aber mal dumm gefragt: wenn die Ablehnung von Einwanderern tatsächlich sinkt, wenn man erstmal akklimatisiert ist, wozu dann sich noch Sorgen, bzw. ein Problem machen, wo das gemeine Volk eh keines hat? Dann ist ja alles paletti, auch auf lange Frist, auch "demokratisch" gesehen.

Nils Wegner

22. September 2010 21:54

@ schafspelz: Ich denke, ich habe Deinen Gedankengang nachvollzogen. Die deutsche Innen-, Außen-, Finanz- usw. -politik verstehe ich trotzdem nicht.

Vielleicht ein ganz klein wenig hoch gestapelt.

Nebelheimer

22. September 2010 21:55

Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral, das gilt auch hier.

Ich finde es nicht so schlimm, dass die Leute erst mal sehen, wo sie bleiben. Immerhin sind sie ja nicht ausgewandert, sondern sie WÜRDEN zum Erwerb nach Westdeutschland gehen. (Aber wieviele tun das dann wirklich?) Ich bin Westdeutscher, es ist hier nicht überall gleich schlimm mit der Überfremdung. Natürlich WÜRDE von der Mehrheit keiner zum Arbeiten nach Duisburg-Marxloh ziehen, die Art von Jobs, die es da geben mag, die gibt es in Sachsen sicher auch zur Genüge.

Und was sind "die persönlichen Zukunftschancen" sonst noch - nach Westdeutschland der Liebe wegen? Kann vorkommen, dass einer in ein anderes Bundesland heiratet, aber sowas bedroht Sachsen und die Sachsen doch wohl nicht in der Substanz?

In Zeiten der preisgünstigen Mobilität ist eine Wohnortverlagerung oft nur auf Zeit, die Menschen MÜSSEN ihrer Heimat nicht für immer verloren gehen. Für die armen Auswanderer des 19. und des frühen 20. Jhdts. reichten die Ersparnisse nur für eine einfache Passage ohne Rückfahrkarte, das gibt einem bei diesem Thema immer noch dieses schicksalsschwer-endgültige Gefühl. Aber das ist doch heute selbst bei Hartz IVern nicht mehr so, die fliegen zum Urlauben nach Malle.

Das gibt einem ja auch die Hoffnung, dass die Ausländer hier irgendwann in ihre Herkunftsländer zurückgehen und dann da bleiben. Aber sie müssen eben auch dazu gedrängt und dazu ermutigt werden. Wenn das noch ein weiter Weg sein mag, erste Schritte sind dazu schon getan, Sarrazins Buch ist einer davon.

Nicht den Kopf verlieren, Jungs, das ist undeutsch.

Merus

22. September 2010 22:04

Es ist hässlich und demütigend, das reicht schon als Legitimation, um von mir aus den Dritten Weltkrieg anzuzetteln. Eitelkeiten! Es geht nichts über Eitelkeiten! Davon, dass wir natürlich Recht haben, ganz zu schweigen.

Martin

22. September 2010 22:32

Zwei Anmerkungen:

1. In Mitteldeutschland können "ausländerfeindliche" Sprüche noch gekloppt werden - man befindet sich damit durchaus im gesellschaftlichen Konsens und man hat dann auch konsequenterweise keine Probleme damit, zu so etwas in einer Meinungsumfrage auf platte Fragen hin zu stehen. Im "Westen" haben die meisten ähnliche Ressentiments, nur wissen sie es nicht, weil sie so sozialisiert sind, das Ausländer, multi-kulti etc. doch irgendwie urban, cool etc sind, ergo wird ein Westler nie so pauschal hierzu Konzessionen oder Eingeständnisse in einer Umfrage machen, man scheut das offensichtlich "rechte", da ja links maintream ist ... bei subtileren Fragen wäre das anders ... wie war das mit den Krypto- Rechten nochmal?

2. Wenn junge Menschen im "Osten" bereit sind, für einen job auch in den "Westen" zu gehen, so geben sie ihrerseits nur das wieder (also mainstream), was ihnen seit 20 Jahren gepredigt wurde und was von älteren Geschwistern, Verwandten etc. zu zig tausenden vorgelebt wurde - man kann aber die Ossi-Jugendlichen beruhigen: Nirgendwo schlägt die Überalterung bei gleichzeitig geschehenem Wegzug von Fachkräften in den nächsten Jahren so hart zu, wie in Mitteldeutschland. Wer sich dort heute einmal mit Unternehmern des produzierenden Gewerbes, Handwerkern etc unterhält, der stellt fest, dass sie bereits jetzt absolute Probleme haben, Fachkräfte zu finden, Auszubildende zu finden und sie alle sind klammheimlich froh, wenn im nächsten Jahr die letzten EU-Schranken für Arbeitnehmer aus Osteuropa fallen. Das ist Fakt - die Ossi-Jugend muss nur ne Ausbildung im technischen Bereich ergreifen und kann sich in allerspätestens 3-5 Jahren die jobs aussuchen ...

schafspelz

22. September 2010 23:24

@Niels Wegner

In der Tat, dem Materialismus mangelt es an Logik - diese Menschen werden sich selber nicht gerecht.

Aber bitte differenzieren: Die natürlichen Triebe sind uns gottgegeben, damit wir die materielle Basis für ein Leben aufbauen. Jeder sucht sein Glück, das ist menschlich. Also ist die pauschale Kritik an den Umzuziehenden Unrecht, weil nicht schöpfungskonform. Der entscheidende Punkt: Wir haben zwei Seiten, wir können Gier kontrollieren. Dafür entscheiden sich leider immer weniger, nur dies verdient Kritik: Deshalb schleimen wir uns an die USA an, damit wir den Oberkapitalisten in Afghanistan dienen dürfen. Und ernennen ihre Feinde zu unseren. Deshalb beurteilen wir die überall vorfindbare McDonald Kultur als akzeptabel. Deshalb lassen wir uns die Zeitungen von den Konzernen schreiben, "unsere" Parteien werden von Neocons beherrscht und die Bevölkerung lässt sich spalten! Wir sind ihre Hampelmänner, die nach ihrer Pfeife tanzen und sie wählen.

Gott sei Dank gibt es Alternativen zu diesem Götzentum.

Rechter Europäer

23. September 2010 03:06

Daran wird sich erst etwas ändern, wenn mehr Deutsche Medien konsumieren die ihnen täglich die Konsequenzen aufzeigen.
Derzeit betrifft es nur jene die sich sehr für Politik interessieren, die leiden auch persönlich darunter welche Leute Deutschland regieren und in welche Richtung es geht, weil sie sich jeden Tag damit beschäftigen. Der Normalbürger verdrängt es, und die Medien sowie der Alltag allgemein machen es im leicht. In jedem SciFi-Film ist die Mehrheit der Schauspieler europäischer Herkunft ("weiss"), weil das Publikum es so will, wären diese Filme und Serien realistisch sähe es anders aus. Wir haben keine Zukunft, weil wir von Verrätern regiert werden die genau das wollen.
Die Normalbürger werden ihre Einstellung erst ändern wenn sie jeden Tag damit konfrontiert werden das wir keine Zukunft haben wenn es so weiter geht, und damit das wir von Abschaum regiert werden der es so haben will. Das wird man nur erreichen indem man dafür sorgt das sie andere Medien konsumieren.

.exe

23. September 2010 09:09

@Martin

Nun, Sarrazin meint, daß es ganz so einfach nicht wird, denn der Zuzug aus Osteuropa wird in kürze aufhören. Dagegen füllen sich die leeren Räume neben den Daheimgebliebenen (das sind i.d.R. alte Menschen und sozial Schwache wie auch sozial Desinteressierte) vor allem mit Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten und z.T. aus Afrika. Sachsens MP fordert da folgerichtig mehr Zuwanderung.
Daß sich die Reduzierung der autochthonen Bevölkerung nicht aufhalten läßt, ist gar nicht so schlimm (und würde einigen Regionen in Deutschland-West sehr zuträglich sein). Schlimm ist vielmehr, daß die Räume nicht vakant bleiben, sondern von archaischen und äußerst fremden Ethnien besiedelt werden, die wir hier nicht haben wollen, weil sie unsere Identität, unsere Kultur und letztlich unsere Existenz zerstören (und unsere Eliten das zulassen und z.g.T. forcieren). Jede Schwäche (z.B. die Berufung auf den Einzel- und Ausnahmefall) von uns ist ein Schritt zur Aufgabe unserer Nation, die nach Salomon zuerst in den Herzen ihrer Träger lebt.

M.

23. September 2010 09:46

Bitte anstatt "Arbeitslosigkeit" den Begriff "Erwerbslosigkeit" verwenden. Arbeit haben die wahrscheinlich alle genug, bloß bekommen sie kein Geld dafür.

Anna

23. September 2010 10:46

Zwei Anmerkungen:

1. Ganz ehrlich, vielleicht bin ich die Einzige hier die wirklich arbeitslos ist und auch einige (!) Arbeitslose kennt.
Wenn die "persönlichen Zukunftschancen" größer sind. Ganz ehrlich: Darüber kann ich nur lachen. Hat man denn ernsthaft Chancen im Osten? Mit MEINER Ausbildung habe ich keine. Genau deswegen sind wir auch beim letzten Umzug nicht in den Osten gezogen. (O-Ton: "Tut mir sehr leid, aber wir können nicht mal unsere EIGENEN Leute übernehmen").

2. Genau deswegen wohnen wir jetzt im Westen. Vorort. Womit ich gleich eine mE leicht falsche Ansicht korrigieren möchte.

Umgekehrt gilt ähnliches: Bisher kommen nur wenige nach Mitteldeutschland , weil sie die multikulturelle Gesellschaft im Westen satt haben und ihren Kindern den Kampf im Klassenzimmer ersparen wollen.

jaja.. Bei uns sind im Kindergarten 6 % MihiGru, die allesamt Akademikereltern haben. In der Grundschule wird bei uns - soweit ich gehört habe - nicht ein einziges ausländisches Kind eingeschult. Wie gesagt - Vorort einer westdeutschen Großstadt.
Es ist doch eben nicht so, daß wenn 60% aller 5-Jährigen in zB Nürnberg MiHiGru haben, daß es dann auf jede Klasse übertragen werden könnte! Sondern: Klassen mit 90% und Klassen mit 20 %. Es handelt sich doch ganz klar (wie in den USA) um Segregation und Ghettobildung. Man kann ja schließlich in Berlin Zehlendorf getrost sein Kind in die staatliche Schule schicken (am Ausl- Anteil liegt es zumindest nicht)!

Heinrich

23. September 2010 15:21

Plötzlicher Schulterschluß und aufwallendes Wir kommen doch zuverlässig im Schlepptau katastrophaler Szenarien. Wer sagt denn, daß uns aus dieser Richtung nichts droht? Stichwort Geldende. Manchem wird dabei die Galle übergehen und er wird nicht allein damit sein. Im Positiven aber wird sich auch örtliche Nothilfe organisieren - und mancher wird dabei wohl erst richtig realisieren, in welcher Stadt/welchem Dorf er eigentlich seit Jahren schon lebt. Sorge müssten wir nur vor der Perspektive haben, daß wirklich alles so bleibt wie es ist. Die Infrawellen des Kommmenden grummeln schon seit geraumer Zeit - man hört sie so schwer, verspürt sie eher. Keine Angst! Sorge schon!

Toni Roidl

23. September 2010 15:49

Hm. Irgendwie ist der Ost-West-Vergleich schief. Ignoramus hat es angesprochen: Welche Wahl haben die Ostler denn ohne ausbildende und einstellende Unternehmen vor Ort? Auch eine erfolgreiche Existenzgründung dürfte ohne Infrastruktur und Kaufkraft schwierig sein (außer Schnapsladen ;-). Das ist der »persönliche Vorteil« aber ziemlich existenziell und kein Luxus.
Ich sehe das wie Anna: Ich wohne auch in einer westlichen Großstadt ohne Grundschulbezirksbindung und habe der Schulleiterin der wohnortnächsten Schule klar gesagt, dass ich nach dem niedrigsten Ausländeranteil entscheide. (Sie sagte: Machen Sie sich keine Sorgen, wir haben nur eine Handvoll Ausländer und darunter keine Moslems.) Und das nicht nur aus persönlichem Vorteil, sondern auch um etwas zu signalisieren.

Rudolf

23. September 2010 15:57

Gäbe es keinen (auch Ausländern gegenüber großzügigen) Sozialstaat, wäre (dauerhafte) Arbeitslosigkeit auch tatsächlich existenzbedrohend.

Johannes

23. September 2010 16:32

Passend dazu: Die Popstars verlassen Deutschland

Unke

24. September 2010 00:04

@Rudolf

Gäbe es keinen Sozialstaat, gäbe es keine Arbeitslosigkeit.
Arbeitslosigkeit ist ein Konstrukt der Bürokraten; gibt es erst seit der Einführung der -na. was wohl:- Arbeitslosenversicherung in der Weimarer Republik.

Keine Ursache. Bitte.

Raskolnikow

24. September 2010 13:47

Auch,

auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: nicht "die Ausländer" sind hier das Problem sondern die Deutschen und nochmals die Deutschen! Die Überfremdung ist selbstgemacht und der Zustand "unserer gesellschaft" ist, besser noch als durch Sarrazin und seine Rezeption, in diesem Video demaskiert:

Völker in solchem Zustand verdienen, von der Weltbühne abzutreten.

Apokalyptische Grüße,

R.

Juergen

25. September 2010 00:10

Herr Menzel,

"Mancher wundert sich darüber, daß gerade dort, wo am wenigsten Ausländer leben, die Ablehnung ihnen gegenüber am größten ist. Doch das erklärt sich ganz leicht: Die sächsischen Jugendlichen können noch ziemlich zuverlässig zwischen eigen und fremd unterscheiden..."

Nein, das erklärt sich nicht ganz leict, Sie machen es sich leicht in Ihrer Erklärung. Es kann nämlich auch so sein: Menschen die sihc in einer schwierigen Position befinden suchen gerne nach Sündenböcken, anhand derer sich ihre Lage erklären lässt. Ausländer bieten sich da an.

Jeder Mensch strebt danach seine persönlichen Lebenslage zu verbessern. Das ist ein Fakt. Auch jeder Einwanderer macht das und jeder Einheimische. Der Versuch den Menschen ein metaphysisches Ziel wie das "Wohl des Volkes" aufzwingen zu wollen ist sowieso zum scheitern verurteilt. Bitte machen Sie nicht den selben Fehler wie die Linke einem Menschen vorschreiben zu wollen, dass "Überfremdung" die größere Bedrohung sei als Arbeitslosigkeit.

Ich erinere mich daran die Sezession deswegen abonniert zu haben weil sie den Menschen als das begreift was er ist und nicht als ein Wesen, dass man formen kann. Kein "Neuer Mensch". Das bleibt richtig. Jammern darüber dass Arbeitslosigkeit als schlimmer empfunden wird als "Überfremdung" ist daher falsch ... und dumm.

Zwischen Eigen und Fremd zu unterscheiden... was heisst das? In Duisburg-Marxloh und ind Stuttgart oder Karlsruhe oder Berlin oder Braunschweig. Versucht ihr hier nicht eine universelle Antwort zu geben (Überfremdung ist das Problem) wo es nur individuelle Antworten geben kann auf ganz speziefische Probleme? Union der sozialistischen Sarazinistenn anstatt EUdSSR. Zenstralistisches "Ausländer Raus" statt zentralistisches "Ausländer rein". Ist das die bessere Lösung?

volksstamm

25. September 2010 11:30

Rein in den Sicherheitsrat? - Raus aus der UNO!

d.n.

25. September 2010 12:24

@ Raskolnikow

Es ist doch sehr anmaßend, die gutmenschliche Horde aus dem Video stellvertretend für „unsere Gesellschaft“ zu setzen. Auch wenn der Zustand der deutschen Gesellschaft in vielerlei Hinsicht besorgniserregend ist, kann man ihr in diesem Punkt keinen Vorwurf machen: Die Verausländerung wird tatsächlich ganz überwiegend als Bedrohung empfunden, auch wenn dies oftmals lediglich hinter vorgehaltener Hand artikuliert wird. Der Mob aus dem Video repräsentiert insoweit nur einen Bruchteil unserer Gesellschaft.

Im übrigen kann ich nicht ganz nachvollziehen, worauf Sie hinaus wollen, wenn Sie sagen, die Überfremdung sei „selbstgemacht“. Selbst wenn dies so wäre: Sollte es auch nur einen von uns davon abhalten, die Ärmel hochzukrempeln und zur Bereinigung dieses Problems zu schreiten?

Pat Bateman

25. September 2010 14:44

@Unke
Was schreiben Sie denn da für einen Quatsch? Noch nie etwas von den Arbeitslosen und Quartiersunruhen während der Kaiserzeit gehört?
Nur als Beispiel, die dreitägigen Straßenkrawalle im Februar 1892 oder die gewaltsamen Straßendemonstrationen nach den sozialdemokratischen Arbeitslosenversammlungen im Jan. 1908 und 1909.

Th.R.

25. September 2010 17:52

Herr Raskolnikow,

ich stimme Ihnen zu, insbesondere auch Ihren Ausführungen zum Islam, die Sie hier kürzlich in einer anderen Debatte geäußert haben.

Wir brauchen keine neue rechte Partei und kein rechtes Parteiprogramm. Alles das wird uns nicht retten, weil dieser Ansatz nicht an den Ursachen unserer Misere anknüpft.

Was uns Deutschen fehlt ist ein intaktes, auf Selbsterhalt ausgerichtetes Sittengesetz, das gelebt, kultisch geehrt und tief verwurzelte Verbindlichkeit im Volk hat. Es fehlt uns schlicht soetwas wie die germanische Variante des Islam. Ein Sittengesetz, das zu vorderst die Ideen des Männertums, Muttertums, der Gemeinschaft, Standhaftigkeit und individuelle Selbsthingabe an die Idee - notfalls auch durch Kampf - als Höchstwerte verbindlich setzt.

Nach meinem Verständnis ist Islam theologisierter arabischer Nationalismus. Und als Idee besteht der Islam, wie jede andere Idee auch, aus den beiden Komponenten "Dogmen" und "Form". - Und hiervon sollten wir lernen. Weniger von den Dogmen, von denen jeder Rechte eine ohnehin mehr oder weniger konkrete Vorstellung hat, sondern vielmehr von der Form, mit der die Dogmen zur Wirklichkeitsmacht gebracht und (dauerhaft) aufrecht erhalten werden.

Gruß,

Th.R.

Gardeleutnant

25. September 2010 19:17

Danke Raskolnikow für den Verweis.
Auf einer anderen Aufnahme des Ereignisses entlarvt ein pöbelnder Linker die wahren Motive für seinen Protest (bei 0:30 min):

"Wofür mache ich denn Sozialarbeit?"

.
Sehr amüsant zu sehen, wie die pure Angst vor dem Zusammenbruch einer jahrzehntelang gepflegten und zum Beruf gemachten Lebenslüge die Leute zum Hyperventilieren bringt!

blixa

26. September 2010 00:17

Zwecks Vermeidung einer stärkeren Überfremdung schon in jungen Jahren Arbeitslosigkeit und damit zur Not auch den i.Zw. irreversiblen Verlust von Lebenschancen in Kauf zu nehmen (so verstehe ich die Stoßrichtung des Artikels),dürfte doch etwas viel verlangt sein. I.Ü. ändern sich dadurch, dass junge Mitteldeutsche in den Westen ziehen, die Bevölkerungsrelationen gesamtdeutsch gesehen ja gar nicht - fatal wird es nur , wenn, wie leider zehntausendfach geschehen, die jungen Ostdeutschen ins Ausland abwandern.

Allerdings liefert der jahrzehntelange billigend in Kauf genommene, wenn nicht gar aktiv betriebene (bis vor wenigen Jahren zumindest zahlte das durchgeknallte Arbeitsamt jungen Mitteldeutschen Sprachkurse, damit diese leichter nach Skandinavien auswandern können) Wegzug der jungen Menschen den Vorwand jetzt wg eines anscheinend über Nacht eingetretenen Fachkräftemangels nach Massenzuwanderung von Ausländern zu rufen. Besonders unrühmlich tut sich in diesem Zusammenhang übrigens die sächsische CDU hervor. Wie dumm muss man eigentlich sein, in Kenntnis der Verhältnisse in Westdeutschland die katastrophale Zuwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte nachahmen zu wollen und den evidenten Standortvorteil einer homogenen Bevölkerung (warum wohl schneiden - trotz jahrzehntelanger Abwanderung tendenziell intelligenter und gut ausgebilderter Menschen / Eltern - die ostdeutschen Länder im Pisa-Vergleich so gut ab ?) preiszugeben?

In der Tat besteht die Gefahr, dass so der letzte Landesteil, in dem noch deutsche Kultur und Überliegerung das Alltagsleben prägt, verloren geht. Die Gefahr lässt sich allerdings, wie oben schon gesagt, kaum dadurch bannen, jungen Menschen den Verzicht auf Lebenschancen nahezulegen.

ichsagnichtja

29. September 2010 16:25

Ca. 1000 Menschen sind zu DDR-Zeiten beim Flüchten über die Mauer erschossen wurden. Es waren meist junge Männer. Es waren keine Dissidenten. Es ging ihnen um ein schöneres Leben, Autos, Reisen. Auch die Ausreisewilligen waren keine Dissidenten. Es waren oft gut situierte Bürger mit Eigenheim - die noch mehr wollten, mehr an Wohlstand. Mütter und Väter sind ohne ihre Kinder auf geheimen Wegen in den Westen - ohne ihre Kinder - Wohlstand und Reisen und eine Freiheit, was auch immer darunter sie verstanden, waren wichtiger.
"Wir sind das Volk" kam von denjenigen, die über den Tellerrand schauten.
Ich will gewiß nicht die DDR gutreden.
Auch heute gehen Menschen wegen etwas mehr Wohlstand weg. Wenn in Afrika ein Schlaraffenland entdeckt würde, auch dahin würden sie gehen.
Der Mensch ist nun mal so. Leider.

E. G.

8. Oktober 2010 18:01

Zenstralistisches „Ausländer Raus“ statt zentralistisches „Ausländer rein“. Ist das die bessere Lösung?

Ja, es ist. Ob ein zentralistisch organisierter, mit einem knackigen Nationalismus zum Schutz und zum Nutzen der einheimischen Menschen und ihrer angestammten Art (wie ich das bös klingende "Ausländer raus!", womit doch allzusehr nur ein bestimmter negativer politikpraktischer Einzelgesichtspunkt schlagwörtlich in den Vordergrund geschoben ist, einmal in gefälligere Worte kleiden will) ausgerüsteter deutscher Staat nun für jeden feinfühligen konservativen Denker das Gelbe vom Ei wäre, ist die eine Frage - gegenüber der real existierenden Bundesrepublik unserer Tage, die sich den Umbau des deutschen Volkes zur "bunten" ("hihi", lustich - du kannst mich kreuzweise, Wulff!) Allerleibevölkerung auf die Fahnen geschrieben hat, wäre er allerdings ein wahres Wunderland, in dem sich ruhiger schlafen ließe. Ein solcher Staat wäre wohl mit vielen Fehlern und Unzulänglichkeiten behaftet, und die Feinfühligen fänden noch genug Gründe, mahnend den Finger zu heben, aber wenn wenigstens die grobe Richtung stimmte, wohin sich alles bewegt, wäre das fraglos besser. So, wie es jetzt ist, rasen wir ja wirklich mit Pauken und Trompeten in den Untergang des Abendlandes hinein. (Tja, Spengler, es ist eben doch wie der Untergang eines Ozeandampfers.)

Verlangt man vom Menschen schon mehr, als man kann, tut man ihm schon zuviel der "Formung" an, wenn man das Leben und das Weiterleben der eigenen engeren Gemeinschaft, der er angehört, seines Volkes, seines Landes, seiner Nation, right or wrong, als Leitbild am Himmel über ihm erstrahlen läßt, damit er ab und zu wenigstens das Näschen hebt und den Blick auf mehr wendet als das, was ein paar Schritte unmittelbar vor seinen Füßen ist? Man sollte von der "Formung" nichts Unmögliches erwarten, man sollte sie aber auch nicht unterschätzen. Gewiß, Mensch frißt, Mensch säuft, Mensch liebt, Mensch lacht, Mensch sucht das eigene Wohlergehen, Mensch treibt Geschlechtsverkehr, Mensch popelt in der Nase. So tun wir, so taten schon die alten Teutschen, so tun auch die Neger. So ist der Mensch.

Jetzt aber das große Aber. Wenn wir nämlich unseren Blick über die Völker und durch die Zeiten schweifen lassen, dann sehen wir doch eine ganze Vielfalt an sittlich-geistigen Zuständen, an "Mentalitäten", die Völker, "Gesellschaften" als Ganzes geschichtlich-konkret hatten. Die alten Teutschen popelten wohl in der Nase, aber sie besaßen Werte wie Ruhm, Stolz, Ehre der Gemeinschaft als Orientierungsrahmen und nicht nur als das, sondern als verpflichtendes Gesetz; wogegen dem in Ruhm, Stolz, Ehre kastrierten Deutschen von heute die Multikultischwuchtelkultur vor die Nase gesetzt wird und er sehen kann, was er damit anfängt. Um einen wehmütigen Seufzer zu tun, müssen wir aber gar nicht zu den alten Teutschen gehen oder zu den Negern - trotz der Probleme, die in der auf alt getrimmten wilhelminischen Moderne und dem Nierentischidyll der Adenauerzeit schon keimten, waren die Deutschen ja selbst vor hundert und vor fünfzig Jahren, als sie die letzten Sonnenstrahlen dieser Zeiten genossen, noch in etwas anderer Verfassung als heute, geistig, sittlich, moralisch.

Vor allem aber: Wenn wir unseren Blick nun so schweifen lassen - zu Adenauer, zu Wilhelm, zu den alten Teutschen, zu den Negern -, offenbart sich uns, wie hübsch pervers die heutige BRD doch eigentlich dasteht in den Weltläuften (und nolens volens wir alle mit ihr). Denn wenn es etwas gibt, was menschliche Gemeinschaftsbildungen durch die Bank als Gemeinsamkeit aufweisen, was transhistorisch und transkulturell ein verbindendes Element darstellt, ja was selbst eine kulturanthropologische und historisch-anthropologische Konstante zu sein scheint, dann doch das, daß man - sei es nun stärker oder schwächer ausgebildet gewesen und habe man faktisch und effektiv immer danach gehandelt oder nicht - die eigene Gemeinschaft, das eigene Volk schätzte und achtete und daß es keine Frage war, ob es fortbestehen, ob es weiter sein sollte. Dies bedurfte auch keiner "Begründung". Mit dem hingegen, was man deftig "Nationalmasochismus" heißt, oder auch nur mit der weitverbreiteten Gleichgültigkeit gegenüber den existentiellen Fragen von Volk und Nation steht unser liebes Deutschland schon recht einzigartig da (auch wenn inzwischen auch andere im europäischen Haus, anscheinend von den Lustschreien der sich selbst peitschenden Deutschen geil gemacht, Geschmack am Masospielchen gefunden haben).

Das Wort vom "Wohl des Volkes" verdient keine Häme. Neben Eigeninstinkten, dem Handeln auf den individuellen Nutzen hin, sind dem Menschen auch soziale Instinkte gegeben, ist das Handeln zum Nutzen der Gruppe in ihm angelegt. Tunlichst wird den Eigeninteressen innerhalb des kulturell - durch Sitte und Gesetz - vorgegebenen Rahmens nur so weit Freiheit zugestanden, sich zu entfalten, als sie das Gesamtinteresse nicht beschädigen oder diesem sogar fruchtbar werden. In der funktionierenden Gruppe ist beides ohnehin zusammengeschaltet, denn beim Streben des einzelnen geht es immer um Ansehen, Stellung, Macht und Zugang zu Gütern - davon erhalten dort aber die am meisten, die auch am meisten für die Gruppe leisten, die in herausgehobener Position Dienst fürs Ganze tun. Und um meinem "biologistischen" Affen gleich noch mehr Zucker zu geben: Mensch ist nicht gleich Mensch. Völker zeigen in ihren Anlagen Häufigkeits- und Ausprägungsunterschiede, aber innerhalb eines Volkes bestehen diese auch. Die egoistische und die altruistische Seite sind bei den einzelnen verschieden ausgeprägt, und in der funktionierenden Gruppe, bei einer reibungslos schnurrenden Kulturmaschinerie werden tunlichst die nach oben befördert, die neben anderem über die erwünschte "Idealismusbegabung" verfügen, während die, denen es daran mangelt, ihr Köpfchen mal schön unten behalten sollen und ordentlich in die Zucht genommen werden.

Eine Hand wäscht die andere. Was der einzelne ist, was er getan, was er geschaffen hat, kann ja, wenn seine Knochen längst vermodern, als "Erbe" nur in der Gemeinschaft irgendwie weiterbestehen und für die Zukunft erhalten bleiben (es leuchtet bei bei der heutigen Nach-mir-die Sintflut-Mentalität aber auch nicht mehr unbedingt jedermann ein, daß das erstrebenswert ist), und schließlich ist auch eine für den einzelnen so hocherfreuliche Sache wie der Geschlechtstrieb genau dafür da, daß der einzelne sich in Gestalt seiner Nachkommen wiedererschafft, damit aber, daß die überindividuelle Gemeinschaft sich selbst immer aufs neue fortzeugt und erhält. (Über den volksbiologischen Sinn des Nasepopelns will ich mich einmal nicht näher auslassen.)

Um mit einem Salto wieder beim Ausgangsgegenstand zu landen: Wenn das Eigeninteresse mit dem Gruppeninteresse zusammenfällt und die Angst vor Arbeitslosigkeit Hand in Hand mit Xenophobie (als sogenannte Fremdenfeindlichkeit verfemt, handelt es sich dabei in Wahrheit um die allernormalsten Unlust- und Abwehrgefühle gegen Heimatverlust und Überfremdung) daherkommt, ist das als solches weder illegitim, noch müssen da überhaupt notwendig Zusammenhänge falsch gesehen werden - vor allem "unten" hat der deutsche Arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit Bedrohte ja tatsächlich mit Fremdeinwanderern als Konkurrenten zu tun; und aller "Nutzen", den das deutsche Volk in den letzten fünfzig Jahren aus der Öffnung der Schleusen für Massen von billigen Fremdarbeitern angeblich gezogen hat, hat sich als Strohfeuer erwiesen, als kurzfristiger Profit, den einige professionelle Geldmacher eingestrichen haben, derweil die Gemeinschaft als Ganzes unterm Strich massiv draufgezahlt hat (von den "immateriellen" Verlusten sowie dem i-Tüpfelchen, den das Ganze, wie es aussieht, noch erhalten wird, nämlich dem Zerfließen des deutschen Volkes in einem polychromen Mukubrei, ganz abgesehen).

Kurz gesagt, der Egoismus des einzelnen fehlt nie (da müßte ein "Volksgenosse" schon das Atmen einstellen), aber in der gesunden und funktionierenden Gruppe tritt er sinnvoll gepaart mit gruppenbezogenem Altruismus und Kollektivismus (bei dem Wort muß man nicht gleich den kommunistischen Robotermenschen marschieren sehen) auf, und diese sind selbst ein natürlich Ding, sind natürliche Verhaltensweisen. So sag's nicht nur ich, so sagten's auch Lorenz, Eibl-Eibesfeldt und andere gescheite Leute. Angelsächsisch und flach ist dagegen die Lehre vom Wohltun des schrankenlosen Egoismus und des gesellschaftlichen Spiels "Jeder für sich, jeder gegen jeden". Und wie's so ist, die Angelsachsen haben es gepredigt, aber im Ernstfall nicht praktiziert, denn gerade sie haben sich noch immer "instinktsicher" (in einer freilich durch Tradition und Form eingeprägten und gefestigten Verhaltensweise) geschlossen formiert wie ein Block, wenn sie sich in ihrem Spiel gestört fühlten, wenn sie jemandes anderen Spiel zu stören Lust verspürten oder wenn ein Fremdling in ihre Mitte stolperte, den sie nicht riechen konnten. Früher - heute wirken die Hauptnutznießer der imperialistischen Weltaufteilung und die Sieger zweier Weltkriege auch etwas zerrupfter als ehedem.

In der Polarität und Spannung von Eigenstreben und Gruppennutzen, von individueller Selbsterhaltung und volklicher Bestandserhaltung, ist in unserer Zeit eines extremen Liberalismus die Seite des Eigenstrebens leider zu riesenhaften Ausmaßen angeschwollen, die Seite des Gruppennutzens dagegen zu einer Nullgröße zusammengeschrumpelt - wenn nicht sogar zu einer Minusgröße, wenn nämlich gleich die Abschaffung des deutschen Volkes in seiner überlieferten Gestalt als Staatsziel aufgestellt wird und die Superwaffe "Immigration und Integration" mit ihrer doppelten Durchschlagskraft die Mauern der Festung zum Einsturz bringen soll. Selbsterhaltung, die Basisfunktion einer jeden Kultur (die darüber hinaus sicherlich noch mehr ist, aber das ist eben ihre Basisfunktion), ist hier so gut wie ausgeschaltet, dagegen ist der nach Eigennutzen auch zum Schaden des Volkes suchende innere Schweinehund von der Kette gelassen.

Um sich eine Gesellschaft zu denken, in der das besser klappt als in der Bundesrepublik des Jahres 2010, ist wirklich nicht viel Phantasie nötig. Das wäre keine "Utopie" eines "neuen Menschen", sondern eher das Wiederfinden jenes gesunden Maßes an Kollektivdenken, das noch jede menschliche Gruppe auf diesem Planeten nötig hatte, die lebensfähig sein und bleiben wollte. So etwas wie höhere Ideale und Werte kannte doch noch jede Kulturzeit. Der innere Schweinehund war da nicht tot - nein, der ist ein Unsterblicher -, aber er durfte nicht ganz so frei herumlaufen und laut und hemmungslos grunzen. Tut er's aber und sind Eigennutz und Genußsucht keine Schranken gewiesen, ist es immer ein Zeichen von Dekadenz (hinter deren oberflächlicher Lebendigkeit schon die kalte Hand des Todes lauert). Es weisen übrigens ja auch die Sozialphilosophen des liberalen Gemeinwesens gelegentlich darauf hin, daß der Staat, wie sie ihn sich denken, "von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht garantieren kann", das heißt aber, daß auch die liberalistische Gesellschaft letztlich von der überindividuellen Tat und dem überindividuellen Opfer zehrt und darauf baut. - Tja, wirkt sich heute nur nicht unbedingt zugunsten der den Staat (noch) tragenden volklichen Lebensgemeinschaft aus, wenn man in ihn und für ihn Energien einspeist.

Als "Mission" der "Sezession" habe ich immer genau das verstanden, daß der Mensch mit Errungenschaften wie Staat und Kultur seine Natur nun vielleicht nicht unbedingt überwindet, aber sich fest auf ihr stehend doch positiv erhöht und in Anspannung und Zucht hält. Der innere Schweinehund ist sowieso immer da, da muß man nicht noch unbedingt unnötig an ihn appellieren, ihn füttern und groß machen; es gilt vielmehr, ihn an die Leine zu nehmen, ihn klein zu halten, ihm ab und zu vielleicht sogar eine herunterzuhauen, wenn er irgendwo einmal plötzlich losgrunzt, wo es nun wirklich gar nicht sein sollte. Zucht, Kultur, Gesetz - das war immer ein edles, ein höheres Sollen. Vielleicht juckt's manchen ja, es bisweilen zu tun, und einen anderen sogar ständig - aber der Mensch soll eben nicht seinen Eigennutz schrankenlos ausleben, er soll nicht wider sein Volk handeln, er soll nicht in der Nase popeln.

Der Eigennutz wird schon immer seinen Spielraum erhalten, und er wird ohnehin immer ungebeten zum Spiel drängen. Ich glaube, in einem Staat, in dem die Selbstbehauptung von Volk und Nation deutlich größer geschrieben würde als hier und heute, würde immer noch genügend Zoff herrschen - wie in einer guten Familie, wo alljährlich an Weihnachten, wenn die ganze Bande sich trifft, auch ordentlich die Fetzen fliegen, wo man aber dann doch lächelnd gemeinsam vorm Baum stehend Lieder singt und wo man ohnehin immer zusammensteht, wenn's wirklich ums Eingemachte geht. Wäre ja sonst auch langweilig. Wenn man einander mit Dreck bewirft, ist es aber wenigstens der eigene, es fällt niemandem ein, auch noch fremde Leute ins Haus zu holen, die schubkarrenweise ihren eigenen Dreck mitbringen, der einem dann links und rechts um die Ohren fliegt, daß man nur noch so schaut. Wer ist so irre und tut das bei sich zu Haus? Doch warum tun es ganze Nationen?

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