Mit den Kindern schlenderte ich u.a. über einen Flohmarkt. Meint der Sohn: „Gell, außer uns sind hier fast nur Engländer“, gemeint waren „Ausländer“, was für ihn unverbesserlich synonym ist.
Ja, diese Kindersachenbörse mit nahezu reindeutschen Beschickern war, bezogen auf´s Publikum, eine Art kleiner Muslimmarkt. Ein weiteres Mal fiel mir die Richtigkeit dieser Gleichung auf: je verschleierter, desto unfreundlicher. Genau erklären kann ich´s nicht. Das ist mit Sicherheit kein wechselseitiges Spiel. Von mir jedenfalls – in Schleierfragen eher eine Freundin der Gegenaufklärung – gehen weder böse Blicke noch Rempeleien aus. Je westlicher das Gegenüber gekleidet ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daß die höfliche Ansprache ebenso erwidert wird, und umgekehrt: Je mehr Stoff, desto unverschämter das Gedrängel, Sachen werden einem aus der Hand gerissen, Kinder (die nicht zur Sippe gehören) über den Haufen gerannt, die Ansprechbarkeit jedweder Art geht gegen Null. Dieses neue “Selbstbewußtsein” der Kopftuch-Klientel beobachte ich seit einigen Jahren. Zu meinen Grundschulzeiten – “moderne” Türken waren mir da noch nicht bekannt – traten solche Sippen wesentlich bescheidener auf.
Nun hat ähnliches zu Assimilationsfragen auch Alice Schwarzer festgestellt. In einer (namentlich nicht gekennzeichneten) Suada hat gestern ein Autor der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung eine entsprechende Beobachtung der Feministin hübsch aufgespießt:
Die beste Alice aller Zeiten heißt Schwarzer und schreibt in der B.Z.: „Wenn ich durch konservative türkische Viertel gehe, trifft mich schon mal ein dunkler Blick, aber auch neugierige Blicke. Doch in modernen türkischen Vierteln winken die Männer mir von der anderen Straßenseite zu und machen das Vicory-Zeichen.“ Das hat uns hier dermaßen gerührt, daß wir direkt mal nachfragen müssen, ob die türkischen Männer dabei auch freundlich lachen. Und dieses Victory-Zeichen, Frau Schwarzer, ist das zufällig so eine Faust, aus der, schlank wie ein Minarett, ein Mittelfinger ragt? Passt wunderbar in jedes Stadtbild!“
Von fröhlich winkenden Offenbacher Türken aus Offenbach kann ich für meinen Teil nichts berichten, dafür eine Anekdote zum Thema „Kinder und Politische Korrektheit“ von meiner Rückfahrt im Zug gestern. Eine kurze Etappe lang teilte ich das Kinderabteil mit einer (weißen) Mutter mit einer schwarzen Tochter und einem Vater mit seinem langhaarigen Sohn. Meine kleine Tochter mutmaßte in Abteillautstärke, das Mädchen sei „doch nur angemalt, es hat ja ganz helle Hände, und die Lippen sind innendrin auch rosa“. Das Mädchen wiederum sprach von dem mitreisenden Knaben trotz mehrfacher Verbesserung beharrlich von „dem Mädchen da“. Und der Junge fragte seinen Vater: „Wieso heißt das Kind Brunhilde, das ist doch gar kein richtiger Name?“ Eine putzige Farbkonstellation – alle Elternteile hatten rote Köpfe.